Erwachen (Vorsicht! Leicht pornografisch)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 15.09.2006, 20:20

gelöscht
Zuletzt geändert von Nifl am 21.07.2007, 10:08, insgesamt 2-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 16.09.2006, 10:52

Lieber Nifl,

gelegentlich musste ich ein wenig lachen bei Deinem Text. Vor allem der Schmerz des Mannes beim Sex. Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben.

Die Szene ist ein Klassiker in der Literatur / im Film. Mir passiert sowas zwar nie, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.

Ein wenig eingeschränkt ist der Blick schon. Eben typisch männlich. Ich glaube jeder Kerl hat so eine weibliche Ikone in seiner Erinnerung, die ihm den Blick auf andere Frauen versperrt oder ihm ermöglicht, diese weniger zuvorkommend zu behandeln.

Das macht aber nichts, weil letztere ja vor allem dann anspringen, wenn sie sich nicht deutlich gemeint fühlen. Alles klar?

Sprachlich habe ich an manchen Stellen ein wenig gelitten. Klar kenne ich Ausdrücke wie "Gemächt" und "mein Johannes". Sie wirken auf mich aber ein wenig gewollt komisch.

Gut gefällt mir dagegen der Physiker-Topos. Sehr schön auch die Idee, eine Frau mit technischen Details eines unappetitlichen Vorgangs verjagen zu wollen.

Grüße

Paul Ost

P.S.: Pornographisch ist diese Geschichte übrigens an keiner Stelle. Die Definitionen von Pornographie sind schwer nachzuvollziehen. Aber beim Lesen dieses Textes wird wohl kaum jemand in sinnliche Erregung geraten, oder? Das zumindest ist ja der Hauptunterschied zwischen Pornographie und Literatur, die sexuelle Themen aufgreift.

Gast

Beitragvon Gast » 16.09.2006, 11:07

Hallo Nifl,

sollte die Warnung dazu dienen die etwas empfindlicheren Gemüter fernzuhalten. oder gerade jene besonders neugierig zu machen? ;-)
Ich finde von Phornografie nicht mal ne Spur.

Deine Geschichte ist flott erzählt; die wirklich wichtigen Dinge laufen im Kopf deines Protagonisten (d. P. ) ab und nicht bei dem Fick.
Für mich ist das prall aus dem Leben gegriffen.
Auch wenn man beim Lesen ahnt, dass die beiden im Bett landen, finde ich, dass du die zweite Ebene der Geschichte, die Erinnerung an Ellena, gut einfließen lässt und diese Wendung zum Schluss, ist Klasse und wohl tatsächlich eine Erfahrung, die eine Reihe von Männern schmerzhaft machen muss bevor sie sich "helfen lassen".
D. P. hat die Trauer so weit ausgedehnt, sich "melancholisiert", dass er vergessen hat, sein bestes Stück in Ordnung bringen zu lassen, mangels Gelegenheit zum Gebrauch.
Für mich ein Zeichen, dass die Trauer wirklich seht groß gewesen sein muss, aber d. P. auf diesem Weg, durch den Übergriff der "Dame von Welt" ins Leben, vielleicht auch zu Gefühlen für eine andere Frau zurückkehren kann, und sich darauf besinnt, dass Sex, den er noch in dem Moment, als sie aus dem Bad kommt, mit Ellena verbindet, unabhängig von der verflossenen Liebe etwas sein kann, was man geniessen kann, wenn er keine Schmerzen verursacht.

Mit anderen Worten, er ist auf dem Weg die Trauer zu überwinden...
Bei der saloppen Arte des Erzählens geht dennoch nicht verloren, dass der Erzähler ein sensibles Problem im Hinterkopf hat, obwohl man auch meinen könnte dass an dieser Stelle:
Gemächt, das noch an Ellena dachte
die These, dass Männer mit dem Schwanz denken, neue Nahrung bekommt... ;-)
Andererseits hier wird eben ein Stück der männlichen Psyche und Physis sichtbar.


Ich stolperte erst über: "Seit ich damals Ellena liebte", dachte aber sofort, dass du absichtlich das Präteritum und nicht das Plusquamperfekt gewählt hast.
Gemächt, das noch an Ellena dachte
Ein paar peanuts ohn Anspruch auf Vollständigkeit:

Bei "Mach's" hätte ein Apostroph hingehört, als Ersatz für die Auslassung des "e" von "es".
(Nicht so bei der Auslassung von "Das"
"Jesusverschroben", hinter dem Anführungszeichen wird mit Großschreibung begonnen...

Gern gelesen.
Schönes wochenende
von Gerdanken
Zuletzt geändert von Gast am 16.09.2006, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:16

Tja, wo fang ich denn da mal an? Hin- und hergerissen ist der Tom zunächst.

Eigentlich auch nur eine weitere, schnöde Fickgeschichte, die mir ehrlich gesagt zu nah am Fakt (doppeldeutig) ist. Den letzten Absatz finde ich sehr profan und naja, die rossige Stute? Puh. Das Ende bringt auch keine echte Erleuchtung oder Erkenntnis.

Wenn da nicht, tja wenn da nicht diese ausgesprochen humorvollen, ja sogar sympathischen Einwürfe wären:
wer ahhh stöhnt, musst auch bhhhh stöhnen (eine nette Überzeichnung des so abtörnenden Radaumachens während des Aktes)
...würde notfalls prosaisch werden (Sehr schön. Darauf bin ich noch nie gekommen, aber ob das gute Stuten wirklich von weiteren Schritten abhält? Ist nicht das Gegenteil der Fall?)
"Machs wie ich und trockne dich am Bademantel ab" (ein tiefer Einblick in deine häuslich-nifilistische Gediegenheit)

dann aber wieder so Totalausfälle:
'mein Johannes', 'Jagdgalopp', 'überreife Pflaumen'...

