wahnsinn
vor den blicken der gaffer verborgen
bei zimmer
zeit gerinnt im turm wie milch
fließt klebrig zäh dahin
wie der neckar vorm fenster
im wechsel der jahreszeiten
klirrendes eis
blütenstaubteppich
gründelnde sommerenten
rotgoldlaub
wechselvolle monotonie
wortlabyrinthe ohne ausgang
ein halbrunder raum
glattgescheuerte dielen
unbarmherziger widerhall
der eigenen schritte
bedrückende stille
tübingen
Liebe Pandora,
eine sehr düstere Heimat hatte Herr Hölderlin in seinem Turm. Das hast Du schön beschrieben. Interessant, dass Du nicht Deine eigene Heimat, sondern die pervertierte Heimat eines Dichters für uns beschreibst.
Gerne gelesen. Nur hatte ich das Gefühl, dass der Neckar zumeist recht strömungsstark dahinfließt...
Grüße
Paul Ost
eine sehr düstere Heimat hatte Herr Hölderlin in seinem Turm. Das hast Du schön beschrieben. Interessant, dass Du nicht Deine eigene Heimat, sondern die pervertierte Heimat eines Dichters für uns beschreibst.
Gerne gelesen. Nur hatte ich das Gefühl, dass der Neckar zumeist recht strömungsstark dahinfließt...
Grüße
Paul Ost
lieber herr ost,
ich war an einem heißen augusttag in tübingen und da floss der neckar zäh dahin. es mag sein, dass sich dies mit den jahreszeiten ändert.
meine heimat habe ich hier im salon mit zwei gedichten beschrieben, die ich aber schon an anderer stelle veröffentlichte. http://www.blauersalon.net/online-liter ... .php?t=584 http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=1763 ich will hier keinen mit wiederholungen langweilen.
im übrigen ist der heimatbegriff für mich ohnehin ein schwieriger. es gibt orte, denen ich mich verbunden fühle, orte, mit denen ich fast schicksalshafte begegnungen verbinde, diese sind wichtig für mich, aber ob sie HEIMAT sind, vermag ich nicht zu sagen.
p.
ich war an einem heißen augusttag in tübingen und da floss der neckar zäh dahin. es mag sein, dass sich dies mit den jahreszeiten ändert.
meine heimat habe ich hier im salon mit zwei gedichten beschrieben, die ich aber schon an anderer stelle veröffentlichte. http://www.blauersalon.net/online-liter ... .php?t=584 http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=1763 ich will hier keinen mit wiederholungen langweilen.
im übrigen ist der heimatbegriff für mich ohnehin ein schwieriger. es gibt orte, denen ich mich verbunden fühle, orte, mit denen ich fast schicksalshafte begegnungen verbinde, diese sind wichtig für mich, aber ob sie HEIMAT sind, vermag ich nicht zu sagen.
p.
Hallo,
ach Hölderlin! ....
wegen einer Aufnahme, in der Celan "Tübingen" sagt, habe ich verzweifelt gedacht, es ginge um Celan und es wollte nicht passen!
Also, wow, ich finde das einen unwerfenden text, ich liebe solche Antworten auf texte/Autoren...das ist immer etwas ganz ganz besonderes...
das klirrende eis in Anlehung an die klirrenden Fahnen in der Hälfte des Lebens?
Darf ich (ich kann natürlich auch recherchieren, aber ich fände es schön, es hier im Dialog zu machen) fragen, was es mit dem Turm auf sich hat? und der formulierung "bei zimmer"?
pan, sowas finde ich großartig!
Liebe grüße,
Lisa
ach Hölderlin! ....

Also, wow, ich finde das einen unwerfenden text, ich liebe solche Antworten auf texte/Autoren...das ist immer etwas ganz ganz besonderes...
das klirrende eis in Anlehung an die klirrenden Fahnen in der Hälfte des Lebens?
Darf ich (ich kann natürlich auch recherchieren, aber ich fände es schön, es hier im Dialog zu machen) fragen, was es mit dem Turm auf sich hat? und der formulierung "bei zimmer"?
pan, sowas finde ich großartig!
Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
liebe lisa,
der text ist von 03, ich hatte mich in diesem jahr für eine heiße sommerwoche nach süddeutschland (um genau zu sein: nach ulm) begeben und ein paar städte besucht, die ich gern kennenlernen wollte. (augsburg unter anderem auch noch)
tübingen hat mich sehr beeindruckt, in zweierlei hinsicht. zum einen, weil die stadt rein geografisch betrachtet JENA sehr ähnelt, zum anderen, und das klingt vielleicht jetzt seltsam, weil mir noch einmal ganz, ganz klar wurde, wie bedeutsam die deutsche einheit für mein kleines leben ist. es war, als würde ich ein noch fehlendes puzzleteil einfügen. zu meinem (theoretischen) wissen über die frühromantik allgemein (fichte, schlegel, schelling, tieck...) und den damit verbundenen jenaer bildern kamen endlich auch bilder von tübingen. das fand ich sehr bewegend damals.
ich war also sehr aufnahmebereit, sehr emotionaler stimmung, als ich den hölderlinturm besuchte und habe das gedicht in grundzügen unmittelbar danach aufgeschrieben.
hölderlin hat von 1807 bis 1843 (!!!!) bei einem schreiner namens zimmer gewohnt.
man findet eine unmenge informationen im netz, wenn man sich für den turm interessiert.
hier zum beispiel: http://www.tuebingen.de/1560_2610.html
ich mag hölderlins gedichte sehr, vielleicht ist das klirren wirklich über hälfte des lebens in meinen text geraten, genau kann ich das gar nicht sagen.
lg
p.
der text ist von 03, ich hatte mich in diesem jahr für eine heiße sommerwoche nach süddeutschland (um genau zu sein: nach ulm) begeben und ein paar städte besucht, die ich gern kennenlernen wollte. (augsburg unter anderem auch noch)
tübingen hat mich sehr beeindruckt, in zweierlei hinsicht. zum einen, weil die stadt rein geografisch betrachtet JENA sehr ähnelt, zum anderen, und das klingt vielleicht jetzt seltsam, weil mir noch einmal ganz, ganz klar wurde, wie bedeutsam die deutsche einheit für mein kleines leben ist. es war, als würde ich ein noch fehlendes puzzleteil einfügen. zu meinem (theoretischen) wissen über die frühromantik allgemein (fichte, schlegel, schelling, tieck...) und den damit verbundenen jenaer bildern kamen endlich auch bilder von tübingen. das fand ich sehr bewegend damals.
ich war also sehr aufnahmebereit, sehr emotionaler stimmung, als ich den hölderlinturm besuchte und habe das gedicht in grundzügen unmittelbar danach aufgeschrieben.
hölderlin hat von 1807 bis 1843 (!!!!) bei einem schreiner namens zimmer gewohnt.
man findet eine unmenge informationen im netz, wenn man sich für den turm interessiert.
hier zum beispiel: http://www.tuebingen.de/1560_2610.html
ich mag hölderlins gedichte sehr, vielleicht ist das klirren wirklich über hälfte des lebens in meinen text geraten, genau kann ich das gar nicht sagen.
lg
p.
Liebe pandora,
das das beeindruckend war, glaube ich - danke für die Ausführungen, nun werde ich ein wenig stöbern gehen.
Mir ging es so mit Fontane...Effi Briest, das Buch womit bei mir "alles anfing"....als ich dann das erste Mal am Stechlin stand..im Winter, furchtbar kalt...und durch Neuruppin schlenderte...da war da auch, als berührte man etwas, was eigentlich nicht zu berühren ist. Natürlich ein bisschen albern...diese Ortmagie ...haben bestimtm auch schon hunderte genauso gemacht...aber wunderschön...und echt...ein kleines Glas mit einem Korkdeckel voll mit Stechlinwasser steht immer noch hier (es verdunstet nicht, ich weiß nicht, warum, aber bin sehr dankbar dafür
)....
