Bang Bang

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
maxl

Beitragvon maxl » 21.10.2006, 13:30

2. Version

Bang Bang

Crazy schleppte mich in diese abgefuckte Kneipe. Die fuhren dort voll ab auf die Oldies aus den Siebzigern. Der Tresen kurz vor dem Zusammenbrechen. Wir hielten die Biergläser fest, damit sie nicht von der Resopalplatte runterrutschten.
„Ist der coolste Lesbentreff in town“, brüllte Nina. Crazy nannte sie sich seit dem Unglück. „Ist doch voll toll, ne?“ Ihre grünen Augen strahlten. Mit der typischen Bewegung – sich fast bis zum Boden vornüberbeugend – warf sie ihre hennaroten Dreads auf den Rücken. „Prost“, schrie sie in die Runde. Keine der Frauen reagierte. Jimi Hendrix und seine Experience dröhnten aus den Boxen an der Decke.
„Was machen wir hier eigentlich?“, fragte ich.
„Hä?“
Ich legte meinen Mund an ihr Ohr.
„Finale!“ Crazy wischte den Schaum vom Mund. Das Bier war lauwarm. Außer der Theke gab es kein Mobiliar. An der Ziegelwand dahinter klebte in silbernen Lettern: „Die Rock-Weiber“. Hendrix Foxy Lady lief.
„Los, schwing deinen Luxuskörper.“ Crazy zerrte mich zur Tanzfläche. Nach einer Stunde extremen Headbangings gingen wir erhitzt vor die Tür.
Sie grinste mich an. „Traurig, dass du lieber mit Männern rummachst, Baby.“

Seit dreißig Jahren nannte sie mich so. Wir waren Nachbarskinder, ich zwei Jahre jünger und sie beschützte mich. Haute ihre Schaufel jedem auf den Kopf, der mir meine Sandformen oder den Eimer wegnehmen wollte. Später in der Schule und während der Pubertät war sie meine Löwenmutter. Wir haben uns erst am Tag des Unglücks aus den Augen verloren. Es hatte zwei Jahre gedauert, bis sie wieder Kontakt mit der Welt und mit mir aufnahm.

„Muss was trinken“, sagte Crazy und schob mich zurück ins „Die Rock-Weiber“.

Sie soff. Man sah es ihr mittlerweile auch an. Der Alkohol schwemmte sie auf. Meine Bitten, sie möge eine Therapie machen, überhörte sie oder, wenn sie schlecht drauf war, brüllte sie: „Lass mich mit dem Psychoscheiß in Ruh! Herzbruch, verstehst du? Irreparabel, verdammt.“
Dann knallte sie meine Wohnungstür zu. Ich hörte sie nebenan heulen; wir waren wieder Nachbarn.
Ich sagte nichts mehr.

Crazy kippte das dritte Bier, bestellte Southern Comfort. „Damit hat sich Janis Joplin totgesoffen, na denn!“, sagte sie und zündete das Getränk mit dem Zippo an. Weiche blaue Flamme. Als sie erlosch, trank Crazy gierig. Leckte die Lippen ab. „Bourbon und Pfirsichlikör – es gibt nichts Besseres.“
Plötzlich flog sie in meine Arme, irgendwer hatte sie gestoßen. Mit einem Schrei schnellte sie herum, packte jemanden an der Kehle. „Bist du bekloppt! Leg dich ja nicht an mit mir.“
Crazy schlug ihre Stirn gegen die der Frau. Wieder und wieder. Ich zerrte sie an der Taille, die Leute schrien: „Lass gut sein, Crazy!“
Nach ein paar Minuten sackte die andere weg. Crazy warf einen triumphierenden Blick in die Runde, ihre Stirn blutete. „Nicht mit mir!“ Sie bestellte noch einen Southern Comfort.
Ein paar Gäste halfen der Frau auf die Beine. Sie zog heulend ab.
„Mensch, Crazy, das war echt nicht nötig“, sagte ich.
Sie blickte mich von oben herab an: „Hast du eine Ahnung, was alles nötig ist, Baby.“ Sie trank, zahlte. „Let’s go!“

Auf der Straße breitete Crazy die Arme aus. „Was für ein herrlicher Abend! So was sollte ich mir öfter mal gönnen.“
„Jemanden zusammenschlagen?“
Sie nickte, lief ein Stück voraus, legte den Kopf in den Nacken und jaulte den Mond an.
Als ich sie eingeholt hatte, grinste sie. „Mach du auch mal, Baby!“
„Lass uns heimgehen, ich kann das nicht.“
„Fuck you!“
Aber sie ging mit.

