Version 1 (Konzept)
Mittengeteilt
Tag oder Nacht.
Zwölf Stunden weiß. Umschalten. Zwölf Stunden schwarz.
Jung oder alt.
Vierzig Jahre Jugend. Umschalten. Vierzig Jahre Altertum.
Weiblich oder männlich.
Sanftbemilchend. Umschalten. Hartbeschlagen.
Schalter, die Helfer des Aufräumers. Bleibt das hier oder kann das weg?
Im Unaufgeräumten fürchten sich manche Wesen, gehen unter im abwesenden Raum. Also aufräumen.
Dennoch weiterlernen.
Keine Angst, die Gegensätze bleiben in der Übersicht.
Nur eine Ergänzung:
Ein Gegensatz ist meist kein Einerlei, sondern ein Vielerlei.
Im Vielerlei sind viele Schalter. Nimm die Lupe:
Tag oder Nacht.
Was ist der Tag? Hellblau, rege, warm und vieles mehr.
Die Nacht? Schwarz, schläfrig, kühl und vieles mehr.
Tag und Nacht bleiben Gegensätze, keine Angst, doch die beiden Vielerleie sprenkeln zueinander.
Hellblau zu schläfrig.
Hellblau zu kühl.
Rege zu schwarz.
Rege zu kühl.
Warm zu schwarz.
Warm zu schläfrig.
Und so weiter zu.
Was ist die Jugend? Überraschbar, schnell, straff und vieles mehr.
Das Altertum? Erfahren, gemach, ledern und vieles mehr.
Jung und alt bleiben Gegensätze, doch beide tupfen ineinander.
Überraschbar, gemach.
Überraschbar, ledern.
Schnell, erfahren.
Schnell, ledern.
Straff, erfahren.
Straff, gemach.
Und so weiter.
Weiblich oder männlich?
Was ist die Weiblichkeit? Sanft, milchreich, tanzend und vieles mehr.
Die Männlichkeit? Steif, rückenbehaart, trampelnd und vieles mehr.
... abgekürzt:
Keine Angst, die Gegensätze bleiben.
Aber dazwischen, liebe Aufräumer, liegt doch ein beachtlicher Raum, dieser gesprenkelte, getupfte Aufraum, die Dämmerung, das Mosaik, die mittlere Reife.
Das mit einem einzigen Schalter abräumen? Warum baut ihr keine Klowand zwischen Behaarten und Unbehaarten, und eine weitere zwischen Runzligen und Straffen? Und so weiter und so weg?
Ein Schwarzweißbild, auch solches mit Grautönen, besteht aus vielen winzigen schwarzen und weißen Punkten; sprich: Aus Abermillionen Schaltern. Aus Abermillionen Klotüren. Gebt es auf.
Auf dem Amt ...
Unter der Lupe ...
magenta = schläfrig
schwarz = dunkel
gelb = warm
und so weiter ...
orange = überraschbar
cyan = erfahren
lila = straff
und so weiter ...
grün = milchreich
rot = trampelnd
braun = steif
und so weiter ...
Mittengeteilt
ah, verstehe, worauf du hinaus willst. ja.
zwischen schwarz und weiß gibt es noch unendlich viele grautöne… aber letztlich steht jeder einzelne grauton entweder eher dem schwarz oder dem weiß näher. und jeder darf sich selbst zuordnen (hier im falle der (menschlichen) geschlechter). für jeden einzelnen sonderbedingungen zu schaffen… ja, das wäre wohl uferlos, sehe ich schon auch so. schöne anschauliche grafiken!
einen herzlichen (kar)freitagsgruß,
birke
zwischen schwarz und weiß gibt es noch unendlich viele grautöne… aber letztlich steht jeder einzelne grauton entweder eher dem schwarz oder dem weiß näher. und jeder darf sich selbst zuordnen (hier im falle der (menschlichen) geschlechter). für jeden einzelnen sonderbedingungen zu schaffen… ja, das wäre wohl uferlos, sehe ich schon auch so. schöne anschauliche grafiken!
