Vom Fliegen und Schweben in entlegenen Räumen

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jondoy
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Beitragvon jondoy » 15.10.2024, 20:05

Bitte zurückbleiben
Die Handys schließen.
Sich schmiegen in der Musik des Fahrtwinds.

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birke
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Beitragvon birke » 22.10.2024, 17:20

hier empfinde ich allein den titel schon als gedicht!
zurückbleiben? nein.
das handy schließen? kann ich nicht, ich schalte es also aus?
und dann, ja, dann schmiege ich mich nur zu gern in die (?) musik des fahrtwinds.
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Amanita
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Beitragvon Amanita » 22.10.2024, 20:05

Das bezieht sich wohl auf "zurückbleiben – Türen schließen"? Funktioniert mit dem Handy tatsächlich nicht so gut.
Aber auch den Perspektivwechsel finde ich (in all der Kürze) nicht ganz glücklich, zumal es ja gar nicht um diejenigen geht, die "zurückbleiben".

Den Rest finde ich (auch, wie birke) sehr schön.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 23.10.2024, 20:59

birkes einwand (das handy schließen?) hat seine berechtigung, auch für mich ist ein handy auf reisen eine Informationsquelle, die ich nicht missen möchte (...das handy auszuschalten, in dem in diesen zeilen beschriebenen moment würde eine solche forderung selbst mir nicht nicht in den sinn kommen), im ursprungssinn war gemeint, die handyhülle zu schließen oder umgedeutet das handy aus der hand zu legen,
es war eine spielerische Anspielung ("Remiszenz"), wie amanita richtig angenommen hat, auf die auf Bahnhöfen in haltenden Zügen vor deren Abfahrt häufig zu vernehmende Lautsprecherdurchsage "Bitte zurückbleiben, die Türen schließen" .

Diese Zeilen sollten einen Zustand bzw Moment und die in ihm wohnende Leichtigkeit einfangen und mit möglichst wenigen Worten beschreiben.
Dieses Hochgefühl, dass einen während des Reisens von einem Ort zu einem anderen in entlegenen Räumen mitunter überkommen kommen kann (beispielsweise bei langen Zugreisen über Ländergrenzen hinweg in einem Zugabteil, das mit wenigen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Altersgruppen "bevölkert" ist (´reisende Nomadenˋ ;- ) ),
dieses Hochgefühl, vielleicht dadurch entstehend, wenn im Laufe der Fahrt unterschiedlichste Landschaftszenerien am Fenster vorüberziehen (bsplsweise mediterane Landschaften, Industriebrachen, Häusermeere, Weinberge und plötzlich Gebirgslandschaften, deren Spitzen bereits mit Schnee bedeckt sind, wo du plötzlich den ersten Schnee siehst, ein Anblick, der wie eine Fata Morgana auf dich wirkt, fast schon surreal, und du weisst trotzdem, die an dir vorbeifliegenden Landschaftsszenerien sind alle echt, nicht taggeträumt, und du schmiegst dich in den Sessel und kommst aus dem Staunen nicht heraus und natürlich ist es nicht der echte Fahrtwind, den du spürst, es kommt dir nur so vor in deiner Fantasie, als hörst du die leise Musik des Fahrtwinds, und wenn dir währenddessen auch noch angenehme Gedanken durch den Kopf gehen, kommt es dir, mit Fantasie gesegnet, auf einmal in diesem Hochgefühl so vor, als sei es ein Fliegen und Schweben in entlegenen Räumen, und diesen Moment wollten die Zeilen einfangen wie einen Schmetterling, wie zwei Schmetterlinge ;- ).

Diese Zeilen waren einfach die Essenz, ein Versuch, nebenbei ein Echtzeitversuch ;- ) somit nicht gewillt für genaue Erklärungen, so eine Mischung aus kryptisch und offen, find ich.

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birke
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Beitragvon birke » 23.10.2024, 21:23

ach so, ich leg es einfach zur seite, nicht jedes gerät hat eine zuklappbare hülle, (und ich dachte erst an eine flugreise, wo man ja tatsächlich das handy offline stellt); und zurück bleiben die anderen, ok, damit kann ich leben, auch wenn hier vielleicht noch besser dann ein "eintreten bitte, handys schließen" oder so passender wäre. ;)
ja, funktioniert aber dennoch, deine kleine feine momentaufnahme, mir gefällt sie gut!
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OscarTheFish
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Beitragvon OscarTheFish » 28.10.2024, 09:41

Eine Umkehr in die Realität kann nie zu spät sein und eröffnet sich schon durch die Gesten der Vernunft.
Ein paar ausgewählte Werke zur Stillung weiterer Neugier:
AKUTES ABDOMEN, OBWOHL WIR BLIND SIND, SCHMUSEREI, MUCH ADO ABOUT FUJI.
Gedichte von: Der beste Dichter der Welt und XRayFusion.


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