Crazy hatte keine Beziehung. In kürzester Zeit trat sie alles kaputt. Eigentlich wollte sie mich. Nach einem Versuch miteinander, beließ ich es bei der Freundschaft, ich brachte es einfach nicht.
Wir küssten uns und jede ging in die eigene Wohnung. Unsere Betten standen an einer Wand; diejenige, die das Licht zuerst abdrehte, klopfte einen Rhythmus dagegen. Die andere antwortete.
Heute war ich erledigt und klopfte zuerst. Wartete. Hämmerte. Keine Antwort. Ich rief sie an, hörte ihr Telefon klingeln, sie nahm nicht ab. Ich kramte Crazys Reserveschlüssel aus dem Schreibtisch. Hauslatschen an und rüber.
Sie saß am Küchentisch. Die Wimperntusche rann in zwei Streifen über ihre Wangen, sie hatte den Lauf einer Pistole in den Mund gesteckt.
„Crazy“, flüsterte ich, „ich liebe dich.“
„Das Kind ist in den Brunnen gefallen“, nuschelte sie,
die Tränen tropften ins Dekolletee.
„Es ist sieben Jahre her, Nina, du konntest nichts dafür. Ein Unfall ...“
Sie riss den Lauf aus dem Mund, fuchtelte herum, brüllte. „Nur weil das Arschloch mir unbedingt in seiner Mittagspause an die Wäsche wollte! Deswegen nie wieder Kerle!“ Crazy zitterte am ganzen Körper. „Baby, Johnny war nicht mal vier! Ich hab ihn allein gelassen im Garten, verstehst du? Und er ist in den Brunnen ...“ Ihre Augen funkelten, ich hatte eine Heidenangst, dass sie den Abzug drückte.
Vorsichtig sagte ich: „Er war dein Mann, du hast ihn ... geliebt.“ Das letzte Wort konnte ich nur noch flüstern, denn sie war aufgesprungen und hielt mir den Griff der Waffe hin. „Baby, shoot me down.“
Ich prallte zurück, sagte: „Hey ... Nina, ohne dich ... mein Leben ist Scheiße ohne dich.“
„Blödsinn! Ich bin Scheiße.“ Sie zitterte vor Wut und was weiß ich noch alles.
„Du bist Crazy, meine Löwenmutter.“
Sie plumpste auf den Stuhl. „Sag das nicht, Baby, bitte nicht“, schluchzte sie.
„Du bist besoffen, weißt du, morgen sieht es wieder besser aus.“ Mann, war ich platt! Ich setzte mich ihr gegenüber. „Ich meine, es gibt noch so viel ...“
Sie schmiss die Pistole auf den Tisch. Ein irrer Krach. Die Kugel steckte in der Wand.
Wir schauten zu, wie Putz herunterrieselte. Dann sahen wir uns in die Augen.
„Finale, ja?“, fragte ich.
Sie blies auf ihren Zeigefinger, zielte auf mich. „Bang, bang.“
Wie der Blitz pfefferte Crazy die Waffe in den Wasserkasten auf dem Klo, ich klemmte mit einer Reißzwecke eine Ansichtskarte übers Einschussloch. Als die Bullen kamen, spielten wir Schwarzer Peter.
Wir lachten stundenlang, es war egal, dass die Nachbarn an die Wand trommelten.


1. Version

Bang Bang

Das war ja vielleicht eine abgefuckte Kneipe, in die Crazy mich geschleppt hatte. Der Tresen vor dem Zusammenbrechen, wir hielten die Biergläser fest, damit sie nicht von der Resopalplatte runterrutschten.
„Ist der coolste Lesbentreff in town“, sagte Nina oder Crazy. So nannte sie sich seit dem Unglück. „Ist doch voll toll, ne?“ Ihre grünen Augen strahlten. Mit der typischen Kopfbewegung warf sie ihre hennaroten Dreads auf den Rücken. „Prost“, schrie sie in die Runde. Keine der Frauen reagierte. Jimi Hendrix und seine Experience dröhnten aus den Boxen an der Decke.
„Was machen wir hier eigentlich?“
„Hä?“
Ich brüllte ihr ins Ohr. Das Bier war lauwarm. Außer der Theke gab es kein Mobiliar, kein Wunder, dass die sich nur mit Mühe aufrecht hielt, wenn alle dran lehnten.
In silbernen Lettern klebte an der Ziegelwand dahinter: „Die Rock-Weiber“
Foxy Lady lief. „Los, schwing deinen Luxuskörper.“ Crazy zerrte mich zur Tanzfläche.
Nach einer Stunde Extremshaken gingen wir erhitzt vor die Tür.
Sie grinste mich an. „Traurig, dass du lieber mit Männern rummachst, Baby.“

