Bitte gerne harte, auch detailkritische Kritik(!), da erste Geschichte abgesehen von der Erzählung, die mich seit Jahren quält :-), aber am Leben lassen
Jedes Wir bricht sich am Tag
Ich lernte Martha in einem Supermarkt kennen. Sie wählte unter einer Vielzahl zu harter Avocado eine beliebige. Den Einkaufskorb aus Plastik hatte sie über ihren Unterarm gehängt, es war nicht viel darin. Als sie zur Kasse ging, stellte ich mich hinter sie und rückte dicht an sie heran. Sie bemerkte es nicht. Da ich nichts eingekauft hatte, sah es so aus, als gehörten wir zusammen, als seien wir eines dieser vielen Paare, die sich nichts zu sagen haben. Ich ließ es mir gefallen. Warum auch nicht? Wenn man ehrlich ist: Wirklich anders wird es nie.
Martha bezahlte und ich ging mit den Händen in den Taschen neben ihr her. Draußen dann, sie hatte keine Tüte dabei, nahm ich ihr zwei Flaschen ab. Beides trüber Apfel. Ihre blassblauen, wässrigen, fast durchsichtig scheinenden Augen schauten mich an als schwebte ihnen etwas vor. Mein Atem verfing sich in ihrem Weizenhaar. Es war Winter.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, das mit den Frauen sein zu lassen. Mit zweien hatte ich es bisher versucht, beide waren mir zu Grunde gegangen. Ein paar falsche Stunden, eine lange Qual und am Ende steht man da und weiß nichts zu sagen.
Da war Helene, klug und zurückhaltend, oleanderweiße Haut – Medizinertochter! Ich lernte sie noch an der Uni kennen, ein einziges Klischee. Es lief eine ganze Weile gut mit ihr, wir verbrachten viel Zeit zusammen. Auch Helene ging lieber in den Stadtpark als zu Studentenpartys oder in irgendwelche Clubs. Die Bucheckern knackten unter unseren Füßen und goldene Hunde bellten die Eichhörnchen auf die Bäume. Helene ging nicht mehr zu ihren Arbeitsgruppen, zog um meinetwillen sogar von Zuhause aus. Wir schliefen jede Nacht beieinander, so konnten wir uns noch mehr aneinander gewöhnen und schon bald vermisste sie es nicht mehr, an den Sonntagen zu ihren Eltern rauszufahren, um aufgetauten Rhabarberkuchen zu essen.
Es lief alles wirklich gut, wäre da nicht Helenes kleine Schwester gewesen. Helene war ganz vernarrt in diese kleine, blasse Madame und ertrug es nicht, dass ich gegen ihre Besuche war. Mir ging sie einfach auf die Nerven. Ich konnte es nicht ertragen, wenn sie sich mit ihrem Haargummi zwischen den Fingern auf dem Bett ausstreckte, in dem Helene und ich uns noch vor einer halben Stunde geliebt hatten oder – schlimmer noch – es in einer halben Stunde tun wollten. Sie roch nach Kaugummi, sie war trotzig, wenn sie etwas nicht bekam, musste abends nachhause gefahren werden. „Es vertreibt mir die Lust an dir“, sagte ich.
Helene verschränkte die Arme vor ihrer bloßen, etwas zu runden Brust und schaute an mir vorbei.
Ich kaufte Helene einen Hund, sie hasste ihn. Mich konnte sie ja nicht hassen. Sie ging kaum raus mit ihm, er kackte in die Wohnung. Nach ein paar Tagen lief er weg, kam unters Auto. Ich seufzte, sagte, wenn es denn nicht anders ginge, solle sie ihre Schwester eben zu uns holen. Sie fing an zu schluchzen, später rief sie bei ihren Eltern an, nach zwei Stunden hatte sie ihren Vater so weit. Ihre Hand lag noch mehrere Minuten auf dem Telefonhörer, ihr Gesicht war voller roter Flecken.
Gleich am nächsten Wochenende zog ihre Schwester bei uns ein, sie war nicht einmal besonders unordentlich, versuchte nicht allzu anhänglich zu wirken, Helene hatte sicher mit ihr geredet. Einmal, als ich von der Uni kam, Helene war noch nicht zuhause, hatte sie Lasagne für mich gemacht. Der Käse war schon längst wieder hart geworden, pappig, aber sie hielt mir meinen Teller wie ein großes Geschenk vor die Brust. Ich nahm ihn und sie versuchte, sich kokett die Hände an der Küchenschürze abzuwischen und schaute mich einen langen Moment an. Sie hatte schon einmal mit einem Jungen geschlafen, das wusste ich, Helene hatte es mir erzählt. Ihre Wangen hatten geglüht, als erzählte sie von sich. So gab ich nach, ließ den Teller auf den Boden fallen, um uns beide zu erschrecken, drängte sie gegen den Kühlschrank. Sie hatte noch Tomatenmark auf ihrer Nase mit diesem matten Leberfleck, der sich am linken Flügel versteckte, den sie von ihrem Vater hatte und den sie so hasste. Ich strich es weg, fuhr ihr den Hals entlang, legte das schwarz gefärbte Haar zu Seite und küsste die weiße Haut.
Ein paar Tage später schlief ich mit ihr, auch in den nächsten Wochen noch ein paar Mal, es war reizend, aber mehr auch nicht.
Als Helene davon erfuhr, biss sie sich die Lippen weiß. Es hätte seit einer Weile auch andere Frauen gegeben, nicht nur ihre Schwester, sagte ich leise, um es einfacher, weniger inzestuös für sie zu machen. Aber sie hörte es nicht. Es hätte nichts genützt, davon anzufangen, dass ich es ihr ja gesagt hatte. Helene zog zurück zu ihren Eltern, dort wohnt sie heute noch, ihre Schwester nicht.
Bei Kate dann baute ich vor. Erzählte mir Geschichten, um mich emotional an sie zu binden. Am Morgen bevor ich sie traf, ich stand gerade unter der Dusche, hatte sich plötzlich die Frequenz des Radios verschoben und eine andere Stimme übertönte den eigentlichen Empfang. Es rauschte stark und ich verstand nur „Kiss [...] Kate, heute am [...] Hafen [...]“. Ich stellte das Wasser ab, griff nach dem Handtuch – die Frequenz verlagerte sich wieder zurück. Das mit Helene war schon ein halbes Jahr her, ich war der leeren Zimmer müde. So kam mir die Idee, mit dieser Geschichte im Rucksack in die nächstbeste Stadt mit Hafen zu fahren, um mir dort eine Frau zu suchen, die ich Kate nennen würde. Ich zog mich an und fuhr nach Duisburg. Mit dem Hafen nahm ich es freilich nicht so genau, mir reichte es, dass Duisburg einen hatte, das war mir Romantik genug, und so ging ich in den Zoo. Ich mag Tiere nicht besonders, aber ich war mir sicher: Eine Frau, die man dort alleine antrifft, hat sicher keine Kinder.
Kate stand vor dem Gepardengehege. Wie alle Tiere im Zoo machten die Geparden gar nichts, lagen nur da, ab und an ging ein Zucken durch ihre gefleckten Schwänze. Kate, die eigentlich Ina hieß und es später hassen sollte, wenn ich sie Kate nannte, jetzt aber noch nicht, schaute durch das Gitter auf ihre prallen Bäuche. An der einen Hand baumelten ihre weißen Absatzschuhe, in der anderen Hand hielt sie ihre Handtasche, aus der eine Mappe herausschaute.
Sie sah auf ihre nackten Füße, als ich ihr und mir die Geschichte mit dem Radio erzählte, behauptete, dass ich sie heute küssen müsse. Wir schlenderten umher, ich nannte sie Kate, sie lachte und die Paviane schrieen. Abends schlenderten wir an Containerschiffen entlang, ihre weißen Schuhe leuchteten vom Licht rosé. Ich küsste sie und sie ließ sich küssen. Ich übertrieb es, ließ mich hinreißen, schenkte ihr eine Kette mit einem kleinen, silbernen Steuerrad als Anhänger, doch sie merkte nichts und – ich gebe es zu – auch mir gefiel es.
