Kämpfer

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 05.02.2015, 08:06

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Zuletzt geändert von RäuberKneißl am 07.02.2015, 18:03, insgesamt 1-mal geändert.

pjesma

Beitragvon pjesma » 05.02.2015, 18:48

ich hab keine ahnung worum es hier genaustens geht, viel internes, scheints mir. aber es gefällt mir ganz toll, die ansprache und das sie was versöhnliches hat, verzeihendes, verständnissvolles, diese versöhnlichkeit trifft ein nerv in mir :-). den müden trösten...ein akt der barmherzigkeit ;-)
lg

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.02.2015, 22:16

Ich habe das Gedicht jetzt mehrmals gelesen und mag den Ton sehr, der zwischen Ironie und Empathie oszilliert. Die Form der Ansprache hat es Liebevolles, inhaltlich klingt aber eine gewisse Herablassung durch - das ist hauchfein gestrickt.
Crewcut musste ich erst mal googeln (und bin not amused, das ist ja scheußlich).
Ist "Müde" absichtlicht groß geschrieben?

Grüße von Zefira (die auch im Innern ein Waschbrett hat, aber gaaaaanz tief im Innern)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
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(Ikkyu Sojun)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 06.02.2015, 08:24

jetzt bin ich verwirrt, habe crewcut auch gegoogelt, aber bei mir stand "Bürtenhaarschnitt". Was hast Du denn herausgefunden, Zefira, dass so scheußlich ist?
fragt Xanthi, die sich wieder mal für ihre mangelnden Fremdsprachenkenntnisse schämt

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 06.02.2015, 08:54

Ich hab mir Bilder angeguckt, die zum Beispiel.
Scheußliche Haartracht , da gefällt mir Vollglatze noch besser.
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 06.02.2015, 08:59

Lach, mir ging es wie Xanthippe, hatte jetzt was wirklich Scheußliches erwartet - nach Deiner Reaktion, Zefira.

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noel
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Beitragvon noel » 06.02.2015, 09:49

ich mag den ton sehr
& die zeilenbrüche sind gut gewählt

der abgekämpfte kämpfer liest sich gut aus den zeilen mit tollen bildern
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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birke
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Beitragvon birke » 06.02.2015, 10:15

bei crewcut muss ich an einen (amerikanischen?) soldaten denken.
starker text ... der sich (mir) nicht unbedingt zur gänze erschließt, der aber durch seine bilder wirkt.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 06.02.2015, 15:04

Ich bleibe die ganze Zeit beim Seewolf hängen, und zwar ist das positiv gemeint! Kann mich dabei nicht entscheiden: Denke ich eher an Thomas Kretschmann oder Charles Bronson? Gut, bei der Szene mit der Kartoffel dann doch eher an Raimund Harmstorf.

Jedenfalls kann ich meinen Vorrednern zustimmen: Das Gedicht wirkt eindringlich durch seine Bilder, sodass mir das "Du" hier sehr klar vor dem geistigen Auge erscheint.

Allerdings kommt mir die Setzung bestimmter Worte mit kleinem oder großem Anfangsbuchstaben doch irgendwie komisch vor. Crew cut würde ich erstens (im Englischen) eher auseinander schreiben und - wenn zusammen - wahrscheinlich im Deutschen dann wenigstens auch mit großem "C". (Bürstenhaarschnitt als zwar richtige Übersetzung fände ich ziemlich unpassend an der Stelle...). Analog zu Sixpack halt.

Wobei, wenn statt Sixpack "Waschbrettbauch" stünde, dann könnte statt Crewcut/crew cut auch "Bürstenhaarschnitt" stehen :razz:

Warum "Müde" großgeschrieben ist, erschließt sich mir auch nicht... Einfach ein Tippfehler? Oder Intention?

RäuberKneißl

Beitragvon RäuberKneißl » 07.02.2015, 18:18

Müde war ein übersehener Rest, ich hatte eine Variant mit vielen Groß geschriebenen Wörtern, Spinnerei. Interessant für mich, dass es nicht verspottend/abwertend ankommt, sondern totz des Picksigen halbwegs menschenfreundlich. Wobei der crewcut (ich kenne es nur als ein Wort) neben dem Titel, glaube ich, schon deutlich die Marines / Seals-Welt und ihre nicht immer hochmobilen Sympathisanten auf den Plan ruft.
Danke für die Rückmeldungen!

