Hier die 12 Monatsaufgaben für unser Jahr 2016.
Mitmachen kann jeder, alle Aufgaben oder nur diejenigen, die ihm gefallen. Nicht numerisch durcheinander. Einen Gewinner gibt es nicht, das sind Übungen und Spielereien, die uns dennoch hoffentlich in unserer Fantasie und in unserer Schreibdisziplin stärken. Vielleicht zum Mehr- und Weiterfeilen inspirieren. Derjenige / diejenigen, der / die alle Übungen durchziehen, bekommen zu Silvester 2017 je ein Überraschungspäckchen von mir, ich maße mir das jetzt einfach mal so an .
Sollte sich aus einer der Übungen mehr entwickeln oder der Autor möchte es zur Diskussion stellen, dann bitte in einen extra Ordner in entsprechender Forumspalte. Hier im Ordner soll nur eine bunte, kommentarununterbrochene Textschlange entstehen ... ein Text ist ein Text ist ein Text ... wählt euch eine für Euch bezeichnende Farbe und Schriftart aus!
Hier die 12 Aufgaben und eine Jokeraufgabe, falls eine der Aufgaben absolut nicht in Euer Konzept passen will
1. Schreibe ein Gedicht zu einem Buchtitel
2. Schreibe einen Text (Prosa, Lyrik, Essay...), in dem du mit einem Sprichwort nicht konform gehst.
3. Schreibe ein Reimgedicht, das mit dem ersten Satz anfängt, den du hörst, wenn du Radio oder Fernsehen anschaltest.
4. Kurzgeschichte: Du bist aufgewacht und bemerkst, dass dir über Nacht ein Ringelschwänzchen gewachsen ist. Wahlweise ein anderer Körperteil.
5. Liebesbrief an eine historische Persönlichkeit oder eine Romanfigur.
6. Schreibe eine Kurzgeschichte oder ein Gedicht zu einem Gemälde.
7. Schreibe einen Dialog zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, in dem ein schwieriger oder ein Tabu-Begriff besprochen wird.
8. Ein Text zur einem Lied, das eine Rolle in deinem Leben spielte.
9. Vier Texte zu einem Geschehen, aus den 4 Perspektiven der 4 Beteiligten.
10. Ein Text, in dem ein angenehmer Duft oder ein widerlicher Gestank eine wichtige Rolle spielen.
11. Nimm einen Satz aus einem deiner Lieblingsgedichte als Titel für dein eigenes Gedicht.
12. Lege eine kleine Studie über eine Romanfigur an, die körperlich abstoßende und geistig entzückende Eigenschaften besitzt, oder umgekehrt .
13. JOCKERAUFGABE: „Nu ist er tot“. Schreib einfach weiter.
Auf, los geht's, viel Spaß!
Danke Zefi für Mitwirkung!
_________________
marathonübungen
(2) Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Er schaut ins nackte Geäst des Kirschbaumes. Nebelbilder. Eine Taube sitzt weit oben. Dahinter das große Weiß. Wo ist dein Partner, du Monogame? Er nippt am Kaffee. Nun fliegt die Taube in seine Richtung. Es gibt elegantere Flugstile als die der Tauben. Diese kurze Spannweite, der plumpe Körper, ein Geflatter. Wenn er jetzt nicht aufsteht, wird er seinen Zug verpassen. Sie landet auf dem Handlauf des Edelstahlgeländers vom Balkon. War sie einst Edeltaube? Hat sie sich gesagt, nein, da mache ich nicht mehr mit, ich kann nicht mehr? Ein Landwirbeltier wie er. Sie ist nicht beringt. Manche Tauben sind nur so groß wie Lerchen. Er weiß jetzt gerade nicht mehr wie Lerchen aussehen, er wird es googeln. Jetzt denkt er bei Lerchen an heiligen Gesang. Aber da sitzt eine Taube. Der Kaffeeautomat schaltet sich aus, die Brüheinheit fährt knarrend in Ruheposition. Sein Vater hat mal eine Taube erschossen, die in der Linde saß und gurrte. Ihm sagte er, er wollte sie nur erschrecken und nicht treffen. Nun wünscht er sich, dass die Taube auf dem Geländer gurrt. Er darf sich nicht bewegen, sonst fliegt sie weg. Sie schaut ihn mit einem Auge an, nickt dabei. Das andere blickt in den Nebel.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
aschermittwoch, landliebe, irishgreen, monumental
https://www.youtube.com/watch?v=YSOYTFw0JaA
Der Käufer behauptete, er sei ein Zahnarzt. Ein Zahnarzt! Ich hätte es mir
sofort denken sollen! Ein Zahnarzt mit solchen Zähnen!
/Och Gott, nicht schon wieder!/
Ich hätte seinen Namen googeln sollen. Zweifel äußern. Fragen stellen. Aber
nein, ich hatte mich schon panisch mittellos vermutet nach der Scheidung
und ihn als Lösung all meiner Probleme gesehen, ein Geschenk des Himmels!
Und das roch er, der Quasizahnarzt mit den gelben Zähnen, dieser Mistkäfer,
dieser verdammte Leichenvogel. Ich war dumm, dumm, dumm ... Unglaublich
dumm!
/Ja Mensch, das ist doch schon sooo lange her! Dreizehn Jahre und drei
Länder entfernt! Wieso beschäftigt es dich noch?/
... Und wie der mich nur gefunden hat! ER hatte gegoogelt, MICH gegoogelt,
hier, 1200 Kilometer entfernt, und dann hat er zugeschlagen, als ich am
verwundbarsten war. Immer schön auf die dünnste Stelle dreschen, gell. Es
fiel ihm nicht schwer, mit seinem beschissenen Golf die ganze Strecke hin
und zurück zu fahren, um das Geschäft abzuwickeln. Ein Zahnarzt mit Golf!
Wo war bloß mein Gehirn?
/Maaan, macht das jetzt noch was aus? Machte das überhaupt zu irgendwelchem
Zeitpunkt etwas aus, was der Käufer beruflich macht?/
Ich hätte mir sofort denken sollen, dass es ein Hochstapler ist, als er die
blöde Landkarte ausbreitete und mir die schon eingekauften Grundstücke um
meinen armen umzingelten Hof zeigte. Und dann die Wahnsinnsstory, die er
mir auftischte, von Pferdefarm, Tourismus, Entwicklung ... Eine
paradiesische Vision! Und ich hab sie runtergeschluckt wie einen
Glückskeks! Und in Wahrheit war er schlicht und einfach nur ein Spekulant,
ein Kriegsprofiteur, der den Zugang zur Straße brauchte, damit die
Ländereien auch was wert sind, wenn sie irgendwann zum Bau freigegeben
würden!
/Was geht es dich jetzt noch an, hey, komm runter, bitte, komm runter!/
Nein,nein ... Das ist wie Sodbrennen, das brennt immer wieder im Magen, der
Gedanke, dass ich so blöd war, so naiv, so notdürftig im Geiste, um meines
Vaters gute Erde zu verkaufen für Peanuts, für Nix, Niente! Wenn ich das
heute zurückkaufen würde, hätte es den fünffachen Wert von damals ... Und
zwar nicht, weil er darin investiert hätte, sondern nur weil er ein Monopol
hat auf alle Ländereien weit und breit!
