und plötzlich ohne metapher

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birke
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Beitragvon birke » 20.11.2015, 10:27

2. version


und plötzlich ohne metapher


kommt die angst
um dich:
du, in der großstadt
wenn du ins stadion gehst
oder über den markt
und plötzlich
geht eine bombe hoch


(november 2015)



"daher" nach angst gestrichen.
titel erweitert. und wieder zurück geändert. ;)





1. version


und plötzlich hab ich angst um dich
so wie ich es nicht kenne
du, in der großstadt
wenn du ins stadion gehst
oder über den weihnachtsmarkt
durch die menschenmassen
und plötzlich
wie im krieg
geht eine bombe hoch
Zuletzt geändert von birke am 03.12.2015, 21:38, insgesamt 9-mal geändert.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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birke
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Beitragvon birke » 23.11.2015, 16:15

klar, hast ja recht, amanita.
manchmal sieht man vor lauter buchstaben das gedicht nicht oder so ;))
ich streich "daher".
danke sehr!

Ps nun hab ich die erste zeile auch noch mal geändert... dieses "kommt die angst daher" gehörte schon zusammen, aber dieses "um dich" ist mir schon wichtig.

edit - nun nach reiflicher überlegung doch wieder in "kommt die angst" geändert, ohne "daher". es schließt sich so einfach besser an den titel an.
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ZaunköniG
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Beitragvon ZaunköniG » 29.11.2015, 15:41

Großeinsatz
Fehlalarm
doch immer lauter tickt es im Kopf
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 29.11.2015, 16:55

Hallo Birke,

die Zeilen:

und plötzlich ohne metapher
kommt die angst daher


finde ich sehr stark! Alles danach schwächt die Gedanken, die das auslöst, für mich wieder, grenzt sie ein. Natürlich ist die Frage, ob es sich hier ganz konkret auf die Anschläge in Paris beziehen soll, aber da müsste es dann für mich tatsächlich im Gedicht benannt sein. So hängt es mir ein bisschen zu unentschieden dazwischen und baut zu sehr auf das ganz aktuelle Verstehen.

Die "Bombe", die hochgeht, kommt mir hier im Gedicht zu flapsig vor, vielleicht auch, weil es zu viele umgangssprachlich genutzte Redewendungen damit gibt. Aber auch der Klang passt für mich hier irgendwie nicht. Und die Wiederholung von "plötzlich" stört mich, auch wenn ich mitlese, "ohne metapher geht eine bombe hoch".

Soweit mal noch eine andere Sichtweise. .-)

Liebe Grüße
Flora
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 30.11.2015, 10:18

hallo flora,

danke für deinen leseeindruck!

nun ja, dieses gedicht bezieht sich natürlich auf die aktuellen ereignisse. es erklärt sich also aus der zeit, in der es geschrieben wurde; wäre wohl hilfreich, zumindest ein datum mit dazuzusetzen, dann wäre es, so denke ich, klar.
das, was also nach den ersten beiden zeilen folgt, darum geht es hier und ist für mich (zumindest derzeit oder für dieses gedicht) unerlässlich.

ZaunköniG, danke auch dir für deine zeilen, ja, es tickt vor allem im kopf… wohl wahr!

liebe grüße
birke
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Werner
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Beitragvon Werner » 01.12.2015, 22:38

nun, als gedicht ist es platt, weil es direkt auf den punkt kommt, auf die bombe, die hoch geht, leider nicht sprachlich. dann sind auch viel zu viel allgemeinplätze drin, genau wie in den zeitungen oder im internetz, die angst vor stadionbesuchen zu fußballspielen, vor weihnachtsmärkten usw. das einzig gute, dass ein DU angesprochen wird, das es etwas persönlich macht. richtig persönlich könnte es noch besser gelingen, wie ich finde?

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Werner
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Beitragvon Werner » 01.12.2015, 22:47

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??? oder irgendwie ganz anders, ich weiß doch auch nicht
Zuletzt geändert von Werner am 07.12.2015, 21:27, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 01.12.2015, 23:10

ei, ja, dein gedicht jetzt hat aber auch was. :daumen: ist aber ein ganz anderes, halt deins. ;-)

und ja, verdammt, werner, es IST doch so platt.
das einzige, was ich hier noch personifizieren/ spezifizieren könnte, ist vielleicht „westfalenstadion“. (??)
ich kenne leute, die angehörige in paris im stadion sitzen hatten. und es gab einen hinweis auf einen anschlag in dortmund, wo ich herstamme, und wo ich verwandte und freunde habe. das tut jetzt zwar für das gedicht direkt nichts zur sache, aber es ist ein gefühl, eine bedrohung, eine ganz direkte, die vielleicht jetzt einige menschen fühlen.
ich werde den titel noch ändern in „kein gedicht“ ;-)
also, wenn es tatsächlich nicht funktioniert, weil es einfach dann doch zu banal ist, zu beliebig (?), dann – vergessen wir es einfach. zumindest zum jetzigen zeitpunkt kann ich das nicht anders oder besser schreiben, außer: plakativ.