Niko

Beitragvon Niko » 07.02.2015, 20:58

ironie kann ich im text nicht finden. ich empfinde es eher als ein inniges, wehmütiges gedicht. auffällig für mich crewcut, klar, ein begriff der heraussticht. aber viel mehr noch mag ich den schluss:

Stell dich ruhig
seitlich vor den Spiegel
tief im Innern hat jeder sein Sixpack.

das finde ich richtig gut!
zwischendrin ist es mir zu erzählend (seewolf). aber es gehört dennoch "irgendwie" zum ganzen.

sehr gerne gelesen, räuber!

beste grüße - niko

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.02.2015, 09:42

Diese Sache mit dem unsichtbaren Sixpack, ein bisschen Trost, wenn man angesichts der Scheußlichkeit nicht mehr taff und cool ist, wenn man zusammenbricht und heult, gefällt mir echt gut!

LG
ELsa
Schreiben ist atmen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.02.2015, 17:08

Danke, Elsa, das hat mir nochmal deutlich gemacht, was mich hier irritiert. Ich sehe den crewcut-Seal/Soldaten, das Wilde, den Stein, der aus einem Einsatz zurückkommt und dann auf einmal den Wohlstandsbauchmann mit seiner Attraktivitätsproblematik? Für mich sind das zwei verschiedene Männer, der Sprecher/Erzähler wird im Spiegel sichtbar.
Aber auch wenn ich das einbeziehe, bekomme ich das „seitlich vor den Spiegel“ trotzdem nicht richtig unter, weil es sich für mich nicht auf die äußere Erscheinung des „Kämpfers“ beziehen kann und es von daher egal ist, wie er sich vor den Spiegel stellt? Der Sprecher weiß, sieht, dass dem Du genau diese innere Stütze, das innere Sixpack fehlt, dass er „gebrochen“ ist und er weidet sich ein Stück weit daran, kostet es aus, tritt nach. Wie das sprachlich verpackt ist, kann ich es nicht als Trost lesen, der hier gespendet werden soll. Für mich klingt das tatsächlich sehr spöttisch, bissig.

Der Zeilenumbruch nach „Stell dich ruhig“ ist klasse.

Was mir nicht so gefällt, ist die Wild/Katze, das ist mir zu tataaa, ich würde auf die Katze verzichten … und da dachte ich auch wieder, was für schöne Möglichkeiten in der Kleinschreibung liegen.

Räuber hat geschrieben:Interessant für mich, dass es nicht verspottend/abwertend ankommt, sondern totz des Picksigen halbwegs menschenfreundlich.
Das liegt (für mich) an der ersten Strophe, am Indianer.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 13.02.2015, 18:40

Liebe Flora,

hm .... ich lese keinen dicken Bauch?

So kommst du an
Gesicht wie ein toter Indianer
Halb Wild
Katze halb Stein


Impliziert für mich versteinerte Blässe, die Mimik/Ausdruckskraft im Gesicht verloren, dreckig, abgerissen, zerfetzt.

Du mit dem crewcut
der jeden Gedanken im Kopf
rumpeln fühlt als gings über
ein Schlagloch. Hättst
den Seewolf gemocht. Die Sache
mit der Kartoffel. Rauh
die Besatzung anfassen.


Hier steht für mich, was für Vorstellungen DAVOR in dem Kerl vorgegangen sind. Die wurde nicht erfüllt, denn dass es soviel Dreck, Gewalt, Grausamkeit gibt, hatte er wohl ausgeblendet.

Bist du müde? Stell dich ruhig
seitlich vor den Spiegel
tief im Innern hat jeder sein Sixpack.


Und hier sehe ich keinen dicken Bauch, ich sehe einen eingefallenen, ein Loch, dazu nach vorn gekümmte Haltung, ein Fragezeichen.

Liebe Grüße, ELsa
Schreiben ist atmen


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