/Soll‘s dir egal sein. Beruhige dich, schalt endlich ab. Du hättest eh nie
dort gelebt, du warst nie und wärst nie eine Bäuerin geworden, das weiß ich
und das weißt du auch. Und die Steuern waren zu hoch für das
unbewirtschaftete Brachland in einem fernen Staat, die hättest du von hier
eh nicht bedienen können, als Alleinerziehende schon gar nicht. Also tatest
du, was du tun musstest, das Vernünftigste./
Das Paradox ist, weißt du, die Liebe hat mich geführt in meinen Irrtum. Die
Liebe zum Grund und Boden. Und das schlechte Gewissen, so wenig tun zu
können. Diese gesunde, fruchtbare Erde, die nur wartete, dass sich einer
ihrer annimmt! Dieses satte, saftige Grün! Diese Baumkronen! In meiner
Fantasie sah ich schon die Pferde dort traben, bergab und bergauf rennen,
und ich gönnte es ihm aus ganzem Herzen, ich gönnte es dem verdammten
Geier, seiner mir vorgegaukelten Vision, des Landes wegen gönnte ich es
ihm, der Pferde und des Grases wegen. Weil diese Erde nicht verdient hat,
dass der Wald sie zurückerobert, weil sie verdient hätte, im alten Glanz
aufzuerstehen wie damas, als der Opa noch Pferdekutsche fuhr und die Ställe
von Rappen strotzten ... Ach, wie unendlich dumm war ich nur, wie dumm, wie
dumm, wie unverzeihlich dumm!
/Jetzt hör aber auf, du warst nicht dumm, lass die fruchtlosen
Selbstvorwürfe! Und merkst du denn nicht, dass du übertreibst? Es ist jetzt
langsam wirklich ein bisschen zu viel Hamsun, nicht wahr? Du warst
gezwungen, so zu handeln, also sieh es ein bisschen trockener, nüchterner.
Es war nur eine unvermeidliche Transaktion. Du brauchtest Geld und hast
etwas verkauft. Das Grundstück lag eh unnütz herum. Die Obstbäume waren
verdorrt. Die Wiesen verwachsen. Die Felder verwildert. Du hast richtig
gehandelt und mit bester Absicht./
Und dann hatte ich nicht mal was von dem Geld. Der hat es wegverbraucht,
den ich als Liebe meines Lebens betrachtete. Liebe meines Lebens, dass ich
nicht lache! Die Liebe, überhaupt! Soll Liebe so sein, dass man seinen
Kraftort dafür einsetzen muss, hm? Sein Herz und sein Identität? Liebe ist
Scheiße, das sag ich dir, klipp und klar hier und jetzt, jedenfalls Liebe
zu einem Mann. Liebe gibt es gar nicht, kein Mensch ist solch eine Liebe
wert, außer einem Kind, vielleicht ein Kind. Kein Geld der Welt kann manche
Fehler wieder gut machen.
/Mannooo, jetzt haust du wirklich mächtig auf den Putz!/
Und weißt du, was der verkackte Möchtegernzahnarzt gemacht hat mit meinem
Land, nachdem er es gekauft hatte? Ich habe ihn später schon gegoogelt, ich
konnte es nicht lassen. Und er ist in Wirklichkeit nur ein Zahntechniker,
kein Zahnarzt. Aber auch als Techniker hätte er sich bessere Zähne machen
lassen können! Hatte aber wohl keine Zeit dafür, war zu beschäftigt, mein
Land in eine Ziegenweide zu verwandeln! Ziegen grasen jetzt dort! Ziegen,
stell dir mal vor! Ziegen setzt man auf steinigem, grünkargem Gelände ein
und nicht auf so einem Schatzboden! Ziegen! Meine Tante hätte einen jeden
Kubikzentimeter niedergebrannt und mit Salz versetzt, eh sie erlaubt hätte,
dass dort Ziegen ihr Unwesen treiben! Die schönen Bäume, die der Vater und
Opa gepflanzt hatten, alles angenagt! Die schöne Wiesen, alles
vollgeschissen von Ziegen!
/Naja, es ist nicht so, als würden Pferde nicht scheißen, das musst du
schon zugeben. Aber ... Ich dachte die Obstbäume waren schon verdorrt?/
Nicht alle waren verdorrt! Sicherlich nicht alle! Man hätte bestimmt einige
retten können ...
/Außerdem nennst du es ständig DEIN Land, das ist es nicht, nicht mehr. Du
hast es verkauft. Du hast Geld dafür bekommen./
Ja, das habe ich. Das hätte ich nicht tun sollen. Jetzt muss ich hier
sterben.
/Ach, ich bitte dich, jetzt kommen wir zum Sterben, wie theatralisch! Du
hattest auch vorher schon vorgehabt, hier zu sterben, du hattest dich
entschieden ... Jetzt wollen wir uns nicht gegenseitig belügen!/
Aber ich hätte gern die Wahl gehabt! Eine Alternative, auch wenn ich nie
Gebrauch davon gemacht hätte, vielleicht. Zu wissen, dass ich mich
jederzeit auch anders entscheiden kann, wäre eine Erleichterung gewesen.
/Wäre es nicht. Du wärst nur noch mehr gespalten, als du schon bist. Jetzt
gib es endlich frei, es gehört dir nicht mehr!/
Ich hab es doch schon freigegeben, wirklich! Oder kannst du behaupten, dass
ich es mir auch nur ein einziges Mal noch angeschaut habe? Habe ich nämlich
nicht, ich habe nie mehr meinen Fuß dorthin gesetzt! Ich habe es
freigegeben, das habe ich! Und ich habe es gegönnt, ich schwöre es, erstmal
habe ich es aufrichtig gegönnt. Aber als ich dann herausfand, dass es eine
Lüge war, da knickte etwas in mir ein, und diese Lüge brennt mir seither
auf der Seele, jedes Mal, wenn ich nur daran denke. Ziegen! ZIEGEN!? Nie
hätte ich das für Ziegen verkauft, nie im Leben.
/Hör mal, ganz ehrlich. Ganz ernsthaft. Wenn es nicht traurig wäre, wäre es
jetzt schon lächerlich. Der Käufer hat ja das Recht, wenn er das möchte,
Kängurus und Krokodile dort zu züchten, er hat das Recht legal erworben. Du
steigerst dich da in etwas hinein, als würdest du täglich damit
konfrontiert ... Jetzt lockere doch den Würgegriff ein bisschen!/
Aha, apropos Würgegriff... Weißt du was er noch Unsägliches getan hat? Er
hat alle Schlangen ausgerottet, all unsere Haus- und Hofschlangen! Und dann
hat er sie zu einem Haufen vor dem Haus aufgestapelt und verbrannt! Man hat
mich angerufen und es mir berichtet. Die ganze harmlose Brut! Verbrannt!
Stell es dir vor!
/Nu, ich denke es gibt dort auch giftigen Schlangen...?/
Ach papperlapapp! So giftig sind die auch nicht. Also, nicht jetzt zum
gleich Sterben. Und wenn schon. Im Prinzip sind sie scheu, sie tun einem
nichts. Man tritt ein bisschen fester auf die Erde, wenn man durch die
selten passierten Büsche wandert, und sie machen dir schon von selbst den
Weg frei. Du weißt wohl noch, was der Opa immer sagte über die drei
Tierarten, die man unter keinen Umständen töten soll ...
/Drei Tierarten?/
Du hast aber auch alles vergessen!
