Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
geschnürt
man: ein konglomerat der wünsche
hielt sie fest im blick
wie schwierig ist das springen
von hier nach wohin
in der nacht irrte sie suchend
und fand keinen ort
was sie großgezogen wuchs
himmelwärts in ihrem kopf
verglühte der müll perseiden
mahnmalten über dem dach
und darunter surrten die menschen
wie drohnen gingen sie ihr nach
was ihr unter den fingern lag: heute
ist der kuss der steine alles was fehlt
und es trieb ihr die tränen ins erwachen
dass sie das nicht schreiben konnte
nicht einatmen bis der schmerz
auf seiner zunge vergeht
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Aufbrechen (klingt schon gewaltsam)
nach wohin
vielleicht mit dem Zug
um Zug
und auf dieser großen Tafel
sind wir Beschriebene
kreideweiße
im hinteren Abteil
verbleiben wir (sagst du)
der Frühling ist tot (sage ich)
und wir beugen uns ins Licht
einander fort
aber was macht das
Weil bleibt uns aus
und wenn es ruckelt fahren wir doch
werden Eingereiste
nach wohin
vielleicht mit dem Zug
um Zug
und auf dieser großen Tafel
sind wir Beschriebene
kreideweiße
im hinteren Abteil
verbleiben wir (sagst du)
der Frühling ist tot (sage ich)
und wir beugen uns ins Licht
einander fort
aber was macht das
Weil bleibt uns aus
und wenn es ruckelt fahren wir doch
werden Eingereiste
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
wir essen keine kreide zum frühstück
und gaukeln im schaukeln des zuges
ein lied und das meer zwischen uns
macht nichts aus
sparen wir uns den sanften schwung
des fragezeichens und das spiegeln zur acht
und vor allem diesen verfluchten rührenden punkt
du reckst dem kontrolleur
deine dauerkarte entgegen
und das smartphone leuchtet
im dunkeln des tunnels wie eine trophäe
mich fragt er nicht das wundert dich
für einen moment bin ich unsichtbar
du reibst dir die augen
lass uns aussteigen
hier ist es zu versifft
sagst du sag ich
ja, ja, der frühling ist tot siehst du
wie die vögel vom himmel fallen
und der wolf wartet noch immer
dass das märchen gut ausgeht
und irgendwo im netz hat sich
die kehrseite der geschichte verfahren
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
stummfilmaufstehen
ihr tausendfaches zwitschern
lässt mich nicht in den tag gehen
ganz sanft wie ich es gern hab
es katapultiert mich gleich einer schleuder
einfach hinein ob ich will oder nicht
manche tage muss ich ohne ton beginnen
nur mit ertasten und schwarzweißsehen
stummfilmaufstehen
diese tage sind die buntesten
warum dies so ist
frag die piepmätze
die wissen es nur zu gut
am rand zum morgen
möcht ich verweilen
im zwielicht, im schatten
mich sprachlos (nicht schriftlos)
ergeben den zwischentönen
einer weichheit
der tag
mit seinen scharfen konturen
liegt mir nicht, mir liegt
an der nacht
möcht ich verweilen
im zwielicht, im schatten
mich sprachlos (nicht schriftlos)
ergeben den zwischentönen
einer weichheit
der tag
mit seinen scharfen konturen
liegt mir nicht, mir liegt
an der nacht
die nacht in moll
dunkel grün
schillert
dein wort
dunkel grün
schillert
dein wort
liebe mich
eine sekunde
zwischen dem gleisen
wenn der sommer uns
frühling gaukelt
mieten wir uns ein
in wäldern zwischen den flüssen
in den schweigepalästen in museen
ein bruchteil der zeit
vergeuden wir
mit silben
die wir stottern
stottern, mieten zeit
oder lichtungen tage
die uns nächte sind
oder das meer
eine sekunde
zwischen dem gleisen
wenn der sommer uns
frühling gaukelt
mieten wir uns ein
in wäldern zwischen den flüssen
in den schweigepalästen in museen
ein bruchteil der zeit
vergeuden wir
mit silben
die wir stottern
stottern, mieten zeit
oder lichtungen tage
die uns nächte sind
oder das meer
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