noch winter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 16.02.2014, 20:41

ob es sich endlich eingrünt
auch dort
wo die nachtgewächse stehn
im unterholz freundlicher bäume

durch den hohlweg
geht eine jahr alte zeit
das gesicht voller schnee
und verharschter möglichkeiten

selbst das kind an der hand
glaubt dem kuckuck nicht mehr



/c/ mk, 02/14
Zuletzt geändert von scarlett am 22.02.2014, 09:26, insgesamt 2-mal geändert.

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fenestra
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Beitragvon fenestra » 16.02.2014, 23:24

Liebe Scarlett,

diesen Text finde ich sehr schön. Einzig die "freundlichen" Bäume wollen mir nicht so eingehen. Die Bäume sind jetzt noch so kahl. Es sind eher frierende Bäume. Und bei den Nachtgewächsen muss ich an Nachtschatten denken, den bittersüßen im Sumpf - und der ist gar nicht so freundlich. Aber sicherlich hast du ein anderes Bild vor Augen.

Viele Grüße
fenestra

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.02.2014, 08:07

liebe fenestra,

witzig: statt nachtgewächse hatte ich anfangs tatsächlich nachtschatten geschrieben.
da ich ja aber nicht auf die botanik hinaus wollte, eh klar, suchte ich nach etwas, das in die tiefen des - na sagen wir mal - unterbewusstseins verweisen sollte, etwas, das sich wie ein gewächs, ein geschwür hartnäckig hält, dort im unterholz, obwohl das drumherum scheinbar wie ein baum ist - hell, freundlich, gerade, fest stehend usw.
und da ich bäume grundsätzlich so, wie gerade geschrieben, empfinde, auch wenn sie kahl sind, verlieren sie diese eigenschaften für mich nicht, entschloss ich mich für freundlich, da steckt ja auch die offenheit anderem gegenüber drin. "verschattet" bleibt dennoch in ihrem licht das andere ...

langer rede kurzer sinn - es freut mich, dass du etwas anfangen kannst mit meinem text, trotz freundlicher bäume :-) und ich danke dir herzlich für deine anmerkungen.

liebe grüße,
scarlett

Wolfgang

Beitragvon Wolfgang » 17.02.2014, 15:00

Hallo Scarlett,

ein ansprechendes Gedicht; das Kind an der Wand gibt mir aber Rätsel auf. Ist damit ein Spiegel gemeint?

Gruß

Wolfgang

scarlett

Beitragvon scarlett » 17.02.2014, 15:03

an der Hand, wolfgang, an der hand der jahralten zeit ...
das kind in uns ist damit gemeint ... das sich hoffentlich jeder bewahren kann ... wenn es auch nicht mehr dasselbe ist, wie in der tatsächlichen zeit ... das hab ich hier nach außen gelegt, an die hand der "alten".

hab dank!

scarlett

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 20.02.2014, 10:15

ich mag das gedicht auch. allerdings stosse ich mich an der jahralten zeit, das klingt mir zu jung, wenn du verstehst, was ich meine, zu konkret vielleicht auch...

scarlett

Beitragvon scarlett » 20.02.2014, 15:18

dann sollte ich vielleicht ändern in

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hab dank, xanthi.

lg
scarlett

Niko

Beitragvon Niko » 20.02.2014, 19:31

das geällt mir gut, monika, auch wenn ich mich an kleinigkeiten "reibe" hohlweg - ich glaube, der ist süddeutsch stärker im redegebrauch. ich habe keine sympathie für dieses wort. aber dafür kannst du nichts... die verharschten möglichkeiten - dabei gefällt mir das verharscht sehr, weil es in der wintersprache bleibt. möglichkeiten ist mir zu allgemein, zu unmetaphorisch.
die jahralte (!!!!!!!!!!!) zeit mit dem gesicht voll schnee.......entschuldigung, monika, das ist einfach nur geil. ein ganz fantastisches bild. für mich jedenfalls. diese große bildhaftigkeit hätt ich mir eben auch bei stellen wie "verharschte möglichkeiten" gern erlebt. selbst schuld, liebe momika......du hast dir die messlatte mit dem gesicht voll schnee echt hoch gelegt ;-)

nichts desto trotz: ein gutes gedicht!!!

beste grüße nach münchen - niko

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birke
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Beitragvon birke » 21.02.2014, 08:11

ja, ein gutes gedicht, an dem mir die personifzierte zeit, die durch den "hohlweg" geht, besonders gefällt.
ein starkes bild - und würde man jetzt versuchen, für die "möglichkeiten" auch noch eine metapher zu finden, wäre es aus meiner sicht zu viel, und würde das gesamtbild erschlagen und das vorherige schwächen.
für mein lyrisches empfinden ist es genau richtig so, wie es ist. :smile:
(das "jahralt" dagegen empfand ich auch eher als redundant, denn "alt" ist man natürlich an jahren.)
... und die freundlichen bäume, wie sehr ich sie hier mag in diesem gedicht!
mit liebem gruß,
deine di
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2014, 17:17

oh je oh je ... niko, du bringst mich jetzt echt ins durcheinander ... lach

ich kann deinem wunsch, glaub ich, nach bildhaftigkeit bzgl der möglichkeiten nicht nachkommen, fürcht ich ...
ich hab mirs hirn zermartert, aber da kommt nix bei raus in diesem fall ...

der hohlweg, das find ich ein so tolles wort, die assoziationen dazu - für mich vom feinsten.
keine ahnung, ob das eher süddeutsch ist, ich kenn das wort seit meiner kindheit und auch viele hohlwege in den herrlichen wäldern siebenbürgens.

es freut mich sehr, dass du dich geäußert hast, niko, danke!

zerschmerzte grüße nach göttingen,
monika

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2014, 17:21

liebe di,

und jetzt du mit genau dem gegenteil von dem, was niko anmerkte ... eijeijei ...

recht geb ich dir auf jeden fall was die jahralte zeit anbelangt, da bin ich mittlerweile überzeugt davon, dass es anders besser ist.

und vielleicht hast du sogar auch recht, was das andere anbelangt - es wär evtl. echt too much, erschlagende wirkung vorprogrammiert, aber das ist ja erstmal grundsätzlich kein thema, weil mir schlicht nichts anderes einfällt. zumindest zum jetztigen zeitpunkt nicht.

schön, dass dir die freundlichen bäume zusagen, ich liebe sie!

mit dank und lieben grüßen, auch an die freundlichen bäume in deiner nähe :smile:
deine mo

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birke
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Beitragvon birke » 21.02.2014, 17:31

:-) ... ich soll dich herzlichst zurückgrüßen! ;-) :-)
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