/Entschuldige, bitte, mal ... Ich lebe ja nur ...!
Na, die Bienen ... Ist ja klar, dann die Schwalben und die Schlangen! Eine
Schlange umzubringen ist eine Sünde und bringt Unglück ins Haus!
/Dann sollst du befriedet sein in deiner Bosheit. Dann wird deinem
Techniker dort nix mehr gedeihen. Wenn das dein Vorteil sein soll. Wenn du
auf solche Gedanken stolz sein kannst ...Oder findest du dich nicht ein
bisschen ungerecht ... Auch ein bisschen giftig? Aber sag mal, warum
eigentlich die Schlangen nicht töten, sie sind doch keine Nutztiere?/
Sie sind es doch, wenn man ein Bauer ist. Sie sorgen für Wohlstand, in dem
sie die gute Erde durchlüften und durchwühlen. Und sie trinken das Gift von
den Gräsern, so sagte mindestens der Opa, weißt du nicht mehr?
/Hm. Der Opa war so ziemlich neunzehntes Jahrhundert.../
Denkst du? Denkst du es wirklich? Dass es purer Aberglaube ist? Ich habe
jedenfalls nie eine Schlange umgebracht. Nicht mal die, die sich damals in
der Sommerküche in der Lehmwand eingenistet hatte und immer ihren Kopf aus
der Wand zum Herd streckte, wenn ich Milch aufkochte ... Nicht mal diese
eine. Ich habe nur von Weitem mit dem Besen an die Wand geklopft, damit sie
sich verziehen möge. Wir lebten jenen Sommer ungestört nebeneinander ...
Sogar ich als Stadtkind wusste, dass es geht. Ich schlief auf der Liegebank
neben ihr, tausende Male hätte sie mich beißen können, aber das tat sie
nicht, nie.
/Ach ja, daran erinnere ich mich noch .../
Bloß, das zählt jetzt nicht mehr. Ich habe sie verraten, auch sie, diese
eine, zum Abschuss freigegeben, die ganze Brut. Der Teil des Unglücks fällt
auch auf meinen Kopf.
/Teil des Unglücks?/
-Jaaaa ... das Unglück. Das wollte ich dir grad erzählen. Der Käufer, der
Scheißzahntechniker, der ist dann irgendwann Pleite gegangen. Laut Google.
So viel vom Aberglauben, gell. Zwar nicht direkt mit meinem Hof, aber
trotzdem ordentlich pleite. Du kannst bei Google genau ablesen, wie viel er
wem schuldet und seit wann ... Der kommt so schnell nicht mehr auf die
Beine! Die größenwahnsinnige Zahnarztkarikatur. Selbsternannter
Großgrundbesitzer ohne einen Funken Landliebe ... Und ich meine nicht den
Joghurt. Erstmal hat er ganze Ländereien den Leuten in Not abgekauft,
danach hat er sich in die Politik gestürzt und Misserfolg gehabt. Und zum
Schluss gründete er ein Import-Export-Unternehmen und fuhr es gründlich an
die Wand. Jetzt lebt er wohl von Kackziegen. Geschieht ihm recht.
/Na dann. Dann sind alle deine schadenfrohen Wünsche erfüllt, och, du
Bösartige!/
Nein, sind sie nicht. Es grasen immer noch Ziegen dort, darum geht es mir.
Er hat Pferde versprochen. Er hat das Liebevolle versprochen und nicht das
Lieblose. Ich bin nicht garstig, sein Verderben war nie mein Wunsch. Also,
nicht direkt. Aber er hat gelogen, er hat mich belogen und geprellt. Er hat
mir eine schöne Vision vorgegaukelt und hat dann unbekümmert meinen Hof
endgültig verkommen lassen!
/Ja Himmelarschundzwirn, DAS IST NICHT MEHR DEIN HOF!!! Du hast ihm den
verkauft!!!
Ja. Das hab ich. Das ist mein Teil des Unglücks. Das ist meine Strafe. Ihn
nicht haben zu können.
/Ich kann nicht mehr. Oder, weißt du was? Du sagst, er sei pleite ... Dann
wird er womöglich verkaufen wollen? Geh und kauf ihn dir zurück!
WOVON DENN, du Närrin?
/Gut. In Ordnung. Jetzt lass uns uns hinsetzen und zur Ruhe kommen. Du
wirst noch verrückt. Du machst auch mich verrückt./
Verrückt bin ich noch nicht. Aber mein Magen brennt wie Feuer.
/Da, setzen wir uns da drüben nieder, auf diese Wiese und dann .../
Da setz ich mich nicht hin. Ist doch nicht MEINE Wiese! Apropos Wiese,
wollte ich dir noch erzählen ...
/Och Gott. Nicht schon wieder ... Ich glaub es einfach nicht!/
gegen das sprichwort "aus den augen aus dem sinn", aufgabe 2.
https://www.youtube.com/watch?v=YSOYTFw0JaA
Der Käufer behauptete, er sei ein Zahnarzt. Ein Zahnarzt! Ich hätte es mir
sofort denken sollen! Ein Zahnarzt mit solchen Zähnen!
/Och Gott, nicht schon wieder!/
Ich hätte seinen Namen googeln sollen. Zweifel äußern. Fragen stellen. Aber
nein, ich hatte mich schon panisch mittellos vermutet nach der Scheidung
und ihn als Lösung all meiner Probleme gesehen, ein Geschenk des Himmels!
Und das roch er, der Quasizahnarzt mit den gelben Zähnen, dieser Mistkäfer,
dieser verdammte Leichenvogel. Ich war dumm, dumm, dumm ... Unglaublich
dumm!
/Ja Mensch, das ist doch schon sooo lange her! Dreizehn Jahre und drei
Länder entfernt! Wieso beschäftigt es dich noch?/
... Und wie der mich nur gefunden hat! ER hatte gegoogelt, MICH gegoogelt,
hier, 1200 Kilometer entfernt, und dann hat er zugeschlagen, als ich am
verwundbarsten war. Immer schön auf die dünnste Stelle dreschen, gell. Es
fiel ihm nicht schwer, mit seinem beschissenen Golf die ganze Strecke hin
und zurück zu fahren, um das Geschäft abzuwickeln. Ein Zahnarzt mit Golf!
Wo war bloß mein Gehirn?
/Maaan, macht das jetzt noch was aus? Machte das überhaupt zu irgendwelchem
Zeitpunkt etwas aus, was der Käufer beruflich macht?/
Ich hätte mir sofort denken sollen, dass es ein Hochstapler ist, als er die
blöde Landkarte ausbreitete und mir die schon eingekauften Grundstücke um
meinen armen umzingelten Hof zeigte. Und dann die Wahnsinnsstory, die er
mir auftischte, von Pferdefarm, Tourismus, Entwicklung ... Eine
paradiesische Vision! Und ich hab sie runtergeschluckt wie einen
Glückskeks! Und in Wahrheit war er schlicht und einfach nur ein Spekulant,
ein Kriegsprofiteur, der den Zugang zur Straße brauchte, damit die
Ländereien auch was wert sind, wenn sie irgendwann zum Bau freigegeben
würden!