Bei aller Vorsicht hatte ich aber vergessen, dass eine kinderlose Frau unter einem gewissen Alter, einzig noch keine Kinder hat.
Ich sagte ihr, dass ich keine Kinder wolle, dass ich es nicht ertragen könnte, sie nicht ganz für mich zu haben, weil sie dann nicht rein sei, weil dann alles voller fremder Düfte und geteilter Zeit wäre, weil dann alles stänke, weil dann alles davon ränne. Dass es für mich zwingend notwendig sei, zu wissen, dass sie wirklich da sei, wenn sie bei mir wäre. Und dass dies nur ginge, wenn sie außer mir niemanden und nichts hätte. Dass ich ihre Malereisache nur aus gutem Willen ertrüge. „Ich möchte so tief in dich hineinblicken, dass ich durch dich hindurchschaue“, flüsterte ich, als ich in sie eindrang, und erschrak sie mit diesem Satz auf eine Weise, auf die sich nur Frauen erschrecken lassen und worauf ihre Liebe nicht etwa weniger, sondern, wenn auch auf eine spröde Art, stärker wird als zuvor.
Kate versuchte zäh zu sein, doch sie stand unter enormem Druck, malte ihre Bilder nicht fertig, saß verheult auf dem Sofa. Bei einem gemeinsamen Essen mit Freunden von Kate, zu dem sie mich überredet hatte, verlor sie dann vollends die Fassung, als ich der Gastgeberin die Hand auf die Schulter legte und sagte, wie umwerfend sie an diesem Abend aussehe. Es war in erster Linie charmant gemeint und auch nicht das erste Mal, dass ich so etwas zu anderen Frauen sagte, obwohl jene an diesem Abend wirklich ungewöhnlich schön aussah, aber Kate ließ das Besteck klirrend auf ihren Teller fallen, nahm ihre Serviette von ihrem weißen Rock auf, putzte sich damit den Mund ab, schluckte und sagte gepresst: „Sie ist schwanger, Jan. Es wird daran liegen, dass sie schwanger ist – Jan“.
Bedrücktes Schweigen. Kate stand auf, riss ihre Tasche vom Boden, deren Riemen aber hatte sich um das Stuhlbein gewickelt. Kate kam nicht los, zerrte weiter an der Tasche, Lippenstift, Kugelschreiber und allerlei Kram fielen heraus. Zuletzt rollte ein Tampon auf den Tisch und blieb im Kerzenschein liegen. Kate hörte auf zu zerren, ließ die Tasche los, rannte aus dem Haus in den Schnee. Ich entschuldigte uns, holte sie mit dem Auto ein, fuhr mit vom Frost blinder Windschutzscheibe neben ihr her, kurbelte das Fenster runter, sie schaute steif auf die Straße. „Wir sind hier doch nicht in einem scheiß Film“, brüllte ich.
Kate blieb stehen, sah mich an, ihr Gesicht schien in alle Richtungen verweht. Doch dann ging ein Ruck durch ihren Körper. „Stimmt, dann würde es ja regnen“ , sagte sie, lächelte mich an und stieg ein.
Sie hatte sich zurückgeholt, war wieder im Spiel, beteuerte, wie sehr sie mich liebe und wie leid ihr alles tue. Ich drückte ihren Kopf an meine Brust, meine Hand zitterte von ihren heißen Tränen. Als ich losfuhr, machte sie es mir. Ich wehrte mich nicht, schaute auf die gefrorene Windschutzscheibe. Nach und nach, Stück für Stück verschwand die dünne Eisschicht. Dabei bildeten sich jeweils für einen kurzen Augenblick sternförmige, verästelte Ränder, wodurch es so aussah, als zöge sich die Eisschicht nur zurück. Doch als ich kam, war nichts mehr von ihr übrig. Ich gab Gas, mit Kate und meiner Scham über sie an meiner Seite und doch ganz fern von beiden. Ich war es, der in Wahrheit draußen stand, ich war es, der auf ihren Satz nicht eingestiegen war, denn er galt nicht mir, sondern sich und den anderen. Ich nahm sie in den Arm. Es war vorbei.
Und so nahm es ein ähnliches Ende wie mit Helene, nur, dass ich Kate noch schneller aufgab. Hatten meine Geschichten mich auch zunächst sogar selbst an etwas glauben gemacht, so waren sie am Ende doch gerade das, was es erschreckend leicht machte – die ferne Stadt, der falsche Name, der erfundene Kuss. Ich gab sie einem Bekannten, recht primitiv, mit einer merkwürdigen Vorliebe für Shrimps, aber liebesbereit. Kate lag eigentlich außerhalb seiner Reichweite, aber Kate war müde, alles Übrige bekam ich hin. Wenn ich die beiden heute treffe, isst er seine Krabben, sie hat sich angepasst, schlürft Austern und quietscht vor Vergnügen. Bis heute behauptet sie vor allen, ich hätte sie an meinen besten Freund verloren. Bis heute hat sie keine Kinder. Aber da er nichts dafür kann, seine Hoden sind Schuld, muss sie bei ihm bleiben.
Als ich jedoch Martha sah, da fiel es mir schwer, sie mir zu verbieten. Sie war schön, sehr schön, und ich war unvorbereitet, hatte lange keine Frau mehr gehabt. Ich bekam sie nicht gleich, das gefiel mir, aber alles in allem doch recht schnell. Sie roch nach Zimt, ihr Haar war golden und Kinder waren ihr gleichgültig. Sie hatte auch keine Freunde in der Stadt. Weder, weil sie besonders wählerisch war, noch weil sie seltsam wirkte oder dergleichen, sondern weil ihre Familie, als sie noch sehr klein war, nach Griechenland ausgewandert und sie erst vor Kurzem zurück nach Deutschland gekommen war, um eine Arbeit in einem Übersetzungsbüro anzunehmen.
Alle Freunde fanden sie umwerfend, sie bezauberte einen nach dem anderen, ohne dabei frivol oder anbiedernd zu wirken, immer wirkte sie schlicht und, ja – schön. Ich hatte nichts an ihr auszusetzen, gewöhnte mich an sie, liebte sie. Sie war gleich einverstanden, als ich vorschlug, uns eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Die Möbel waren noch nicht da, als wir einzogen und uns in jedem Zimmer liebten, um die Wohnung einzuweihen. Meine Knie waren ganz wund, Martha cremte sie ein und erzählte mir in den Nächten von ihrer Heimat, von kargem Stein und Olivenhainen. Sie erzählte ohne Heimweh, bis ich sie wieder liebte, über ihre Schulter in die Dunkelheit lächelte und ihr am nächsten Tag ein kleines Olivenbäumchen kaufte, worüber sie sich auch sehr freute und es achtsam pflegte.
Ich muss es sagen: Ich war glücklich mit Martha. Was auch der Grund dafür ist, dass ich nicht genau weiß, wann es anfing. Ich weiß nur noch, irgendwann meldete ich mich aus dem Nichts heraus eine Woche lang krank, studierte den Lichteinfall in der Wohnung zu den verschiedenen Tageszeiten, zog die Rollläden herunter, stellte sie auf halb durchlässig, zog die Vorhänge davor und wieder zurück, die Rollläden wieder hoch und so fort. Wenn Martha kam, sagte ich „Setz dich da oder dorthin, jetzt hier, nein, ein bisschen nach links“ und sie machte es genau wie ich es sagte. Hatte ich eine richtige Stellung gefunden, durfte sie sich nicht bewegen und ich schaute sie an. Ihr machte all das nichts aus und wenn sie aufstehen durfte, goss sie das Olivenbäumchen, gab mir einen Kuss oder machte irgendetwas anderes Kleines; sie war ruhig mit mir. Nach ein paar Tagen nahm ich die Kamera und photographierte sie. Durchgeschwitzt brach ich nach einiger Zeit ab, brannte die Bilder auf CD und hastete aus der Wohnung.
