Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 19.11.2014, 19:35

dieser November hat mich in sich
ich liege auf seiner Zunge
und er kaut und kaut

jemand um drei Ecken
hat sich aufgehängt

nie geht ein Knoten auf
im November
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

ecb

Beitragvon ecb » 20.11.2014, 16:08

knoten das bündel
um das bißchen für die reise
einen zweig vom baum
der die hütte bewachte
schließen wir sie ab
versöhnt mit allem
was sie uns brachte
hinter der nächsten biegung
ist sie nicht mehr zu sehn

Niko

Beitragvon Niko » 20.11.2014, 20:08

Eingebläut
all diese trügerischen schattenlichter
und die farbe von weizen
der reif
legt sich auf den jungen morgen
als bliebe er unbeeindruckt
vom wehen der abschiedsfahnen



.

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nera
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Beitragvon nera » 26.11.2014, 00:35

das licht zu warm für die jahreszeit
in jeder
jeder beziehung
ich fürchte mich sag ich leise
lemminge sagtst du
das soll trost sein
und wenn sie alle auf einer seite stampfen
zur internationalen
gold ist alles
hymne
wir lauschen im kreis
und ich leg die karten
mit lesernbriefen und wetter
der turm! sag ich
der TURM


jemand um drei ecken hat sich vom turm gestürzt
mit weißen thrombosenstrümpfen und einem
wisch
in seinem mantel
bademantel
"wo man seinen abschiedsbrief fände"

der turm ist eine halde
lausch ich dir in die augen
es lichtert im november
die furcht

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.11.2014, 14:02

Du bist ein Espresso Macchiato (ein verheirateter)
nur eine Nacht (und die nichtmal ganz), in unserem Alter (da hast du schief gegrinst)

Nun liege ich mit Decke und Kater auf dem Sofa
denke an deine Schönheit als Metapher

Wie du auf dem Wohnzimmertisch Gangnam-Style getanzt hast
und dann wir beide
bis die Hunde bellten

Man ist viel zu selten verrückt (auch wenn es wohl ein größeres Stück Leben kostet)
(man ja man da geht es schon los)

(ja, ich könnte das hier ohne Umbrüche denken)

(der Rest ist auch Klischee)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.11.2014, 19:45



mono


wers glaubt verzehl ich
das hast du als kind verstanden
aber das mit den göttern
und neben dir
wie sich das eingepflanzt hat
in kopf und bauch
nicht zu vergessen: dazwischen!
wessen
so umgehst du das wort
mit einer konsequenz
treibt es blüten
harzt an den narben figuren
als würde man schon seit grauer zeit
denselben kaugummi kauen
mit geschlossenem mund natürlich
grämst du dich
hinter die klischees
pulst schichten von fassaden
fast möchte man das i-phone zücken
festhalten: die schönheit des schmerzes
ist ein genitiv

nur nicht darin leben


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.11.2014, 22:31

Glatter Boden
Kunstfigur
"du sollst nicht"
hinter dem Rücken
die Liebe ziehen
wir haben uns vergralt
so unantastbar
stoßen uns eher am Knie (besser als den Innenraum verwüsten)
nehmen das Leben ( ja ja "das Leben")
dreimal duschen und alles ist wieder gut
Funko DC Pop!
Ach Liebste ...
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.11.2014, 11:40



von heimatplaneten und warmem regen
beim heiligen gral nochmal
da setzt du ein fragezeichen
an einem novembermorgen


wüste! so also fluchst du
wenn du dir das knie anschlägst
an der duscharmatur (retro matt)
wir lachen aber da könnte man sich
auch reinschweigen in eine kunstfigur
in den regen ins leben (mit einer flat
in alle netze) bis weihnachten 2030
mit dem stein unter der zunge
auf raumschiffstationen warten
dass man unsichtbar wird unter den ausgesetzten
aliens mit den fingern ins schwarze
du lockst den trotz (ja ja ja)
das ist die wahre gefahr
die rose von jericho
drei punkte wie ein sternbild
auf meiner haut kennst du das spiel
mit den geschlossenen augen?
du musst jetzt sagen und sagst es nicht
weil es zu schön ist irgendwann
ist man angekommen


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 30.11.2014, 13:53

du müsstest JETZT sagen
und verhedderst dich im MAN
(MAN ist ein zögling des zögerns)
und warum denn noch unsichtbar werden
unter all den tarnkappen des vergangenen
hier

millionenjahrealte funksprüche suchen dich
hinter den led-feuerwerken
während du mit deiner interaktiven zahnbürste
zweifel bürstest
rinnt wasser wie ein spiralnebel
in den abfluss
und wieder steht MAN vor den mauern
von jericho mit posaunen und geschrei

Nifl
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Beitragvon Nifl » 02.12.2014, 19:50

Funksprüche von man und jetzt:
"ein Mönch kapert Apollo 13"
"die Sonntagszahnbürste hinter Glas"
"Rollatoren mit Vollgummibereifung?"
"in den Sternenhagel schauen"
"Kunst im Kataraktschleier"
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.12.2014, 22:22





whoooom ganz leis und langsam lieben wir heute gedanken
lassen uns fallen wie schnee - was nur versprechen wir uns



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 03.12.2014, 01:59

was nur!?
versprechen wir uns
weiterhin das zweifeln
fragezeichen und abtauchen
in gewittern
sonntagsglast im scherbendesaster
(das umfunktionieren der interaktiven zahnbürste zurm laserdildo)

mayday maitag
interveniert ein kirchturm
und wir retten ihn
sowieso
bin ich zärtlich mit meinem
smartphone bis es bioaktiv
säuselt und mir meinen diätplan spukt
ganz langsam lieben wir das lassen das zulassen weglassen unterlassen
verlassen
erlassen
(irgendwer erzählt, dass die sternbilder nicht mehr zutreffend befragbar seien wegen des polsprungs.....)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 03.12.2014, 08:00





Ein Mönch auf seine dunkle Art
er sprach, du wirst dich schneiden, zart
in den verborgnen Schichten
entdeckt er die Verletzlichkeit
den Augenblick zu dichten



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 04.12.2014, 18:17

"verborgen" heißt das wilde tier
das man nicht wecken will.
denn reißt es ein die seelentür
dann hälst du nicht mehr still.

dann wirst du selbst dir unbekannt
zerreißt dich in der mitte
so bleibt es besser doch gebannt
gehütet mit der bitte:

bleib dort! verborgen ewiglich!
dass ich dich niemals sehe!
jedoch erinn're mich an dich
damit ich mich verstehe.


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