einen herzlichen (kar)freitagsgruß,
birke
Mein Fokus liegt hier eigentlich nicht darauf, dass Zwischenpositionen möglich sind; die sind ja weitgehend bekannt. Sondern darauf, dass eine Kategorie wie beispielsweise "jung" kein Einerlei ist. "Jung" ist eine Eigenschaft, die aus vielerlei feineren Eigenschaften besteht. Mein Fokus zielt auf die Auflösung des Einerleis hin zum Vielerlei. Besonders markant ist diese Problematik bei "Geschlechterkämpfern". Die Eigenschaft "männlich", beispielsweise, sagt ja nichts aus, außer das Gegenteil von "weiblich" sein zu wollen. Was wiederum auch nichts aussagt. Wenn man dann nachfragt bei "Geschlechterkämpfern", bekommt man auch keine klare Antwort, abgesehen von körperlichen Merkmalen. Aber wenn ich da anknüpfe, und beispielsweise Alice Schwarzers Kopf ansehe, so muss ich erkennen, dass dieser Kopf "männliche" Eigenschaften aufweist. Es gibt Zillionen Beispiele. Oder die Tatsache, dass viele "Männer" mehr Busen haben als manche "Frauen". Und dabei sprechen wir noch nicht einmal über die mentalen Eigenschaften, die man konventionell dem einen oder anderen Geschlechtsgegensatz zuordnen zu haben soll. Da sind zig Zillionen feine Eigenschaften, die konventionell der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden, aber letztendlich -- und das ist der springende Punkt -- eben NICHT eindeutig links oder rechts einsortierbar sind.
Wenn ich so etwas spontan ablasse, dann steckt da ja meistens eine spontane Inspiration dahinter: Heute morgen bekam ich meinen regelmäßigen Newsletter von GreenpeaceEnergy, der wichtige Infos enthält, aber gefühlt zur Hälfte vollgestopft ist mit den üblichen, routiniert ja-nix-falsches-sagenden Zweigruppenphrasen "Kundinnen und Kunden", "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler", "Unternehmerinnen und Unternehmer", dass einem die Hirnzellen platzen, und eine Minute später lese ich auf ZeitOnline ein Essay von Thea Dorn, flüssig geschrieben und flüssig lesbar, und da fällt mir auf, Sackra, kein einziges Wort mit "-innen" schreibt sie. Es funktioniert! Es ist also noch möglich, unverschwurbelt zu schreiben und trotzdem dabei nicht unkorrekt zu klingen. Man liest ihren Text und sieht -- dank der abwesenden Zweigruppenphrasen -- beim Lesen Menschen vielerlei Eigenschaften, und eben nicht nur Menschen zweierlei Eigenschaften. Wenn ich lese: "Bürgerinnen und Bürger" -- was für ein Bild soll das darstellen? Scheiden und Hoden? Großbusige und Kleinbusige? Was für eine Zweigruppenbildwelt will man mir als Leser da reindrücken? Oder: "Junge und alte Studierende sind willkommen" -- Was soll das für ein Bild sein? Ein Glattpopo und ein Runzelsack? Soll ich das sehen? Wie wärs mit "Liebe Unüberraschbare und Überraschbare" -- denn überraschbar ist manchmal auch ein 70-jähriger. Oder erfahren versus unerfahren. So hat man den jeweiligen, konkreten Kontext, und nicht "jung versus" alt". -- Ich bin gegen abgestumpfte Zweigruppenphrasen. Ich bin ein Vielfarben-Maler. Das stumpfe konventionelle Zweierlei langweilt mich, weil es eine Lüge ist. Es dient nur dem Abheften. Dem Abstempeln. Verstehst Du, was ich meine? Das ewige Zweierlei langweilt mich. Ich liebe das Vielerlei. Alice Schwarzer ist nicht nur Feminist, es ist einer der berühmtesten Zweierleieristen. Nieder mit dem Zweierleierismus. Schade, dass Zweierlei mit "i" endet, sonst hätte ich es kompakter gesetzt mit Zweierleiismus.
