Fragen (Sokrates-Song)

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 18.09.2023, 23:40

Hallo ihr Lieben,
vor ein paar Wochen hatte ich in der Polyphon-Rubrik einen Songtext zu Sokrates gepostet. Hier ist nun die musikalische Umsetzung, wieder von YourSongmaker.com (einer Produktionsfirma, der man Songtexte und Genres schicken kann und die es dann für einen komponieren und einspielen).

https://drive.google.com/file/d/1GSqLdv ... sp=sharing

Text:

Strophe 1:
Chairephon fragte einst Apoll in seiner Halle aus Stein
ob einer weiser sei als ich, er antwortete: „Nein!“

das konnte ich nicht glauben, ich wusste doch nicht viel
des Gottes Worte zu erfüllen wurd' mein höchstes Ziel

Seither such ich nach Weisheit wo man sich für weise hält
Bei Dichtern, Denkern, Volksrednern, Männern von Rang und Geld

Refrain:
Ich kam zu euch mit meinen Fragen
sie bohren tief, sie haken nach, sie decken auf
sie sollten mich zur Weisheit tragen
mein Weg begann, so nahm mein Schicksal seinen Lauf.

Strophe 2:
Ihr guten Bürger von Athen, hört es und erbebt:
ein ungeprüftes Leben ist nicht wert, dass man es lebt.

Ihr liebt die großen Worte: Tugend und Besonnenheit
Glück, Weisheit, Schönheit, Liebe, Wissen und Gerechtigkeit.

Doch fragt man euch was all das sei dreht ihr euch bald im Kreis
kaum einer nur so weise dass er weiß was er nicht weiß

Refrain:
Das zeig' ich euch mit meinen Fragen
sie bohren tief, sie haken nach, sie decken auf
wer Weisheit liebt muss alles wagen
und dafür nehm' ich euren Hass und Spott in Kauf.

Strophe 3:
Mit scharfer Zunge, wachem Geist und feiner Ironie
treib ich die falschen Weisheitslehrer in die Aporie

Ihr schimpft mich deshalb gottlos, Verführer und Sophist,
Verdreher, Verderber, Staatsfeind und Anarchist.

Doch ich führ' euch nicht irre, ich führ' euch eure Irre vor
die Wahrheit liegt im Sonnenglanz hinter dem Höhlentor

Refrain:
Der Weg dorthin sind meine Fragen
sie schneiden tief, sie stellen bloß, sie decken auf
den leeren Schein soll'n sie zerschlagen
denn dadurch weisen sie hinaus und dann hinauf

Bridge:
Den Weg zum Licht, hoch zu den Sternen
und wenn ihr mir den Schierling reicht nehm' ich ihn an
philosophier'n heißt sterben lernen
und wer ein guter Schüler war dem ist nicht bang.

Philosophier'n heißt sterben lernen
und wer ein guter Schüler war dem ist nicht bang.

Outro:
Mein Gottesdienst war euch zu fragen
und als ihr mir den Schierling gabt nahm ich ihn an
im Geiste fest und ohne Klagen
mein Logos lebt, auch wenn mein letztes Wort verklang.
Zuletzt geändert von Mnemosyne am 19.09.2023, 09:52, insgesamt 1-mal geändert.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 19.09.2023, 06:14

Hallo Mnemosyne, Dein Google-Link verlangt diesmal eine Anmeldung, und ich hab da keinen Zugang.

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birke
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Beitragvon birke » 19.09.2023, 09:42

Pjotr hat geschrieben:Hallo Mnemosyne, Dein Google-Link verlangt diesmal eine Anmeldung, und ich hab da keinen Zugang.

dito
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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 19.09.2023, 09:52

Danke für die Hinweise, jetzt sollte es klappen.