Ich wählte ein einziges Bild aus und ließ es großformatig auf Pappe ziehen. Das Ganze dauerte zwei Tage, ich ließ mich in dieser Zeit nicht zuhause blicken. Mit dem Bild unter dem Arm klingelte ich an unserer Wohnungstür. Martha machte nicht auf, ganz so wie ich es ihr eingeprägt hatte. Sie ging niemanden etwas an. Ich nahm die Schlüssel und stieg die Treppe zur Wohnung hinauf, überlegte, ob sie vielleicht einfach nur nicht da war. Doch Martha kam mir gleich entgegen. Sie wirkte beunruhigt, aber ihr Gesicht verstand mich, verstand mich wirklich, war ganz bei mir. Sie hatte nicht herumtelefoniert, ob jemand mich gesehen hätte, hatte ihren Kummer nicht unter Freunden verteilt wie bittersüße Pralinen, hatte nicht ihre Empörung verkündet, als erlebe sie nun genau die Geschichte ihres Lebens, welche die Anschaffung eines Tagebuchs wert war, hatte dies alles nicht getan, obwohl ich ohne ein Wort zwei Tage fort gewesen war. Gott, wie ich sie liebte.
Ich hängte das Bild an die große Wand gegenüber dem Esstisch. Martha setzte sich auf einen der Stühle und schaute es an.
Es sah aus wie ein Schwarz-weiß-Bild, war aber keines. Es zeigte Martha vor den Fenstern im Wohnzimmer. An dieser Stelle hatte schon vor unserem Einzug ein Mobile aus Glassteinen von der Decke gehangen, wir hatten es nie abgenommen. Die Rollläden waren im Moment der Aufnahme bis auf eine Stelle ganz geschlossen gewesen. Auf mittlerer Höhe hakten sie etwas und hingen dadurch schief, wodurch einzelne Lichtstrahlen durch die verbliebenen Ritzen fallen konnten. Martha hielt ein paar von den Glassteinen ins Licht und es brach sich auf die eine Hälfte ihres Gesichts, das ansonsten völlig im Dunkeln lag. Auch einzelne Strähnen ihres dicken Haars waren in Licht getaucht und schimmerten dem Betrachter entgegen.
Das Bild war sehr schön, aber es hatte nicht viel mit Martha zu tun, die auch sehr schön war. Es zeigte eine Welt, die es nicht gab. Martha dagegen war ganz wirklich. Ich spürte ihre warmen Hände, sah ihr zu, wie sie vorm Fernseher Schwarzbrot mit Radieschen aß oder in halb hochgezogenen Nylonstrumpfhosen umherhüpfte. Ach, Martha war auch ganz anders als Helene, auch ganz anders als Kate. Morgens schaffte sie es, sich auf eine Art zur Arbeit zu verabschieden, als ginge sie gar nicht und wenn ich aufstand, so war es mir, zwar nur fast, aber eben immerhin, als sei sie noch da. Ich musste sie nicht zurückhalten. Und wenn ich ihr sagte: „Bitte, lass uns heute einmal nicht ans Telefon gehen“, dachte sie nicht wie Helene an ihre Schwester und auch nicht wie Kate, dass schon lange keiner mehr anrief.
Nein, Martha schaute mich an, mit ihren blassblauen, wässrigen, fast durchsichtig scheinenden Augen und sagte: „Ja, Jan, so wollen wir es heute machen“ und meinte dies genau so wie sie es sagte. Es war kein Kompromiss, es war kein Opfer, es war auch keine Furcht. Martha war nicht eine dieser Frauen, die unter Blutarmut zu leiden scheinen, bei aller Zartheit war sie sehr warm, sehr voll und sehr kräftig. Martha litt keinen Mangel mit mir.
Manchmal wachte ich nachts auf und sah sie daliegen. Ich drängte mich nicht an sie, weckte sie nicht, um sie zu lieben, wie ich es mit Kate und Helene getan hätte, sondern schaute sie nur an und horchte auf ihren Atem. Manchmal weinte ich in ihr Haar.
Sie war bei mir, ganz bei mir. Aber Martha war eben trotzdem jemand anderer, war nicht ich. Ich wollte natürlich auch gar nicht, dass sie ich war. Das hieß aber auch, dass ich niemals ganz in sie hineinblicken konnte. Und wenn es, so lächerlich es auch klingen mag, aber so war es eben, nur ihre Organe waren, die mich daran hinderten.
Ich hielt es nicht aus. Ein paar Tage später fragte ich sie, ob ihr das Bild gefiele. Sie sagte, dass sie es etwas groß fände, so wie es da gegenüber dem Tisch hinge und jeder, der hier säße, es sehen könne, das beschäme sie, aber es sei ein sehr schönes Photo, ihr gefiele das Licht. Ich drückte meinen Daumen in die fettige Gabel und sagte: „Ich habe es so groß gemacht, weil du auf dem Bild genau so aussiehst, wie du mir gefällst“. Martha holte mir ein Pflaster.
Dann ging es wieder, doch nur für ein paar Wochen. Eines Abends lagen wir im Schlafzimmer, das Licht war schon ausgeschaltet und der Mond schien aufs Bett. Da fiel mir das verdammte Mobile ein und ich sagte, ich wolle es morgen hier im Schlafzimmer über dem Bett befestigen und das Licht von den Steinen auf ihr Gesicht fallen lassen, damit sie endlich einmal wieder so schön aussehe wie auf dem Photo. Martha sagte nichts, aber ich hörte an ihrem Atem, dass es lange dauerte, bis sie einschlief. Ich spürte in meiner Brust unsagbaren Gram.
Am Morgen machte ich Frühstück für sie und weckte sie sacht mit der Vorstellung in meinem Kopf, dass alles gut werde, risse ich mich nur zusammen. „Reiß dich zusammen, Jan“, sagte ich mir. „Hm?“, fragte Martha und setze sich müde an den Esstisch.
Ich liebte es, wie sie morgens gleich nach dem Aufstehen aussah. Nicht wegen ihrer zurück erschlummerten Kindlichkeit, nicht für ihren Winterduft, ihr samtenes Haar oder ihren blauen Blick, so wie das alle Männern an ihren Frauen lieben. Sicher auch dafür, aber worum es mir eigentlich ging, war etwas anderes: Nur ich wusste, wie sie überhaupt in diesem Moment aussah, nur ich konnte es sehen und wenn sie aus dem Haus ging, darauf achtete ich genau, war sie eine ganz andere, eine, die mich nichts anging und der fremd war, die ich vermisste. Ich rang damit, wie ich ihr davon erzählen könnte, um gestern wieder gut zu machen, doch sie wusste all dies ja schon in ihrer Liebe und überhaupt gab es kein Wort, das die Zeiger des tickenden Weckers im Schlafzimmer nebenan hätte aufhalten können - jedes Wir brach sich am Tag.
Der Gram kam wieder hoch, stieß in mir wie ein Kolben unaufhörlich auf und ab. Ich starrte auf das Bild. „Es würde sich gut im Schlafzimmer machen“, sagte ich ruckartig. Martha verschluckte sich am Brot, ihre Hand lag weißgepresst auf der Tischdecke. „Es ist genug, Jan“, hustete sie und lief ins Bad.
Ich hörte sie weinen und mein Herz pochte mir bis in den Hals, doch es war gut. Gleich würde sie gehen, gleich müsste ich den Augenblick nicht länger fürchten, gleich war er da.
Als sie fort war, weinte auch ich etwas. Das weiche Sofapolster knisterte und ich erwog ein Bad zu nehmen und mich zu ertränken, dachte daran, dass meine Leiche dann wahrscheinlich ins Badewasser pissen würde und überlegte, ob man es sehen würde, ob es zum Standard gehöre, in solchen Fällen eine Wasserprobe zu nehmen. Dann saß ich wieder am Tisch und starrte das Bild an. Irgendwann riss ich es von der Wand und brachte es in den Keller.