Frohe Eiersuche
Pjotr
Wenn ich so etwas spontan ablasse, dann steckt da ja meistens eine spontane Inspiration dahinter: Heute morgen bekam ich meinen regelmäßigen Newsletter von GreenpeaceEnergy, der wichtige Infos enthält, aber gefühlt zur Hälfte vollgestopft ist mit den üblichen, routiniert ja-nix-falsches-sagenden Zweigruppenphrasen "Kundinnen und Kunden", "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler", "Unternehmerinnen und Unternehmer", dass einem die Hirnzellen platzen, und eine Minute später lese ich auf ZeitOnline ein Essay von Thea Dorn, flüssig geschrieben und flüssig lesbar, und da fällt mir auf, Sackra, kein einziges Wort mit "-innen" schreibt sie. Es funktioniert! Es ist also noch möglich, unverschwurbelt zu schreiben und trotzdem dabei nicht unkorrekt zu klingen. Man liest ihren Text und sieht -- dank der abwesenden Zweigruppenphrasen -- beim Lesen Menschen vielerlei Eigenschaften, und eben nicht nur Menschen zweierlei Eigenschaften. Wenn ich lese: "Bürgerinnen und Bürger" -- was für ein Bild soll das darstellen? Scheiden und Hoden? Großbusige und Kleinbusige? Was für eine Zweigruppenbildwelt will man mir als Leser da reindrücken? Oder: "Junge und alte Studierende sind willkommen" -- Was soll das für ein Bild sein? Ein Glattpopo und ein Runzelsack? Soll ich das sehen? Wie wärs mit "Liebe Unüberraschbare und Überraschbare" -- denn überraschbar ist manchmal auch ein 70-jähriger. Oder erfahren versus unerfahren. So hat man den jeweiligen, konkreten Kontext, und nicht "jung versus" alt". -- Ich bin gegen abgestumpfte Zweigruppenphrasen. Ich bin ein Vielfarben-Maler. Das stumpfe konventionelle Zweierlei langweilt mich, weil es eine Lüge ist. Es dient nur dem Abheften. Dem Abstempeln. Verstehst Du, was ich meine? Das ewige Zweierlei langweilt mich. Ich liebe das Vielerlei. Alice Schwarzer ist nicht nur Feminist, es ist einer der berühmtesten Zweierleieristen. Nieder mit dem Zweierleierismus. Schade, dass Zweierlei mit "i" endet, sonst hätte ich es kompakter gesetzt mit Zweierleiismus.
Frohe Eiersuche
Pjotr
zweierleier... lach!
ja, denke, ich verstehe, pjotr… aber, so meine ich, es kann/ darf ja durchaus kategorien, bezeichnungen geben, die ja zu (großen) teilen durchaus zutreffen. (und die eine verständigung vielleicht auch vereinfachen.) aber einordnen darf, kann, (muss aber nicht) sich wenn überhaupt jeder selbst… und dennoch sehe ich auch die viel(schichtig)keit, die facetten, die du hier ansprichst und die es einfach gibt!
um auch nochmals auf die sprache zu sprechen zu kommen: wollte man hier allem durch unterscheidungen gerecht werden, wäre es ein fass ohne boden. zumal ja das grammatikalische geschlecht erstmal auch mit dem biologischen wenig zu tun hat! ich selbst komme derzeit auch wieder weg von diesem blöden autorInnen/ autoren/innen (was ja nicht mal mehr reicht) oder auch autor*innen. im einzelfall ist es natürlich etwas anderes, da ist es ja leicht zu handhaben.
(bin letztens in einem schreiben mit „liebe autor*in“ angeredet worden. das fühlt sich echt absurd an.)
und, was auch für deine vielfältigkeit spricht - ich zumindest definiere mich nicht nur über meine weiblichkeit. als ob ich durch die sprache betonen (beweisen? lach) müsse, dass ich eine frau bin. ne, muss ich nicht. es stellt sich ohnehin die frage, ob den geschlechtern, dem unterschied nicht zu viel bedeutung beigemessen wird? zumindest wird es zunehmend absurd auf sprachlicher ebene. :)
ach ja, und das noch: es gibt ja tatsächlich auch noch einen unterschied zwischen „studenten“ und „studierenden“ … „studierender“ wird einem studenten (ja, oder einer studentin) an einer universität ja gar nicht gerecht, heißt ja einfach etwas anderes, schließlich kann ich auch die zeitung studieren und bin somit lange noch keine studentin, sondern eine studierende.
spannend und gedankenanregend, dein beitrag, pjotr, danke!
