Prosalog
Foto A.P. Sandor et moi
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Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.
Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.
Ich bin gespannt!
Kleingedrucktes:
Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:
Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt
Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.
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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
sind wir vögel oder figuren in einem spiel
und dann stelle ich fest, dass ich noch da bin, mitten unter ihnen, einer eingeschworenen gemeinschaft von seltsamen gestalten. sie spielen skat, poker, oder vater mutter kind. der pfarrer sagt, manchmal höre er gesänge in den straßen. wenn wir im himmelbett liegen, aneinander gedrückt wie zerknautschte teddys, reden sie über uns. mir ist das egal. du bist mir die liebste gestalt. ich singe an dir, der dompfaff weiß es. ich bin dir eine komische geliebte, aber wen interessieren solche geschichten. ja, ich bin, unter ihnen, und über mir wachsen wolken. wie du das aushältst, frage ich dich. und du zuckst nicht mal mit dem augenlid.
und dann stelle ich fest, dass ich noch da bin, mitten unter ihnen, einer eingeschworenen gemeinschaft von seltsamen gestalten. sie spielen skat, poker, oder vater mutter kind. der pfarrer sagt, manchmal höre er gesänge in den straßen. wenn wir im himmelbett liegen, aneinander gedrückt wie zerknautschte teddys, reden sie über uns. mir ist das egal. du bist mir die liebste gestalt. ich singe an dir, der dompfaff weiß es. ich bin dir eine komische geliebte, aber wen interessieren solche geschichten. ja, ich bin, unter ihnen, und über mir wachsen wolken. wie du das aushältst, frage ich dich. und du zuckst nicht mal mit dem augenlid.
Als er die Asche in den Blecheimer kippt, glüht es hier und da noch einmal auf. Warm wird es ihm. Gleich ist er wieder in der Gasse bei ihrem Gesang. Barfüßig. Wie ein Schwachsinniger, sagt er sich leise und sieht noch zwei weitere Füße. Sie haben sie sprechen lassen wie Handpuppen. Am Fußende. Sein linker plapperte. Der rechte war ganz still, streifte ihren linken.
Nicht aushalten, einhalten will er, gerade in jenem Moment, gerade wenn er angekommen ist, bei ihr. Meinst du, es wäre immer so mit uns, fragt sein linker Fuß und streckt die Zehen. Ihr rechter krümmt sich, antwortet nein.
Wieso?
Füße sind Fluchtwesen.
Fluchtwesen?
Ja.
Nicht aushalten, einhalten will er, gerade in jenem Moment, gerade wenn er angekommen ist, bei ihr. Meinst du, es wäre immer so mit uns, fragt sein linker Fuß und streckt die Zehen. Ihr rechter krümmt sich, antwortet nein.
Wieso?
Füße sind Fluchtwesen.
Fluchtwesen?
Ja.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
und wir erheben uns vom himmelbett und laufen geradewegs über die straße ins grün. die hände berühren sich. nun sind sie es, die sprechen: die flüchtigen haben die rechnung ohne uns gemacht, sie fliehen, aber in die gleiche richtung. als wir außer puste sind, fallen wir ins gras, lachen. füße sind berechenbar. sie tragen uns, wohin wir wollen. aber menschen sagen nicht gern, wohin sie gehen. du musst zu deiner glut, sage ich. du schaust mich an, und funken sprühen aus deinen augen, die sonst so gänzlich unbeeindruckt in die welt blicken. glut, sagst du, gut. geh! wohin? zurück. rückwärts? nein. unsere füße wollen nach vorn. aber keiner weiß, wo das ist. wir bleiben liegen, ratlos, ohne orientierung. nur unsere hände scheinen zu wissen, wohin sie wollen. in der ferne kalbt ein gletscher.
Es ist eigenartig, wie sich ein Ort verändert, wenn man ihn den Händen überlässt. Die Wiese wechselt ihre Farben und Jahreszeiten, blüht auf und seufzt dabei. Dein Haar riecht nach frischem Heu. Die Sterne haben uns auch erkannt. Es scheint, als seien sie näher gerückt und wollten beweisen, Zudecke sein zu können. Dabei leuchten wir selbst, mit jedem Handstrich mehr. Die Wiese ist hügelig und ganz oben atmen wir lange aus. Noch wollen die Lippen die Worte nicht wiederfinden.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
weitergehen weitergehen raunen sie uns zu. nebelgesänge sind unerbittlich, die hügel der wiese blass. wir frösteln. die sterne wärmen nicht mehr, ihre decke wurde uns entzogen, nur ein leiser duft ist geblieben. du zündest seufzend eine zigarette an, reichst sie mir mit einem schiefen lächeln. wir rauchen schweigend. unsere hände, ein zittern, eine schwiele. komm, sagst du. und wieder erheben wir uns.