Seit dreißig Jahren nannte sie mich so. Wir waren Nachbarskinder, ich zwei Jahre jünger und sie beschützte mich. Haute ihre Schaufel jedem auf den Kopf, der mir meine Sandformen oder den Eimer wegnehmen wollte. Später in der Schule und während der Pubertät war sie meine Löwenmutter. Wir haben uns erst am Tag des Unglücks aus den Augen verloren. Es hatte zwei Jahre gedauert, bis sie wieder Kontakt mit der Welt und mit mir aufnahm.

„Muss was trinken“, sagte Crazy und schob mich zurück ins „Die Rock-Weiber“
Sie soff. Man sah es ihr mittlerweile auch an. Manche werden ausgemergelt, Crazy schwemmte der Alkohol auf. Meine Bitten, sie möge doch eine Therapie machen, überhörte sie oder, wenn sie schlecht drauf war, brüllte sie: „Lass mich mit dem Psychoscheiß in Ruh! Herzbruch, verstehst du? Irreparabel, verdammt.“
Sie knallte meine Wohnungstür zu. Ich hörte sie nebenan heulen; wir waren wieder Nachbarn.
Ich sagte nichts mehr.

Crazy kippte das dritte Bier, bestellte Southern Comfort. „Damit hat sich Janis Joplin totgesoffen, na denn!“, sagte sie und zündete das Getränk mit dem Zippo an. Weiche blaue Flamme. Als sie erlosch, trank Crazy. Leckte die Lippen ab. „Bourbon und Pfirsichlikör – es gibt nichts besseres.“
Plötzlich flog sie in meine Arme, irgendwer hatte sie gestoßen. Mit einem Schrei schnellte sie herum, packte die Frau an der Kehle. „Bist du bekloppt! Leg dich ja nicht an mit mir.“
Crazy war stark, mit einer Hand umklammerte sie die Kehle der Frau, mit der anderen ihre Handgelenke.
Mir blieb die Luft weg, sie rammte sie mit der Stirn. Wieder und wieder. Ich zerrte sie an der Taille zurück, die anderen schrieen: „Lass gut sein, Crazy!“
Nach ein paar Minuten sackte die andere weg. Crazy warf einen triumphierenden Blick in die Runde, ihre Stirn blutete. „Nicht mit mir!“ Sie bestellte noch einen Southern Comfort.
Ein paar Gäste halfen der anderen auf die Beine. Sie zog heulend ab.
„Mensch, Crazy, das war nun echt nicht nötig“, sagte ich.
Sie blickte mich von oben herab an: „Hast du eine Ahnung, was alles nötig ist, Baby.“ Sie trank, zahlte. „Let’s go!“

Auf der Straße breitete Crazy die Arme aus. „Was für ein herrlicher Abend! Sowas sollte ich mir öfter mal gönnen.“
„Jemanden zusammenschlagen?“
Sie nickte, lief ein Stück voraus, legte den Kopf in den Nacken und jaulte den Mond an.
Als ich sie eingeholt hatte, grinste sie. „Mach du auch mal, Baby!“
„Lass uns heimgehen, ich kann das nicht.“
„Fuck you!“
Aber sie ging mit.