/Was geht es dich jetzt noch an, hey, komm runter, bitte, komm runter!/
Nein,nein ... Das ist wie Sodbrennen, das brennt immer wieder im Magen, der
Gedanke, dass ich so blöd war, so naiv, so notdürftig im Geiste, um meines
Vaters gute Erde zu verkaufen für Peanuts, für Nix, Niente! Wenn ich das
heute zurückkaufen würde, hätte es den fünffachen Wert von damals ... Und
zwar nicht, weil er darin investiert hätte, sondern nur weil er ein Monopol
hat auf alle Ländereien weit und breit!
/Soll‘s dir egal sein. Beruhige dich, schalt endlich ab. Du hättest eh nie
dort gelebt, du warst nie und wärst nie eine Bäuerin geworden, das weiß ich
und das weißt du auch. Und die Steuern waren zu hoch für das
unbewirtschaftete Brachland in einem fernen Staat, die hättest du von hier
eh nicht bedienen können, als Alleinerziehende schon gar nicht. Also tatest
du, was du tun musstest, das Vernünftigste./
Das Paradox ist, weißt du, die Liebe hat mich geführt in meinen Irrtum. Die
Liebe zum Grund und Boden. Und das schlechte Gewissen, so wenig tun zu
können. Diese gesunde, fruchtbare Erde, die nur wartete, dass sich einer
ihrer annimmt! Dieses satte, saftige Grün! Diese Baumkronen! In meiner
Fantasie sah ich schon die Pferde dort traben, bergab und bergauf rennen,
und ich gönnte es ihm aus ganzem Herzen, ich gönnte es dem verdammten
Geier, seiner mir vorgegaukelten Vision, des Landes wegen gönnte ich es
ihm, der Pferde und des Grases wegen. Weil diese Erde nicht verdient hat,
dass der Wald sie zurückerobert, weil sie verdient hätte, im alten Glanz
aufzuerstehen wie damas, als der Opa noch Pferdekutsche fuhr und die Ställe
von Rappen strotzten ... Ach, wie unendlich dumm war ich nur, wie dumm, wie
dumm, wie unverzeihlich dumm!
/Jetzt hör aber auf, du warst nicht dumm, lass die fruchtlosen
Selbstvorwürfe! Und merkst du denn nicht, dass du übertreibst? Es ist jetzt
langsam wirklich ein bisschen zu viel Hamsun, nicht wahr? Du warst
gezwungen, so zu handeln, also sieh es ein bisschen trockener, nüchterner.
Es war nur eine unvermeidliche Transaktion. Du brauchtest Geld und hast
etwas verkauft. Das Grundstück lag eh unnütz herum. Die Obstbäume waren
verdorrt. Die Wiesen verwachsen. Die Felder verwildert. Du hast richtig
gehandelt und mit bester Absicht./
Und dann hatte ich nicht mal was von dem Geld. Der hat es wegverbraucht,
den ich als Liebe meines Lebens betrachtete. Liebe meines Lebens, dass ich
nicht lache! Die Liebe, überhaupt! Soll Liebe so sein, dass man seinen
Kraftort dafür einsetzen muss, hm? Sein Herz und sein Identität? Liebe ist
Scheiße, das sag ich dir, klipp und klar hier und jetzt, jedenfalls Liebe
zu einem Mann. Liebe gibt es gar nicht, kein Mensch ist solch eine Liebe
wert, außer einem Kind, vielleicht ein Kind. Kein Geld der Welt kann manche
Fehler wieder gut machen.
/Mannooo, jetzt haust du wirklich mächtig auf den Putz!/
Und weißt du, was der verkackte Möchtegernzahnarzt gemacht hat mit meinem
Land, nachdem er es gekauft hatte? Ich habe ihn später schon gegoogelt, ich
konnte es nicht lassen. Und er ist in Wirklichkeit nur ein Zahntechniker,
kein Zahnarzt. Aber auch als Techniker hätte er sich bessere Zähne machen
lassen können! Hatte aber wohl keine Zeit dafür, war zu beschäftigt, mein
Land in eine Ziegenweide zu verwandeln! Ziegen grasen jetzt dort! Ziegen,
stell dir mal vor! Ziegen setzt man auf steinigem, grünkargem Gelände ein
und nicht auf so einem Schatzboden! Ziegen! Meine Tante hätte einen jeden
Kubikzentimeter niedergebrannt und mit Salz versetzt, eh sie erlaubt hätte,
dass dort Ziegen ihr Unwesen treiben! Die schönen Bäume, die der Vater und
Opa gepflanzt hatten, alles angenagt! Die schöne Wiesen, alles
vollgeschissen von Ziegen!
/Naja, es ist nicht so, als würden Pferde nicht scheißen, das musst du
schon zugeben. Aber ... Ich dachte die Obstbäume waren schon verdorrt?/
Nicht alle waren verdorrt! Sicherlich nicht alle! Man hätte bestimmt einige
retten können ...
/Außerdem nennst du es ständig DEIN Land, das ist es nicht, nicht mehr. Du
hast es verkauft. Du hast Geld dafür bekommen./
Ja, das habe ich. Das hätte ich nicht tun sollen. Jetzt muss ich hier
sterben.
/Ach, ich bitte dich, jetzt kommen wir zum Sterben, wie theatralisch! Du
hattest auch vorher schon vorgehabt, hier zu sterben, du hattest dich
entschieden ... Jetzt wollen wir uns nicht gegenseitig belügen!/
Aber ich hätte gern die Wahl gehabt! Eine Alternative, auch wenn ich nie
Gebrauch davon gemacht hätte, vielleicht. Zu wissen, dass ich mich
jederzeit auch anders entscheiden kann, wäre eine Erleichterung gewesen.
/Wäre es nicht. Du wärst nur noch mehr gespalten, als du schon bist. Jetzt
gib es endlich frei, es gehört dir nicht mehr!/
Ich hab es doch schon freigegeben, wirklich! Oder kannst du behaupten, dass
ich es mir auch nur ein einziges Mal noch angeschaut habe? Habe ich nämlich
nicht, ich habe nie mehr meinen Fuß dorthin gesetzt! Ich habe es
freigegeben, das habe ich! Und ich habe es gegönnt, ich schwöre es, erstmal
habe ich es aufrichtig gegönnt. Aber als ich dann herausfand, dass es eine
Lüge war, da knickte etwas in mir ein, und diese Lüge brennt mir seither
auf der Seele, jedes Mal, wenn ich nur daran denke. Ziegen! ZIEGEN!? Nie
hätte ich das für Ziegen verkauft, nie im Leben.
/Hör mal, ganz ehrlich. Ganz ernsthaft. Wenn es nicht traurig wäre, wäre es
jetzt schon lächerlich. Der Käufer hat ja das Recht, wenn er das möchte,
Kängurus und Krokodile dort zu züchten, er hat das Recht legal erworben. Du
steigerst dich da in etwas hinein, als würdest du täglich damit
konfrontiert ... Jetzt lockere doch den Würgegriff ein bisschen!/
Aha, apropos Würgegriff... Weißt du was er noch Unsägliches getan hat? Er
hat alle Schlangen ausgerottet, all unsere Haus- und Hofschlangen! Und dann
hat er sie zu einem Haufen vor dem Haus aufgestapelt und verbrannt! Man hat
mich angerufen und es mir berichtet. Die ganze harmlose Brut! Verbrannt!
Stell es dir vor!
