Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.03.2015, 19:34

Im Zeichenbefall
überdehnte Nerven
wir in eisheiligen Kostümen
zwängen uns
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 25.03.2015, 20:25

schon fallen hinter die schatten
traumhunde ein
sie haben ein gespür für verloren
gegangenes
und hetzen und jagen
und ich laufe
soweit mich die erinnerung trägt

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.03.2015, 20:54

Heute
lahmen mir die Worte
ich schleppe mich
in Zitaten herum
verkläre sie mir
als Musen
sind doch aber nur
Schergen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.03.2015, 21:37

In die Zitadelle
wollten wir uns schleppen
zum friedlichen Schergentausch

Dann flackerte doch die Muse
und wir betasteten unsere Schattenmalerei

Wie ganz wir wurden
Wie ganz wir wir wurden
Wie ganz wirr wir wurden
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.03.2015, 22:05

Was wir sind?

nicht mehr als
schwirren:

ohne "chw"
sirren
oder ohne "sch"
wirren
dann noch ohne "w"
irren
dann wieder mit "w",
aber ohne "ren"
wir

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nera
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Beitragvon nera » 28.03.2015, 21:47

augen schwirren durch meine worte
und deren blicke
und dass ich mich erinnere
wenn die schlehe wieder blüht
und meine worte flanieren
zwischen schnee und schlehen
in denen sich plastikbeutel blähen
zu neuen windspielen erblühen

fremde musen küssen mir fremde silben
in die heimat
jeder weg ein flickteppich
aus all dem ich und wir und einem flackern
die verloren geglaubte
maskerade oder das nacktsein
und die berührung der worte
untereinander
die augen die tränen handreichungen
aber die schlehen blühen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.03.2015, 23:02


warum immer tulpen, warum immer gelbe
lass sie in der erde, schenk sie mir nicht
schnittblumen sind die traurigsten blumen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.03.2015, 23:54

Trauriger Wildmohn
zwischen den Seiten
meines Tagesbuches
gezwängt
vertrocknet
spröde
ergraut
und doch
Erinnerung
wie wir
in sonnengedorrten Gräsern
knisterten
uns verwehen ließen
von jedem Wind
wie Pusteblumen

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birke
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Beitragvon birke » 29.03.2015, 10:51

.
mohngedanken
wildwüchsige erinnerung
in deiner hand
das rot verblasst
niemals
durchstreife ich das feld
ohne dein wort
.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 29.03.2015, 11:19

in deiner hand
verblasst das rot
ohne ein wort
wildwüchsige erinnerungen
an mohngedanken
durchstreifen das feld

niemals mehr

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 29.03.2015, 12:43

Worte
zergehen mir
auf dem Papier
was als Gedanke noch
kornblumenblau
getupft
in wogendem Spätsommergras
und windumwispert
bleibt in Tinte
blass
duftlos
döst nur so dahin
karge Buchstabenlandschaft

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.03.2015, 16:06

Auf kargem Boden blühen
mit diesem leichten Schimmer
Versuchen wir uns als Mohnblume
und wissen vom Knicken
unter der Schwere

So ein Verrat
Zuletzt geändert von Nifl am 29.03.2015, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 29.03.2015, 16:35

Wenn ich schreibe
versuche ich mich
immer
als Weizenähre
will wogen
mit Gedanken
wie das Kornfeld
in abendweichen Winden
beglüht
vom Sommerdämmer

Nifl
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Beitragvon Nifl » 29.03.2015, 16:57

Die Grannen verhaken
sich im Liebesnest
und abgebrannte Felder
schwelen in jedem Jahr
(komm mir nicht mit Verboten)

Das ist die Glut das ist das Wiegen

Ich bin Romantiker
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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