Sokrates-Songtext

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 29.08.2023, 13:03

Hallo, ihr Lieben!
Da ich mal wieder etwas neues ausprobieren wollte, habe ich mich mal an Songtexte gewagt. Nach einigem Feilen -- bei dem doch ziemlich viele Späne gefallen sind, aber Songtexte können eben nur begrenzt lang sein -- ist das hier herausgekommen. Das intendierte Genre wäre so etwas wie Punkrock oder neue deutsche Härte, irgendwas mit treibenden Bässen, schnellen Rhythmen, harten Riffs und tiefen, rauhen Stimmen. Rückmeldungen sind sehr willkommen, ich feile sicher noch weiter!


Verse 1:
Chairephon fragte einst Apoll in seiner Halle aus Stein
ob einer weiser sei als ich, er antwortete: „Nein!“

das konnte ich nicht glauben, ich wusste doch nicht viel
des Gottes Worte zu erfüllen wurd' mein höchstes Ziel

Seither such ich nach Weisheit wo man sich für weise hält
Bei Dichtern, Denkern, Volksrednern, Männern von Rang und Geld

Refrain:
Ich kam zu euch mit meinen Fragen
sie bohren tief, sie haken nach, sie decken auf
sie sollten mich zur Weisheit tragen
mein Weg begann, so nahm mein Schicksal seinen Lauf.

Verse 2:
Ihr guten Bürger von Athen, hört es und erbebt:
ein ungeprüftes Leben ist nicht wert, dass man es lebt.

Ihr liebt die großen Worte: Tugend und Besonnenheit
Glück, Weisheit, Schönheit, Liebe, Wissen und Gerechtigkeit.

Doch fragt man euch was all das sei dreht ihr euch bald im Kreis
kaum einer nur so weise dass er weiß was er nicht weiß

Refrain:
Das zeig' ich euch mit meinen Fragen
sie bohren tief, sie haken nach, sie decken auf
wer Weisheit liebt muss alles wagen
und dafür nehm' ich euren Hass und Spott in Kauf.

Verse 3:
Mit scharfer Zunge, wachem Geist und feiner Ironie
treib ich die falschen Weisheitslehrer in die Aporie

Ihr schimpft mich deshalb gottlos, Verführer und Sophist,
Verdreher, Verderber, Staatsfeind und Anarchist.

Doch ich führ' euch nicht irre, ich führ' euch eure Irre vor
die Wahrheit liegt im Sonnenglanz hinter dem Höhlentor

Refrain:
Der Weg dorthin sind meine Fragen
sie schneiden tief, sie stellen bloß, sie decken auf
den leeren Schein soll'n sie zerschlagen
denn dadurch weisen sie hinaus und dann hinauf

Den Weg zum Licht, hoch zu den Sternen
und wenn ihr mir den Schierling reicht nehm' ich ihn an
philosophier'n heißt sterben lernen
und wer ein guter Schüler war dem ist nicht bang.

Philosophier'n heißt sterben lernen
und wer ein guter Schüler war dem ist nicht bang.

Mein Gottesdienst war euch zu fragen
und als ihr mir den Schierling gabt nahm ich ihn an
im Geiste fest und ohne Klagen
mein Logos lebt, auch wenn mein letztes Wort verklang.
Zuletzt geändert von Mnemosyne am 29.08.2023, 15:44, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 29.08.2023, 15:22

ohh, klasse, das gefällt mir sehr!! ich hab es direkt im ohr, eine art rap, sprechgesang, poetry slam auch möglich, aber eben auch mit etwas härterer musik und rauhen stimmen, ja. muss u. a. an "freundeskreis" denken, kennst du die?
bei "höhlentor" drängte sich mir direkt "höllentor" auf, passt auch gut, auch klanglich, finde ich (wenngleich ich schon denke, dass du hier aufs höHlengleichnis anspielst).
also, hier wäre ich gespannt auf die umsetzung! soweit, daumen hoch!
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 29.08.2023, 15:41

Liebe Birke,
super, vielen lieben Dank dir für den ermutigenden Kommentar. Nein, "Freundeskreis" kenne ich noch nicht, höre aber gerne mal rein, vielleicht lässt sich daraus ja etwas lernen!
Genau, die Zeile spielt auf das Höhlengleichnis an, aber die Assoziation zum "Höllentor" war intendiert. Schön, dass das klappt. :-)
Die Umsetzung stelle ich, wenn sie fertig ist, natürlich auch hier rein (bzw. in die Hörbar).
Liebe Grüße
Merlin

jondoy
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Beitragvon jondoy » 29.08.2023, 22:48

hallo merlin,

philosophier' n heisst sterben lernen,

das ist ja mal eine ungewöhnliche idee,
ein punkrocksong aus sicht von sokrates,

der quasi als Sänger nach zwei, dreitausend jahren
wieder aufersteht
und seinen weg und seine überzeugung
mit tiefer stimme auf der bühne an die zuhörer
zum Ende des Songs hin immer intensiver hinausschreit,
untermalt von treibenden bässen und harten gitarrenriffs,
so stell ich mir das vor, oder anders, lach
ich versuch, mir den refrain in meiner fantasie vorzustellen,


