Gott ist kein Emigrant

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 28.05.2018, 12:51

Schwarzbeere liest

Euch immer zu erzählen, was gefällt,
Bekommt der Geduldigste schließlich und endlich auch satt,
Denn es tut sich so manches andere auf dieser Welt,
Doch davon reden ist ein anderes Blatt.

Ich blättere nicht ungern auf solche andere Seiten,
Wo man den Neugierigen meist auf die Finger klopft.
Doch wer davor Angst hat, vermeide besser das Streiten,
Verbleib in der sicheren Tradition und verzopft.

Habt Ihr bemerkt, wie die Meinung der Leute gewandelt,
So dass es fast Schande erscheint, ein Mann noch zu sein?
Denn immer, wenn es sich um etwas Wichtiges handelt,
Entscheiden die Frauen und die Männer willigen ein.

Mit großen Lettern schreibt man Humanität
Und birst fast vor Caritas; sieht man die schwangeren Leiber,
Die der Migrantensturm ins Land uns geweht,
Hungernde Kinder und verschleierte Weiber.

Man öffnet die Tür und wie Lava strömt es herein,
Ernährt sich von uns und wird uns schließlich verschlingen.
Verblendete sagen, Brüder wollen wir sein,
Und hören lächelnd die Suren des Korans besingen.

Sie, die sich einnisten, wünschen: das Christkind verschwinde,
Die Krippe auch und das Schweinefleisch in der Schule,
Die Scharia gelte und vom Gesetze entbinde,
Kein Sex ohne Ehe und das Gefängnis für Schwule.

Gottes ist der Orient! Sagt Goethe,
Doch auch, dass Gottes ist der Okzident!
Auf dass der eine nicht den andern töte,
Bewahre er, was ihn von jenem trennt.

Sei es Jehova, Herrgott oder Allah,
Gott ist kein Emigrant und bleibt daheim.
Wo man auch hinkommt, er ist immer da,
Er ist die Blüte, Blume, Frucht und Keim.

Es wäre Unzucht, wenn man ihn verpflanze
Und ihn bekämpfe unter seinem Namen,
Verfluche andere, seh nur sich im Glanze,
Denn Gott ist Gott und da für alle. Amen.
Zuletzt geändert von Schwarzbeere am 24.06.2018, 23:12, insgesamt 3-mal geändert.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 28.05.2018, 23:43

Na endlich, Nera, da bist Du ja wieder. Wo warst Du denn so lange?

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nera
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Beitragvon nera » 28.05.2018, 23:47

:)

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 29.05.2018, 01:15

Amanita hat geschrieben:Wie kommt eigentlich der Schnellsch(l)uss zustande, dass man keine Kritik ("mehr") äußern "darf"? Zumal wenn man es gerade tut?

Das habe ich mich schon öfters gefragt, warum Gegenkritik manchmal fälschlicherweise als Kritikverbot aufgefasst wird. Um die Ursache dieser Auffassung zu erforschen, versuche ich zunächst einmal, empathisch mehrere mentale Vorgeschichten durchzuspielen, die so eine Auffassungsperspektive überhaupt ermöglichen und herstellen können. Dabei komme ich zur folgenden These: Diese Auffassung kommt vermutlich zustande, wenn einem in der Vergangenheit das Kritisieren verboten wurde, zum Beispiel von den Eltern oder sonstigen Autoritäten, die man prinzipiell mochte, und die man nicht plagen wollte, sondern eben nur kritisieren. Doch jedwede Reaktion auf die selbstausgesprochene Kritik war immer eine strafende Reaktion, beispielsweise mittels Ignoranz, Liebesentzug, Geschrei oder noch schlimmeres. So gilt auch weiterhin, dass jede Gegenreaktion auf das eigene Kritisieren als Bestrafung empfunden wird, weil die Erfahrung das so gelehrt hat. In der Phrase "man darf nicht kritisieren" steckt das Wort "dürfen". Und Dürfen bezieht sich immer auf Regelwerke und Erziehung. Um so eine falsche Auffassung loszuwerden, muss man begreifen, dass es nicht ums Dürfen geht. Sondern eben um den Austausch von Argumenten.

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birke
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Beitragvon birke » 29.05.2018, 08:02

hätte auch noch etwas zu ergänzen ...

Habt Ihr bemerkt, wie die Meinung der Leute gewandelt,
So dass es fast Schande erscheint, ein Mann noch zu sein?


"die Leute"? wer? das ist doch "wischiwaschi", in einem gedicht, meiner meinung nach.

das gedicht hinterlässt für mich nach wie vor einen geschmack von "beleidigt sein" - dieses "man darf keine kritik äußern", und macht es ja doch (und darf es ja auch!) muss aber wie schon gesagt auch mit gegenwind rechnen. und überhaupt - scheint es mir, dass die kritik wenn überhaupt eher nicht von der gegenposition des lyr ich kommen "darf".

und letztlich, der titel bzw. die zeile:

Gott ist kein Emigrant und bleibt daheim.

... kann man ja auch ganz anders auffassen - gott ist ein emigrant! weil er überall (daheim?!) ist. er ist emigrant, immigrant, manchmal auch grantig ... sofern es ihn überhaupt gibt.

auf jeden fall gibt das gedicht anlass zu vielerlei diskussion!
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.05.2018, 08:30

"auf jeden fall gibt das gedicht anlass zu vielerlei diskussion!"

