Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 11.12.2024, 00:46

.
heimatlos
sind wir im gedicht
verloren auf weiter flur
oder finden wir uns
in einem wortpaar
aus klampfe und ampfer
dampfen gräser im sommer
genaueres später
jetzt will ich nicht denken
im winter scheinen steine weiß
wie schnee
leise und duftig
.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.12.2024, 18:08

Kommt die späte Zeit
sehen wir die Blüten
wie Eis an alten Fenstern
vor dem Wandel
waren wir zwei
unumwunden
tauschen wir uns aus
nehmen die Düfte mit
Zug um Zug
geben wir
das Unerreichbare
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 23.01.2025, 09:36

wie geht das
warum fühlst du dich zuhause in einer fremden Stadt
in einer Nacht
in blütenweißen Laken
war Rotkäppchen umzingelt von Brillenschlangen
und jetzt hast du Heimweh
nach einem Hotelzimmer du Depp

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.01.2025, 15:44

Invivo
gerungen mit dir
du und ich
waren Verbum
und am anderen Ende wähnen
ist Gewohntsein
im Hotel
mit schweren Vorhängen
die Schall schluckten
und uns mit
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2025, 16:44

die dicke decke
über der dünneren
schwer
damit ich nicht wegfliege
nachts

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.01.2025, 16:57

Nachts hängen schwere Decken tiefer
wie gut du es erträgst
und Pfeiler deiner selbst bist
in einem Land mit Worten wie:
Flugunfähigkeit
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2025, 17:03

ab ca 3 das radio
mit geigen + klavieren
oder choräle
traumgedankbegleiter
oft zu laut

dann drück ich aus
sicherheitshalber
neben dem bett der füller
tintensaugendes papier
für diese Zeilen hier

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.01.2025, 22:00

Tintenkiller Habituation
oder Geheimtinte
harmonische Verzerrung
unkenntliches Blau
In halt
du füllst dich aus und fragst
nach Unterschriften
mit der linken Hand
winke ich ab
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 26.01.2025, 01:33

.
spritzige wörter
in zitronenschrift
landen wir
auf heller bahn
eine geheimsprache
sagst du sei linear
und ich weiß weder vor
noch zurück
blicke in alle himmelsrichtungen
als wärst du da
irgendwo zwischen zwei jahren
oder zwei alten autos
voller nostalgie

.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.01.2025, 15:26

Rostalgisch verschleppe ich Tage
es ist der alte Traum
hinter einer Minifrontscheibe
mit Minischeibenwischern
sitzt das Glück
wartet auf die Fahrtrichtung
in die Freiheit
Und jede Fahrt beginnt mit:
„stell‘ dir vor“
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 26.01.2025, 16:07

Jetzt ist der Regen da
Nach langem Grübeln
Lässt er sich am Fenster nieder
Die Spinne weiß was gut ist nur
Am Leben bleiben
Ich will nichts von ihr wissen und
Weil ich ein Mensch mit Dummheit bin
Frag ich
Ist Leben ein zu großes Wort
Für eine kleine Spinne?
Da lächelt sie
Eins ihrer Beine grüßt
Mein Arm geht hoch
Im Nacken Kälte wie
Von ungegessnem Brot

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birke
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Beitragvon birke » 27.01.2025, 23:30

stell dir vor
eine spinne im regen
an der fensterscheibe
vogelfedern
lädierte flügel
wachsen im schmerz
du sagst sei
eine fensterscheibe im regen
und tröste dich
das glas ist stabil
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 28.01.2025, 10:41

Die Regenfeuer nehmen zu
werden am Ende per du sein
aus der Innenwelt auswandern

Wohin Spinne wohin
der Mond ist besetzt
von Dichter:innen

Und doch regnet es
spült herunter
schluckt
klaglos (fast)
stapfe ich
über stabiles Glas
oder Eis
drunter ein Feuer

Das Spinnennetz ist mein Geheimnis
irgendwann wird es sich von mir lösen
und leben
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 28.01.2025, 12:57

Am Lagerfeuer die Funken sprühen
Mir die Gitarre reichen das Holz lodert duftend

Am Horizont das Haus mit seinem Efeu am Steiß
Wie eine Trauer die nicht sein darf
Oder wie dieses Dasein
Diese ununterdrückbare Rührung beim Anblick von Schafen Vögeln Birken
Das stille Nichtgefundenwerden
Radiergummiartig
Hift beim Wichtigsten: weglassen
Das ist: Weg lassen
Jeder Vogel: kennt die Luft besser als ich
Jedes Blatt: weiß mehr vom Leben

Am Handrücken entdecke ich anderntags Blasen
Die hat die Glut hinterlassen
Ich trage sie heim wie eine Trophäe


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