ja, denke, ich verstehe, pjotr… aber, so meine ich, es kann/ darf ja durchaus kategorien, bezeichnungen geben, die ja zu (großen) teilen durchaus zutreffen. (und die eine verständigung vielleicht auch vereinfachen.) aber einordnen darf, kann, (muss aber nicht) sich wenn überhaupt jeder selbst… und dennoch sehe ich auch die viel(schichtig)keit, die facetten, die du hier ansprichst und die es einfach gibt!
um auch nochmals auf die sprache zu sprechen zu kommen: wollte man hier allem durch unterscheidungen gerecht werden, wäre es ein fass ohne boden. zumal ja das grammatikalische geschlecht erstmal auch mit dem biologischen wenig zu tun hat! ich selbst komme derzeit auch wieder weg von diesem blöden autorInnen/ autoren/innen (was ja nicht mal mehr reicht) oder auch autor*innen. im einzelfall ist es natürlich etwas anderes, da ist es ja leicht zu handhaben.
(bin letztens in einem schreiben mit „liebe autor*in“ angeredet worden. das fühlt sich echt absurd an.)
und, was auch für deine vielfältigkeit spricht - ich zumindest definiere mich nicht nur über meine weiblichkeit. als ob ich durch die sprache betonen (beweisen? lach) müsse, dass ich eine frau bin. ne, muss ich nicht. es stellt sich ohnehin die frage, ob den geschlechtern, dem unterschied nicht zu viel bedeutung beigemessen wird? zumindest wird es zunehmend absurd auf sprachlicher ebene. :)
ach ja, und das noch: es gibt ja tatsächlich auch noch einen unterschied zwischen „studenten“ und „studierenden“ … „studierender“ wird einem studenten (ja, oder einer studentin) an einer universität ja gar nicht gerecht, heißt ja einfach etwas anderes, schließlich kann ich auch die zeitung studieren und bin somit lange noch keine studentin, sondern eine studierende.
spannend und gedankenanregend, dein beitrag, pjotr, danke!
Ich habe natürlich ein bisschen spielerisch übertrieben; sicherlich gibt es auch Sprachsituationen, in deren Kern es durchaus bloß um zweierlei geht. Etwa bei der Frage der Prostatakrebsvorsorge. Was ich aber oben anspreche, und was Du auch verstehst, wie ich sehe, sind diejenigen Sprachsituationen, in denen bestimmte Zweierlei-Phrasen den Kontext schlichtweg nicht unterstützen; der Sprecher benutzt sie nur aus Furcht vor Bestrafung. Das ist ein Effekt der Dressur. Dressur-Effekte sind keine herzlichen Ehrlichkeiten; es sind nur kalte Mechaniken. Und das kann nicht das Ziel des Feminismus gewesen sein.
Politiker sind von dem Strafrisiko besonders betroffen; wenn die mal in einem Satz das "-innen" auslassen, könnte ihre Wählerschaft schrumpfen. Die Sprache automatisiert sich entsprechend. Und so klingt sie auch. Pure Phrasendrescherei. Das kann nicht das Ziel des Feminismus sein. Vielmehr ging es doch immer um die -- ehrliche -- Anerkennung. Ehrlich muss sie sein. Aus dem eigenen Erkennen heraus. Und in der Lebenspraxis. Nicht bloß aus rein oberflächlicher Sprachdressur heraus, allein der Dressur willen, zumal diese Phrasen unsagbar hässlich klingen. Liebe kann man nicht dressieren. Wenn ich als Politiker vor einer bunten Menschenmenge aufrichtig und in meiner Mimik klar erkennbar sage: "Liebe Wähler!" -- dann ist das eine ehrliche Anerkennung aller Anwesenden. Wenn ich als Politiker aber automatisiert eine Zweierlei-Phrase herunterschloddere: "Liebe Wählernnnwähler!" -- ist das fern jeglicher Ehrlichkeit. Was bringt das? Was bringt es, wenn ein dressierter Hund beim Klang einer Zufallsglocke Männchen macht, und keiner nimmt ihn wahr? Es ist völlig sinnfrei für den Hund und für die Abwesenden ebenfalls.