bei sokrates kommt mir ein brasilianischer fußballer in den sinn,
den ich als kind eine handvoll mal im fernsehn hab fußball spielen sehen,
warum der sich diesen namen zugelegt hat, hab ich mich schon als kind gefragt,
da wusste ich noch nichts von seinem höhlengleichnis,
der wollte sein spiel gestalten,

fussballspielen heisst sterben lernen,
in der rückschau, nach dreitausend Monden,

ich tippe mal, am Ende singt der oder die den Refrain dreimal hintereinander
unterbrochen nur von diesem zweizeiligen ´Essay´ dazwischen, sokrass Hauptbotschaft,
die er sie - wie auch immer vorträgt -

also beim Refrain muss die Post abgehen,
wenn mozart es zum popidol,
verwandelt es sokrates songlang zum punkrockidol,

mir kommen aus dem stegreif nur die ärzte in den sinn,
ich weiss echt nicht, was dir da vorschwebt,

die umsetzung würde mich interessieren,
wo kriegst du die band her,
die melodie des songs muss ja mit dem Text interagieren,
der rhytmus steht schon fest, treibend,
der text auch,
was fällt einem Gitarristen oder Keyboarder dazu ein....

Viel Glück, merlin!

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 30.08.2023, 11:04

Hi Jondoy,
danke auch dir für die Rückmeldung!
Ja, die Ärzte hatte ich auch ein wenig im Ohr, oder vielleicht die toten Hosen. Und vielleicht bringt mich Birkes Tipp mit "Freundeskreis" ja auch noch auch etwas. Passend wäre auch Saltatio Mortis, die haben da ein ziemlich nettes Lied über Prometheus:

https://www.youtube.com/watch?v=zgB_gncIu6Q

Was die Umsetzung angeht: Eine Band und ein Tonstudio habe ich leider nicht in der Tasche, aber es gibt dafür gibt es ja z.B. custom song companies wie YourSongmaker (https://www.yoursongmaker.com/), die kriegen so etwas meist ziemlich gut hin, und da das hier als Geschenk für ein paar gute Freunde gedacht ist, wäre es mir das wert.
Liebe Grüße
Merlin

jondoy
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Beitragvon jondoy » 30.08.2023, 22:42

Hi Merlin,

den Weg, wie du das umsetzen willst, kenn ich nicht, hab das noch nie ausprobiert.

den Song von dieser Gruppe über Prometheus, wäre ein Weg,
nur der Klangteppich von ihrer Musik wirkt ein wenig mittelaltermäßig,
da hatte ich ich mir einen temperamentvolleren Sond dazu vorgestellt,

hab mal bloß kurz mal kurz gegoogelt,
nach punkrock und sokrates,
hab zufällig das Video gefunden,

https://youtu.be/ljDpqkyP5Co?si=FmEjwQA1FwTd33pH,

aber auch dieser Sound wäre mir zu brav, aus dem schimmert höchstens ein hauch punkrock,

hab schon erzählt, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie man diesen text trotz treibenden punkrocksound oder einem anderem temperamentvollen Musikstil wirkungsvoll in Szene setzen kann,
ein Song im Punkrocksound, bei dem man auf den Text achtet, weil der so präsent gesungen wird....

mir fällt da ein Lied ein, nicht aber der Name der Interpretin und dessen Titel,
aber das hat Power, und der Text kommt trotzdem präsent rüber,
so was würde mir da vorschweben,
falls ich den Link dieser alten Weise finden sollte, stell ich ihn im Nachgang rein.

Danke fürs Erklären.
Ciao
Zuletzt geändert von jondoy am 31.08.2023, 00:18, insgesamt 2-mal geändert.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 31.08.2023, 00:03

Hi Merlin,

hab den Song, der mir da vorgeschwebt hat, tatsächlich in einer Playliste gefunden...

https://youtu.be/kod294G4Ukw?si=g7rQcg1-sQySRX7Z

das video zu dem song hab ich eben zum ersten Mal gesehen,
musik wirkt puritanisch besser ohne visuelle ablenkung,

ein bischen punkig angehaucht ist der Song ja auch,
stell mir grad vor, sokrates, im langen gewand und mit antikem tatoo auf dem arm, soeben aus seinem hellenistischen zeitalter und seiner philosophenschule in athen in den schrott des 21. Jahrhunderts gebeamt und auf diesen stuhl gesetzt, schnell noch von der maske auf die kamera vorbereitet, die flink auch schon den schierlingbecher für ihn bereit stellt, er dann, anfangs kurz irritiert wegen der hyperschnell vollzogenen gesellschaftlichen Umwälzung vor seinen augen, dann loslegt und singend seinen neuen schülern jenen text vorträgt, den du für ihn geschrieben hast, so intensiv, dass die Lorbeerbäume hinter ihm ihr stilles Wesen für einen Song vergessen und nicht mehr still halten, und er vielleicht nach dem Schlussakkord des Songs dann plötzlich gelassen und würdevoll aufsteht und sich mit der Hand durch seine grauen Haare fährt, ehe er sich wieder hinsetzt, den schierlingbecher trinkt und umfällt und knall auf fall in den hades gebeamt wird, in dem er zufällig dem ihm entgegenrennenden orpheus und der diesem hinterher rennenden Eurydike begegnet, nach der er sich dann umdreht...
R
als augenzwinkernde inspiration für dich,
ciao, jondoy


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