Als Martha nachhause kam und sich das Make-up aus dem Gesicht entfernt hatte, setzte sie sich zu mir aufs Sofa. „Das Bild ist fort“, sagte ich erschöpft.
Hätte ich es bis zu einem „weil“ geschafft, hätte ich es geschafft, irgendein Etwas anzudeuten, hätte ich es nicht so weit treiben können, dass sie mir meine Grausamkeit glauben musste.
Martha strich mir übers Haar, mir wurde schlecht davon, so wund war ich von ihrer Liebe. Ich liebte sie zweimal. Später, im Bad, übergab ich mich. Meine Beine zitterten, als ich mit der Zahnbürste im Mund in dem kleinen, staubigen Spiegel über dem Waschbecken die leere Badewanne sah. Ich ließ Wasser hinein, stieg ein und rief Martha, sie solle auch kommen. Sie lachte durch den Türspalt, es dauerte nur einen Moment, schon war sie im Wasser. Ich blies ihr Schaum auf die Brüste, nannte sie mein warmes Himalaja-Gebirge, wusch ihr das Haar und trug sie nass ins Bett, legte mich dazu und noch bevor die ersten Tropfen verdunsteten, waren wir eingeschlafen.
Doch in der Nacht wachte ich auf, fror jetzt so ohne Decke. Ich schaute auf den Wecker. Zehn vor drei. In drei Stunden musste Martha aufstehen. „Martha. Martha, wach auf“, flüsterte ich und sie drehte sich zu mir herum. „Du musst deinen Job kündigen. Ich ertrage es nicht länger, dass du zur Arbeit gehst, ich -, ich schaff das nicht“.
Martha nahm mein Gesicht in ihre warmen Hände. „Wenn es das ist“, sagte sie und weinte kurz, „wenn es nur das ist. Gleich morgen gebe ich im Büro Bescheid“.
„Versprichst du es?“, fragte ich in die Dunkelheit.
„Ja, ich verspreche es“.
Ich nahm ihre Hand und legte sie auf meine bloße Brust. Es tat so gut, sie war so nah. Doch kaum war Martha wieder eingeschlafen, begann die Berührung zu schmerzen, brannte meine Haut als lägen Nesseln darauf.
„Martha, wirst du dir morgen die Haare von mir abschneiden und rot färben lassen und nicht mehr aus der Wohnung gehen, damit dich keiner mehr erkennt, wenn du auf die Straße gehst?“.
„Meine Haare sind mir gleich, mach mit ihnen, was du magst. Wenn du sie anders haben möchtest, trage ich sie gern so“, nuschelte Martha schläfrig und schlief weiter.
Ich hielt es nicht mehr aus, meine Haut unter Marthas Hand – der Schmerz brannte sich tiefer und tiefer ein, ich atmete flach um das Stechen zu vermeiden, wand mich hin und her, dann ging es nicht mehr. Ich warf ihren Arm zur Seite und schrie: „Martha, ich gehe jetzt in den Keller und hole mir vor dem Bild einen runter“.
„Was?“ Martha schreckte hoch.
„Wenn du in einem scheiß Rollstuhl sitzen würdest, müsste ich mich zwar auch fragen, ob du dich zu einem anderen denkst, wenn ich dich liebe, aber ich wüsste wenigstens, dass dieser Gedanke niemals wahr werden könnte. Oder zumindest nicht so leicht“.
„Dann brich mir doch die Beine“, sagte Martha und es war das erste Mal, dass ich Spott in ihrer Stimme hörte.
Ich schaltete das Nachtlicht ein. „Dazu bin ich nicht in der Lage“, gab ich zurück, setzte mich auf und vergrub den Kopf in meinen Händen.
Martha schwieg. Es verging eine Weile. Ich stand auf, zog mir Hose und Pullover über. „Vergiss das mit dem Bild. Das Bild bist ja doch du und du würdest dich immer noch zu jemand anderem denken können. Ich fahr jetzt nach Hillegossen, in den Puff, besorg mir irgendeine dickhaarige Blonde, wisch ihr die Schminke aus dem Gesicht. Irgendeine, die dir ähnlich sieht, nur ähnlich hörst du, nicht zum Verwechseln ähnlich. Die fick ich richtig durch, von oben bis unten, und einmal kann ich dann denken, dass sie vielleicht an wen anders denkt, wahrscheinlich an ihren scheiß Zuhälter, an den denken die doch alle, dass das aber verdammt noch mal egal ist, dass es nicht derselbe ist, an den du denken würdest und dass du vielleicht auch an wen denkst, aber dass es eine andere ist, in der ich dabei meinen Schwanz stecken habe. Und sag nicht, dass du an niemand anderen denkst. Denn selbst wenn das stimmen würde, wenn es wahr wäre, würde ich immer noch diesen Gedanken denken können und deshalb denken müssen. Martha – du wirst so fern sein, dass ich dich endlich lieben kann“. Ich zog mir noch meine Jacke über und verließ die Wohnung.
Martha glaubte mir. Und sie hatte recht damit. Ich ging wirklich zu einer Prostituierten, schlief mit ihr, nannte sie Martina und bezahlte. Martha hat sich vorher noch die Haare abgeschnitten, ich fand sie im Waschbecken, wahrscheinlich hat sie sogar noch im Büro auf den AB gesprochen. Ich weiß genau, wann sie gesprungen ist. Es muss gegen Mittag des folgenden Tages gewesen sein, denn zu diesem Zeitpunkt riss der Himmel auf und der Frühling begann. Ich schaute sie mir nicht noch einmal an, ging auch nicht zur Beerdigung, stellte aber das Olivenbäumchen an ihr Grab, das im Winter wohl erfrieren wird. Es ist nur rechtens, dass Martha mich verlassen hat. Ich habe von ihr mehr verlangt als nötig war. Ich habe verlangt, was ich schon längst besaß.
Das Bild habe ich verbrannt, wie ich auch die ganze Wohnung verbrannt habe. Ich rieche noch das Feuer, während ich hier im Auto auf der Fahrt nach Duisburg sitze. Meine Hände umklammern das Lenkrad. Ich werde mir Kate zurückholen, sie ausführen, ihr Goldschmuck schenken und ihr ein Kind machen.
Jedes Wir bricht sich am Tag
Zuletzt geändert von Lisa am 14.12.2006, 12:24, insgesamt 7-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Lisa,
vieles zu dieser Geschichte haben wir ja auch schon besprochen. Hier für den Moment nur so viel: Auch ich würde den Einstieg so lassen. Gerade für eine Geschichte dieser Länge ist es wichtig, dass man sofort drin ist. Das langsame Hineintauchen in eine Geschichte darf getrost Fontane überlassen.
Aram schrieb
Ich denke, dass ich nachvollziehen kann, was Aram dabei fühlt nur würde ich das nicht als Schwäche der Geschichte auslegen. Du erzählst ja nicht, jedenfalls nicht im Sinne klassischer Erzähler, sondern Deine Figuren sind eher Typen als beschriebene Indivduen, eerzählt wird eher der Gedanke des Lesers und der Gedanke der Autorin als die gelesene Geschichte (ich beginne zu faseln). Ich denke, das ist wichtig bemerkt zu werden.
Liebe Grüße
max
vieles zu dieser Geschichte haben wir ja auch schon besprochen. Hier für den Moment nur so viel: Auch ich würde den Einstieg so lassen. Gerade für eine Geschichte dieser Länge ist es wichtig, dass man sofort drin ist. Das langsame Hineintauchen in eine Geschichte darf getrost Fontane überlassen.
Aram schrieb
die figur des icherzählers wird für mich nicht lebendig
Ich denke, dass ich nachvollziehen kann, was Aram dabei fühlt nur würde ich das nicht als Schwäche der Geschichte auslegen. Du erzählst ja nicht, jedenfalls nicht im Sinne klassischer Erzähler, sondern Deine Figuren sind eher Typen als beschriebene Indivduen, eerzählt wird eher der Gedanke des Lesers und der Gedanke der Autorin als die gelesene Geschichte (ich beginne zu faseln). Ich denke, das ist wichtig bemerkt zu werden.
