Für Jenny

[Uwe Beuer]

Oh Jenny, sitz mir doch Modell!
Ich kann zwar überhaupt nicht malen,
doch wird mein Lobgedicht ganz schnell
die schönsten Bilder überstrahlen.

Komm, setz dich mal gemütlich hin,
auf Sofa, Stuhl, den Hocker, Bett.
Du darfst auch wackeln. Immerhin:
ein Lächeln von dir fänd ich nett.

Dein Lächeln wird die Arbeit lohnen,
ich weiß ja schon, du lächelst gern.
Trotzdem liegt's, das muss ich betonen,
bei dir doch nie dem Weinen fern.

Ich schreib dein blondes Haar aufs Blatt,
das mittellang vom Kopfe fällt,
so lichtig-weiche Wellen hat
und alles in den Schatten stellt.

Ach, schließt du grad die Augen mal?
Ich möcht die Farbe jetzt nicht wissen.
Ich weiß, es sind zwei an der Zahl,
die Farbe möcht ich raten müssen.

Die Nase endlich, Jenny, tja ...
Ich such nach Worten, überleg.
- und hab den rechten Satz, voilà:
Sie steht nichts anderem im Weg.

Der Rest von dir: Was soll ich schreiben?
Du brauchst dich sicher nicht genieren.
Doch damit lass ich es schon bleiben
und werd noch nicht mal grob skizzieren.

Ich schreib das Wichtigste noch nieder,
das schöner ich nicht sagen kann,
und sag's dir gerne später wieder:
Ich schau dich furchtbar gerne an!

[Herby]

Hi Uwe,

mit Freude gelesen! Kurze Anmerkung zu dem Vers:

"Trotzdem liegt's, das muss ich betonen"

Hier ist dem Dichter / Maler aus Verzückung über Jennys Anblick das Versmaß, welches sonst durchgängig 4hebig ist, aus dem Rhythmus geraten.

Vorschlag:

"Trotzdem liegt's, ich will's betonen" oder
"Trotzdem liegt es, ich will's betonen"

Schönes Wochenende und Grüße an Jenny! O:)
Herby

[Uwe Beuer]

Hallo Herby!
Vielen Dank für deine Antwort. Das ist immer verrückt mit diesen Betonungen. Also, ICH betone es:
TrotDEM liegt's, DAS muss ICH beTOnen
und es klappt. Deshalb fällt mir wohl auch nicht auf, dass man "trotzdem" natürlicherweise eher auf der ersten Silbe betont.
An sich wollte ich dieses Gedicht nur zeigen, nicht mehr ändern, es ist schon so alt ... Ich behalt's mal im Hinterkopf und probiere rum. (Müsste schon was sein mit 2. Silbe betont, wie der Rest.)
Grüßen kann ich die gute Jenny nicht so gut: Sie war die Freundin von einem Banjo-Spieler aus Dublin; sie selbst kam aus Falcarragh (kleines Dorf) ganz im Norden der Grafschaft Donegal - und ich war abends (es war in Galway City im Westen) immer ganz fasziniert von ihr und habe sie hoffentlich nicht angestarrt.
Sie weiß natürlich überhaupt nichts von diesem Gedicht - da würde sie aber staunen! (und ihr Freund war ein ziemlich kräftiger Banjo-Spieler ...)
Gruß + Dank:
Uwe
P.S. Hm: Dein zweiter Vorschlag würde hinhauen. Sind bloß nicht Worte, die ich so benutzen würde, normalerweise ...

[Herby]

... du hast völlig Recht, deine Art der Betonung geht auch. Siehste ... nun war ich es, den Jenny aus dem Takt gebracht hatte! O:)

[Uwe Beuer]

Ja, die Frau hat eine tolle Wirkung!
Ulkig auch, dass du hier zur gleichen Zeit kommentiert hast,
wie ich in deinem armen Dichter-Gedicht nebenan
in der Komischen Abteilung.
Ich nehme an, wir begegnen uns noch öfter:
Uwe