Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.07.2015, 12:26

Dies irre Jetzt-Sein
ist das einzige Wir,
das zählt,
wenn auch nur
am Rande

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birke
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Beitragvon birke » 04.07.2015, 12:53

bricht das irre jetzt-sein
aus der zeit
zählen wir (nicht mehr)
unsere momente
(tragisch glücklich)
bleiben uns
/wir/
zählen immer
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.07.2015, 13:03

Unser irres Jetzt-Sein
bricht aus allen Konventionen
so zählst du mich
zu dir
so zähle ich dich
zu mir
und wir zählen uns
zu den Mandeln
zählen,
was bitter war
und uns wachhielt
zählen uns
zu diesem Moment
einfach jetzt so sein
einfach jetzt wir sein
einfach
so
jetzt
wir

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.07.2015, 13:11

Umgeworfener sein
und Melodie empfinden
im hässlichen doubleyou
sitzt eine Vertrösterin
umwortet mich
trennt mir die Lippen
für einen Zug
zum Schwellenzählen
tack tack tack tack
als gäbe es noch
die Tropfen von damals
die gesammelten
zum See gesammelten
mit all dem
wie weiß du warst im Wasser
und für kurz standen wir höher
genossen dann das Nichtbewegen
betrachteten unserer Haar
schwebend sinken
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.07.2015, 13:28

Du wirfst dich mir
ganz nah ans Dasein
ich empfinde dich schon
tönen
du empfindest mich schon
tropfen
als hätten wir ein Damals

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birke
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Beitragvon birke » 04.07.2015, 13:46

dieser moment
wenn der tropfen
aus meinem haar
in deines fällt
und du
mit deinem blick
den meinen hältst
sind wir
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.07.2015, 13:52

vierzig grad im schatten
du hältst meinen kopf
streichst mein haar zurück
tröpfelst langsam kaltes wasser
über meine stirn in den ansatz

ich fühle
wie es in den nacken läuft
prickelwunder

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 04.07.2015, 13:54

Dieser Moment,
wenn das Wort
aus meinem Mund
in deinen fällt
und du dann
schweigst
und ich dann
schweige
sind wir

Niko

Beitragvon Niko » 04.07.2015, 14:19

wenn wir sind
war vieles andere schon
es nimmt immer die schatten mit
und sonnt sich in unseren tagen

aber du und ich
die wir zusammen warm strahlen
verbrennen was sich uns in den weg stellt

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birke
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Beitragvon birke » 04.07.2015, 14:24

unser schweigen
grüne stille
sind wir
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.07.2015, 14:33

Im Schweigen
wiegen wir uns
träufeln Zukunft ins eine Auge
und blinzeln mit dem anderen
die Propeller der Linde
(die wir zu spät pflanzen werden)
das sind wir wenn wir kreisen
und uns ins Gehege kommen
graue Steifen einer Zuversicht
weil du sie so weich erzählst
Im Schweigen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.07.2015, 14:33

Doppelpunkt
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 04.07.2015, 20:59



: die linde die linde
honali


wir tanzen in gedanken
weil sie noch so klein ist
weil sie noch so fein ist
bodenlos
weil :

uns fallen tausend zukünfte ein
in denen die äxte lächeln
schon vor dem setzen
schon vor dem wetzen
als gäbe es kein aber
in guten geschichten
weht immer ein wind
und die pferde schnauben
und wir schrauben uns
bis zu den astspitzen
wo die herzen sitzen

schweigt die musik
für den blick

der see
(ein fluch)(ein buch)

und der wurm wächst
und die tropfen fallen
puff


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 04.07.2015, 23:02

in guten geschichten
gibt es kein aber
sie erzählen sich wunschgemäß
am ende
bleiben uns fragen
wann begann es
wieso konnten wir es nicht kommen sehen
und warum bedeutet es uns
zu verändern
es war so unbeschwert schön
aber


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