Liebe Grüße
max
Liebe Lisa,
dass du unbedingt besser werden willst, wie du gestehst - ist ein Satz, wie ich glaube, den du (um deine Geschichten zu "verbessern") unbedingt in den Mund, in das Herz deiner Figuren legen müsstest. Ich glaube hier beginnt Literatur: jeder Geschichte, die den Leser angeht, liegt ein solcher Satz im Mund: Ich will besser werden, oder vielleicht grundsätzlicher: Ich will gut sein. Daraus, und weil das nicht gelingt, gewinnt die Literatur erst ihre Kraft.
Ist das nicht so? Was wären die meisten Romane, die uns etwas bedeuten (oder die mir etwas bedeuten) ohne diese Sucht nach dem Guten. Daher bekommt/bezieht eine Figur erst ein Herz; einen Puls; ihr Leben. Und gewinnt, für den Leser auch, an Raum. Ich denke zum Beispiel an Dostojewskis "Aufzeichnungen aus einem Kellerloch", in dem ich letztens las. Der Prot. will gut sein, an diesem "Licht" spiegelt er sich, oder diesem "Licht" stellt er sich zum Vergleich - er verfällt daran, aber allerorten in den Romanen von D. macht das die Spannung aus, den Wirbel der Sprache, die Größe auch.
Die "Lichtkomponente" also darf nicht fehlen - und ich frage mich (du besitzt sie ja), warum lässt du sie nicht auch/und mehr in deinen Geschichten sein? Zum Beispiel hier, im letzten Sinn schreibst du ein Fallbeispiel, ähnlich kühl wie ein Psychologe, oder beinah ist dein Erzähler ein Gerichtsschreiber irgendwo im Hintergrund oder im Schatten. Dabei leuchten deine Sätze manchmal, wie allein der Titel leuchtet!
Mir scheint, du verzichtest auf ein/dein empathisches Talent, das aber natürlich, wie soll ich sagen, auch erst "ausbalanciert" werden muss - denn nur empathisch zu schreiben, daraus wird wohl am Ende keine Geschichte. Aber muss nicht dahin das Denken gehen, wenn man über solche (Tiefen-)Dinge (und überhaupt) schreiben will, wie du.
Oder genügt es tatsächlich, wie Max oben schreibt, "Typen" zu erfinden, ein rasches Brettspiel, eine Literatur zu entwerfen, die sich dem "psychologischen Verständnis" unterwirft, Spielformen schafft, das Klischee akzeptiert, und keine Individuen mehr? kein Leben?
dass du unbedingt besser werden willst, wie du gestehst - ist ein Satz, wie ich glaube, den du (um deine Geschichten zu "verbessern") unbedingt in den Mund, in das Herz deiner Figuren legen müsstest. Ich glaube hier beginnt Literatur: jeder Geschichte, die den Leser angeht, liegt ein solcher Satz im Mund: Ich will besser werden, oder vielleicht grundsätzlicher: Ich will gut sein. Daraus, und weil das nicht gelingt, gewinnt die Literatur erst ihre Kraft.
Ist das nicht so? Was wären die meisten Romane, die uns etwas bedeuten (oder die mir etwas bedeuten) ohne diese Sucht nach dem Guten. Daher bekommt/bezieht eine Figur erst ein Herz; einen Puls; ihr Leben. Und gewinnt, für den Leser auch, an Raum. Ich denke zum Beispiel an Dostojewskis "Aufzeichnungen aus einem Kellerloch", in dem ich letztens las. Der Prot. will gut sein, an diesem "Licht" spiegelt er sich, oder diesem "Licht" stellt er sich zum Vergleich - er verfällt daran, aber allerorten in den Romanen von D. macht das die Spannung aus, den Wirbel der Sprache, die Größe auch.
Die "Lichtkomponente" also darf nicht fehlen - und ich frage mich (du besitzt sie ja), warum lässt du sie nicht auch/und mehr in deinen Geschichten sein? Zum Beispiel hier, im letzten Sinn schreibst du ein Fallbeispiel, ähnlich kühl wie ein Psychologe, oder beinah ist dein Erzähler ein Gerichtsschreiber irgendwo im Hintergrund oder im Schatten. Dabei leuchten deine Sätze manchmal, wie allein der Titel leuchtet!
Mir scheint, du verzichtest auf ein/dein empathisches Talent, das aber natürlich, wie soll ich sagen, auch erst "ausbalanciert" werden muss - denn nur empathisch zu schreiben, daraus wird wohl am Ende keine Geschichte. Aber muss nicht dahin das Denken gehen, wenn man über solche (Tiefen-)Dinge (und überhaupt) schreiben will, wie du.
Oder genügt es tatsächlich, wie Max oben schreibt, "Typen" zu erfinden, ein rasches Brettspiel, eine Literatur zu entwerfen, die sich dem "psychologischen Verständnis" unterwirft, Spielformen schafft, das Klischee akzeptiert, und keine Individuen mehr? kein Leben?
Lieber Peter,
ich glaube, ich bin da nicht ganz so rüber gekommen wie ich es gemeint habe. Das Erfinden von typen statt Individuen ist für mich kein Makel, sondern eine andere Ebene. Wenn ich beispielsweise einen Archetyp als solchen auftreten lasse und nicht wieder in eine Figru zurückverwandle, dann spielt das ganze eben nicht auf der Realitätsebene, sondern einer anderen - dann will man nicht Geschichten erzählen. Die Literatur ist voll solcher Formen ...
Liebe Grüße
max
ich glaube, ich bin da nicht ganz so rüber gekommen wie ich es gemeint habe. Das Erfinden von typen statt Individuen ist für mich kein Makel, sondern eine andere Ebene. Wenn ich beispielsweise einen Archetyp als solchen auftreten lasse und nicht wieder in eine Figru zurückverwandle, dann spielt das ganze eben nicht auf der Realitätsebene, sondern einer anderen - dann will man nicht Geschichten erzählen. Die Literatur ist voll solcher Formen ...
Liebe Grüße
max
Hallo Max,
ja, aber nicht nur die Literatur ist voll solcher Formen, alles scheint mir davon überfüllt. Deswegen glaube ich fast nicht, dass man Typen erfinden muss, wie du sagst, ich denke viel eher, dass sie überaus da sind, alles verbergen, über alles hinweg täuschen: Das Lebendige ist längst vom Typus ersetzt, und damit weiter zu spielen, oder zu denken: wir befänden uns noch in einer Spielsituation, halte ich fast für leichtfertig. Gerade die Literatur hat sich dagegen zu wehren. Ich las gestern in einem anderen Forum: "Die Postmoderne ist tot, es lebe die Rückkehr zur Innerlichkeit". So denke ich auch.
Liebe Grüße
Peter
ja, aber nicht nur die Literatur ist voll solcher Formen, alles scheint mir davon überfüllt. Deswegen glaube ich fast nicht, dass man Typen erfinden muss, wie du sagst, ich denke viel eher, dass sie überaus da sind, alles verbergen, über alles hinweg täuschen: Das Lebendige ist längst vom Typus ersetzt, und damit weiter zu spielen, oder zu denken: wir befänden uns noch in einer Spielsituation, halte ich fast für leichtfertig. Gerade die Literatur hat sich dagegen zu wehren. Ich las gestern in einem anderen Forum: "Die Postmoderne ist tot, es lebe die Rückkehr zur Innerlichkeit". So denke ich auch.
Liebe Grüße
Peter
Hallo Lisa,
endlich hab ich ein bisschen Ruhe und kann versuchen, mich an deinen Text zu wagen. Es ist ein guterText. Bedrückend. Insgesamt neigst du, finde ich, dazu, zu viel zu schlusszufolgern und auszusprechen, wo m. E. Zeigen stärker wäre. Hier meine Detailkritik (habe keine anderen Kommentare gelesen):
Vielzahl klingt hölzern. Etwas BELIEBIGES zu WÄHLEN macht mich ebenfalls stutzig.