Crazy hatte keine Beziehung. In kürzester Zeit trat sie alles kaputt. Eigentlich wollte sie mich, nach einem Versuch miteinander, beließ ich es bei der Freundschaft, ich brachte es einfach nicht.
Wir küssten uns und jede ging in die eigene Wohnung. Unsere Betten standen an einer Wand; diejenige, die das Licht abdrehte klopfte einen Rhythmus an die Wand. Die andere antwortete.
Heute war ich erledigt und klopfte zuerst. Wartete. Hämmerte. Keine Antwort. Ich rief sie an, hörte ihr Telefon klingeln, sie nahm nicht ab. Ich kramte nach Crazys Reserveschlüssel im Schreibtisch. Hauslatschen an und rüber.
Sie saß am Küchentisch. Die Wimperntusche rann in zwei Streifen über ihre Wangen, sie hatte den Lauf einer Pistole in den Mund gesteckt.
„Crazy“, flüsterte ich, „ich liebe dich.“
„Das Kind ist in den Brunnen gefallen“, nuschelte sie,
die Tränen tropften ins Dekolletee.
„Es ist sieben Jahre her, Nina, du konntest nichts dafür. Ein Unfall ...“
Sie riss den Lauf aus dem Mund, fuchtelte herum, brüllte. „Nur weil das Arschloch mir unbedingt in seiner Mittagspause an die Wäsche wollte! Baby, Johnny war nicht mal vier! Ich hab ihn allein gelassen im Garten, verstehst du? Und er ist in den Brunnen ...“ Ihre Augen funkelten, ich hatte eine Heidenangst, dass sie den Abzug drückte. Vorsichtig sagte ich: „Er war dein Mann, du hast ihn ... geliebt.“ Das letzte Wort konnte ich nur noch flüstern, denn sie war aufgesprungen und hielt mir den Griff der Waffe hin. „Baby, shot me down.“
Ich prallte zurück, sagte: „Hey ... Nina, ohne dich ... mein Leben ist Scheiße ohne dich.“
„Blödsinn! Ich bin Scheiße.“ Sie zitterte vor Wut und was weiß ich noch alles.
„Du bist Crazy, meine Löwenmutter.“
Sie plumpste auf den Stuhl, hielt sich die Ohren zu, die Pistole baumelte am Zeigefinger. „Sag das nicht, Baby, bitte nicht“, schluchzte sie.
„Du bist besoffen, weißt du, Morgen sieht es wieder besser aus.“ Mann, war ich platt! Ich setzte mich ihr gegenüber. „Ich meine, es gibt noch so viel ...“
Sie nahm die Hände runter, schmiss die Pistole auf den Tisch.
Ein irrer Krach. Die Kugel steckte in der Wand.
Wir schauten zu, wie Putz herunterrieselte. Dann sahen wir uns in die Augen. Sie blies auf ihren Zeigefinger, zielte auf mich. „Bang, bang.“
Wir lachten die restliche Nacht, es war egal, dass die Nachbarn an die Wand trommelten.


by maxl
Zuletzt geändert von maxl am 28.10.2006, 17:24, insgesamt 5-mal geändert.

maxl

Beitragvon maxl » 24.10.2006, 19:56

Hallo Nifl,

Finde ich ja voll toll, obwohl es ein wenig peinlich ist, so im Mittelpunkt ...
Also auf ein Neues.

ja, sie haben es versucht miteinander, steht doch da?

Der Erzähler ist doch voll in die Handlung verstrickt? ...dann muss er auch als Figur gezeichnet werden. Du meinst, es gibt nur Kurzgeschichten mit einer einzigen, dreidimensionalen Figur?
Warum hast du dann die Ich-Erzählerperspektive gewählt? ... so wie du es erklärst, wäre doch eine auktoriale Erzählstimme geeigneter gewesen?


Sie ist als Figur doch präsent. Viel schwächer als Charakter, klar. Aber Crazy ist nun mal der MC um den es geht. Den AE hasse ich. Beim großen Gatsby ist der Erzähler auch der Beobachter.
Mein IE läuft erst im Finale zur Form auf, ihre Zuneigung verhindert den Suizid.

Aber sie schlafen doch nicht 30 Jahre Wand an Wand? Was hatte ihr Mann dazu gesagt? Ist ihr Kind zu Lebzeiten nicht davon aufgewacht?*g


Ok, hast mich überzeugt. Ich mach nen Roman draus. :lesen0005:

Waffe:
Na, um die Situation zu entschärfen. Das ist ja geradezu ein Geschenk.


Nö, das geht nicht. Sie hat Angst vor Waffen, weil sie als Teenie mal bedroht wurde. *g*

Das was du vermisst, die leisen Töne, sieht diese Art der Erzählung nicht vor.
Doch, ich denke schon, gerade diese Art ... und es fehlt mE. auch nicht viel.


mM. sind für diesen Stil reichlich leise Töne drin: Am Ende vor dem Knall.

in einer guten Geschichte müsste in diesem Fall ausgeholt werden und ein genaues Psychogramm her ... samt Sozialisation der Figur... usw.