/Nu, ich denke es gibt dort auch giftigen Schlangen...?/
Ach papperlapapp! So giftig sind die auch nicht. Also, nicht jetzt zum
gleich Sterben. Und wenn schon. Im Prinzip sind sie scheu, sie tun einem
nichts. Man tritt ein bisschen fester auf die Erde, wenn man durch die
selten passierten Büsche wandert, und sie machen dir schon von selbst den
Weg frei. Du weißt wohl noch, was der Opa immer sagte über die drei
Tierarten, die man unter keinen Umständen töten soll ...
/Drei Tierarten?/
Du hast aber auch alles vergessen!
/Entschuldige, bitte, mal ... Ich lebe ja nur ...!
Na, die Bienen ... Ist ja klar, dann die Schwalben und die Schlangen! Eine
Schlange umzubringen ist eine Sünde und bringt Unglück ins Haus!
/Dann sollst du befriedet sein in deiner Bosheit. Dann wird deinem
Techniker dort nix mehr gedeihen. Wenn das dein Vorteil sein soll. Wenn du
auf solche Gedanken stolz sein kannst ...Oder findest du dich nicht ein
bisschen ungerecht ... Auch ein bisschen giftig? Aber sag mal, warum
eigentlich die Schlangen nicht töten, sie sind doch keine Nutztiere?/
Sie sind es doch, wenn man ein Bauer ist. Sie sorgen für Wohlstand, in dem
sie die gute Erde durchlüften und durchwühlen. Und sie trinken das Gift von
den Gräsern, so sagte mindestens der Opa, weißt du nicht mehr?
/Hm. Der Opa war so ziemlich neunzehntes Jahrhundert.../
Denkst du? Denkst du es wirklich? Dass es purer Aberglaube ist? Ich habe
jedenfalls nie eine Schlange umgebracht. Nicht mal die, die sich damals in
der Sommerküche in der Lehmwand eingenistet hatte und immer ihren Kopf aus
der Wand zum Herd streckte, wenn ich Milch aufkochte ... Nicht mal diese
eine. Ich habe nur von Weitem mit dem Besen an die Wand geklopft, damit sie
sich verziehen möge. Wir lebten jenen Sommer ungestört nebeneinander ...
Sogar ich als Stadtkind wusste, dass es geht. Ich schlief auf der Liegebank
neben ihr, tausende Male hätte sie mich beißen können, aber das tat sie
nicht, nie.
/Ach ja, daran erinnere ich mich noch .../
Bloß, das zählt jetzt nicht mehr. Ich habe sie verraten, auch sie, diese
eine, zum Abschuss freigegeben, die ganze Brut. Der Teil des Unglücks fällt
auch auf meinen Kopf.
/Teil des Unglücks?/
-Jaaaa ... das Unglück. Das wollte ich dir grad erzählen. Der Käufer, der
Scheißzahntechniker, der ist dann irgendwann Pleite gegangen. Laut Google.
So viel vom Aberglauben, gell. Zwar nicht direkt mit meinem Hof, aber
trotzdem ordentlich pleite. Du kannst bei Google genau ablesen, wie viel er
wem schuldet und seit wann ... Der kommt so schnell nicht mehr auf die
Beine! Die größenwahnsinnige Zahnarztkarikatur. Selbsternannter
Großgrundbesitzer ohne einen Funken Landliebe ... Und ich meine nicht den
Joghurt. Erstmal hat er ganze Ländereien den Leuten in Not abgekauft,
danach hat er sich in die Politik gestürzt und Misserfolg gehabt. Und zum
Schluss gründete er ein Import-Export-Unternehmen und fuhr es gründlich an
die Wand. Jetzt lebt er wohl von Kackziegen. Geschieht ihm recht.
/Na dann. Dann sind alle deine schadenfrohen Wünsche erfüllt, och, du
Bösartige!/
Nein, sind sie nicht. Es grasen immer noch Ziegen dort, darum geht es mir.
Er hat Pferde versprochen. Er hat das Liebevolle versprochen und nicht das
Lieblose. Ich bin nicht garstig, sein Verderben war nie mein Wunsch. Also,
nicht direkt. Aber er hat gelogen, er hat mich belogen und geprellt. Er hat
mir eine schöne Vision vorgegaukelt und hat dann unbekümmert meinen Hof
endgültig verkommen lassen!
/Ja Himmelarschundzwirn, DAS IST NICHT MEHR DEIN HOF!!! Du hast ihm den
verkauft!!!
Ja. Das hab ich. Das ist mein Teil des Unglücks. Das ist meine Strafe. Ihn
nicht haben zu können.
/Ich kann nicht mehr. Oder, weißt du was? Du sagst, er sei pleite ... Dann
wird er womöglich verkaufen wollen? Geh und kauf ihn dir zurück!
WOVON DENN, du Närrin?
/Gut. In Ordnung. Jetzt lass uns uns hinsetzen und zur Ruhe kommen. Du
wirst noch verrückt. Du machst auch mich verrückt./
Verrückt bin ich noch nicht. Aber mein Magen brennt wie Feuer.
/Da, setzen wir uns da drüben nieder, auf diese Wiese und dann .../
Da setz ich mich nicht hin. Ist doch nicht MEINE Wiese! Apropos Wiese,
wollte ich dir noch erzählen ...
/Och Gott. Nicht schon wieder ... Ich glaub es einfach nicht!/
gegen das sprichwort "aus den augen aus dem sinn", aufgabe 2.
Zuletzt geändert von pjesma am 29.04.2016, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
[color=#FFFFFF] ...................... Ein Donald macht noch
[color=#FFFFFF]..................... kein lustiges Taschenbuch
[color=#FFFFFF]..........................schlag es wieder zu
[color=#FFFFFF]..............................................(zu "nomen est omen" Aufgabe 2)
[color=#FFFFFF]..................... kein lustiges Taschenbuch
[color=#FFFFFF]..........................schlag es wieder zu
[color=#FFFFFF]..............................................(zu "nomen est omen" Aufgabe 2)
"wir fliegen bald in den urlaub"
ach, und das mit dem reimgedicht
wird wohl nix, mit verlaub,
seit wann schreib ich
dir ein reimgedicht?
da flieg ich lieber, oder nicht?
(und schreib mir selbst
ein reimgedicht)
(aufgabe 3)
ach, und das mit dem reimgedicht
wird wohl nix, mit verlaub,
seit wann schreib ich
dir ein reimgedicht?
da flieg ich lieber, oder nicht?
(und schreib mir selbst
ein reimgedicht)
(aufgabe 3)
(aufgabe 3)
tortengüße wie
schnellschüße
machen schichten
unbesichten
halten z'ammen
welt und weib
bei dem laib
ich muss werklisch
schnelle tippen
habe kaffe, habe kippen
nur der muser fehlt mich noch
wie ein loch
haltet den dieb
nicht wenn er lieb
mit viel geschick
und kleinem trick
ein stückchen torte
(ganz meine wörte!)
steckt sich in schuh
tötörötöööö
tortengüße wie
schnellschüße
machen schichten
unbesichten
halten z'ammen
welt und weib
bei dem laib
ich muss werklisch
schnelle tippen
habe kaffe, habe kippen
nur der muser fehlt mich noch
wie ein loch
haltet den dieb
nicht wenn er lieb
mit viel geschick
und kleinem trick
ein stückchen torte
(ganz meine wörte!)
steckt sich in schuh
tötörötöööö
Zuletzt geändert von pjesma am 29.04.2016, 15:38, insgesamt 4-mal geändert.
wir spielen sie
den figuren fliehen
als wüssten sie nicht zu weinen
zehn züge zurück ziehen
für jeden finger einen
und über das grau der felder
tragen sie ihren schatz
ein mildes bild eines schildes
im verloren geglaubten satz
einer symphonie
adagio mein herz höre sie
worte wie ammen
[align=right](zu "wir spielen sie" aus dem Radio / Aufgabe 3)[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
… und die Wahl in Sachsen-Anhalt.
