alltagsgedöns

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 05.11.2018, 17:15

.


der weinverschluss klemmt
(die hand schmerzt schon)
dann streikt das feuerzeug
die schuhe quietschen
das brot ist hart
und dein bester freund
mit einer durchgeknallten zusammen
der ginkgo verliert immer mehr blätter
du schaltest das radio ein
wieder einer amok gelaufen
und du denkst
scheiße
und der mond
steht unbeirrt
am himmel
das hat was


.
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carl
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Beitragvon carl » 07.11.2018, 10:24

:daumen: das hat was! Der Klassiker: Kosmische Ordnung über dem Chaos des Individuellen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 07.11.2018, 18:54

Jetzt hätte ich "Alltagsgedöns" fast als Wort der Woche liegen gelassen. Das wäre sehr schade gewesen, gefällt mir ausgezeichnet. Schön, wie du die Universen nebeneinander gestellt hast.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 08.11.2018, 10:07

ha, ja, da bin ich aber froh, nifl, manchmal stelle ich auch was anderes ein als das wort der woche :)
danke an dich, und auch an dich, lieber carl, freut mich!
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Klara
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Beitragvon Klara » 11.11.2018, 10:45

"der weinverschluss klemmt"

zum Nichtweinenkönnen schön :-)

Einzig der Titel gefällt mir nicht, wegen des erklärenden "Alltag" und des "Gedöns", das ich wie eine Pawlosche Hündin sofort mit Schröders Abwertung von wichtigen politischen Themen in Verbindung bringen muss (gelernt ist gelernt). Auch ohne Schröder transportiert es eine Abwertung, und das erscheint mir unnötig, als würde das Gedicht sich entschuldigen, dass es sich "nur" um "Alltagsgedöns" dreht - warum?

Herzlich
Klara

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birke
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Beitragvon birke » 11.11.2018, 13:11

hi klara, nee, nicht entschuldigen, ganz und gar nicht, eher auf die schippe nehmen…? die assoziation zu schröder hatte ich gar nicht und auch nicht im sinn … aber warum nicht. „gedöns“ ist einfach ein etwas ironischer, augenzwinkernder begriff, und in bezug auf das gedicht heißt es einfach, dass man sich selbst vielleicht gar nicht so wichtig zu nehmen braucht, oder dass einem im moment dinge auf den wecker gehen, die im nachhinein betrachtet, und im vergleich zu dingen, die anderswo passieren, tatsächlich lächerlich sind. und natürlich befindet sich der text insgesamt ja auf eine eher umgangssprachlichen ebene.

auf jeden fall vielen lieben dank, fein, dass du den „weinverschluss“ rausgepickt hast! :)

herzliche grüße von birke
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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 11.11.2018, 15:54

Dank Klara wird mir erst jetzt im "Weinverschluss" die Weiterdeutigkeit ersichtlich; ja, sehr klever und schön komponiert, dieser Begriff, finde ich auch.

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birke
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Beitragvon birke » 13.11.2018, 16:21

merci, pjotr!
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 18.11.2018, 21:15

Liebe Birke,

mit dem "Gedöns" erging es mir so wie Klara, hab es auch wie sie empfunden. Würde den Titel also ändern. Daran ändern auch deine Erklärungen nichts, von wegen auf die Schippe nehmen oder so. Ansonsten hat mich das Gedichterl sehr amüsiert.

LG Kurt
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so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

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Beitragvon birke » 18.11.2018, 23:03

naja, ich mag ja das "gedöns", aber werde noch mal nachdenken... ob es vielleicht etwas gibt, das mir eine ähnliche lapidare stimmung rüberbringt. danke, kurt!
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Kurt
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Beitragvon Kurt » 19.11.2018, 00:52

Birke, Selbstironisches, schön und gut. Aber man darf es nicht erniedrigen. Das wirkt auf den Leser dann pathologisch und erzeugt eher Mitleid anstelle von Schmunzeln. Witzig sein heißt überlegen zu sein, auch in Bezug auf seine eigenen Torheiten, über die man dann ja (selbstironisch) lacht. Der Titel hier schmälert die nachfolgenden Inhalte des Gedichts, setzt sie herab, greift die Überlegenheit des Witzigen an. Oder wie Klara sagt, entschuldigt sich, und nimmt damit der nachfolgenden Ironie im Inhalt quasi vorab den Wind
aus den Segeln.

LG Kurt

@Edit: Wer sagt denn, dass du auf „Alltagsgedöns“ verzichten musst. Vielleicht nur
ein bisserl vergolden und schon haben wir beispielsweise „Und immer ruft das Murmeltier“, nee, Alltagsgedöns. Ich meine irgendwas in der Art. Du bist eine kluge Frau, also wird dir schon das passende einfallen. Aber Vorsicht, Humor ist tückisch.
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Beitragvon birke » 19.11.2018, 12:17

tja, vielleicht habt ihr recht, wenn es so abwertend oder entschuldigend rüberkommt, ist es nicht so gut ... ich werde mal sehen, ob mir doch etwas besseres einfällt ... :?:
lg birke
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Beitragvon birke » 19.11.2018, 15:15

mir ist da eine idee gekommen, ich hatte mal ein gedicht geschrieben, sogar hier eingestellt, das heißt "so´n tag":
viewtopic.php?f=2&t=15732
wie wäre es nun also, wenn ich daran anknüpfe oder halt auch einfach so, zum beispiel: "noch so´n tag"
ob das besser wäre??
:):
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Klara
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Beitragvon Klara » 19.11.2018, 15:19

"noch so´n tag"

Find ich gut. Vielleicht auch: "So'n Tag"


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