also war ich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 01.03.2014, 13:32



also war ich

wieder aufgestanden
weil man das halt so macht
liegen bleiben ist
so sagt man
wenn man nicht auffallen will
nicht stehen will
oder sich versteckt

aber verstecken
liegen bleiben
fällt noch mehr auf

die beste tarnung ist unauffälligkeit
und so stehen wir liegenden
randlos und unversteckt getarnt
so gut es geht
so lange es geht
so lange es gut geht



.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 02.04.2014, 21:52

Hallo Niko,

.....liegen bleiben ist....dieser text regt meine phantasie an..

liegen bleiben
die stille nach dem fall

liegen bleiben
die sonne
im moment
du

liegen bleiben
wie
stehen mit Rückenwind
nur deine Sextanten
melden Schiffbruch

liegen bleib
stehen

aufstehen ist
fallen in die falsche richtung

namaste,
jondoy

Niko

Beitragvon Niko » 03.04.2014, 19:49

aufstehen ist fallen in die falsche richtung - das hat was, jondoy!

danke für deinen kommentar, den ich sehr aufschlussreich und inspirierend finde!

beste grüße - niko

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 03.04.2014, 20:09

Jedesmal falle ich über die Zeile

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- versteht sich das nicht von selbst?

Niko

Beitragvon Niko » 03.04.2014, 21:27

Nein, amanita. Stünde da: die beste tarnung ist verstecken-dann gäbe ich dir recht.

Beste grüße-niko

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 03.04.2014, 21:52

Aha!

jondoy
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Beitragvon jondoy » 04.04.2014, 19:46

hallo niko,

.......ist schon seltsam, ausgerechnet die zeile, die du da zitiert hast, hätte ich schon am nächsten morgen wieder gekickt, wass heisst in einem solchen Kontext schon "falsch" oder "richtig", bei diesem kleinen gedankenspiel - ich finds positiv, wenn etwas zu etwas inspiriert - ...hätte sie, wenn sie nicht so banal gewesen wäre, schon wenig später wieder umformuliert...Aufstehen ist...Fallen in Zeitlupe...hab seit Kindheitstagen die Vorstellung in meinem meinem Kopf....wenn die Erde eine Kugel ist....dann hängen wir....Kleinen und Großen...ja alle kopfüber im Weltall...und dann würde Aufstehen ja bedeuten....dass wir uns am Gegenstand Erde runterhängen wie ne Fledermaus....wenn wir freie Sicht hätten und Wahnsinnsaugen...würden wir uns vielleicht....anders uns bewegen....und wie leicht lässt sich dieser Vorstellungsfaden weiterspinnen.....vielleicht ist ja die Sonne so etwas wie....nein, keine Frau oder Mann, ein völlig unbekanntes (Lebe-)Wesen, dass wir nicht begreifen können, die ihre acht kleinen Hunde (Planteten) ständig Gassi führt....vielleicht sind sie auch etwas, was wir Menschen Pferdchen nennen würden.....die sie an einer für uns Menschen nicht wahrnehmbaren unsichtbaren Leine (Gravitationsfeld)......mit (nach "Flohermessen") endloser Ausdauer im Kreis longiert....und dieses eine Hündchen, das wir Erde nennen, ist von unzähligen Flöhen oder Parasiten befallen, die klein, aber oho sind, die es ärgern und aussaugen wollen...und in der Lage sind, kopfüber an ihm dranhängend, Gedichte zu schreiben, während sein Wirt sich dreht wie eine Pirouette...

...dies bringt mich gedanklich auf den Text zurück, ich finde, seine Aussage dreht sich auch irgendwie im Kreis, ...so sagt man...ist nicht besonders aufschlussreich...eigentlich ist es ein sehr trauriger Text.

Niko, schön, dass du meinen com nicht negativ wahrgenommen hast.

Niko

Beitragvon Niko » 05.04.2014, 13:15

hallo jondoy,

naja....was heißt schon "traurig". etwas, das sich im kreis dreht. wie beim "panther" von rilke- irgendwie hast du da sehr recht. wichtig ist, was schwierig ist: einen kontext finden, einen rahmen in den der text passt. der autor weiß vielleicht noch am ehesten, wie der rahmen aussieht. aber sein rahmen ist unter umständen auch austauschbar. was hier als gedicht steht ist nur eine (emotionale) wahrheit.
dieser text entstand nach dem aufstehen. ein aufstehen wider willen, unbewusst. ein zusammenreißen, weil man nicht liegen bleiben kann. weil man sich dann auch noch rechtfertigen muss, warum man einfach da so am boden liegt. und nicht wie alle irgendwie durchs leben geht. mehr oder weniger aufrecht.
ich habe eine zeit hinter mir, fast hinter mir, wo ich am boden lag. wo ich eine hand brauchte, die mir aufhalf. weil ich nicht alleine aufstehen konnte. und ich erfahren musste, dass liegenbleiben nicht geduldet ist. im grunde eine gute erfahrung. weil es ja irgendwie weitergehen muss. ich hätte nur gerne mehr zeit gehabt, kraft dafür zu sammeln.

ich hoffe, du verstehst, was ich hier so verzapfe. ich mag aber auch nicht deutlicher werden. alles noch zu frisch, zu nah...

liebe grüße und......danke!

niko

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.04.2014, 20:14

Lieber Niko,

mir gefällt der Text eigentlich - ich mag das Bild des Liegenbleiben (erinnert mich an Kafka, da sind auch sehr viele große Bettliebhaber) und die Tarnung davon im Stehenbleiben.

