Jahrhundertkalt
[align=right]23. März 2013[/align]
I
Die Kälte hält
mit hartem Griff das Land umklammert
herrische Macht
die jede Pore fordert, jeden Puls
befällt
jedes Gesicht verschließt
So nährt sie die erfrorne Frucht
bezwingt sogar die Angst
denn es gilt, Kraft zu sparen –
andres ist nicht
zu wagen – lässt in kleinsten Dosen
(unsägliche Pein)
die Sehnsucht zu.
Doch Feindlichkeit ist es
die am tiefsten erschöpft
Wie Hohn der blendend helle Schnee:
Nach all den dunklen Tagen
wagt er es!
II
Und ich (das Kind in mir)
kann nicht bestehn
zu arg klirrt mir der Frost ans Herz
Einlass begehrend
Und es weiß: „Für immer
ist es so! Nie werd ich mich befrein!
„Geh fort!“, ruft stumm das Kind in mir,
Denn wie
soll ich mich wehren?
Müdes Spielzeug nur
jener Gnadenlosen
„Ach, Schneekönigin…!“
III
Ich will mich mit den Augen trösten
an Sonne, Licht, Berührung
denken,– bald, – ja! bald! –
die andere, die warme Schönheit finden
Glaub' ich's? Hoffe ich? Wo doch
Liebe allein es richten könnt
entkommt sie
23. März 2013
Ich habe dieses Gedicht jetzt schon so oft gelesen. Was mich hier fasziniert, ist, wie unterschiedlich betont ich die Zeilen lese, bzw. lesen muss. Durch die kursiven Stellen, die Klammern, die Ausrufungszeichen wird der Inhalt sehr lebendig, ganz von allein liest man flüsternd oder lauter, gedehnt oder schnell.
Strophe III ist für mich eine Perle für sich.
Strophe III ist für mich eine Perle für sich.
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