Der Rausch ist verraucht. Die Kälte kommt bedrohlich nahe. Wir sind so dünnhäutig kaum geschützt, sagst du aber lächelst dabei. Ich denke warme Gedanken. Das will ich dir nicht erzählen. Phrasen könnten uns trennen.
Stelle dir vor (so fangen immer alle Träume an), wie du leben wollen würdest, gerade jetzt.
Leben ist immer so ein großes Wort, sagst du. Und was ist mit dem geheiligten Moment? Soll der auch nur vorgestellt werden? Und vor allem vor was stellen, tatsächlich vor das Leben? Du knuffst mich in die Seite und wir stellen uns einfach in diesem Moment den Ofen vor, der unser Häuschen am Fjord einheizt.
Stelle dir vor (so fangen immer alle Träume an), wie du leben wollen würdest, gerade jetzt.
Leben ist immer so ein großes Wort, sagst du. Und was ist mit dem geheiligten Moment? Soll der auch nur vorgestellt werden? Und vor allem vor was stellen, tatsächlich vor das Leben? Du knuffst mich in die Seite und wir stellen uns einfach in diesem Moment den Ofen vor, der unser Häuschen am Fjord einheizt.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
häuschenmomente. sollten wir uns nicht nur vorstellen. wovor auch? uns vor das haus stellen? nein, lachst du. und wir treten ein, in den warmen moment. die luft knistert und wir wickeln uns nebelworte von den fingern. nicht mal der wind wagt anzuklopfen. mit deinen augen schreibst du verse ins feuer und ich lese eine geschichte, ungeheuer weich. stell dir vor, ich wäre das meer und du umarmtest mich. wir blicken uns an. sicher? sicher.
Ja, das Meer bist du. Schon immer hatte das Meer für mich eine Seele. Wenn ich weit rausschwimme, der Strand ein Handtuch wird und die Menschen klein wie Ameisen, habe ich eine Grenze überschritten. Sie ist dort, wo das Meer so tief ist, dass ich nicht mehr auf den Grund tauchen kann. Dann bin ich mit dir verbunden, dann lasse ich los, dann gebe ich mich hin und alle Sinne leuchten. Die Sonne wärmt anders, das Wasser klingt anders, riecht anders, trägt anders. Oft drehe ich mich am Scheitelpunkt auf den Rücken und lasse mich bewegungslos treiben. Dann hast du mich aufgenommen und das Plätschern flüstert, das Leben ist schön.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
aber wir müssen achtgeben auf den wind, über ihn habe ich keine macht (als hätte ich irgendeine macht), wenn er über uns wegbraust, mit seinen armen nach uns greift, uns gnadenlos aufwühlt und verwirbelt, haben wir keine chance. ich will dich tragen und wiegen mit all meinen klängen aber nicht in meine tiefen ziehen, sie brächten dich um. deshalb komme nur zu mir, wenn der wind sich woanders vergnügt, oder schläft, wenn er weit weit weg ist, nur dann bin ich sanft und ruhig. unser feuer brennt noch, raunst du, wie seltsam das leben ist. verse flackern auf und das meer liegt still.
Du blickst über uns hinaus und es ist, als blieben wir still im Wind stehen, als trennten wir unsere Sinne nach außen ab. Wir schweigen gemeinsam. Draußen vor den großen Fenstern ballt sich das Dunkel im Dunkeln, innen spiegelt sich im Glas unser Innen, das Flackern des Feuers, unsere verschwommenen Gesichter wie Geister. Selbst die Windgeräusche, die noch ins Innere des Hauses dringen, klingen abgerundet und schmiegsam, lassen der Besinnlichkeit genügend Raum. Gute Geister, sagst du, weil du meine Gedanken liest und die Stille beiseite schieben möchtest, aber nicht brechen. Das machst du immer, streifst uns Worte über wie weiche Pullis, übersetzt den Wind in Sprache bis wir uns versunken fühlen, gut versunken.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
und du antwortest mit einem handstreichen, als ob du meine gedanken liest, und du liest sie nicht nur, sondern übersetzt sie dem wind. ein stilles gespräch, nicht verlassen, nur versunken in einem zimmer der nacht. gute geister, denke ich abermals, und du öffnest das fenster. siehst du, sagst du, hörst du? aus dem dunkel, nichts. es wird kalt, aber mir ist warm. gleichzeitig greifen wir zum fenster, wollen es schließen. handgedichte. wir gehen zum kamin und setzen uns. gischt und salz kommt mir in den sinn, als du mich küsst und dass ich deine gedanken spiegle, als wären mir meine eigenen worte abhanden gekommen. dabei haben wir nur die geschichten beiseite gestreift. oder sind wir mitten drin, in einer geschichte?
