einer stille stell ich mich hell

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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birke
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Beitragvon birke » 30.12.2024, 00:08

.
wir gehen nicht unter
solange wir uns verse sagen


mit südlichen wörtern
speise ich meinen winter
der helligkeit einer zitrone
folgt die dunkelheit von zimt

die wärme einer kemenate
steckt fest
in den nachrichten aus der welt
abschied und ankunft tönt es überall
bilden sich knoten

auf einer insel im gedicht
verpuppe ich mich
und trotze
dem geist der zeit
.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 01.01.2025, 10:28

Liebe birke, das finde ich schön, besonders gefällt mir der helligkeit einer zitrone/ folgt die dunkelheit von zimt

Doch leider ein kleines Aber ... der Titel passt m. E. überhaupt nicht und schwächt das Gedicht. Der Titel klingt zwar (rhythmisch) supergut, ich würde ihn aber lieber woanders, wahrscheinlich in einem Kurzgedicht, als Solitär sozusagen, einsetzen.

aram
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Beitragvon aram » 01.01.2025, 10:36

liebe birke,

"die wärme einer kemenate / steckt fest / in den nachrichten aus der welt"

gefällt mir besonders.

keine ahnung weshalb - aber 'kemenate' liest sich für mich hier so, als wäre sie mehr 'frucht' als 'raum' -

(wie: die wärme einer aprikose / steckt fest / in den nachrichten aus der welt)

"und trotze / dem geist der zeit"
würde ich überlegen vielleicht wegzulassen - und mit "verpuppe ich mich" enden.

trotzdem das 'trotzen' hier spannende fragen aufwirft .. nach vergeblichkeit des widerstandes, den wir gerne aufbringen würden? oder ist das tatsächlicher widerstand - unser trotz, unsere werte - die werte der aprikose?

aus deinen texten spricht für mich die umwandlung des biederen am biedermeier in bewußt gelebten wert - immer wieder.
Zuletzt geändert von aram am 01.01.2025, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 01.01.2025, 10:40

Ja, Aram, ich hatte auch überlegt, ob man nicht noch was mit der letzten Strophe machen sollte. Mir "behagt" auch das verpuppe nicht so ganz. Die ersten beiden Zeilen sagen ja Ähnliches wie die letzten ... aber besser, meine ich.
Vielleicht könnte man eher die angesprochenen knoten auflösen (bzw. es andeuten)?

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birke
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Beitragvon birke » 01.01.2025, 12:52

danke euch sehr für die erhellenden ;) gedanken hierzu! die kemenate als eine art frucht hier zu empfinden, oh ja, das gefällt mir, eine schöne assoziation.
also, den titel mag ich so sehr gern und finde ihn auch passend...
... das "verpuppe" hingegen könnte auch aus meiner sicht gut durch etwas treffenderes ersetzt werden, ich werde da mal in mich gehen, bzw wenn vielleicht eine/r eine gute idee hat, gern her damit. ;) ansonsten ach, doch, würde ich den schluss schon auch so lassen wollen, zumindest das "trotze", wäre aber auch möglich, einfach damit zu enden.
ich wünsche euch ein frohes neues jahr!
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aram
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Beitragvon aram » 01.01.2025, 14:04

hallo amanita! hallo birke! ich wünsche euch ein gutes jahr.

..mir fiel auf, dass der abschießende satz meines obenstehenden kommentars unklar oder missverständlich wirken könnte - er ist anerkennend gemeint.
(mein respekt bezieht sich auf eine haltung und leistung, etwas je nach blickwinkel bieder scheinendes durch bewusstes wert legen lebendig zu er-füllen, ohne dabei die eigene hinterfrag- und berührbarkeit zu opfern.)

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birke
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Beitragvon birke » 01.01.2025, 15:08

ja, hatte den teil deines kommentars so in etwa auch verstanden, aram. lieben dank! auch für deine wünsche. :)

wobei...

mir fiel auf, dass der abschießende satz meines obenstehenden kommentars


:D
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aram
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Beitragvon aram » 04.01.2025, 08:49

.-)


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