wie es sich anfühlt / mein Vater und meine liebste

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moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.10.2006, 18:51

Anbei der Orginaltext und eine Nachdichtung des Gedichtes von Aram von mir.

Der Originaltext von Aram:


wie es sich anfühlt



wie es sich anfühlt, dass mein vater mit meiner liebsten schlief

dass er es nicht aushielt

sie sich fügte, ihm erlag

dass er an ihren brüsten lag


sie so fern von mir doch wo

ich wusste es nicht

wusste nicht was da _

auch nicht dass sie weinte

und glücklicher war



er starb in diesem glück

wie fett verbrennt, doch ruhig



sie ging frei erfüllt, verloren

mit sich zu sich weg


weite, weite, welt



-------------------------------



Hier meine Nachdichtung:


Mein Vater und meine Liebste

daß mein vater mit meiner liebsten schlief

dass er es nicht aushielt

sie sich fügte, ihm erlag

dass er an ihren brüsten lag


sie so fern von mir
doch wo denn

ich wusste es nicht

wusste nicht was da geschah

auch nicht dass sie weinte

und glücklicher war



für mich starb er in diesem glück

wie fett verbrennt, ganz ruhig



sie ging frei,
erfüllt,
verloren

mit sich
in sich
und weg


weit

so eine weite, welt ?

-----------------------

Und hier meine
Hörversion1
und
Hörversion2

Cara

Beitragvon Cara » 01.10.2006, 20:52

Das hast du hervorragend interpretiert, Moshe,
mit extrem viel Dynamik in dem einen Stück:
neutral
fragend
baff
beißend in der Frage
traurig
wütend
brüllend laut
verzweifelt, verbittert
zweifelnd
allein
nachdenklich
die Zähne aufeinandergebissen..

Sehr gut.....Danke

Cara

aram
Beiträge: 4485
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 01.10.2006, 21:00

lieber moshe,

vielen dank, dass du dich so ausführlich mit diesem text beschäftigt hast!

speziell zur hörversion kann ich nicht all zu viel sagen, vielleicht auch deshalb, weil mir der text (in meiner version) noch verdammt nahe ist, ich ihn selbst aber noch nicht aufnehmen konnte.

mich persönlich spricht version 2, die du mir privat geschickt hast, insgesamt etwas mehr an - ich sehe aber, in welche richtung du gearbeitet hast - ich glaube es ist kein leichter text, obwohl oder weil er sehr großen interpretationsspielraum in der lesung lässt - dieses fühlen und gleichzeitig nicht-fühlen - man kann es mehr oder weniger emotional lesen - auch von abschnitt zu abschnitt unterschiedlich - und auch berührt mit gehaltener emotion; schnell oder langsam, die betonungsschwerpunkte ziemlich frei wählen, etc.

insgesamt berührt mich deine annäherung. auch dadurch, dass du den text an einigen stellen abgeändert hast, wird sie zu einem sehr persönlichen beitrag von dir. das schätze ich sehr.

was meinst du - ließen sich die geschlossenheit von version2 (dzt. nicht veröffentlicht) und das vor allem an der zweiten hälfte genauere verweilen dieser version miteinander verbinden? oder willst du das gar nicht?

liebe grüße!
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

selachde

Beitragvon selachde » 01.10.2006, 21:07

der text selbst, beide versionen, sind ein hammer.

deswegen wäre ich beim sprechen sehr vorsichtig, weniger ( betonung, schwere) wäre m.m.n. hier mehr.

cali

Beitragvon cali » 01.10.2006, 21:48

aram & moshe,

der Text wird nicht von großen Bildern getragen, das macht ihn so besonders... für mich eine Skizze... Konturen, die in mir Bilder erzeugen.... außer der erste Satz, der wie ein Sprengsatz wirkt... dann folgen einfühlsame Worte, ich sehe die "Liebste" nicht angeklagt, .... was mir gefällt, und mich als Lesende das Erschütternde besser "ertragen" lässt.



erst
durchs Hören eröffnet sich mir das Ausmaß stärker, die Erschütterung bricht wieder durch, bis zum letzten Wort. Mir fällt es schwer dazu ein klare Meinung zu äußern... muss es erst nachwirken lassen.


liebe Grüße!