Ey, Nifl! Dann ist es nun mal eine schlechte Geschichte, weil sie bloß eine kleine Szene aus dem Leben der beiden Personen wiedergibt. Ich fürchte, da kommen wir zwei nicht zusammen. :-]

Ichmeinjaauchnua,
maxl

Gast

Beitragvon Gast » 25.10.2006, 13:38

Hallo Nifl,

weißt du ich mag dich und deine Nifleien sehr,
Deshalb hoffe ich, dass du es abkannst wenn ich dir mal etwas unter die Niflnase reibe. ;-)

Kannst du mir mal erzählen, was maxl ausgfressen hat?

Warum liest du die Story nicht genau.
Im 5. Satz steht "Lesbentreff".
Gehn denn da auch Männer hin?
Meines Wissens "nein", also weiß jeder halbwegs gebildete Mensch, der gründlich liest, dass es 2 Frauen sind um die sich dir Story rankt.
Dann zu den 30 Jahren Wand an Wand.
M. E. wieder nur halb gelesen.
Es geht aus der Geschichte hervor, dass die beiden sich seit 30 Jahren kennen - und dass sie jetzt wieder seit einiger Zeit Wand an Wand zusammen wohnen...
Zum Klopfen:
Haben nicht auch Männer nach jahrzehntelanger Freundschaft Rituale, die Beziehungen und Trennungen überdauern?
So solltest du dir das vorstellen... das gibt es bei Weibern tatsächlich auch.

So, das musste ich mal los werden.
Da ich die Story gut finde, fühlte ich mich gemüßigt, diese Dinge mal auszusprechen.

Liebe Grüße
Mäkel-GeRdanken

Nifl
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Beitragvon Nifl » 25.10.2006, 18:45

Huhu Gerdanken.


Kannst du mir mal erzählen, was maxl ausgfressen hat?

Na den Text dachte ich, oder ist der von dir? *g

Spielst du auf Animosität an? Nein, ich sehe nur den Text. Kritik auf einer persönlichen Ebene gibt es bei Nifls nicht.


Im 5. Satz steht "Lesbentreff".
Gehn denn da auch Männer hin?

Ja, und umgekehrt auch. Oft sind solche Treffs gar nicht die Intention der Betreiber gewesen, sondern das Klientel hat sich entwickelt ... wie Russentreffkneipen und was weiß ich ... (Ausnahmen bestätigen die Regel)
Im Übrigen war das Geschlecht überhaupt kein Kritikpunkt meines initialen Genifls und nur Reaktion auf deine Reaktion, weil es VOLLKOMMEN irrelevant für den Plot dieser Geschichte ist. Man könnte höchstens argumentieren, dass dieser zusätzliche Umstand von dem Konflikt ablenkt und die Geschichte überlädt. Überdies gibt es ebenso viele Hinweise auf Heterogenität (Kind/ " Deswegen nie wieder Kerle!" ... Beziehungsfrust ist ja wohl kein Grund homosexuell zu werden. )


Dann zu den 30 Jahren Wand an Wand.
M. E. wieder nur halb gelesen.
Es geht aus der Geschichte hervor, dass die beiden sich seit 30 Jahren kennen - und dass sie jetzt wieder seit einiger Zeit Wand an Wand zusammen wohnen...

... auch dies war eine Reaktion auf eine Erklärung Maxls ... und nicht aus dem Text (bitte auch die Kommentare lesen, bevor du dich echauffierst)

Maxl schrieb:

Wandklopfen: nein, keine Teenies, aber sie haben das eben immer schon so gemacht.
Die "merkwürdige Liebe", wie du sagst. Ich denke, es ist vor allem die Gewohnheit, wenn man sich 30 Jahre kennt.


Ich hoffe alle Unklarheiten ausgeräumt zu haben.

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Rala

Beitragvon Rala » 25.10.2006, 18:52

Hallo maxl!

Hui, da ist ja schon wieder heftig rumgearbeitet worden ... Mir geht es damit so: Ich finde, das ist eine irre Geschichte, rasant und sprachlich gut erzählt, die mich auch fast mitgerissen hat, nur habe ich leider - ich weiß nicht, ob das nur an mir liegt - ein Problem mit der Psychologie des Ganzen. Ich kann Crazys Reaktionen auf ihr Unglück und alles was danach passiert nicht so wirklich nachvollziehen. Z.B., dass sie offenbar deshalb lesbisch geworden ist, weil sie ihrem Mann die Schuld am Tod ihres Sohnes gibt - oder war sie das vorher schon latent? Oder wählt sie das bewusst als Ausweg? Und auch das Gespräch am Schluss, hmmm ... Naja, wie gesagt, vielleicht liegt es auch nur an mir.
Und noch eine Kleinigkeit: Müsste es in diesem Fall nicht heißen "Baby, shoot me down", auch wenn es in dem Song natürlich anders heißt, aber hier ist es ja eine Aufforderung, oder?