Allerdings geht das Spiel des Titels (also war ich ...wieder aufgestanden) grammatisch nicht, weil es "bin" aufgestanden heißt...aber macht es das nicht sogar besser - also bin ich? :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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jondoy
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Beitragvon jondoy » 08.04.2014, 00:42

hallo niko,

es überrascht mich manchmal, was da rauskommt.

zu dem text hab ich lange zeit keinen zugang gefunden. hab ihn mir ausgesucht, weil er an einem Ersten veröffentlicht wurde, ihn jeder links liegen gelassen hat und seine Aussage mir nicht gefiel (hab sie kaum ausgehalten), das hat in mir den Wunsch geweckt, mich mit ihm zu beschäftigen, dennoch hab ich innerlich erst einmal einen großen Bogen um seine Aussage gemacht, bin gedanklich von ihr abgedriftet, um mich ihm anzunähern, es war mir ein Bedürfnis, einen Gegenpol zu setzen...

hab ihn deshalb anfangs nur schräg aus den augen betrachtet, im übertragenen Sinne, nicht zu erklären, zur Zeit beschäftigt mich intensiv Literatur, beleg ein Semester vergleichende Erzählliteratur für Autodidakten an einer Uni, die es nicht gibt, für die ich keine Zugangsberechtigung habe, ich hab sie gefunden, ohne dass mir jemand den Weg dorthin gezeigt hat, es hat mir die Zugangsberechtigung verschafft, und weil zur Zeit viel in mir drin zwischen Lesen und Bildern und Filmen und Erinnerungen hin und her korrespondiert, war der text hier für mich freizeitausgleich,

nach mein Erlernten hast du eine Regel bereits verstanden. Was wir in der Literatur suchen, ist nicht so sehr die Wirklichkeit, als vielmehr das Aufscheinen der Wahrheit.

jetzt hast du mir den bilderrahmen in die hand gedrückt, in den der text passt.

ich versteh jetzt, was ich verstehen muss, um den text nicht mehr im völlig luftleeren raum zu lesen,...
würde man guernica, was es ausdrückt, verstehen, ohne den kontext, in dem es steht, zu kennen?

...auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, thomas mann, heinrich mann und viktor mann, zuviel manns in einem Absatz,

den panther von rilke hab ich jetzt natürlich auch gelesen... hab gewissermaßen Sekundärliteratur hinzugezogen, um das, wovon der Text spricht, auch noch aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten...

und sag bloß nicht danke :smile: ,

Namaste,
jondoy

Niko

Beitragvon Niko » 08.04.2014, 19:55

hallo lisa,

schön, einen kommentar von dir zu lesen!!!!

trotzdem würd ich aber dennoch gern widersprechen.... :pfeifen:

"also war ich" ist natürlich etwas anderes als "also bin ich" oder als "also bin ich gewesen" "also war ich (wieder aufgestanden)" ist eben der zustand vor dem fall. davor "war ich". ein zustand, der aus dem jetzt ersehnt wird: zu sein. auch "ich war aufgestanden" ist grammatikalisch - nach meinem sprachkennen - auch eine möglichkeit. ich bin aufgestanden ist für mich zeitlich naher am jetzt. ich war aufgestanden ist weiter weg. (Imperfekt und plusquamperfekt?)

hallo jondoy,

dein kommentar erfreut mich! tja........ungeschickt, einen text so früh im monat zu posten. aber das sind umstände, die mir eigentlich völlig schnurz sind.....
ich bin der meinung, dass man weder zusammenhänge noch autor kennen muss, um einen text zu verstehen. manche unverständliche texte gewinnen dadurch natürlich sehr. grundsätzlich meine ich jedoch, dass der text aus sich heraus vermitteln können sollte, es dem leser ein gefühl bestenfalls, eine neue facette eines details schlechtestenfalls
gibt. und weder gefühl noch fakten sind abhängig von autor, dessen lebensumständen und den kontext. ein gedicht lebt vom leser. dieser muss (s)eine wahrheit im geschriebenen finden. würde der autor ein gedicht schreiben, das keine abschweifungen des lesers zulässt, keine weitere ebene eröffnet oder keine emotionen auslöst oder nur 1:1 lesbar bleibt, ist es ein gescheiterter text. das extreme gegenteil, also einen hermetischen, kryptischen text ist vielleicht im gleichen maße gescheitert. wenn man unter "gescheitert" versteht, dass kein inhalt vermittelt werden kann.

ich freue mich, dass der text dich so sehr beschäftigt hat. so hat er seinen zweck erfüllt: aufgenommen werden mit dem ernsthaften wunsch, zu erkennen und zu verstehen.
und dafür sag ich jetzt trotzdem: DANKE :mrgreen: :pfeifen: :cool:

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 09.04.2014, 15:41

Lieber Niko,
ich bin aufgestanden ist für mich zeitlich naher am jetzt. ich war aufgestanden ist weiter weg. (Imperfekt und plusquamperfekt?)


ich bin aufgestanden: Perfekt
ich war aufgestanden: Plusquamperfekt
ich stand auf: Imperfekt

:-)

Das Plusquamperfekt kannst du aber nur mit Vorzeitigkeit verwenden, ich empfinde es hier als falsch und das "bin" als das, was du sagen willst :-)

Liebe Grüße
Lisa
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Beitragvon jondoy » 10.04.2014, 01:54

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nera
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Beitragvon nera » 10.04.2014, 10:28

für mich gibts solche liebesgedichte, die ich seit jahrzehnten (igitt) mit mir rumtrage im kopf: brecht, brecht, brecht


ich lese übrigens interessiert mit.
lg


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