trotzdem – oder gerade drum: danke für deine rückmeldung und dein (wie ich finde gutes) gedicht!

edit - den text noch ums datum erweitert.

noch ein edit: und, werner, dein "ich weiß doch auch nicht" ist ... irgendwie süß. ;-) danke.
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Quoth
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Beitragvon Quoth » 03.12.2015, 18:09

Hallo Birke,

gut, dass Du Dich traust, sowas zu schreiben. Für brauchbare Lyrik brauchts immer einen souveränen Betrachterstandpunkt, der die Dinge fixiert und ins Verhältnis setzt. Massive Betroffenheit zerstört diesen Standpunkt samt seiner Souveränität, die Ergebnisse sind fragwürdig - aber gerade in ihrer Fragwürdigkeit stark. Ich finde, Du kommst Deinen Kritikern allzu sehr entgegen, wenn Du dem Text absprichst, ein Gedicht zu sein. Das lass ruhig andere sagen! Die erste Fassung hat mir gut gefallen, da hätte ich nur den Weihnachtsmarkt in einen Markt verwandelt (hast Du gemacht) und den Schluss sogar noch zugespitzt:

und plötzlich
ist krieg
und eine bombe geht hoch

Ich weiß nicht, ob Du schon hier warst, als ich zur Katastrophe von Fukushima diesen Text postete und dafür ziemlich verhauen worden bin. Sei ruhig unbelehrbar. Solche Texte lassen sich kaum "verbessern", weil sie von dem Mut leben, der hinter ihnen steht.

Gruß
Quoth
Zuletzt geändert von Quoth am 03.12.2015, 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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birke
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Beitragvon birke » 03.12.2015, 21:37

lieber quoth,

hab dank für deinen kommentar, der für mich wertvoll und ermutigend ist!

nein, zu der zeit, als du den text geposted hast, war ich noch nicht hier. war sehr spannend zu lesen! „das geht nicht!“ ist wohl der eindeutigste kommentar und zeigt einfach eine große betroffenheit, denke ich.
ich glaube, es ist immer brisant (in dieser form vor allem) über das aktuelle geschehen zu schreiben, aber: es geht! es muss gehen (dürfen)! wie auch immer das ergebnis ist, in all seiner fragwürdigkeit, es wird wohl auch immer polarisieren. sehr interessant und eine neue erfahrung für mich, weil ich das noch nie so „gewagt“ habe.

den zusatz im titel entferne ich wieder, hast ja recht. (das war auch eher eine trotz-reaktion ;-) )
die zweite version ist für mich aber stimmig so, wie sie jetzt da steht. und statt „geht eine bombe hoch“ könnte dort auch stehen „ist krieg“, ja.

naja, wie auch immer, diesen text gibt es jetzt, so oder so. ;)
danke nochmals!

liebe grüße
birke

ps - man selbst, also ich, ist auch eher unsicher mit so einem text. 9-mal geändert, ich glaube, das gab es eher selten bei mir. ;-)
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Werner
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Beitragvon Werner » 07.12.2015, 21:39

von mut alleine leben genügt bei einem gedicht / einem text nicht, jedenfalls, wenn er sich als literarischer text versteht (davon gehe ich hier im blauen salon zunächst bei allen texten von aus). die sprache sollte genauso stimmen, sollte eine gute sprache sein. ein literaturforum ist, zumindest unter den rubriken Lyrik - Prosa - Drama, kein poesiealbum oder ein tagebuch, auch keine therapieform. für persönliche befindlichkeiten gibt es eigene rubriken ie "kaffesatz" oder "plauscherei" und wie die alle in den verschiedenen foren heißen. auch eine aufforderung zur "unbelehrbarkeit" ist gerade in einem Literaturforum nicht sehr hilfreich, eher hinderlich, um nicht zu sagen, fehl am platz. sonst bräuchten wir kein forum, keine texte an leser einstellen, mit der bitte um brauchbare vorschläge zu sprache und inhalt.

aber, liebe Diana, lass Dein "Gedicht" ruhig, wie es ist, es hat ja seinen grund und seine berechtigung für Dich und die Leser. aber arbeite bitte noch weiter an der sprachlichen, literarischen qualität deiner texte und gedichte.


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