Ebenso die Unschlüssigkeit am Anfang, dass du erst lauthals den Wirt anduzt (ihr euch also offenbar gut kennt, und im nächsten Satz die Dame, die das ja mitbekommen haben muss), fragt: "Auch geschäftlich in Heidelberg?"

Aufgrund letztgenannter Mängel muss ich leider nach anfänglich hohem Interesse, welches sich dann nach hinten hin mehr und mehr abbaut und am Schluss mangels Aha-Effekt gänzlich enttäuscht versiegt, sagen:
Nein! Dies ist keine gute Geschichte! Ein guter Playboy-Leserbrief vielleicht, aber von Prosa so weit entfernt wie nur was.

Erstaunlich, welch kenntnisreichen Rezensionen du zum Beispiel bei der Geschichte von Paul zum Besten zu geben in der Lage bist, beim eigenen Schreiben aber derart gründlich danebenlangst. Nicht, dass mir das unbekannt wäre, aber eben doch erstaunlich. Der klitzekleine Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Dr. Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:24

Andererseits hier wird eben ein Stück der männlichen Psyche und Physis sichtbar.


Ne Gerda, da muss ich mal sagen: Es wird eben ein Stück der männlichen Psyche und Physis des Autors sichtbar, nicht einer ganzen Gattung!!!

Ich erlebe seit Jahren eben diesen Prozess der Überwindung einer unerfüllbaren Liebe, und was (mir) da am wenigsten hilft, ist die Vorgehensweise des Protagonisten im Text. Kannst du knicken, oder Ellena war nur erfunden. Gefühlt ist das nicht. Dazu wirds auch zu lächerlich gemacht. Hier war keine tiefe Liebe Schreibfeder, sondern Oberflächlichkeit.

Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Gast

Beitragvon Gast » 16.09.2006, 11:24

Gerade las ich Dr. Toms Rezension...
Da kann mal sehen... eigentlich las ich gar keine "Fickgeschichte"

Auch "nur" die weibl. Sicht?

Oder, lieber Tom, hast du zu vordergründig "untersucht"?

Fragt Gerda - ohne Dr. ;-)

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:25

Du hast meinen zweiten Komm überlesen, Gerda... Zeitüberschneidung...
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 16.09.2006, 11:28

Liebe Gerda,

da muss ich Thomas aber mal beipflichten. Eine Sache funzt bei manchen Männern gar nicht, nämlich das Überwinden einer alten Liebe durch (zahlreiche) neue Beziehungen. Ich habe es versucht! Am Ende blieb mir leider kein Aha-Erlebnis, sondern nur noch mehr Melancholie.

Grüße

Paul Ost

P.S.: Schreiben ist auch keine ideale Lösung...

P.P.S.: Hoffentlich entsteht hier keine Selbsthilfegruppe unter Nifls Geschichte.

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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:31

Hi Paul. Das dachte ich mir, dass du das auch tiefer empfindest. Schreiben ist schon - wenn auch keine Lösung - aber doch eine Hilfe. Nur eben nicht so wie hier.

Wie heißt der Titel von Wiglaf Droste: "Nutzt alles nichts, es ist Liebe!"
Und wenns wirklich Liebe ist, nutzt wirklich alles nichts.

sondern nur noch mehr Melancholie. Genau!!!!!

Tom.

Gast

Beitragvon Gast » 16.09.2006, 11:34

Liebe Männer,
ich habe auch nicht geschrieben, dass er die liebe übewindet, weil er jetzt diesen Fick hatte.
Habt ihr denn Tomaten auf den Augen?
...sondern, dass er, die Freude am Sex duirch diese Erfahung zurückerlangen kann.
Ist doch auch schon was- oder.
Außerdem, dass er vielleicht auf dem wg ist die Trauer zu überwinden...

LGG

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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:35

Du hast aber den von mir zitierten Satz geschrieben, Gerdalein. Jetzt nicht rausreden.

Und das hier:

...sondern, dass er, die Freude am Sex duirch diese Erfahung zurückerlangen kann.


Eben nicht!!!

Gast

Beitragvon Gast » 16.09.2006, 11:38

die Melacholie, lieber Tom, von der du sprichst, ist Suhlen und Selbstmitleid,( m. E.)
(Hat Nifl schön beschrieben in seiner Geschichte)
Die meisten Männer trauern doch einer Liebe hinterher, weil ihr Leben einen Knick bekommen hat, und sie nun auf sich gestellt mit eben jenem fertig werden müssen, - jetzt mal von Ausnahmen abgesehen...

Nix für ungut, aber so kenn ich es eben u. a. auch!

Gast

Beitragvon Gast » 16.09.2006, 11:39

Klar Tom, was hat denn Sex mit Liebe zu tun?
jetzt bin ich aber baff... :rolleyes:
Wir wollen doch mal ein wenig differenzieren...
oder lässt Dr. Freud eben doch grüßen?

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Thomas Milser
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Beitragvon Thomas Milser » 16.09.2006, 11:55

die Melacholie, lieber Tom, von der du sprichst, ist Suhlen und Selbstmitleid,( m. E.)


Manche Menschen könnten das 'Trauer' und 'Bewältigung' nennen....

Klar Tom, was hat denn Sex mit Liebe zu tun?


Alles.

Der Verlust der Liebsten steht dem Tod u.U. um nichts nach an empfundener Intensität. Kaufen wir uns also einen neuen Hund.

Tom, am wunden Punkt.
Punkt.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)


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