WORT DER WOCHE ~ blättern ~

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 12.09.2014, 21:02

WORT DER WOCHE

- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -


~ blättern ~
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 13.09.2014, 03:21

Lasst uns entblättern, und im Kamasutrabuch blättern.

Tu das Sepp-Blatter-Buch wech.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 14.09.2014, 00:28

Mit den Dingen freundlich umgehen.

Sie nicht allein lassen (in den Urlaub immer alle Badeanzüge mitnehmen, damit keiner einsam im Schrank bleiben muss; die letzten Streuselkuchenstücke auf der Platte zusammenschieben); den Plüschhasen im Bett nicht ganz zudecken, damit er Luft bekommt; sich beim Baum bedanken, wenn man die Wäscheleine abnimmt; das Buch, das man nicht auslesen möchte, wenigstens bis zum Ende rasch durchblättern, damit alle Seiten den Himmel sehen können; eine Geschichte immer bis zum letzten Wort
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.09.2014, 07:15

... lesen; den herbstlichen Blättern den Laubbläser ersparen; mit dem Laubrechen den Blättern eine Frisur aufstreicheln;

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 14.09.2014, 09:48

... das Brachland wässern, damit die Regenwürmer trinken können; die Schachtelhalme, nachdem wir ihnen, tief ins regenfeuchte Grün gebückt, eine Geschichte, die wir im Salon gelesen haben, erzählt haben, in Schachteln ordnen, dem Zaun einen Pullover aus Maschendraht stricken; die Birken frisch tünchen; den Nachbarn grüßen
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 14.09.2014, 13:23

...; einschließlich Erna nebenan, sonst bläht sie sich wieder uff. Ja, sonst bläht Ern...

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 14.09.2014, 22:19

...a. Schatzkarte für Eichhörnchen anlegen (fünf Schritte seitwärts der Totenschädelinsel keine tauben Nüsse vergraben); Dillspitzen auf Vorrat klöppeln; eine Zwischenablage für Igelkinder bauen (Himmelbett mit Ekliptik); den singenden Rumpflaumen Notenständer bauen; jeder lockeren Dachpfanne einen Kartoffelpuffer geben; Blattspinat durchblättern; einen Plan machen, was mit jener abgestandenen Stunde anzufangen wäre, die wir im Oktober zurückerstattet bekommen (mit dem zeitdiebeüblichen Zinssatz
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 17.09.2014, 22:33

blättern&wunder. es wird nicht vergeben

da geht nichts mehr

auf

der dicke schinken
hat sich in sich selbst gepresst
mit all den zerstörerischen zähnen
ineinander geschoben
wie nutzlose, lederschale gebirge
hat sich dabei schmecken müssen
ranztränen geschluckt
und umso fester gebissen (KÖNNT JA EINER GUCKEN)


könnt man höchstens
einen hahn dranschrauben

wenn man ihn öffnet
stell ich mir vor
kommen eine handvoll schwarzer tropfen
nicht mehr als 5 werdens sein
gift und galle!

von außen ist er nicht mal mehr als buch erkennbar
kein wunder
ist ja auch keines mehr
war sogar nie eines
hat sich damit herausgestellt (FEHLER, FEHLER, BÖSE DAS!)

er nimmt sich sicherlich heraus
aufzuquietschen
wenn man
- zu wissenschaftlichen zwecken - (LÄCHERLICHE VORSTELLUNG)
in ihn reinsticht
sozusagen als bestätigungsabgesang
auch am schluss noch einmal zu versagen
weil er nie damit aufgehört hat
zu sein was er ist und dadurch erst war
was er wurde

da war kein leser weit und breit
ja, und? meinst du, das geht nur dir so?
nein (ungesprochen, nur Zähnebeißen, aber auch das wieder THEATER)


chor aus pädagogen, freunden, geliebten:
versagen kann man doch gar nicht!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Ada
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Beitragvon Ada » 18.09.2014, 17:14

Blätter doch mal zurück, das Bild da, siehst du das? Das mit dem Baum ohne Blätter, nur ein einziges hängt da noch, und die Schaukel natürlich, die mit zwei Stricken an den Ast geknotet ist. Auf der bist du gesessen und hast gerufen, dass dich jemand anstoßen soll. Nie war es fest genug, nie bist du hoch genug geflogen. Wann hast du aufgehört zu schaukeln?

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birke
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Beitragvon birke » 22.09.2014, 18:06

dem nachthimmel adieu sagen,
seine geschichte in den tag flechten,
und weiter blättern zum nächsten
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 23.09.2014, 09:12

wir werden nicht verrückter

wir blättern um uns immer weiter
ziehen sich mich dich die sätze die sätze
zwischen allen tüchern in bewegung
legst du den arm um mich atmest auch du
in mein haar am fenster nur so anders im licht dann ein kuss
auf die schläfe schläfst du liest du siehst du der boden unter unseren zeilen hört auf
hört auf zu schwanken da sind gedanken dahinter
kommst du nicht - du
bist nicht ich ich bin nicht
du – wenn du neben mir stehst
bin ich sicher
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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