Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
mitgenommen
vom dunst der mauern
ums herz
schleicht durst, hunger
nach klarheit
wer nimmt dich so mit
wem ist es
nie genug
vom dunst der mauern
ums herz
schleicht durst, hunger
nach klarheit
wer nimmt dich so mit
wem ist es
nie genug
Eines Maitages
verliebten wir uns
färbten uns
in des anderen Augenlicht
du von novembrigem Blau
ich von septembrig dunklem Bernstein
das, was illusionär schien
verwirklichten wir uns
im Zartsein
im Lieblichsein
indem wir uns einfach nur anschauten,
und dann war die Welt
alles und nichts
so wie wir
einander
alles
und
nichts
verliebten wir uns
färbten uns
in des anderen Augenlicht
du von novembrigem Blau
ich von septembrig dunklem Bernstein
das, was illusionär schien
verwirklichten wir uns
im Zartsein
im Lieblichsein
indem wir uns einfach nur anschauten,
und dann war die Welt
alles und nichts
so wie wir
einander
alles
und
nichts
eines novembertags
fanden wir uns wieder
in einer zartheit
die uns abhanden kam
im dunkel
wuchsen blumen
sie wussten nichts
von uns, von den anderen
wollten wir nichts wissen
aber die zartheit
war scheu und zerbrechlich
im hellen
fanden wir sie wieder
seitdem
hüten wir uns
fanden wir uns wieder
in einer zartheit
die uns abhanden kam
im dunkel
wuchsen blumen
sie wussten nichts
von uns, von den anderen
wollten wir nichts wissen
aber die zartheit
war scheu und zerbrechlich
im hellen
fanden wir sie wieder
seitdem
hüten wir uns
Vielleicht
oktobern deine Worte schon
wie die Roteichen
vielleicht
fühl ich mich in meinem Schreiben
schon gen Spätherbst
dann
werf ich vor dir gern all meine Blätter ab
dann
streif die Sommersprache mir vom Leib
dann
lass ich die melancholischen Wolken durch mein Denken ziehen
Herbst und du
ihr beide
treibt die Funken in mir
zum Sprühen,
die göttlichen
und die teuflischen
oktobern deine Worte schon
wie die Roteichen
vielleicht
fühl ich mich in meinem Schreiben
schon gen Spätherbst
dann
werf ich vor dir gern all meine Blätter ab
dann
streif die Sommersprache mir vom Leib
dann
lass ich die melancholischen Wolken durch mein Denken ziehen
Herbst und du
ihr beide
treibt die Funken in mir
zum Sprühen,
die göttlichen
und die teuflischen
Die Umzüge sind überfüllt
ich nehme mir den Herbst vor
Kastanien sättigen
Kürbisse sättigen
Steinchen klickern am Fensterglas
ich bin nicht da, ich bin im Herbst
Im Grunde eine Wiederholung
Mit anderen Kastanien
Mit anderen Kürbissen
Mit anderen Steinchen
(das ist keine dramaturgische Zuspitzung)
Wenn ich was vermisse
was ich nicht vermissen müsste
ich nehme mir den Herbst vor
Kastanien sättigen
Kürbisse sättigen
Steinchen klickern am Fensterglas
ich bin nicht da, ich bin im Herbst
Im Grunde eine Wiederholung
Mit anderen Kastanien
Mit anderen Kürbissen
Mit anderen Steinchen
(das ist keine dramaturgische Zuspitzung)
Wenn ich was vermisse
was ich nicht vermissen müsste
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
übers ziehen oder das alte lied
wieder holen wir uns nicht
ich muss
du musst
er sie es haben keine ahnung
wie das ist
mit dem vermissen dem klickern dem zwitschern
der stille
im herbst (ein klischee wie das reh)
wenn ich ein vöglein wär
und
ich steh
du stehst
am fenster
wir (dies grimmsche wort)
ich steh
du
wer hat das glas zwischen uns gedacht
berühren sich unsere kleinen finger nicht
zwischen punkt und gedankenstrich
entzündest du ein licht im gesicht
als könnte es den weg zeigen
als könnte es den weg gezeigt haben werden
um den konjunktiv der kürbisse herum
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
indikativ
honig kastanienklang
hungrig
ist der sommer
im herbst
stirbt man nicht
sondern sät oder erntet
und ich vermisse nichts
was ich vermissen sollte
honig kastanienklang
hungrig
ist der sommer
im herbst
stirbt man nicht
sondern sät oder erntet
und ich vermisse nichts
was ich vermissen sollte
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