marathonübungen

Hier ist Raum für Fortsetzungsgeschichten, das Wort der Woche, interne Schreibwettbewerbe und alle anderen literarischen Projekte, bei denen mehrere Saloner zusammenarbeiten
pjesma

Beitragvon pjesma » 04.01.2016, 06:55

Hier die 12 Monatsaufgaben für unser Jahr 2016.
Mitmachen kann jeder, alle Aufgaben oder nur diejenigen, die ihm gefallen. Nicht numerisch durcheinander. Einen Gewinner gibt es nicht, das sind Übungen und Spielereien, die uns dennoch hoffentlich in unserer Fantasie und in unserer Schreibdisziplin stärken. Vielleicht zum Mehr- und Weiterfeilen inspirieren. Derjenige / diejenigen, der / die alle Übungen durchziehen, bekommen zu Silvester 2017 je ein Überraschungspäckchen von mir, ich maße mir das jetzt einfach mal so an ;-) .
Sollte sich aus einer der Übungen mehr entwickeln oder der Autor möchte es zur Diskussion stellen, dann bitte in einen extra Ordner in entsprechender Forumspalte. Hier im Ordner soll nur eine bunte, kommentarununterbrochene Textschlange entstehen ... ein Text ist ein Text ist ein Text ... wählt euch eine für Euch bezeichnende Farbe und Schriftart aus!

Hier die 12 Aufgaben und eine Jokeraufgabe, falls eine der Aufgaben absolut nicht in Euer Konzept passen will :smile:

1. Schreibe ein Gedicht zu einem Buchtitel
2. Schreibe einen Text (Prosa, Lyrik, Essay...), in dem du mit einem Sprichwort nicht konform gehst.
3. Schreibe ein Reimgedicht, das mit dem ersten Satz anfängt, den du hörst, wenn du Radio oder Fernsehen anschaltest.
4. Kurzgeschichte: Du bist aufgewacht und bemerkst, dass dir über Nacht ein Ringelschwänzchen gewachsen ist. Wahlweise ein anderer Körperteil.
5. Liebesbrief an eine historische Persönlichkeit oder eine Romanfigur.
6. Schreibe eine Kurzgeschichte oder ein Gedicht zu einem Gemälde.
7. Schreibe einen Dialog zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, in dem ein schwieriger oder ein Tabu-Begriff besprochen wird.
8. Ein Text zur einem Lied, das eine Rolle in deinem Leben spielte.
9. Vier Texte zu einem Geschehen, aus den 4 Perspektiven der 4 Beteiligten.
10. Ein Text, in dem ein angenehmer Duft oder ein widerlicher Gestank eine wichtige Rolle spielen.
11. Nimm einen Satz aus einem deiner Lieblingsgedichte als Titel für dein eigenes Gedicht.
12. Lege eine kleine Studie über eine Romanfigur an, die körperlich abstoßende und geistig entzückende Eigenschaften besitzt, oder umgekehrt .
13. JOCKERAUFGABE: „Nu ist er tot“. Schreib einfach weiter.

Auf, los geht's, viel Spaß!

Danke Zefi für Mitwirkung!
_________________
Zuletzt geändert von pjesma am 29.04.2016, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 04.01.2016, 20:00



I

zwei schatten gehen durch die nacht
als hätten sie den traum bewacht
auf ihre eigne weise
zu sein - was keiner halten kann
vereinte sich ganz leise



II

vor den lidern | | ein inselleben
und wenn du ihn bei seinem namen rufst
durch das rauschen der blendenden tage
wird er gezeichnet . ein verwundeter drache

um ihn zu sehen hör nur
schon schnurrt er unter deiner hand
das ist der trick des fallens und liebens
wir zähmen die zähne (wir könnten fliegen)

/du schüttelst den kopf/ biegst die klammern gerade

er legt sich um mich, dass ich nicht erfriere.
mach die augen auf wir finden uns wieder
in gemäßigten zonen und über den wolken
ist auch nur ein lied

und so gibt es uns nicht wie die drachen?
ach du, wir halten doch beide die schnur
und uns im nachtschatten
ein weilchen nur

ein weilchen nur




III

nacht war ihnen und irgendwo

tiefer noch in die schatten sprache der schreibenden sinken
träume wie eulen so still huschen die menschen nach haus





