Centrum mundi

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Klimperer

Beitragvon Klimperer » 27.09.2013, 09:53

Alle benehmen sich so
als ob sie das Zentrum der Welt wären,
alle Menschen die ich kenne,
sie tun so, als ob sie nicht wüssten,
dass Ich das Zentrum der Welt bin,
das Zentrum des Universums.

Eine Ausnahme
könnte Frau G. sein,
diese alte Dame
die ehrenamtlich
für alte Menschen lebt
und gläubig ist.
Ich könnte mir denken,
dass sie,
wenn sie abends alleine
in ihrem Bett liegt
sich fragt,
was das Besondere an mir ist,
welches Geheimnis
mich umgibt,
ein Gefühl,
dass sonst nur der Herr
bei ihr auslöst.
Ja, es könnte sein,
dass sie mich für das Zentrum der Welt hält.
Zuletzt geändert von Klimperer am 30.10.2013, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.10.2013, 19:53

Hola Carlos,

hier nimmst du die Hybris aber gewaltig in die Mangel und führst sie ad absurdum. ,-)
Oye, te veo riendo, quando lo escribiste *g*

Saluditos
Gabriella

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Zefira
Beiträge: 5728
Registriert: 24.08.2006

Beitragvon Zefira » 29.10.2013, 23:14

Alle denken nur an sich, nur ich denke an mich. :mrgreen:

Ein schönes Gedicht. Nur die letzten zwei Zeilen wollen mir nicht behagen. "Nicht direkt" nimmt die Aussage des davor stehenden Satzes auf "Es könnte sein, dass sich mich für das Zentrum der Welt hält". Aber das darauf folgende "eher die Bereitschaft dazu" hat keine grammatische Verbindung zum Satz davor.
Als Alternative könnte ich mir vorstellen "Nicht direkt - aber sie wäre dazu bereit" oder "aber bereit dazu wäre sie". Ich könnte mir aber auch vorstellen, die beiden letzten Zeilen einfach zu streichen.

Grüße von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 30.10.2013, 10:02

Hola Gabriella,

ich habe nach dem wort "Hybris" nachgeschlagen und was dazu gelernt, ich danke dir.

Auch dir danke ich, Zefira, für deinen Vorschlag: Ich werde die beiden letzten Zeilen streichen.

Das Gedichtchen schrieb ich nach der Lektüre von "Das hier ist Wasser", von David Foster Wallace. Ein Buch zu empfehlen für Leute, die nicht gerne Wälzer lesen: Es hat nur knapp 24 Seiten.

Der Herbst hat Mitleid mit uns, er will uns Kraft für den kommenden Winter geben.

I wish you both a nice day,


Carlos

Dohle

Beitragvon Dohle » 30.10.2013, 21:51

Herr(l)Ich!

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 31.10.2013, 09:53

Danke Dohle für dein herrliches Kommentar.

Übrigens, laut David Foster Wallace ist diese Einstellung, sich selbsst für den Mittelpunkt des Universums zu halten, uns allen eigen, biologisch und kulturbedingt ...

Ich wünsche dir einen schönen Tag,

Carlos


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