Also zu der Sache mit dem Kontext nochmal: Bei der Prostatakrebsvorsorge ist der Kontext von "Männer hierhin und Frauen dorthin" eben der, dass Frauen keine Prostata haben. Da zeichnet die Zweierlei-Phrase sinnvollerweise das Bild von männlichen Genitalien. Dieser Kontext ist hingegen völlig sinnlos in der Zweierlei-Phrase "Meteorologinnen und Meteorologen warnen vor Orkanböen". In diesem Kontext spielt es keine Rolle, ob die Wetterleute behaarte Rücken haben, kleine oder große Busen tragen, kinderlieb sind, eine hohe oder tiefe Stimme haben, Blumen mögen oder eher Autos und zillionenfach so weiter, sondern der Kontext ist nur der, dass die Orkanwarnung von Fachleuten der Meteorologie kommt. Die Dressur ist inzwischen so festgefahren, dass den Leuten die Absurdität nicht mehr bewusst ist. Die Absurdität in diesem inkontextualen Satz ist vergleichbar mit: "Meteorologen katholischen und nichtkatholischen Glaubens warnen vor Orkanböen". Und die Rechtfertigung dafür wäre gleichstellbar mit dem Kampf Luthers gegen die katholische Kirche; man wollte, dass Protestanten genauso anerkannt werden wie Katholiken. Und das im Kontext von Orkanwarnungen! Absurd? Nicht absurder als Orkanwarnungen im Kontext von Genitalien, Stimmlagen, Blumen, Autos ...
Politiker sind von dem Strafrisiko besonders betroffen; wenn die mal in einem Satz das "-innen" auslassen, könnte ihre Wählerschaft schrumpfen. Die Sprache automatisiert sich entsprechend. Und so klingt sie auch. Pure Phrasendrescherei. Das kann nicht das Ziel des Feminismus sein. Vielmehr ging es doch immer um die -- ehrliche -- Anerkennung. Ehrlich muss sie sein. Aus dem eigenen Erkennen heraus. Und in der Lebenspraxis. Nicht bloß aus rein oberflächlicher Sprachdressur heraus, allein der Dressur willen, zumal diese Phrasen unsagbar hässlich klingen. Liebe kann man nicht dressieren. Wenn ich als Politiker vor einer bunten Menschenmenge aufrichtig und in meiner Mimik klar erkennbar sage: "Liebe Wähler!" -- dann ist das eine ehrliche Anerkennung aller Anwesenden. Wenn ich als Politiker aber automatisiert eine Zweierlei-Phrase herunterschloddere: "Liebe Wählernnnwähler!" -- ist das fern jeglicher Ehrlichkeit. Was bringt das? Was bringt es, wenn ein dressierter Hund beim Klang einer Zufallsglocke Männchen macht, und keiner nimmt ihn wahr? Es ist völlig sinnfrei für den Hund und für die Abwesenden ebenfalls.
Also zu der Sache mit dem Kontext nochmal: Bei der Prostatakrebsvorsorge ist der Kontext von "Männer hierhin und Frauen dorthin" eben der, dass Frauen keine Prostata haben. Da zeichnet die Zweierlei-Phrase sinnvollerweise das Bild von männlichen Genitalien. Dieser Kontext ist hingegen völlig sinnlos in der Zweierlei-Phrase "Meteorologinnen und Meteorologen warnen vor Orkanböen". In diesem Kontext spielt es keine Rolle, ob die Wetterleute behaarte Rücken haben, kleine oder große Busen tragen, kinderlieb sind, eine hohe oder tiefe Stimme haben, Blumen mögen oder eher Autos und zillionenfach so weiter, sondern der Kontext ist nur der, dass die Orkanwarnung von Fachleuten der Meteorologie kommt. Die Dressur ist inzwischen so festgefahren, dass den Leuten die Absurdität nicht mehr bewusst ist. Die Absurdität in diesem inkontextualen Satz ist vergleichbar mit: "Meteorologen katholischen und nichtkatholischen Glaubens warnen vor Orkanböen". Und die Rechtfertigung dafür wäre gleichstellbar mit dem Kampf Luthers gegen die katholische Kirche; man wollte, dass Protestanten genauso anerkannt werden wie Katholiken. Und das im Kontext von Orkanwarnungen! Absurd? Nicht absurder als Orkanwarnungen im Kontext von Genitalien, Stimmlagen, Blumen, Autos ...
Zuletzt geändert von Pjotr am 10.04.2020, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
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