[align=right](zum Buchtitel "Nachtschatten" von Lars Saabye Christensen)[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 05.01.2016, 10:18

lavendel die treppe
sagten sie damals
zu den sich hinaufwindenden stufen
vielleicht führten sie direkt
in dieses zimmer voller erinnerung
in kräftigem lila und diesem üppigen duft
ist heute dein wort
mir gewogen, schwer
und leicht
und niemals
abgewandt




zum buchtitel "das lavendelzimmer" von nina george (aufgabe 1)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.01.2016, 16:41

...
Zuletzt geändert von Mucki am 30.05.2016, 13:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Eule
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Beitragvon Eule » 05.01.2016, 22:49

8*)

Der die das
was ist kein eins kein zwei
kein drei kein vier
ist es etwa ein wildes Tier
vielleicht wär es gezappt
nicht ganz so sichtbar
knapp

*) zum Anfangslied der "Sesamstrasse"
Zuletzt geändert von Eule am 07.01.2016, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.01.2016, 11:38


Es ist museal in mir
und einer springt ab
in das blendend weiße Laken
da war ein Turm
eine Winterwüste
wir sinken tiefer als wir müssten
verschütten unser Bekennen
unter all dem Staub glänzt es
als wärst du noch da


[align=right]zum Buchtitel: "Überm Rauschen" von Norbert Scheuer[/align]
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 06.01.2016, 18:15

echolot

in diesem zimmer
-keine türen, die wände aus licht-
hallt deine suche nach worten

bricht sich
wie in sanften wellen
am ufer eines leisen sees

du bist das zimmer, umgrenzt von licht
suche nicht worte
sprich

---------------------------------------------------------------------------------
aufgabe 1 /
zum buchtitel „elf arten der einsamkeit“ von richard yates

Quoth
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Beitragvon Quoth » 08.01.2016, 11:36

Er zieht sich die ledernen Strümpfe an, die aus Plastik sind,
schlüpft in die Mokassins, nein, Gummistiefel,
holt Hector ab, der Leo heißt,
wandert mit ihm über das strähnige Präriegras
im herrschaftlichen Park,
zieht den Hund weg von der Carcasse einer Ratte
mit ihren nearly insufferable odours,
trauert um den verlorenen Häuptling,
der ein Juraprofessor war,
und ist ganz sicher, dass Natty Bumppo,
der legendäre Trapper, in ihm west.



Zum Buchtitel The Leatherstocking Tales von James Fenimore Cooper (Aufgabe 1)
Zuletzt geändert von Quoth am 10.01.2016, 19:09, insgesamt 3-mal geändert.
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 08.01.2016, 23:10




Leben heißt
Loslassen.

Nebenan verschwinden Menschen
In kleinen Erdlöchern.
Junge Frauen malen sich
Die Zähne schwarz.


Gebete bringen nichts
(zurück).

Ich begrabe
Leere Saiten in mir.



[align=right](Buchtitel "Gebete für die Vermissten" von Jennifer Clement - Aufgabe 1)
[/align]
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

pjesma

Beitragvon pjesma » 11.01.2016, 22:06

auf liebe
verstehe ich mich
nicht
so
ist es
ein fremdes land

mit besonnenem auge
betrachte ich die postkartenstrände
und die glitzernden grüße
aus der ferne
welche ich unwahrscheinlich
besuchen
werde

glauben will ich
dass die kieselsteine
in wirklichkeit
goldsand sind

aufs wort
aufs bild
von hier

aus dem schachtelsatz



(javier marias: die sterblich verliebten)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.02.2016, 14:33

...
Zuletzt geändert von Mucki am 30.05.2016, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 02.02.2016, 17:26

morgenstund hat gold im mund

(oh, hat die arme so kaputte zähne?) nein, spaß beiseite – hat die morgenstund überhaupt einen mund? und wenn er mit gold gefüllt ist, heißt das, dass sie schweigt? denn dieses bringt mich auf ein anderes sprichwort: reden ist silber, schweigen ist gold. aber, ganz ehrlich, heutzutage ist doch schweigen mist! wer schweigt, duldet, wer schweigt… also hat die morgenstund mist im mund? ja! es sei denn, vom bett aus betrachtet: wenn die sonne durch mein fenster blinzelt und diesen einen goldenen strahl schickt… dann ist das schön, davon werde ich gern geweckt, nein, nicht wach, das brächte erst: morgenstund hat kaffee im mund. fazit: morgenstund verschlingt meinen schlaf. und der ist gold wert! (also stimmt das sprichwort vielleicht doch.)



