Augenblick

[mirazh]

Augenblick

Ich fiel in einen Augenblick,
ein Regentropf im Wasserfall
der werdenden Zeit...

Forellen trugen mich am Ufer,
dort wurde ich Sand,
Säugling der Wellen,
ein Leben lang...

Ein Vogel brachte mich hoch,
dort wurde ich Regenbogen,
Säugling der Strahlen,
Im Lichte gewindelt
am Himmelrand...

Der Regen spülte mich runter
zum Felde, zum Grab,
dort wurde ich Samen,
Säugling der Erde,
Baum wurde ich,
auf mich selbst
ruhend..

Blatt wurde ich, zuerst grün,
dann gelb und trocken,
Der Wind flog den Staub weg,
Sorgenkind der Winde
wurde ich einen Winter lang
in der Ferne...

Gab es mich noch?
Dort, wo alles endet,
im Brunnen der Kraft,
Säugling der Flammen,
Asche wurde ich
einen Tod lang...

Und es war
nur ein Augenblick,
nur einer...

[Mucki]

Hallo mirazh,

dein Gedicht hat so eine schöne Bewegung, irgendwie fast sakral. Ein sakraler Singsang, der von der Veränderung, vom Kreislauf des Seins, vom Samsara erzählt. Das gefällt mir sehr, vor allem, wenn ich es laut lese. Die drei "bedeutungsschweren" Pünktchen hat dein Gedicht nicht nötig, die würde ich allesamt entfernen.
Ein paar peanuts:

Forellen trugen mich am Ufer,

ans Ufer

Im Lichte gewindelt

im Lichte gewindelt (kleines i vorne). Das finde ich übrigens ein tolles Bild.

Baum wurde ich,
auf mich selbst
ruhend..

hier frage ich mich, ob du nicht kürzen könntest, "auf mich selbst ruhend" streichen

Der Wind flog den Staub weg,
Sorgenkind der Winde

der Wind (die Großschreibung zu Beginn passt nicht) und zwei Mal "Wind", aber eigentlich nicht so störend, finde ich

Und es war
nur ein Augenblick,
nur einer...

Auch hier die Pünktchen weg und die Wiederholung von "nur einer" ist nicht nötig. Enden nach "nur ein Augenblick". Das ist viel stärker.

Hab ich sehr gern gelesen und auf mich wirken lassen.

Saludos
Mucki