Manchmal kommt uns jedes Wort komisch vor, „Schornstein“ zB. oder gerade jetzt „aufleben“. Wir lachen. Wieso denke ich an „aufleben“? Du lächelst und meinst du wüsstest es. Das können wir stundenlang spielen vor dem Feuer mit Rotwein und Eva Cassidy. Aber es kommt auch vor, dass wir das Sprechen schnell hinter uns bringen wollen, weil es sich zwischen uns schiebt. Nein sagst du, das käme nicht vor, wir tauschten nur die Form, sprachlos wären wir nie. Sprachlosigkeit sei Gewalt. Und dann sind wir einen Moment ernst, weil du recht hast und sagen nichts, vertreiben die Gedanken wieder. „Blitzeis“.
Bisweilen ist es, als bestünden wir nur aus Gedanken und Träumen. Selbst wenn wir Wein verschütten und mit einem Finger den Fleck verdecken, es damit ungeschehen machen. Selbst wenn ich zu dir unter die Decke schlüpfe, weil du nicht schlafen kannst, weil die Gedanken und Träume zu schwer werden können für einen allein.
Bisweilen ist es, als bestünden wir nur aus Gedanken und Träumen. Selbst wenn wir Wein verschütten und mit einem Finger den Fleck verdecken, es damit ungeschehen machen. Selbst wenn ich zu dir unter die Decke schlüpfe, weil du nicht schlafen kannst, weil die Gedanken und Träume zu schwer werden können für einen allein.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
ich nicke dir zu, aber ja, wir bestehen aus gedanken und träumen und ja, wir sind eine geschichte und wir verspinnen unsere fäden darin. wahrhaftig. handläufe. weißt du, je länger ich über ein wort nachdenke, desto komischer kommt es mir vor, desto fremder wird es mir. schlüpfen. nichtallein. gemeinsam. einsam. zweisam. verschmitzt. letztens wurde ich nach meinem lieblingswort gefragt. ich mag lautmalerische wörter, die genau so klingen wie ihre bedeutung, gischt oder zischt, weich und sanft, karamell. du lachst leise, perlend, auch so ein wort. oder schrill. erzähl weiter! (ich schweige). fragend schaust du mich an. schweigen, ist das nicht auch ein seltsames gebilde? eigen liegt darin. und wiegen. und wein, sagst du, und schwein. wir lachen. eva singt von fever. wie ähnlich das im deutschen klingt. du blickst verträumt ins feuer. träumen. jedes wort ist einzigartig. wundersam.
Wenn die Sätze fest werden und ich sie zu mir hole. Dann kann ich sie ganz groß fühlen. Dann kann ich mit dem Daumen drauf drücken und wenn ich ihn wieder wegziehe, zieht sich auch das Weiß wieder zurück. So sehe ich, dass sie lebendig sind. Dass sie was sagen wollen. Und dass sie selbst auch wünschen können, zB. sich deinen anzunähern, sich mit ihnen liebendgerne verspinnen. Wie DNA-Ketten, sage ich, aber das weisen sie verächtlich von sich, denn die Sätze wollen romantisch sein und DNA-Ketten seien nicht romantisch. Das mag ich dann nicht so, wenn ich merke, wie die Sätze über mich bestimmen wollen. Aber es ist trotzdem schön anzusehen, dass sie deine so mögen. Und wie ihr Gesponnenes mit deinem verwoben wird. Und ich erkenne auch uns ganz klar heraus aus der Kleidung am Boden, aus der Entledigten. Satzfreie Körperkultur, witzelst du. Dann wärmen wir uns und du sagst: An Zukunft denken, ist auch in gewisser Weise Heimweh.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
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