(aufgabe 2)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.02.2016, 21:02



da steht sie am rand und ruft. leise. warm. als könnte sie sich erschrecken. als wäre da einer. und da muss doch auch einer sein. einen schritt weiter spürt sie das moos. es federt unter ihren schwarzen gummisohlen. die stiefel sind ihr zu groß. sind nicht ihre. standen im heizungskeller. noch dreckig vom letzten herbst. sie hat zeitungspapier zusammengeknüllt und hineingestopft. gut geschnürt. doppelknoten. es ist frostig. ihre finger färben sich blau. später werden sie weiß und taub. sie steckt sie in die manteltaschen. zum stein. zum taschentuch. zur sicherheitsnadel. zum zettel. sie lauscht. er bleibt aus. der versprochene. die antwort. nein, kein echo, das sich an felswänden bricht. da muss doch einer sein. der schall. wie eine glühbirne die einfach nicht mehr leuchtet, egal wie oft man den schalter umlegt. ihre mutter hat es immer gesagt. es ist das wie denkt sie. darauf lag die betonung. steh gerade kind. nuschel nicht so in dich hinein. sprich ordentlich. sie erinnert sich an spaziergänge auf schottterwegen. der vater mit leuchtendem gesicht im dickicht. pilze. der modrige geruch. die schwarzen lamellen. die macht der bücher. bestimmung. gift und märchen. zwerge, die unter wurzeln hausen. so ein unfug. hüpf nicht herum und fass den hund nicht an. hast du gehört. unverantwortlich diese menschen. lassen ihn einfach laufen. und das kind fasst ihn an. nimm dein taschentuch. pfui teufel. vielleicht hört sie nur nicht gut genug. sie legt ihr ohr an einen stamm. die borke ist rau. eine ameise läuft über ihr haar. ein specht hämmert sein stakkato. sie bewegt die lippen. ruft. sie ruft doch. wo ist er. wo bleibt er.
so genau so. das ist ein gesetz. das wurde ihr gesagt. nein versprochen! ein fehler. ein falsches wort. selber schuld. denkt sie. selber reingelegt. du glaubst auch alles. du seichtgläubige. du apfelschluckerin. du säuseltante. vielleicht musst du schreien. vielleicht geht es nur so. sie geht einen schritt zurück. beugt sich vor. die arme zur seite gestreckt wie zum flug. sie öffnet den mund. atmet tief ein. schreit. und erschrickt. stille. und dann hört sie es. zwischen den ästen singt die nacht. so hat sie nicht gerufen. so nicht.






[align=right](zu "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus." Aufgabe 2)[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 04.02.2016, 00:25


Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden.
Du sollst dem Schaf, das du zu scheren gedenkst, keine Läuse in den Pelz setzen.
Du sollst dem Huhn, dem du das Ei wegnimmst, zum Lohn einen Korn geben.
Du sollst den Bären, dem du das Fell abziehen willst, vorher jemandem aufbinden.
Du sollst den Tag, an dem Rom nicht erbaut wurde, nicht vor dem Abend loben. (Und umgekehrt.)
Du sollst dem Informatiker, der deinen Rechner neu aufsetzt, nicht die Chips wegnehmen.
Du sollst dem Drucker, der deinen Unsinn druckt, immer fleißig Tinte auf den Füller schütten.
Du sollst mit der Beerdigungskrawatte, die du morgen tragen willst, nicht heute dein Gebiss polieren.
Du sollst das Buch, das die Axt für das gefrorene Meer in dir sein soll, erst zumachen, wenn du auch den Löffel mit abgeben kannst.
Du sollst die Axt für das gefrorene Meer in dir nicht auch noch im Haus den Zimmermann ersetzen lassen.
Du sollst das Loch, das der Zimmermann gelassen hat, sorgfältig hinter dir schließen, wenn du das Buch zumachst, das die Axt für das gefrorene Meer in dir war.



[align=right]("Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden" - Aufgabe 2)
[/align]
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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