Aber trotz meiner Kritik: Potenzial ist da.

Liebe Grüße,
Rala

maxl

Beitragvon maxl » 26.10.2006, 12:41

Hallo Rala,

Zuerst:
"Baby, shoot me down",

Ich Hornochse, klar doch! :laune0009:
Sie fordert sie ja dazu auf. Danke sehr für den Hinweis.

Ich kann Crazys Reaktionen auf ihr Unglück und alles was danach passiert nicht so wirklich nachvollziehen. Z.B., dass sie offenbar deshalb lesbisch geworden ist, weil sie ihrem Mann die Schuld am Tod ihres Sohnes gibt - oder war sie das vorher schon latent? Oder wählt sie das bewusst als Ausweg?


Nein, sie gibt sich die Schuld am Tod. Legt es jedoch um (kompenisert) indem sie die Kerle aus dem Leben streicht. Als Ausweg sucht sie Beziehung zu Frauen. Aber sie ist nicht lesbisch. Versucht nur, ohne Erfolg, wie zu lesen ist. Crazy ist nicht sehr helle, sonst würde sie ja überhaupt bessere Lösungen im Leben finden, mit der Trauer umzugehen u.s.w. Die Idee, einfach lesbisch zu werden, geht nicht auf.

Und auch das Gespräch am Schluss, hmmm ...


Hm??? Was genau meinst du jetzt?

Orakelgrüße,
maxl

Rala

Beitragvon Rala » 26.10.2006, 18:44

Hallo maxl!

Mit hmmm ... meinte ich nichts Genaues, sollte eher heißen, ich überlege noch. Danke für deine Erklärung, wenn Crazy nicht so intelligent ist, ok, dann ist mir das schon klarer, nur kam das für mich in der Beschreibung der Erzählerin erst mal nicht so rüber. Aber andererseits: angesichts ihres Verhaltens muss es ja so sein. Ok. Komme jetzt schon besser damit klar, werde noch ein bisschen nachdenken, dann sage ich vielleicht sogar irgendwann: ja, genau!!! :16:

Bis dahin,
liebe Grüße
Rala

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.10.2006, 19:05

Tschuldige, dass ich schon wieder bessiwissinifi .... aber bei so Aussagen kann ich mich einfach nicht mehr auf dem Stuhl halten:


Crazy ist nicht sehr helle, sonst würde sie ja überhaupt bessere Lösungen im Leben finden, mit der Trauer umzugehen u.s.w.

Was haben denn psychische Probleme mit Intelligenz zutun ???

Ne ne ....

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

maxl

Beitragvon maxl » 26.10.2006, 20:14

Hi Nifl,

Sie hat keine psychischen Probleme.
Sie ist traurig.

Hab ich geschrieben, nicht wahr?

lg
maxl

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.10.2006, 20:29


Sie hat keine psychischen Probleme.
Sie ist traurig.

Und intelligente Menschen sind nicht traurig? Ist Traurigkeit kein psychisches Problem?
Irgendwie komme ich mit deinen "Erklärungen" überhaupt nicht klar. Aber nun ist gut.
(für mich jedenfalls)

Schönen Abend
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 26.10.2006, 20:42

Hallo,
der Text ist gut erzählt, wirkt "optisch".
Ich könnte mir eine Filmszene vorstellen und dazu "Bang, Bang, my Baby shot me down", kennt ihr das? Wie geschrieben für dieses Geschriebene! ;-)

Am Ende gehe ich nicht mehr mit.
Das Ende stimmt für mich nicht.
Weiß nicht warum. Vielleicht wird es da zu kinomäßig? Leises wirkt oft härter als das Geballer. Oder das Quatschen über Ballern. Das kommt für mich nicht überzeugend, nicht gefühlt, sondern wie abgeschrieben, als wenn ein Unterhaltungstext das bräuchte.