Ich weiß es nicht, birke, Du sprichst selbst von "wischiwaschi" ... und genau das finde ich in dem Gedicht mehrfach. Es bricht für mich nichts auf, sondern sagt "gebetsmühlenartig", was man im Moment eben so hört. Viel Angst, viel Klage. Und immer sinds die anderen – anhand des Christkindes habe ich ja schon versucht zu sagen: Wenn man das christliche Weihnachtsfest erhalten will, muss man es von Herzen feiern und nicht selbst zum Hochfest des heiligen Konsums machen.

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birke
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Beitragvon birke » 29.05.2018, 08:52

ja, ich stimme dir ja in allem sowas von zu, amanita ...
was ich vielleicht eher sagen wollte ist, dass das gedicht zum widerspruch reizt, oder besser: herausfordert.
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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 29.05.2018, 09:19

:tata: Manchmal meine ich , dass mancher es versteht, dass manches manchem auf die Nerven geht. Und so fehlt jenem wohl der gute Ton, der statt des Werkes kritisiert nur die Person. Bespuckt mich nur, schreit weiter laut: ich habe eine dicke Haut! :D:

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Beitragvon Amanita » 29.05.2018, 09:24

Nein, hier hat niemand gespuckt, geschweige denn jemanden be-spuckt.

Wo geht eine Aussage wie beispielsweise die letzte von birke "dass das gedicht zum widerspruch reizt, oder besser: herausfordert." gegen eine/ Deine Person?

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nera
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Beitragvon nera » 29.05.2018, 10:28

der autor beklagt sich, dass er bespuckt wird? oha! der text kommt daher mit erhobenem zeigefinger im layomantem singsang eines predigers und beklagt sich über frauen und emigranten, humanität und ( man höre und staune) charitas und beruft sich dabei auf einen gott, der überall sei, nur eben nicht emigriert. wie schon gesagt: krude metrik, kruder inhalt. da muss man nicht spucken, sondern lachen. ( fürs erste, weil ich jetzt erstmal wieder zwei, drei tage nur analog lebe) amen und peace

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birke
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Beitragvon birke » 29.05.2018, 14:30

... und noch ein gedanke zum text - zum text, wohlbemerkt, mir ging es nie um etwas anderes -
was, wenn gott gar (k)eine emigrantIN ist? ;):
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Schwarzbeere
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Beitragvon Schwarzbeere » 29.05.2018, 19:40

Als ich von der Administration des Blauen Salons gefragt wurde, ob ich weiterhin mit diesem Forum in Verbindung bleiben möchte, stellte ich als Bejahung einen Text ein. Die Reaktionen auf [i]Gott ist kein Emigrant[/i] zeigten mir, wie blind ich für die Eigenheiten einer Dichterrunde bin, die eben nicht in der Realität lebt bzw diese nicht sehen will.
Vielleicht sollte ich jenen, denen meine von gebändigter Wut und dem Entsetzen vor der fortschreitenden Zerstörung der abendländischen Kultur getragenen und wie mit Gleichmut überspielten Angriffe als Gezeter eines verängstigten Greises belächeln, zu einem Besuch in einer Pariser Vorstadt ermutigen. Vorschlagen, dass sie „Trappes“ googeln?
Oder den Blauen Salon einfach vergessen? So feige bin auch wieder nicht!

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 29.05.2018, 20:18

Krieg, Vertreibung, Hunger und Perspektivlosigkeit sind ein großes Problem in unserer Welt. Und für dieses Problem müssen Lösungen gefunden werden. Gerne auch gemeinsam mit Männern. Ist es nun schlecht, wenn Männer in großer Anzahl, wie in Paris, vorkommen? Oder sind sie eine verfolgte Spezies? Wie oben im Text beklagt.? Irgendwie unklar - oder einfach nur rassistisch. (Männerfeindlich?)

"Gott", der in diesem Text Beachtung findet, ist ein Konstrukt derjenigen, die für etwas nicht Beobachtbares einen Begriff, etwas Fassbares finden wollen. Das ist o.k. Allerdings ist es hilfreich im Diskurs seine Definition offen zu legen. Um Missverständnisse zu vermeiden. "Gott" kann für alles und jedes instrumentalisiert werden. Die Geschichte zeigt es.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 29.05.2018, 20:49

"Dichterrunde [...], die eben nicht in der Realität lebt bzw diese nicht sehen will."

Ich bin überzeugt davon, dass gerade die DichterInnen mitten in der Realität leben und diese sehr deutlich sehen und analysieren.

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 29.05.2018, 22:09

Also, ich habe Trappes gegoogelt und kann mir vorstellen, worum es Dir geht, Schwarzbeere. Die Geschichte mit dem Café, in dem 50 Männer und keine Frau saßen, habe ich auch vor Monaten schon mal irgendwo gelesen.

Nur ist m.E. das Gedicht ungeeignet, Deine Besorgnis zu transportieren. Dazu ist es zu allgemein gehalten und spricht zu viele verschiedene Themen an.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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