Nachtrag:
für mich starb er in diesem glück

dieser Satz berührt mich sehr stark, weil nachvollziehbar!

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.10.2006, 22:08

Ich bedanke mich für die ungemein schnelle und gut kommentierte Wahrnehmung meiner gelesenen Nachdichtung .

Aram:
Für mich ist eine Lesung nichts Endgültiges, obwohl es oft so verstanden wird.
Auch ein von mir im Forum veröffentlichtes Gedicht stellt sich der Kritik und hat immer auch die Möglichkeit eine begründete Veränderung zu erfahren.

So auch hier.

Deine Anregung wird zu einer neuen Lesung führen.

moshe,c

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.10.2006, 19:59

Lieber Aram!

Ich habe nun eine neue Lesung veranstaltet. Trixie wird sie bald hochladen (heißt das so?)

Die Vorversionen habe ich mir immer wieder angehört und bin zu dem Schluß gekommen, jetzt nicht linear weiter zu arbeiten, sondern aus dem Gefühl heraus nochmal einen Neuansatz zu wagen. Der ist in meinen Augen mehr mit der Unbedarftheit in der Situation behaftet. Sodann habe ich einen ganz kleinen Hall versucht, der etwas von Gewesenem ausdrücken soll.
Es ist alles manuell und ohne jegliche Elektronik.

Bin sehr auf Reaktionen gespannt.

Upps

Moshe

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 06.10.2006, 21:08

DANKE, Trixie!!!!

aram
Beiträge: 4485
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 07.10.2006, 13:58

lieber moshe,

mein eindruck ist, dass diese version von verbundenheit / betroffenheit mehr in richtung (professioneller?) distanz beim lesen geht. falls das die "unbedarftheit" ausdrückt, kann ich sehr wenig damit anfangen.

wie erwähnt kann ich insgesamt dazu nicht viel sagen, da ich zuerst meine eigenen vorstellungen zur lesung umsetzen muss.

auch entfremdet mir die nachdichtung den text, zugleich ist sie sehr nah am original, daher verschwimmt das etwas miteinander - ich kann keine 'regieanweisungen' geben, wie ich mir eine lesung vorstellen würde, das liegt auch daran.

wenn ich dich vortragen höre ist es für mich ein wenig, als wäre mein text in eine andere sprache übersetzt, die ich nicht beurteilen kann, verstehst du?


samstagsgrüße!
aram

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.10.2006, 18:43

Na, Aram, nu komm doch mal aus den Pötten.

Lange Ankündigungen machen müde.

Moshe

aram
Beiträge: 4485
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 07.10.2006, 19:57

hey moshe, ich bin nicht in der unterhaltungsbranche und werde das genau dann tun, wenn es für mich passt.

grüßchen :hut0039:
there is a crack in everything, that's how the light gets in

l. cohen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.10.2006, 20:05

Empfinde ich als eine sehr unpassende Antwort.

Moshe

Trixie

Beitragvon Trixie » 07.10.2006, 20:13

Wenn ich mal unterbrechen darf...Moshe, du schriebst bei der Einstellung der zweiten Version Aram direkt an. Heißt das, du möchtest nur seinen Kommentar oder ein Zwiegespräch mit ihm haben über dieses euer Thema oder darf man als "außenstehender" Hörer auch was dazu sagen? Geht es hier um reine Interpretatin des Gedichtes zwischen dir und Aram oder ...ja. Du weißt, was ich meine.

Lieben Gruß
Trixie


Im Übrigen finde ich, es sollte jeder selbst entscheiden, wann er soweit ist. Gerade hier ist es immer schwierig mit dem "Mach's doch selber besser" Thema umzugehen, weil es schwer ist, eine Stimmung oder ein Gefühl in Tönen wiederzugeben. Auch hier müssen wir irgendwie versuchen, konstruktiv zu bleiben, so schwer das auch manchmal ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 07.10.2006, 20:51

Es gibt für mich keine außenstehende Hörer; aber außer von Aram gab es keinen Kommentar zur zweiten Lesung, deshalb......

'Unterhaltungsbranche' bleibt für mich sehr unpassend an dieser Stelle und diesem Inhalt.

Im Bereich 'Fremdtexte zu lesen' habe ich jetzt einiges eingesteckt in der letzten Zeit, sodaß ich erstmal nicht mehr machen werde.

moshe.c


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