Und wann gehst du gleich zum Anwalt?
- Morgen mittag um halb zwei.
Schau, ich hab den Brief dabei.
- Und was steht genau da drin?
- Dass ich Angeklagter bin.
(Aufgabe 3)[align=right][/align]
Und wann gehst du gleich zum Anwalt?
- Morgen mittag um halb zwei.
Schau, ich hab den Brief dabei.
- Und was steht genau da drin?
- Dass ich Angeklagter bin.
(Aufgabe 3)[align=right][/align]
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
(aufgabe 3)
tortengüße wie
schnellschüße
machen schichten
unbesichten
halten z'ammen
welt und weib
bei dem laib
ich muss werklisch
schnelle tippen
habe kaffe, habe kippen
nur der muser fehlt mich noch
wie ein loch
haltet den dieb
nicht wenn er lieb
mit viel geschick
und kleinem trick
ein stückchen torte
(ganz meine wörte!)
steckt sich in schuh
tötörötöööö
tortengüße wie
schnellschüße
machen schichten
unbesichten
halten z'ammen
welt und weib
bei dem laib
ich muss werklisch
schnelle tippen
habe kaffe, habe kippen
nur der muser fehlt mich noch
wie ein loch
haltet den dieb
nicht wenn er lieb
mit viel geschick
und kleinem trick
ein stückchen torte
(ganz meine wörte!)
steckt sich in schuh
tötörötöööö
Zuletzt geändert von pjesma am 29.04.2016, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
1.3.2016
die grenzen von schengen
müssen wieder
greifen
30.3.2016
drängen
inzwischen weniger rein?
sollte dies das ende der krise der flüchtlinge sein?
europäer überschreiten froh ihre grenzen
die verfolgten bewegen sich
in festumrissenen
schleifen
Aufgabe 3 zu „Die Grenzen von Schengen müssen wieder greifen“
die grenzen von schengen
müssen wieder
greifen
30.3.2016
drängen
inzwischen weniger rein?
sollte dies das ende der krise der flüchtlinge sein?
europäer überschreiten froh ihre grenzen
die verfolgten bewegen sich
in festumrissenen
schleifen
Aufgabe 3 zu „Die Grenzen von Schengen müssen wieder greifen“
Ihr ist kalt. Sie zieht die Decke über die Ohren. Jetzt schauen die Füße raus. Der Tag fängt an. Verflucht. Auch die Sonne scheint herein, als hätte sie nichts Besseres zu tun. Pflanzen wachsen lassen, oder Seen umkippen, bis die Fische bäuchlings das Träumen vergessen. Luft, sie schnappt und ihre Finger tippen auf dem Laken. Irgendetwas stimmt nicht. Sie vertippt sich. Warum taucht das Sternchen vor ihren Augen auf, mitten in den schönsten Sätzen. Mitten in der Musik, mitten im D*u. Diesen Brief hat sie doch schon hundertmal geschrieben, der schreibt sich von allein, da ist jedes Wort an seinem Platz. Da hat es kein Fünkchen, kein Ritzchen für Sternchen. Schon das chen regt sie auf. Sie schlägt die Decke zurück, sieht ihre Hände an. Sie sehen seltsam aus. Irgendwie falsch. Sie zählt. Wie albern ist das denn. Finger zählt man doch nur bei Neugeborenen, oder im Kindergarten, wenn man alles zählt, weil man es kann und zum Beweisen und zur Sicherheit nochmal. Sie zählt und schüttelt den Kopf. Schließt die Augen und zählt blind. Wieder und wieder tippt sie die Finger auf den Daumen. Da sind zwei zu viel. Neben ihre kleinen Finger hat sich noch einer geschlichen. Einer rechts und einer links. Shift und Sternchen. Wenn man ihnen Namen gibt, muss man glauben, dass es sie gibt. Das ist wie mit Gott. Ich träume, denkt sie. Nein. Sie tippt. Erschrickt. Jetzt schwimmen ihr auch die Sätze durcheinander. Man darf nicht anfangen nachzudenken, sonst steht man sich im Weg, sonst gerät alles aus den Fugen. Luft. Noch einmal von vorne. Sein Name leuchtet noch, sie kreist ihn ein, verschnörkelt ihn, bis er nicht mehr lesbar ist. Nur sie weiß, dass er noch da ist. Es ist ihr Geheimnis. Aber wer soll ihn auch sehen. Sie ist allein, keiner folgt ihren Bewegungen, ihren Fingern. Finger. Sie schaut noch einmal. Nichts hat sich verändert. Also träumt sie, dass sie im Traum denkt, sie würde träumen und ihre Finger anschauen. Scheiße. Sie kann sie nicht kontrollieren. Immer zucken sie hinaus. Das gibt es nicht. Ihr wird weiß, sie kneift die Augen zusammen bis nur ein kleiner Schlitz bleibt. Dabei muss sie an ein Messer denken. Sie schüttelt den Kopf. Wenn jetzt ihre Haare wehen würden. Ein bisschen wenigstens. Wenn das Fenster auf wäre, ein Wind gehen würde, sie Gänsehaut bekommen würde, dann wäre sie jetzt einsam schön. Wie in einem Musikvideo, sie hört Led Zeppelin dazu. Stairway to … Sternchen. Wie ein Wort den Blick senken kann, sie sieht ihre Füße an. Aufatmen. Sehen normal aus. Ihre Finger zucken. Und der Rest? Sie tastet sich ab. Auch die Brüsteroutine, keine Knoten, alles gut. Alles gut. Warum ist das immer nur ein Sekundenschlaf, denkt sie. Ein kurzer Rausch und danach kalter Entzug. Sie betrachtet die neuen Finger, sie sehen aus, als wären sie mit ihr alt geworden. Der Linke hat sogar eine kleine Narbe, als hätte sie sich an einer Scherbe geschnitten. Ihr letzter Geburtstag? Das Fallengelassene, die Fallengelassene, der Fall. Ein Blatt. Wenn sie Fäuste macht, stehen die Neuen ab, wie Ausrufezeichen. Das ist hässlich, denkt sie. Vielleicht waren sie doch schon immer da? Sie denkt zurück. Kindergarten. Nein, es waren fünf auf jeder Seite. Ganz sicher. Dafür gibt es Zeugen. Und ihre Mutter hat auch gezählt. Und er? Ihm hätte das nichts ausgemacht. So war er nicht! To be a rock and not to roll. Was er ihr alles sagen musste. Als man die Namen so schreiben musste, dass sie sich aneinanderlehnten. Beim Türschild hatte er sich neben sie ins Holz geritzt. Ein bisschen betrunken war er da. Aber nicht eklig. Nicht laut, nur gefühlsduselig, nah am Wasser. Das ist jetzt unser Baum, hat er gesagt. Und das war schön und schrecklich zugleich. Aber das Schreckliche hat sie zur Seite geschoben. Im Zurseiteschieben ist sie gut. Und im vielleicht-war-das-aber-auch-so-und-so-und-musste-und-war-gar-nicht-und … ja … und. In ihren Schuhen sammelt sie Schuld wie kleine Steinchen. Mit seinem roten Taschenmesser war das. Mit dem Korkenzieher. Diesem gewundenen Ding, das sich reinbohrt. Und ein bisschen tut das jetzt gut, dieses Wort: reinbohrt. Und diese Sprache, die sie irgendwo aufgelesen hat. Sie hat ein Foto drübergeklebt, gleich am nächsten Tag. Ein Pflaster klebt man ja auch nicht erst drauf, wenn es sich entzündet hat, sondern damit es nicht … damit kein Dreck reinkommt. Ein Foto von einem Hund, der sich schämt und dabei so süß aussieht. Soooo süß. Das sagt jeder, der an ihrer Tür vorbeigeht. Soooo süß. Und jetzt kann sie es nicht mehr abnehmen. Noch nicht. Ist verklebt. Und vielleicht. Und jetzt diese Finger. Und das Durcheinander der Sätze. Sie muss die Sternchen wegschieben. Oder zum Arzt gehen. Sie muss. Und weiter weiß sie nicht. Die Sonne scheint. Auch nur ein Stern in einer Erinnerung. Und das ist ein neuer Gedanken, denkt sie. Den muss sie aufschreiben. Den muss sie festhalten. Sie schüttelt den Kopf. Sternchen zuckt.