Der Stil macht für meinen Geschmack noch nicht klar genug, aus welcher Distanz die Ich-Erzählerin schreibt: nah oder weit weg. Das ist vielleicht in Ordnung so, weil ihr ja tatsächlich nicht klar ist, wie nah sie "Crazy" kommen will/darf.
"voll toll" finde ich unnötig, das klingt anbiedernd.

Grüße
Klara

maxl

Beitragvon maxl » 26.10.2006, 21:36

Nifl hat geschrieben:

Sie hat keine psychischen Probleme.
Sie ist traurig.

Und intelligente Menschen sind nicht traurig? Ist Traurigkeit kein psychisches Problem?
Irgendwie komme ich mit deinen "Erklärungen" überhaupt nicht klar. Aber nun ist gut.
(für mich jedenfalls)

Schönen Abend
Nifl


Hi Nifl,

Und ich nicht mit deiner Provokation.
Mir ist unklar, warum du mich so angreifst.

Traurigkeit ist kein psychisches Problem sondern eine gesunde Reaktion
auf einen dramatischen Verlust z.B.

Aber egal, lassen wir es.

Tschüss
maxl

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Beitragvon Mnemosyne » 27.10.2006, 00:09

Sehe ich ähnlich. Extensional mag die Traurigkeit ja ein "Problem" der "Psyche" sein; aber die Formulierung "psychisches Problem" legt eine versachlichend-klinische Deutung nahe, wähend "traurig" die menschliche Seite einer Stimmung anspricht; bei psychischen Problemen würde ich zum Arzt gehen; bei Traurigkeit gehe ich in den Wald. Aus dieser Perspektive ergibt der Satz "Sie hat keine psychischen Probleme - sie ist traurig" in meinen Augen durchaus Sinn. Sogar sehr viel, in einer Zeit, in der Unsicherheit darüber aufzukommen scheint, wann man erziehen und wann man heilen sollte.
Trotzdem muß ich Nifl zustimmen: Intelligenz befähigt ja nicht unbedingt dazu, das eigene Gefühlsleben unter Kontrolle zu bringen; tatsächlich scheinen die größten Köpfe nicht selten psychisch ziemlich labil gewesen zu sein. Was Nifl gestört hat, war wohl der Schluß von Traurigkeit auf Dummheit, der aber vermutlich so auch nicht gemeint war.

Grüsse

Merlin

maxl

Beitragvon maxl » 27.10.2006, 14:48

Hallo Merlin,

der Schluß von Traurigkeit auf Dummheit, der aber vermutlich so auch nicht gemeint war


Nein, natürlich nicht.

Crazy ist nicht sehr helle, sonst würde sie ja überhaupt bessere Lösungen im Leben finden, mit der Trauer umzugehen


Das war sicherlich eine Abwertung meiner Prota gegenüber, wenn man den Satz auf die Waagschale legt. Gemeint war, dass sie nach 7 Jahren die Trauer noch nicht auf ein erträgliches Maß reduzieren konnte und zur Waffe greift, um sich das Leben auszupusten, weist für mich nicht auf große innere Ressourcen hin.

Und nu sag ich lieber nichts mehr dazu, sondern wende mich wieder dem Schreiben zu.

lg
maxl

PS: Ich gehe auch in den Wald.

aram
Beiträge: 4478
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 28.10.2006, 07:23

hallo maxl,

dieser text hat mich ursprünglich sofort reingenommen (inzwischen wirkt der einstieg etwas anders und weniger 'zündend' auf mich - hast du was geändert? - bitte lass änderungen transparent, d.h. am einfachsten die erstversion unter der aktuellen nochmal reinsetzen - kann auch in kleinerer schrift sein, aber irgendwo muss ich die erstversion finden können, sonst kann ich zur entwicklung des textes klarerweise keinen kommentar geben)

...finde ich also insgesamt wirklich klasse erzählt.
nur die szene mit der waffe fällt ab, die dialoge werden da für mich unglaubwürdig, dadurch die ganze szene plakativ wie in einem durchschnittlichen film.

die ganze barszene und viele details (z.b. das klopfen an der wand) finde ich ausgezeichnet - wobei ich wie gesagt sehr gerne nochmal die erstversion zum vergleich hätte - mein eindruck ist doch, dass durch änderungen, auch wenn sie auf berechtigte einwände hin erfolgten, der überzeugende duktus des textes gelitten hat.

liebe grüße und glückwunsch zu diesem schreibstil!
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen


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