„Von den vielen harten Avocados nahm sie eine beliebige.“
Den Einkaufskorb aus Plastik hatte sie über ihren Unterarm gehängt, es war nicht viel darin. Als sie zur Kasse ging, stellte ich mich hinter ihr an, rückte dicht an sie heran. Sie bemerkte es nicht. Da ich nichts eingekauft hatte, sah es so aus, als gehörten wir zusammen, als seien wir eines dieser vielen Paare, die sich nichts zu sagen haben. Ich ließ es mir gefallen. Warum auch nicht?
Würde ich einfach weg lassen. Begründung: Selbstbegründungs-Kommentar, der mir unnötig erscheint.
Gefällt mir sehr gut. Insbesondere der lakonische Satz „Beides trüber Apfel“ kommt gut! Einziger Mäkelei: Es war Winter. Schöner fände ich, statt das auszusprechen, ein Zeigen von irgendwas, was auf dem Weg, auf der Straße auf Winter hinweist. Z: B. Die „Windschutzscheiben der Autos zierten eisige Schlieren“ oder etwas in der Richtung.
Schöner fände ich einen weniger deutlichen Einstieg ins Problem.
Etwa: „Eigentlich wollte ich das nicht mehr. Ich hatte mir vorgenommen“ - und weiter.
Falsche Stunden: erschließt sich mir nur indirekt, über Denken, nicht über Bilder. Was kann man zeigen, an den falschen Stunden?
Ein einziges Klischee kann man streichen, das muss der Leser selbst denken. Für mein Gefühl liegt die einzig mögliche Schlussfolgerung des eigenen Verhaltens des Erzählers im (wunderschönen!) Titel. Das reicht völlig aus. Jeden andere Art von Kommentar würde ich mir (bzw. dir, bzw. ihm) verkneifen. Einfach runtersagen lassen. Das ist am stärksten. Die schnoddrigen Fakten.
Hier wird es unlogisch: Kurz zuvor hast du ausdrücklich geschrieben, es sei Winter. Nun sind da herbstliche Bucheckern und Eichhörnchen, die im Winter schlafen!
Super! Sonntags klein. Ich würde aber ohnehin „an den Sonntagen“ schreiben.
„wirklich“ streichen.
Ein „es“ zu viel.
„dann“ streichen.
Ich hör jetzt hier auf, weil das den Rahmen sprengt, oder? Wenn du möchtest, redigiere ich die Geschichte nach meinem Gutdünken und schicke dir per Email eine Worddatei, auf der die Änderungen nachvollziehbar sind. Und dann nimmst du davon , was du brauchen kannst.
Liebe Grüße
Klara
endlich hab ich ein bisschen Ruhe und kann versuchen, mich an deinen Text zu wagen. Es ist ein guterText. Bedrückend. Insgesamt neigst du, finde ich, dazu, zu viel zu schlusszufolgern und auszusprechen, wo m. E. Zeigen stärker wäre. Hier meine Detailkritik (habe keine anderen Kommentare gelesen):
Sie wählte unter einer Vielzahl zu harter Avocado eine beliebige.
Vielzahl klingt hölzern. Etwas BELIEBIGES zu WÄHLEN macht mich ebenfalls stutzig.
„Von den vielen harten Avocados nahm sie eine beliebige.“
Den Einkaufskorb aus Plastik hatte sie über ihren Unterarm gehängt, es war nicht viel darin. Als sie zur Kasse ging, stellte ich mich hinter ihr an, rückte dicht an sie heran. Sie bemerkte es nicht. Da ich nichts eingekauft hatte, sah es so aus, als gehörten wir zusammen, als seien wir eines dieser vielen Paare, die sich nichts zu sagen haben. Ich ließ es mir gefallen. Warum auch nicht?
Wenn man ehrlich ist: Wirklich anders wird es nie.
Würde ich einfach weg lassen. Begründung: Selbstbegründungs-Kommentar, der mir unnötig erscheint.
Martha bezahlte und ich ging mit den Händen in den Taschen neben ihr her. Draußen dann, sie hatte keine Tüte dabei, nahm ich ihr zwei Flaschen ab. Beides trüber Apfel. Ihre blassblauen, wässrigen, fast durchsichtig scheinenden Augen schauten mich an als schwebte ihnen etwas vor. Mein Atem verfing sich in ihrem Roggenhaar. Es war Winter.
Gefällt mir sehr gut. Insbesondere der lakonische Satz „Beides trüber Apfel“ kommt gut! Einziger Mäkelei: Es war Winter. Schöner fände ich, statt das auszusprechen, ein Zeigen von irgendwas, was auf dem Weg, auf der Straße auf Winter hinweist. Z: B. Die „Windschutzscheiben der Autos zierten eisige Schlieren“ oder etwas in der Richtung.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, das mit den Frauen sein zu lassen. Mit zweien hatte ich es bisher versucht, beide waren mir zu Grunde gegangen. Ein paar falsche Stunden, eine lange Qual und am Ende steht man da und weiß nichts zu sagen.
Schöner fände ich einen weniger deutlichen Einstieg ins Problem.
Etwa: „Eigentlich wollte ich das nicht mehr. Ich hatte mir vorgenommen“ - und weiter.
Falsche Stunden: erschließt sich mir nur indirekt, über Denken, nicht über Bilder. Was kann man zeigen, an den falschen Stunden?
Da war Helene, klug und zurückhaltend, oleanderweiße Haut – Medizinertochter! Ich lernte sie noch an der Uni kennen, ein einziges Klischee.
Ein einziges Klischee kann man streichen, das muss der Leser selbst denken. Für mein Gefühl liegt die einzig mögliche Schlussfolgerung des eigenen Verhaltens des Erzählers im (wunderschönen!) Titel. Das reicht völlig aus. Jeden andere Art von Kommentar würde ich mir (bzw. dir, bzw. ihm) verkneifen. Einfach runtersagen lassen. Das ist am stärksten. Die schnoddrigen Fakten.
Es lief eine ganze Weile gut mit ihr, wir verbrachten viel Zeit zusammen. [hier würde ich statt Punkt Komma setzen und einfügen: , gingen spazieren.] Auch Helene ging lieber in den Stadtpark als zu Studentenpartys oder in irgendwelche Clubs. Die Bucheckern knackten unter unseren Füßen und goldene Hunde bellten die Eichhörnchen auf die Bäume.
Hier wird es unlogisch: Kurz zuvor hast du ausdrücklich geschrieben, es sei Winter. Nun sind da herbstliche Bucheckern und Eichhörnchen, die im Winter schlafen!
Helene ging nicht mehr zu ihren Arbeitsgruppen, zog um meinetwillen sogar von Zuhause aus. Wir schliefen jede Nacht beieinander. So konnten wir uns noch mehr aneinander gewöhnen und schon bald vermisste sie es nicht mehr, Sonntags zu ihren Eltern rauszufahren, um aufgetauten Rhabarberkuchen zu essen.
Super! Sonntags klein. Ich würde aber ohnehin „an den Sonntagen“ schreiben.
Es lief alles wirklich gut, wäre da nichts Helenes kleine Schwester gewesen.
„wirklich“ streichen.
Helene war ganz vernarrt in diese kleine, blasse Madame und ertrug es nicht, dass ich es gegen ihre Besuche war.
Ein „es“ zu viel.
Mir ging sie auf die Nerven. Ich konnte es nicht ertragen, wenn sie sich mit ihrem Haargummi zwischen den Fingern auf dem Bett ausstreckte, in dem Helene und ich uns noch vor einer halben Stunde geliebt hatten oder – schlimmer noch – es in einer halben Stunde tun wollten. Sie roch nach Kaugummi, sie war trotzig, wenn sie etwas nicht bekam, musste abends nachhause gefahren werden. „Es vertreibt mir die Lust an dir“, sagte ich.
Helene verschränkte die Arme vor ihrer bloßen, etwas zu runden Brust und schaute fort.[/qoute]
Schön, schön, schön! „schaute an mir vorbei“ fände ich klarer.Ich kaufte ihr einen Hund, sie hasste ihn.