[align=right]Aufgabe 4[/align]
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Beflügelt
Schweißgebadet wachte ich auf. Schon wieder ein Alptraum. Dabei fing alles so gut an, aber dann war da dieser Drache… ein Drache?? Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und musste beinahe lachen. Dabei fühlte sich irgendetwas merkwürdig an. Ich drehte mich auf den Rücken, um zu entspannen, aber es ging nicht. Irgendetwas hinderte mich. Irgendetwas klebte dort. Nein, kleben war wohl das falsche Wort. Es war etwas, was ich spürte. Eine Geschwulst? Aber so groß? Vielleicht schlief ich ja noch. Schlaftrunken setzte ich mich auf. Da war etwas, definitiv. Und ich konnte es bewegen! Als hätte ich einen dritten Arm. Es tat nicht weh, fühlte sich nur seltsam an. Ob ich es mir mal anschauen sollte? Aber ich hatte Angst davor. Verwirrt verharrte ich. Schließlich erhob ich mich. Zögernd trat ich vor den Spiegel. Ein blasses Wesen starrte mich an. Langsam drehte ich mich, und das, was ich sah, machte mich sprachlos. Ein prächtiger Flügel prangte an meinem Rücken. Er schimmerte in allen Regenbogenfarben. Ich konnte ihn wahlweise an den Rücken legen, so dass er sich wie ein Pullover an meine Haut schmiegte. Oder ich konnte ihn ausbreiten. Ich fragte mich, was geschehen war. Musste an Kafka denken. Ich bekam eine Gänsehaut. Gleichzeitig fühlte ich ein Bedauern: Schade, dass es nur einer war. So konnte ich nicht fliegen. Aber das hätte ich vermutlich auch mit zwei Flügeln nicht gekonnt, bei der Anatomie. Und nun? Sollte ich zum Arzt gehen? Nein, auf keinen Fall. Der witterte womöglich ein medizinisches Wunder und wollte sich dann mit fremden, ha, mit meinen Federn schmücken. Außerdem, wie sollte er mir schon helfen… vielleicht könnte man das Ding wegoperieren? Ich war mir nicht mal sicher, ob ich das wollte. Ich setzte mich aufs Bett und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ziemlich erfolglos. Woher kam das Ding? Und warum? Nun, vorerst konnte ich den Flügel ja verbergen. Aber wie lange? Ich beschloss, mich erstmal anzuziehen. Ein locker geschnittenes Oberteil würde den Flügel schon kaschieren. Ich schaffte es, mir mein weitestes Sweatshirt über den Kopf zu ziehen. Dann machte ich mir Kaffee und überlegte. Vielleicht sollte ich Angelo, meinen besten Freund, einweihen. Ich griff zum Handy und fragte ihn, ob er heute Zeit habe, und machte es ein wenig dringend. Wir verabredeten uns für den Nachmittag.
Punkt drei Uhr klingelte es. Angelo brachte mir Blumen mit, einen großen bunten Strauß und fiel mir in die Arme. Lachend befreite ich mich. „Ja sag mal, du siehst ja aus, als wären dir über Nacht Flügel gewachsen! Nun schieß schon los, welchen Wettbewerb hast du gewonnen?“ Ich war Journalistin und schrieb nebenher auch Gedichte. Manchmal schickte ich etwas ein. Angelo hielt mich für talentiert, ich war mir da nicht so sicher. Ungläubig starrte ich ihn an: „Woher weißt du…“
„Ha – wusste ichs doch!“
„???“
„Na, welchen Wettbewerb?“
Verwirrt stotterte ich: „Nun komm erstmal rein. Kein Wettbewerb. Aber –„
„Aber?“
„Das mit den Flügeln –„
Nun schaute Angelo mich verwirrt an. „Hey, ich meine, du strahlst so. Das muss doch irgendeinen Grund haben! Oder hast du dich etwa verliebt?“ grinste er.
„Nein.“
„Na, was dann? Du grinst wie ein Honigkuchenpferd, so wie mein Alex immer, wenn wir…“ Er lachte. Wortlos schob ich meinen Pulli hoch.
Angelo starrte mich an. „Was machst du da?“
„Na, schau doch! Da, auf meinem Rücken!“
„Hm, ein paar Pickelchen, aber sonst ganz proper. Was soll denn da sein?“
Erschrocken versuchte ich den Flügel zu bewegen, ja, es ging. Ich breitete ihn aus und sah Angelo erwartungsvoll an. Der wiederum sah aus wie ein lebendes Fragezeichen.
„Mensch, der Flügel! Siehst du ihn denn nicht??“
„Welchen Flügel?“
Ich stutzte. Und ließ langsam meinen Pullover sinken. Er sah ihn nicht. Wie konnte das möglich sein? Vielleicht träumte ich ja doch.
„Angelo, mir ist über Nacht ein Flügel gewachsen. Ich kann ihn sehen, ich kann ihn spüren, ich kann ihn bewegen!“
„Also, ich sehe nichts!“
„Meine Güte“, murmelte ich.
Angelo sah mich skeptisch an. „Du strahlst so, als wären dir hundert Flügel gewachsen, Liebes, aber, ehrlich gesagt, ich sehe leider keinen einzigen.“
„Jetzt denkst du sicher, ich sei durchgeknallt.“
„Hm“, machte Angelo, aber ein Lächeln umspielte seinen Mund.
„Ich meine, ich sitze hier, und mir ist ein Flügel gewachsen. Einer nur, wohlgemerkt. Und nur ich sehe ihn? Das ist doch verrückt! Andererseits… wenn ihn keiner sieht, dann brauche ich mich oder den Flügel auch nicht zu verstecken. Irgendwie gefällt mir das alles.“
„Siehst du, und schon wieder dieses Lächeln von innen, wie ein Leuchten. Also, das gefällt mir auch!“
„Angelo, ich muss nachdenken.“
„Ja, das verstehe ich. Bin schon weg. Aber wenn du mich brauchst, dann melde dich, verstanden?“
„Aber ja, das mache ich. Danke, Angelo. Es ist so gut, dass es dich gibt.“
Sobald ich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, setzte ich mich auf die Terrasse, bewaffnet mit Stift und Papier. Ich musste meine Gedanken sortieren, und am besten ging das, indem ich sie aufschrieb.