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birke
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Beitragvon birke » 19.09.2023, 10:22

ja, jetzt klappts.
ich weiß nicht, ich finds etwas brachial und musikalisch eigentlich wenig raffiniert... auch die stimme sagt mir hier nicht so zu. der text gibt eigentlich mehr her ;) aber, das ist natürlich nur mein empfinden.
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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 19.09.2023, 10:29

Ja, ich hatte es mir auch etwas anders vorgestellt -- Sokrates ist ja kein knurrendes Raubtier. Wäre ich Teil einer Band, bei der man sich während der Produktion weiter austauschen und an Dingen feilen kann, wäre das sicher anders geworden. Das ist eben der Nachteil an dieser Art Produktion. Andererseits hat's schon Energie.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 19.09.2023, 12:38

Also für den engen Rahmen bezüglich Arbeitszeit und Kosten, ist das Stück absolut beachtlich, finde ich. Der Refrain klingt recht melodisch, ein bisschen wie die Toten Hosen, und hebt sich schön ab vom Rest.

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Beitragvon Mnemosyne » 19.09.2023, 13:32

Das sehe ich auch so. Die haben schon ziemlich gute Arbeit geleistet. Dass ich es mir anders vorgestellt hätte, war keine Kritik am Team -- Gedankenlesen ist dann doch etwas zu viel verlangt. Für die Qualität der Produktion spricht auch, dass Du die toten Hosen im Refrain erkennst (ich übrigens auch), denn ich hatte deren Song "Paradies" als ein Stilvorbild angegeben. (Ein bisschen komisch finde ich die starke Betonung von "es" in "hört es und erbebt", und die Aussprache von "Anarchist" als anaʁçɪst, aber das sind Kleinigkeiten.) Mit mehr Rahmen ließe sich natürlich trotzdem mehr machen.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 23.09.2023, 00:49

Also wenn ich den Song so völlig losgelöst vom Blauen Salon zufällig in einer location hören würde, wüsste ich gar nicht, um was es in dem text überhaupt geht, ob das bei einem song überhaupt ne rolle spielt, glaub ich nicht, hier geht es ja um einen deutschsprachigen song, da lässt sich der text beim hören nicht immer völlig ausblenden, der refraintext des songs ist gut zu verstehen, der anfang fast gar nicht, ich hatte es spontan auf den kehligen anfang geschoben, wo sich diese stimme von der ersten Sekunde an so hingebungsvoll bemüht, extra tief zu klingen, das verstehen der worte ist natürlich nebensächlich, bei death-metall songs ist das sogar die grundzutat wie der boden beim obstkuchen, kommts mir manchmal vor, aber dem intro dieses songs tue ich damit unrecht, es liegt nicht an der fehlenden glockenreinen Aussprache der ersten zeilen des gesungenen textes, dass ich bei dem lied nicht so texmäßig reingekommen wäre, hab jetzt nochmals googeln müssen, um mir einigermaßen klar zu werden, who´s who´s in dem text, ich schiebs jetzt auf den text selbst, die Strophe 1 hätte vielleicht ein bischen mehr verraten sollen.

Strophe 1:
Chairephon fragte einst Apoll in seiner Halle aus Stein
ob einer weiser sei als ich Sokrates, er antwortete: „Nein!“

das konnte ich, Sokrates, nicht glauben, ich wusste doch nicht viel
des Gottes Worte zu erfüllen wurd' -mein höchstes Ziel....

Zusätzliche Worte in einen Songtext nachträglich einzufügen, wird mitunter ziemlich schwierig sein, weil das mit der Melodik eines Songs kollidieren kann,
vielleicht wäre so einem Zufallshörer der Einstieg in die Textwelt des Songs etwas leichter gelungen, erst der Schierling ziemlich am Ende des Songs lässt sich nicht so leicht ignorieren, der ist irgendwie untrennbar mit Sokrates verbunden, weil der sonst ja nicht so auf den Getränkekarten auftaucht, vermutlich ist Sokrates danach auch nicht einfach umgefallen, dass zeugs soll vor dem tod noch ziemliche Krämpfe im Körper auslösen,

die ´neue deutsche härte´, es ist ein Touch drin, find ich, auch ein touch tote hosen, ich hab keine ahnung, wie die das gemacht haben, waren das menschen, die den Song im studio kreiert haben oder war das ein computerprogramm, ich schätze letzteres, ein so großes reservoir an menschlicher stimmen- und musikstilauswahl live hätten die doch nicht zur Verfügung, um auf alle Wünsche der auftraggeber eingehen zu können.