...die Mächtigkeit des Turms liegt ja schon in dem Wort......ich glaube, dass sich solch eine Reise lohnt!
Ganz lieben Dank für die Ausführungen!
Liebe Grüße,
Lisa
PS: Hölderlin ist so jemand, den ich bisher bis auf ein paar winzige Rodungen, immer bewusst ausgepart habe, weil ich ahne, was da auf mich wartet, aber nie die Zeit habe...Gedichte sind ja viel schlimmer als Romane...wenn man da einmal loslegt...das braucht Zeit...aber dein Gedicht mahnt mich einmal mehr, dass ich es nicht ewig hinausschieben sollte.
das das beeindruckend war, glaube ich - danke für die Ausführungen, nun werde ich ein wenig stöbern gehen.
Mir ging es so mit Fontane...Effi Briest, das Buch womit bei mir "alles anfing"....als ich dann das erste Mal am Stechlin stand..im Winter, furchtbar kalt...und durch Neuruppin schlenderte...da war da auch, als berührte man etwas, was eigentlich nicht zu berühren ist. Natürlich ein bisschen albern...diese Ortmagie ...haben bestimtm auch schon hunderte genauso gemacht...aber wunderschön...und echt...ein kleines Glas mit einem Korkdeckel voll mit Stechlinwasser steht immer noch hier (es verdunstet nicht, ich weiß nicht, warum, aber bin sehr dankbar dafür
.gif)
...die Mächtigkeit des Turms liegt ja schon in dem Wort......ich glaube, dass sich solch eine Reise lohnt!
Ganz lieben Dank für die Ausführungen!
Liebe Grüße,
Lisa
PS: Hölderlin ist so jemand, den ich bisher bis auf ein paar winzige Rodungen, immer bewusst ausgepart habe, weil ich ahne, was da auf mich wartet, aber nie die Zeit habe...Gedichte sind ja viel schlimmer als Romane...wenn man da einmal loslegt...das braucht Zeit...aber dein Gedicht mahnt mich einmal mehr, dass ich es nicht ewig hinausschieben sollte.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Pandora!
Auch ich bin verzaubert von deinem Gedicht, ja, ich kann es richtig nachempfinden. Ich mag Hölderin sehr, auch weil er für mich einen engen Bezug zu Heidelberg hat und dann noch der Neckar in dem Gedicht, jaaa, damit hast du mich
. Mir gefallen deine Gedichte aber sowieso immer!! Nur eine kleine Frage: Wieso schreibst du "vorm Fenster" und nicht "vor dem Fenster"? Hast du da eine bestimmte Intention, denn ich fände es ausgeschrieben irgendwie flüssiger und schöner. Das hört sich dann nicht so umgangssprachlich an inmitten der schönen Bilder
!
Liebe Grüße
Trixie
Auch ich bin verzaubert von deinem Gedicht, ja, ich kann es richtig nachempfinden. Ich mag Hölderin sehr, auch weil er für mich einen engen Bezug zu Heidelberg hat und dann noch der Neckar in dem Gedicht, jaaa, damit hast du mich
.gif)

Liebe Grüße
Trixie
Liebe Pandora,
mit diesem gedicht hast Du Tübingen so genau gezeichnet, dass ich es darin wiederentdeckt habe, obschon es schon lange her ist, dass ich zum letzten Mal da war. Es erschien mir immer wie stehengeblieben und aus der Zeit gefallen und das Gefühl finde ich in Deinem Gedicht wieder. Herrlich ist es auch "gründeln" zu lesen ... ein wiederentdecktes Wort.
Liebe grüße
max
mit diesem gedicht hast Du Tübingen so genau gezeichnet, dass ich es darin wiederentdeckt habe, obschon es schon lange her ist, dass ich zum letzten Mal da war. Es erschien mir immer wie stehengeblieben und aus der Zeit gefallen und das Gefühl finde ich in Deinem Gedicht wieder. Herrlich ist es auch "gründeln" zu lesen ... ein wiederentdecktes Wort.
Liebe grüße
max
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