Ich fühlte mich leicht und frei. Ich meine, wem wächst schon ein Flügel? (Obwohl, wer weiß. Vielleicht gibt es viel mehr Menschen mit Flügeln? Es sieht sie ja offenbar niemand sonst.) Und wer weiß, vielleicht wächst mir ja auch irgendwann noch der zweite.
Ich begann zu schreiben.
(Aufgabe 4)
Schweißgebadet wachte ich auf. Schon wieder ein Alptraum. Dabei fing alles so gut an, aber dann war da dieser Drache… ein Drache?? Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und musste beinahe lachen. Dabei fühlte sich irgendetwas merkwürdig an. Ich drehte mich auf den Rücken, um zu entspannen, aber es ging nicht. Irgendetwas hinderte mich. Irgendetwas klebte dort. Nein, kleben war wohl das falsche Wort. Es war etwas, was ich spürte. Eine Geschwulst? Aber so groß? Vielleicht schlief ich ja noch. Schlaftrunken setzte ich mich auf. Da war etwas, definitiv. Und ich konnte es bewegen! Als hätte ich einen dritten Arm. Es tat nicht weh, fühlte sich nur seltsam an. Ob ich es mir mal anschauen sollte? Aber ich hatte Angst davor. Verwirrt verharrte ich. Schließlich erhob ich mich. Zögernd trat ich vor den Spiegel. Ein blasses Wesen starrte mich an. Langsam drehte ich mich, und das, was ich sah, machte mich sprachlos. Ein prächtiger Flügel prangte an meinem Rücken. Er schimmerte in allen Regenbogenfarben. Ich konnte ihn wahlweise an den Rücken legen, so dass er sich wie ein Pullover an meine Haut schmiegte. Oder ich konnte ihn ausbreiten. Ich fragte mich, was geschehen war. Musste an Kafka denken. Ich bekam eine Gänsehaut. Gleichzeitig fühlte ich ein Bedauern: Schade, dass es nur einer war. So konnte ich nicht fliegen. Aber das hätte ich vermutlich auch mit zwei Flügeln nicht gekonnt, bei der Anatomie. Und nun? Sollte ich zum Arzt gehen? Nein, auf keinen Fall. Der witterte womöglich ein medizinisches Wunder und wollte sich dann mit fremden, ha, mit meinen Federn schmücken. Außerdem, wie sollte er mir schon helfen… vielleicht könnte man das Ding wegoperieren? Ich war mir nicht mal sicher, ob ich das wollte. Ich setzte mich aufs Bett und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Ziemlich erfolglos. Woher kam das Ding? Und warum? Nun, vorerst konnte ich den Flügel ja verbergen. Aber wie lange? Ich beschloss, mich erstmal anzuziehen. Ein locker geschnittenes Oberteil würde den Flügel schon kaschieren. Ich schaffte es, mir mein weitestes Sweatshirt über den Kopf zu ziehen. Dann machte ich mir Kaffee und überlegte. Vielleicht sollte ich Angelo, meinen besten Freund, einweihen. Ich griff zum Handy und fragte ihn, ob er heute Zeit habe, und machte es ein wenig dringend. Wir verabredeten uns für den Nachmittag.
Punkt drei Uhr klingelte es. Angelo brachte mir Blumen mit, einen großen bunten Strauß und fiel mir in die Arme. Lachend befreite ich mich. „Ja sag mal, du siehst ja aus, als wären dir über Nacht Flügel gewachsen! Nun schieß schon los, welchen Wettbewerb hast du gewonnen?“ Ich war Journalistin und schrieb nebenher auch Gedichte. Manchmal schickte ich etwas ein. Angelo hielt mich für talentiert, ich war mir da nicht so sicher. Ungläubig starrte ich ihn an: „Woher weißt du…“
„Ha – wusste ichs doch!“
„???“
„Na, welchen Wettbewerb?“
Verwirrt stotterte ich: „Nun komm erstmal rein. Kein Wettbewerb. Aber –„
„Aber?“
„Das mit den Flügeln –„
Nun schaute Angelo mich verwirrt an. „Hey, ich meine, du strahlst so. Das muss doch irgendeinen Grund haben! Oder hast du dich etwa verliebt?“ grinste er.
„Nein.“
„Na, was dann? Du grinst wie ein Honigkuchenpferd, so wie mein Alex immer, wenn wir…“ Er lachte. Wortlos schob ich meinen Pulli hoch.
Angelo starrte mich an. „Was machst du da?“
„Na, schau doch! Da, auf meinem Rücken!“
„Hm, ein paar Pickelchen, aber sonst ganz proper. Was soll denn da sein?“
Erschrocken versuchte ich den Flügel zu bewegen, ja, es ging. Ich breitete ihn aus und sah Angelo erwartungsvoll an. Der wiederum sah aus wie ein lebendes Fragezeichen.
„Mensch, der Flügel! Siehst du ihn denn nicht??“
„Welchen Flügel?“
Ich stutzte. Und ließ langsam meinen Pullover sinken. Er sah ihn nicht. Wie konnte das möglich sein? Vielleicht träumte ich ja doch.
„Angelo, mir ist über Nacht ein Flügel gewachsen. Ich kann ihn sehen, ich kann ihn spüren, ich kann ihn bewegen!“
„Also, ich sehe nichts!“
„Meine Güte“, murmelte ich.
Angelo sah mich skeptisch an. „Du strahlst so, als wären dir hundert Flügel gewachsen, Liebes, aber, ehrlich gesagt, ich sehe leider keinen einzigen.“
„Jetzt denkst du sicher, ich sei durchgeknallt.“
„Hm“, machte Angelo, aber ein Lächeln umspielte seinen Mund.
„Ich meine, ich sitze hier, und mir ist ein Flügel gewachsen. Einer nur, wohlgemerkt. Und nur ich sehe ihn? Das ist doch verrückt! Andererseits… wenn ihn keiner sieht, dann brauche ich mich oder den Flügel auch nicht zu verstecken. Irgendwie gefällt mir das alles.“
„Siehst du, und schon wieder dieses Lächeln von innen, wie ein Leuchten. Also, das gefällt mir auch!“
„Angelo, ich muss nachdenken.“
„Ja, das verstehe ich. Bin schon weg. Aber wenn du mich brauchst, dann melde dich, verstanden?“
„Aber ja, das mache ich. Danke, Angelo. Es ist so gut, dass es dich gibt.“
Sobald ich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, setzte ich mich auf die Terrasse, bewaffnet mit Stift und Papier. Ich musste meine Gedanken sortieren, und am besten ging das, indem ich sie aufschrieb.
Ich fühlte mich leicht und frei. Ich meine, wem wächst schon ein Flügel? (Obwohl, wer weiß. Vielleicht gibt es viel mehr Menschen mit Flügeln? Es sieht sie ja offenbar niemand sonst.) Und wer weiß, vielleicht wächst mir ja auch irgendwann noch der zweite.
Ich begann zu schreiben.
(Aufgabe 4)
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