Es ist unklar, wem er einen Hund kauft: dem Schwesterchen oder Helenen? Ich würde eiin „und“ nach dem Komma einfügen.Mich konnte sie ja nicht hassen. Sie ging kaum raus mit ihm, er kackte in die Wohnung. Nach ein paar Tagen lief er weg, kam unters Auto. Ich seufzte, sagte, wenn es denn nicht anders ginge, solle sie ihre Schwester eben zu uns holen. Sie fing an zu schluchzen, später rief sie bei ihren Eltern an, nach zwei Stunden hatte sie ihren Vater so weit. Ihre Hand lag noch mehrere Minuten auf dem Telefonhörer, ihr Gesicht war voller roter Flecken.
Gleich am nächsten Wochenende zog ihre Schwester bei uns ein, sie war nicht einmal besonders unordentlich, versuchte nicht allzu anhänglich zu wirken, Helene hatte sicher mit ihr geredet. Einmal, als ich von der Uni kam, Helene war noch nicht zuhause, hatte sie Lasagne für mich gemacht. Der Käse war schon längst wieder hart geworden, pappig, aber sie hielt mir meinen Teller wie ein großes Geschenk vor die Brust. Ich nahm ihn und sie versuchte, sich kokett die Hände an der Küchenschürze abzuwischen und schaute mich einen langen Moment an. Sie hatte schon einmal mit einem Jungen geschlafen, das wusste ich, Helene hatte es mir erzählt. Ihre Wangen hatten geglüht, als erzählte sie von sich. So gab ich nach, ließ den Teller auf den Boden fallen, um uns beide zu erschrecken, drängte sie gegen den Kühlschrank. Sie hatte noch Tomatenmark auf ihrer Nase mit diesem matten Leberfleck, der sich am linken Flügel versteckte, den sie von ihrem Vater hatte und den sie so hasste. Ich strich es weg, fuhr ihr den Hals entlang, legte das schwarz gefärbte Haar zu Seite und küsste die weiße Haut. Sie ließ es sich gefallen.
Das ist gelungen. Nur der letzte Satz des Absatzes klingt hohl. Entweder einfach streichen, weil es sich ergibt (sie wehrt sich ja nicht, rennt nicht weg), oder anders zeigen, z. B.: „Sie rührte sich nicht, aber ich hörte ihren Atem.“Ein paar Tage später schlief ich mit ihr, auch in den nächsten Wochen noch ein paar Mal, es war reizend, aber mehr auch nicht.
Es war reizend, aber mehr auch nicht – nee! Besser wäre ein knappes: „Es war okay.“Als Helene davon erfuhr, biss sie sich die Lippen weiß. Es hätte seit einer Weile auch andere Frauen gegeben, nicht nur ihre Schwester, sagte ich leise, um es einfacher, weniger inzestuös für sie zu machen. Aber sie hörte es nicht. Es hätte nichts genützt, davon anzufangen, dass ich es ihr ja gesagt hatte. Helene zog zurück zu ihren Eltern, dort wohnt sie heute noch, ihre Schwester nicht.
Mir ist nicht klar, ob er von anderen Frauen redet, nur um sie zu trösten, oder ob es wirklcih welche gab. Je nachdem sollte das dann anders da stehen:
„Es hatte seit einer Weile auch andere Frauen gegeben, nicht nur ihre Schwester, und das sagte ich ihr auch, leise, um es…“
Oder: „Ich erzählte ihr leise von anderen Frauen, die ich gehabt hätte, um es weg von ihrer Schwester zu rücken, um ihr die Sache erträglicher zu machen.“ Dann läge in dem “hätte“ schon Zweifel genug.
Das Wort „inzestuös“ ist unzutreffend. Ich verstehe, was gemeint ist, aber es ist ungenau, außerdem aus Helenens Perspektive, die hier völlig unpassend wirkt. Außerdem sollte man mit diesem Wort vorsichtig sein.Bei Kate dann baute ich vor.
Das holpert. Besser: „Danach kam Kate. Da war ich gewappnet.“
Erzählte mir Geschichten, um mich emotional an sie zu binden.
Erschließt sich nicht
Dann kommt plötzlich Duisburg. Warum ist plötzlich der Stadname wichtig?Ich mag Tiere nicht besonders, aber ich war mir sicher: Eine Frau, die ich dort alleine anträfe, hätte sicher keine Kinder.
Idee ist hübsch! Umsetzung könnte eleganter sein. Ohne „hätte“. „Ich interessiere mich nicht besonders für Tiere, aber hier konnte ich sicher sein: Eine Frau, die allein in den Zoo ging, hatte mit Sicherheit keine Kinder.“Vor dem Gepardengehege dann stand Kate.
„dann“ streichen.
Ich hör jetzt hier auf, weil das den Rahmen sprengt, oder? Wenn du möchtest, redigiere ich die Geschichte nach meinem Gutdünken und schicke dir per Email eine Worddatei, auf der die Änderungen nachvollziehbar sind. Und dann nimmst du davon , was du brauchen kannst.
Liebe Grüße
Klara
Liebe Klara,
ich schaffe es heute nicht mehr auf deine so tolle Detailkritik einzugehen, das dauert ein paar Tage. Was ich aber unbedingt sagen möchte: Wenn du Lust dazu hast, würde ich natürlich sehr sehr gerne alle Hinweise von dir haben! Mir kann es nur helfen! Gerne also per Mail/Word zu mir...!
Ich melde mich hier, sobald ich alles ausgearbeitet habe!
Liebe grüße und ein dickes danke!
Lisa
Peter: auch zu dir noch ausführlicher...aber: die Empathie liegt nicht IN den Figuren, sondern dazwischen (jedenfalls wollte ich das so..ob gelungen ist wieder eine andere Sache).
edit: lichel bat mich gerade, ob es möglich sei, euch zu bieten, die worddatei als attachement hier auch anzuhängen, damit man alles besser verfolgen kann. vielleicht geht das ja? danke! (kann ich auch machen)
ich schaffe es heute nicht mehr auf deine so tolle Detailkritik einzugehen, das dauert ein paar Tage. Was ich aber unbedingt sagen möchte: Wenn du Lust dazu hast, würde ich natürlich sehr sehr gerne alle Hinweise von dir haben! Mir kann es nur helfen! Gerne also per Mail/Word zu mir...!
Ich melde mich hier, sobald ich alles ausgearbeitet habe!
Liebe grüße und ein dickes danke!
Lisa
Peter: auch zu dir noch ausführlicher...aber: die Empathie liegt nicht IN den Figuren, sondern dazwischen (jedenfalls wollte ich das so..ob gelungen ist wieder eine andere Sache).
edit: lichel bat mich gerade, ob es möglich sei, euch zu bieten, die worddatei als attachement hier auch anzuhängen, damit man alles besser verfolgen kann. vielleicht geht das ja? danke! (kann ich auch machen)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Klara,
ich danke dir nochmal sehr. Ich habe einige deiner vielen Anmerkungen umgesetzt! Was Jahreszeiten und Orte angeht: Das stimmte alles, beim schnellen Lesen am PC ist das manchmal vielleicht verwirrend, aber das stimmt schon. Auch waren viele Anmerkungen eher eine Stilfrage. Auch die reflektierenden Momente des Prots waren extra (@klischee und Aussagen), das habe ich daher auch so gelassen. Trotzdem gab es eine ganze Reihe von Amerkungen, die dem text sehr gut getna haben.
Das mit den Avocados am Anfang ist extra (wählen ohne auszuwählen), sprachlich aber noch nicht perfekt.
Paul: Ich lass den Einsteig so ja, du hast recht (dank dir auch Max). ich werde ihn aber nochmal überarbeiten. Überhaupt wohl noch etwas bis "Ich muss es sagen", da alle gesgat haben, dass es ab da flüssiger wird...
Das dauert etwas, ich meld mich!
Danke Klara, das war toll!
