ein titel würde (zer)stören

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Niko

Beitragvon Niko » 22.12.2013, 09:44





die begegnung mit ihr vorläufig
ohne den beistand von erinnerungen

nicht reden
nicht diese neue welt erobern

ihr langsames lächeln
wie das tor über dem horizont

in dem fenster dieser nacht
tausend lichter

die trennung von ihr vorläufig
mit dem beistand von erinnerungen




.

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 22.12.2013, 10:30

gefällt mir sehr, besonders der "beistand von erinnerungen", obwohl ich noch darüber nachdenken muss, ob es für mich in dieser klammer funktioniert. am ende finde ich es wunderschön, am anfang nicht ganz so einleuchtend. überhaupt scheint mir die erste strophe die schwächste zu sein. sind begegnungen nicht immer vorläufig? was ist das besondere an der vorläufigkeit dieser begegnung? und jetzt, wo ich darüber nachdenke, verstehe ich den beistand der erinnerungen als verhaltenshilfe, etwas das hilft, die worte und gesten des anderen einzuordnen, insofern ist es einleuchtend, ja. und eigentlich auch schön, wie sich das verwandelt. ebenso wolltest du, wie ich annehme, auch die trennung und die begegnung verwandeln, gleichsetzen, beide vorläufig, das leuchtet mir ein und trotzdem habe ich das gefühl die "vorläufige" begegnung klingt nicht so verletzlich, flüchtig, wie ich sie im zusammenhang mit diesem gedicht als ganzem lese, das ist für mich ein stolperstein in einem, im übrigen sehr ansprechenden gedicht. vom titel mal abgesehen, den mag ich ganz und gar nicht. und ich finde auch gar nicht, dass ein titel stören würde, wohingegen dieser titel stört ;-)

Niko

Beitragvon Niko » 22.12.2013, 10:44

hallo xanthi,

danke für deinen kommentar. und natürlich ist der titel käse und noch zerstörerischer als irgendein titel. aber: es sollte eigentlich kein titel dahin. was aber rein postings-technisch nicht geht. so habe ich überlegt, was zu nehmen sei. OT - das ist so oft schon hier zu lesen. ebenso wie ohne titel...also wollte ich einen titel finden und wollte es wiederum überhauptnicht. dann hab ichs aufgegeben und besagten titel genommen.
für titelvorschläge bin ich offen. hatte selbst zwischenzeitig "vorläufig" als titel im sinn. das wort, an dem du dich etwas störst.
vorläufig verstehe ich hier als ganz subjektiven begriff. etwas, das beruhigt. dass den druck und den zwang nimmt, etwas als beständig oder fortführen-müssend einzustufen. eine gewisse art unvoreingenommenheit. so nach dem motto "schaun mer mal". "ohne den beistand von erinnerungen" ist am anfang bedeutend als - unvoreingenommen sein.
das ende, das sich zum anfang umschließt und doch anders ist und zudem trennung und begegnung auf quasi eine stufe stellt, sie im wörtlichen sinne austauschbar macht, kehrt den sinn der voräufigkeit und auch des beistandes von erinnerungen wieder um.

freut mich, dein kommentar. :daumen:

beste grüße: niko

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 22.12.2013, 10:53

Ich mag: ihr langsames lächeln

finde nicht so passend: tausend lichter

den ersten beistand von erinnerungen verstehe ich nicht, den zweiten finde ich gut und richtig.

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 22.12.2013, 14:39

hallo niko,
ganz wunderbar deine weiterführende erläuterung, wie das vorläufig in der ersten strophe zu verstehen ist, wenn du das jetzt noch sprachlich umsetzen könntest, so dass es ganz einfach aus dem gedicht hervorgeht, ganz klar wird, das wäre toll. das würde das gedicht perfekt machen. und was den titel angeht, würde mir persönlich beistand sehr gut gefallen, das hat so viele ebenen, wie man es lesen kann, gerade in diesem gedicht!
herzliche grüße
xanthi

Klimperer

Beitragvon Klimperer » 22.12.2013, 15:17

Wie wäre "Janus" als Titel?


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