Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.06.2013, 11:57

dass ich stahlseile verbauen soll -
zu einem nackten gefüge
das tragfähig bliebe
wenn eingewobene zweige
sich mürbe abwerfen

mit nestwörtern auspolstern
könne man es doch immer

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.06.2013, 14:48

Die Ohren im milden
Wind geschaukelt

zwischen Nanohertz und dem
trügerischen Wolkenhimmel

flog mir zu und
blieb treu im
sekundenschlaf

was kann uns
schon passieren
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 05.06.2013, 22:11

im milden wind
schaukeln die frühlingsnester
durch mein gemütfeld

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.06.2013, 23:32


was kann mir
schon passieren wenn
der wind mich aus
dem nest schüttelt
spitze ich die ohren
um zu hören
was er mir
sagen möchte

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nera
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Beitragvon nera » 16.06.2013, 23:07

"sag mir was liebes"
singst du in den wind
"sag mir nestwörter
sing mir nanoherzlieder
gegen den wind
sollen sie die nester schaukeln
oder auch die schwertlilien"
(die hatte ich schon ausgewählt zur waffe)

"ich habe das t nicht vergessen"
summst du der hummel hinterher

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.06.2013, 16:00


sei mir wegweiser
und sende mir
deinen sanften atem
als geleit im sonnennest
entziehe dich mir
wenn das nest
zum herd sich brennt

Gerda

Beitragvon Gerda » 18.06.2013, 00:17

im morgengraun

die gestrigen fragen
erwachen ungelöst
bekommen den
schimmer des morgenrots
feuerfarben und
brennen dir auf der zunge
lösungsendlich

ecb

Beitragvon ecb » 22.06.2013, 21:41

am morgen bin ich vielleicht dennoch nicht ganz und gar fremd
in jener hülse, die sich das leben nennt
und aus meiner hülse heraus sich nicht erfüllen lassen will
die sich selbst beinahe schon abgelegt hat –
was ist es, das dabei ist, sich ihr zu entwinden?
etwas, das frei ist, ins all zu entschwinden?
oder noch eine hülse, welchen namens auch sei´s –
ich seh aus gewohnheit schwarz, aber wer weiß

Gerda

Beitragvon Gerda » 23.06.2013, 08:41

wer weiß

rot laubt mir der schmerz hinter
den augen um einen weißen vogel
gelitten am leben bleiben bruchstücke
schwarz manchmal liebe
und fragen wer weiß

das bergmassiv erklimmen
vielleicht wale am polarkreis sehen
werde ich mich trauen

©GJ2007/2013

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nera
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Beitragvon nera » 01.07.2013, 23:30

ich träume steine

meine augen sind so gefrässig
verschlingen fremde landschaften
fahle abendhimmel oder gewürzte städte
gestern verschluckten sie sich an einer gelben spinne
winzig widerspenstig oder
vor wochen eine muschel
sie süffeln grün wie einsame alte damen ihren klosterfrau-
melissengeist
und das wippen der röcke junger mädchen
in sommerlaune

sie werden nie satt
trinken weiße nächte
zur verdauung
träumen steine

Gerda

Beitragvon Gerda » 02.07.2013, 00:39

findlinge gehen aus

felsen sind bruchstücke

steine werden gebraucht

steine verbauen
träume sind bunt
nicht schwarzweiß

steine behauen
alles läuft rund
kunterbunt

ecb

Beitragvon ecb » 02.07.2013, 19:28

findling faun
verborgen
gehalten
im dichten laub
im grünen licht
sehe ich
endlich
(oder endlich)
den sommer wie er
mir gestohlen blieb

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.07.2013, 14:19

sommerausfall

hinter den wolken
wäre eine andere welt

warum nur aus anderen
schmerzen

gedankenlos
Ein Klang zum Sprachspiel.

Max

Beitragvon Max » 06.07.2013, 10:02

Gedankenlos

Einmal traf ich Gott
an einer Straßenkreuzung
Gleich hinter der Bäckerei
wo er immer Schrippen kauft

Ich habe ihn schon manchmal
in der Gegend getroffen
Doch das ist lange her

Diesmal sprach ich ihn an

Schön dich zu sehen
sagte ich
Manchmal dachte schon
es gibt dich gar nicht mehr

Er blickte erschrocken
Als hätte ich ihn ertappt
Dann rannte er los

Hätte ich ihn nicht am Ärmel gepackt
Er wäre in ein Auto gelaufen


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