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 23.09.2023, 19:30

Hi Jondoy,
danke dir für die Rückmeldung!
Dass man beim unvorbereiteten Hören nicht unbedingt gleich darauf käme, um wen es geht -- wenn man nicht tief in Platon drin steckt, sonst würde die Frage von Chairephon an Apoll schon reichen -- halte ich auch für plausibel. Deswegen aber Sokrates explizit in den Text einzufügen, scheint mir keine gute Lösung, schließlich ist er aus der Ich-Perspektive geschrieben, und Sokrates ist ja nicht Winnetou. ;-) Außerdem würde das das Versmaß sabotieren, drei Silben doch deutlich mehr als eine. Wäre das wichtig, wäre wohl die einfachste Lösung, einen Hinweis im Titel unterzubringen. Bei Don McLeans "Vincent" https://genius.com/Don-mclean-vincent-s ... ght-lyrics wäre ich auch ohne den Titel nicht unbedingt darauf gekommen, dass es um van Gogh geht. Und wenn ich mich nicht näher mit Ernst Jünger beschäftigt hätte, hätte ich gar nicht gemerkt, dass es in "The old man is dead" von Deine Lakeien https://genius.com/Deine-lakaien-the-ol ... ead-lyrics um ihn geht.
Andererseits gehe ich nicht davon aus, dass das Lied eine nennenswerte Öffentlichkeit erreichen wird, ich habe es als Geschenk für zwei Freunde geschrieben, die beide über Platon promoviert haben und die Lunte wohl riechen werden (wird ein Weihnachtsgeschenk). Wenn es doch daran gehen sollte, die Charts zu stürmen, denke ich noch einmal über den Titel nach.

Yoursongmaker.com arbeitet nach eigener Aussage weltweit mit mehreren hundert Produktionsteams zusammen, so dass sie eine breite Palette an Stilrichtungen abdecken können, lässt aber alle Songs von echten Menschen komponieren und einspielen. Im Unterschied zu den anderen Anbietern wie etwa Songfinch sind sie dabei tatsächlich ziemlich Genre-offen und kriegen neben Rap und Pop-Schnulzen eben auch so etwas hin. Vermutlich sind die Produktionsteams häufig kleinere Bands, die auf diese Weise nebenher etwas dazu verdienen, in diesem Fall wahrscheinlich eine kleine deutsche Metal-Band. Vielleicht sehe ich sie ja mal auf einem Festival, ich denke, die Stimme würde ich erkennen, das wäre lustig...
Viele Grüße
Merlin

jondoy
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Beitragvon jondoy » 24.09.2023, 00:26

Hi Merlin,
ich danke dir für dein Feedback!
Weil du es mir so gut erklärt hast, kann jetzt richtig gut nachvollziehen, wie du da drüber denkst.
Ich hab mir den Song eben nochmals angehört. Ich erkenne ihn sofort wieder.
Sollte er einst doch ungewollt in den Charts landen, hat dein Text sicherlich einen Anteil daran,
er ist für mich mittlerweile eine rauhbeinige Homage an Sokrates.
Die zwei Freunde von dir, die philosophisch schon etwas vorbelastet zu sein scheinen, seien gegrüßt von Pythia, und werden sich sicherlich darüber freuen. Über dein wunderbares Geschenk natürlich ;-),
in dieser akkustischen Verpackung... süßer die Stimmen nie klingen.

Herzliche Grüße,
jondoy


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