WORT DER WOCHE
- jede Woche ein neues Wort als Musenkuss -
Lyrik, Prosa, Polyphones, Spontanes, Fragmente, Schnipsel, Lockeres, Assoziatives, Experimentelles
- alles zu diesem Wort - keine Kommentare - alles in einem Faden - 7 Tage Zeit -
~ beklommen ~
WORT DER WOCHE ~ beklommen ~
beklommen wir
was wir suchen|fluchen
das kritzeln|kitzeln
der zungenspitze
im schweigen|schwelgen
sehen wir uns nicht
warte
beweis mir das|dass wir
über zäune klettern die
die schubladen ausräumen
ins kalte|alte
mitnehmen was zählt
ist nur was ich von dir trage
mein haus|ein name
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Notizen aus dem Turm
Habe gestern eine Szene in einem Roman gelesen, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht, es ging um eine Begegnung zwischen zwei Frauen, die eine Nonne, die andere Mutter. Die Mutter hatte eine Tochter, die in die Klosterschule ging und einen Verweis bekommen hatte, ich glaube, wegen unangemessener Schulkleidung. Sie war am Morgen im Pyjama in die Schule gekommen. Wurde nach Hause geschickt, sie solle sich gefälligst umziehen. Zwei Stunden später kam sie in die Schule zurück, in einem anderen Pyjama.
Mutter und Nonne beharkten einander, bis die Mutter bemerkte: „Wissen Sie, was Ihnen fehlt?“
„Nein. Was fehlt mir denn?“
„Sie müssten mal ordentlich durchgebumst werden.“
Das ergriff mich. Ich hatte in der Nacht (die der Tag aller anderen ist, denn ich habe nach wie vor Nachtschicht) diffuse, schwer fassbare Träume. Hatte Beklemmungen, einen schmerzhaften Druck auf der Brust, das unklare Gefühl eines Verrats. Ich habe keine Lust am Manne, und auch am Weibe nicht. Obwohl mir mal jemand versichert hat, dass man im Traum nicht lesen könne, sah ich deutlich Richtungsschilder mit der Aufschrift „Hier lang“ und „Da lang“. Und eine Polizistin, die den Verkehr regelte. Wer nicht spurte, musste Liegestütz machen. Als sie mich sah, nahm sie die Pfeife aus dem Mund und wandte sich mir zu; bemerkte im sachlich-bedeutsamen Ton einer Beamtin, die fürs Fernsehen interviewt wird: „Es fällt ihnen nicht leicht, Befehle von einer Frau entgegenzunehmen.“
Abends war ich froh, in den Turm zurückkehren zu dürfen; dort habe ich eine klare Aufgabe.
Habe gestern eine Szene in einem Roman gelesen, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht, es ging um eine Begegnung zwischen zwei Frauen, die eine Nonne, die andere Mutter. Die Mutter hatte eine Tochter, die in die Klosterschule ging und einen Verweis bekommen hatte, ich glaube, wegen unangemessener Schulkleidung. Sie war am Morgen im Pyjama in die Schule gekommen. Wurde nach Hause geschickt, sie solle sich gefälligst umziehen. Zwei Stunden später kam sie in die Schule zurück, in einem anderen Pyjama.
Mutter und Nonne beharkten einander, bis die Mutter bemerkte: „Wissen Sie, was Ihnen fehlt?“
„Nein. Was fehlt mir denn?“
„Sie müssten mal ordentlich durchgebumst werden.“
Das ergriff mich. Ich hatte in der Nacht (die der Tag aller anderen ist, denn ich habe nach wie vor Nachtschicht) diffuse, schwer fassbare Träume. Hatte Beklemmungen, einen schmerzhaften Druck auf der Brust, das unklare Gefühl eines Verrats. Ich habe keine Lust am Manne, und auch am Weibe nicht. Obwohl mir mal jemand versichert hat, dass man im Traum nicht lesen könne, sah ich deutlich Richtungsschilder mit der Aufschrift „Hier lang“ und „Da lang“. Und eine Polizistin, die den Verkehr regelte. Wer nicht spurte, musste Liegestütz machen. Als sie mich sah, nahm sie die Pfeife aus dem Mund und wandte sich mir zu; bemerkte im sachlich-bedeutsamen Ton einer Beamtin, die fürs Fernsehen interviewt wird: „Es fällt ihnen nicht leicht, Befehle von einer Frau entgegenzunehmen.“
Abends war ich froh, in den Turm zurückkehren zu dürfen; dort habe ich eine klare Aufgabe.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
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