Filme gibt es wie Sand im Meer, doch es kommt selten vor, dass mir ein Film gut gefällt...
"Les Sentiments" - Warnung
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Französischer Spielfilm (2003 )
am 11.12.13 um 20.15 Uhr erstmals in deutscher Sprache ausgestrahlt in
ArteDer Film ist eine Augenweide. Es ist ein ganz toller Film, er ist sinnlich, er ist erotisch, bei ihm stimmt jede Nuance, er ist einfach nur großartig.
Der Film wird getragen von vier Schauspielern, zwei Paaren, es ist ein wirklich wunderbares Quartett, die Geschichte selbst wird minimalistisch erzählt, jedoch in wahnsinnig guten Bildern. Jede Gefühlsregung der Protagonisten wirkt so echt, dass ich beim Sehen fast neidisch geworden bin auf diese Leute.
Der Film ist schnell erzählt. Irgendwo in der französischen Provinz sucht ein älterer Arzt nach einen jungen Nachfolger. Der findet sich und zieht mit seiner frischgebackenen Ehefrau in das Nebenhaus ein. Diese junge Frau, Edit(h), wirkt auf den ersten Blick ein wenig (untertrieben, ziemlich) naiv, wie anfangs auch die Handlung, aber das täuscht, sie liebt total und ist sensibel, und sie weiss, was sie will, sie ist ein feiner, lebensfroher Mensch, und wer könnte sich schon so einer Ausstrahlung entziehen. Das "fatale" ist, sie beginnt zwei Männer gleichzeitig zu lieben, und gleichzeitig liebt sie glaub auch ihre Nachbarin, die nichts davon weiss, denn sie mag einfach jeden Menschen. Aber auch die Nachbarin, Carole, ist ein wunderbarer Mensch.
Es entwickelt sich eine Amour Fou, der ältere Mann verliebt sich immer mehr in diese junge Frau, und die zergeht wie Schokolade auf seiner Zunge. Jeder Kuss, jeder Blick zwischen den beiden ist ein Ereignis. Ich kann eigentlich jeden Protagonisten in diesem Film verstehen. Selbst die beiden Kinder von Jaques und Carole bereichern diesen Film; die beiden führen in einer lauen Sommernacht vor den vier Großen ein kurzes Theaterstück auf, dass es in sich hat, am Ende ihrer Vorstellung skandieren sie (nicht umsonst) mehrmals den Refrain: "Jeder Spießer ist ein echtes Schwein; wird er erst mal älter, kann er nur bescheuert sein."
Den ganzen Film umgibt eine originelle Rahmenhandlung, die manchem auch auf den Geist gehen könnte, ein gemischter Chor parodiert im klassischen Gesangsstil (mehrstimmig) ironisch die "Gefühlsverwirrungen" unter den Menschen. Es ist allerdings so fein abgestimmt, dieses Wechselspiel zwischen der Handlung des Films und dem Gesang und der Mimik der Chormitglieder (dass, was sie singen, untertitelt zeitweise auch die Handlung), dass es Freude macht.
Das wunderbarste an dem Film ist jedoch die fein-nuancierte Mimik und Gestik dieser Edit(h), gespielt von
Nathalie Baye, die meiner Meinung nach dafür einen Oscar verdient hätte, in ihren Gesten wirkt nichts künstlich, nichts gestellt, sie lebt in diesem Film eine Intensität aus, die allein schon durchs Zuschauen schwindelig macht. Ihre Augen sprechen Bände, dagegen wirkt selbst
Scarlett Johansson mit ihrem sinnlichen Mund statisch wie eine Schaufensterpuppe.
Noémie Lvovsky hat diesen Film gedreht. Seine französische Note lässt sich nicht verleugnen.
Anmerkung: Wer sich von den Film ein eigenes Bild machen will, hat noch bis zum 18.12.13 die Möglichkeit dazu, er ist bis dahin in der Arte Mediathek freigeschaltet und somit frei empfangbar über Netz-TV oder wahlweise Internet unter folgendem Link:
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http://www.arte.tv/guide/de/049463-000/ ... rwirrungen