Liebe Grüße,
Lisa
ich danke dir nochmal sehr. Ich habe einige deiner vielen Anmerkungen umgesetzt! Was Jahreszeiten und Orte angeht: Das stimmte alles, beim schnellen Lesen am PC ist das manchmal vielleicht verwirrend, aber das stimmt schon. Auch waren viele Anmerkungen eher eine Stilfrage. Auch die reflektierenden Momente des Prots waren extra (@klischee und Aussagen), das habe ich daher auch so gelassen. Trotzdem gab es eine ganze Reihe von Amerkungen, die dem text sehr gut getna haben.
Das mit den Avocados am Anfang ist extra (wählen ohne auszuwählen), sprachlich aber noch nicht perfekt.
Paul: Ich lass den Einsteig so ja, du hast recht (dank dir auch Max). ich werde ihn aber nochmal überarbeiten. Überhaupt wohl noch etwas bis "Ich muss es sagen", da alle gesgat haben, dass es ab da flüssiger wird...
Das dauert etwas, ich meld mich!
Danke Klara, das war toll!
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hi Lisa.
Toller Text.
Keine Kommentare gelesen.
Wir begleiten einen Psychopathen durch seine Beziehungen. Eine Martha nimmt den größten Raum ein und wird letztendlich von ihm in den Tod getrieben.
Ich bin mir nicht sicher, ob Helene und Kate notwendig sind. Die kranken Handlungsmotive von Jan würden auch ohne sie deutlich werden und die Figur dreidimensional zeichnen.
Ein paar dezidierte Nifleien im Folgenden:
... suggeriert -gerade auch im Kontext Supermarkt- ein WIEDERtreffen... so war ich im Verlauf etwas irritiert.
Wie will die Erzählerin beurteilen, dass es für Martha beliebige sind?
Was?
Flaschen aus trübem Apfel? Ich weiß was du meinst, aber...
ganz schön adjektivisch die Augen.
blass<->wässrig
durchsichtig<->wässrig
ist überbestimmt
Augen scheinen? (ich weiß, ich weiß...)
Nach dem ersten Absatz ist es mir irgendwie schon zu deutlich, dass es sich beim Ich-Erzähler um eine imaginäre Figur handelt.
Da sollte ich mich wohl täuschen *ggg ... aber rückblickend passt dieser Abschnitt nicht recht zur späteren Martha-Episode. "Angst vor Beziehungsschweigsamkeit" finde ich später nicht wieder, im Gegenteil ... vieles interagiert wunderbar (und gewollt!) unartikuliert...
Finde ich nicht so gelungen -> Wiederholung ...
nicht
es
unklarer Bezug
gefällt
Nach der Lektüre kann ich kein Klischee finden ... im Gegenteil.
Komisch fand ich, wo plötzlich seine Lust herkam, wenn er doch nichtmal mit Helene konnte, sobald die Schwester zuvor auf dem Bett lag...
abgesehen davon, dass ich noch nie von einer "Frequenzverlagerung" gehört habe... brauchst du das?
über ist über
ich war der leeren Zimmer müde
aha
dass er dann Hunde verschenkt, finde ich komisch
könne
dass dass das dass
hatten
"an etwas glauben gemacht"?
höchstens ohne an ... aber mE. dann immer noch holprig ... warum nicht einfach lassen?
...
Roggen ist bei mir nicht golden ... eher blass ins Graue driftend ... Meinst du Weizen?
Als Griechin?
Allen
(edit: ach, stimmt ja gar nicht *g... dennoch -> Lesefluss beachten)
Füllsel ... sowas will ich erlesen.
super
alles
gehöre
finde ich holprig ... bremst den Lesefluss
anderen
LG
Nifl
Toller Text.
Keine Kommentare gelesen.
Wir begleiten einen Psychopathen durch seine Beziehungen. Eine Martha nimmt den größten Raum ein und wird letztendlich von ihm in den Tod getrieben.
Ich bin mir nicht sicher, ob Helene und Kate notwendig sind. Die kranken Handlungsmotive von Jan würden auch ohne sie deutlich werden und die Figur dreidimensional zeichnen.
Ein paar dezidierte Nifleien im Folgenden:
Ich traf Martha in einem Supermarkt.
... suggeriert -gerade auch im Kontext Supermarkt- ein WIEDERtreffen... so war ich im Verlauf etwas irritiert.
Sie wählte unter einer Vielzahl zu harter Avocado eine beliebige
Wie will die Erzählerin beurteilen, dass es für Martha beliebige sind?
Ich ließ es mir gefallen.
Was?
ihr zwei Flaschen ab. Beides trüber Apfel.
Flaschen aus trübem Apfel? Ich weiß was du meinst, aber...
Ihre blassblauen, wässrigen, fast durchsichtig scheinenden Augen
ganz schön adjektivisch die Augen.
blass<->wässrig
durchsichtig<->wässrig
ist überbestimmt
Augen scheinen? (ich weiß, ich weiß...)
Nach dem ersten Absatz ist es mir irgendwie schon zu deutlich, dass es sich beim Ich-Erzähler um eine imaginäre Figur handelt.
Da sollte ich mich wohl täuschen *ggg ... aber rückblickend passt dieser Abschnitt nicht recht zur späteren Martha-Episode. "Angst vor Beziehungsschweigsamkeit" finde ich später nicht wieder, im Gegenteil ... vieles interagiert wunderbar (und gewollt!) unartikuliert...
als seien wir eines dieser vielen Paare, die sich nichts zu sagen haben.
...
am Ende steht man da und weiß nichts zu sagen.
Finde ich nicht so gelungen -> Wiederholung ...
wäre da nichts Helenes kleine Schwester gewesen.
nicht
und ertrug es nicht, dass ich es gegen ihre Besuche war.
es
Mir ging sie auf die Nerven.
unklarer Bezug
Sie hatte noch Tomatenmark auf ihrer Nase mit diesem matten Leberfleck, der sich am linken Flügel versteckte, den sie von ihrem Vater hatte und den sie so hasste.
gefällt
Helene zog zurück zu ihren Eltern, dort wohnt sie heute noch, ihre Schwester nicht.
...
Ich lernte sie noch an der Uni kennen, ein einziges Klischee.
Nach der Lektüre kann ich kein Klischee finden ... im Gegenteil.
Komisch fand ich, wo plötzlich seine Lust herkam, wenn er doch nichtmal mit Helene konnte, sobald die Schwester zuvor auf dem Bett lag...
die Frequenz verlagerte sich wieder zurück.
abgesehen davon, dass ich noch nie von einer "Frequenzverlagerung" gehört habe... brauchst du das?
Das mit Helene war schon über ein halbes Jahr her,
über ist über
ich war die leeren Zimmer müde
ich war der leeren Zimmer müde
Ich zog mich an ...
aha
Ich mag Tiere nicht besonders,
dass er dann Hunde verschenkt, finde ich komisch
Ich sagte ihr ganz klar, dass ich keine Kinder wolle, dass ich es nicht ertragen könnte,
könne
Und dass dies nur ginge, wenn sie außer mir niemanden und nichts hätte. Dass ich ihre Malereisache aus gutem Willen ertrüge, aber mehr auch nicht und auch das nur unter Kampf. „Ich möchte so tief in dich hineinblicken, dass ich durch dich
dass dass das dass
Hatte meine Geschichten mich auch zunächst sogar selbst an etwas glauben gemacht,
hatten
"an etwas glauben gemacht"?
höchstens ohne an ... aber mE. dann immer noch holprig ... warum nicht einfach lassen?
ihr Haar war golden
...
in ihrem Roggenhaar.
Roggen ist bei mir nicht golden ... eher blass ins Graue driftend ... Meinst du Weizen?
Als Griechin?
Alle, denen ich sie vorstellte, fanden sie umwerfend,
Allen
(edit: ach, stimmt ja gar nicht *g... dennoch -> Lesefluss beachten)
Ich hatte nichts an ihr auszusetzen,
Füllsel ... sowas will ich erlesen.
irgendwann meldete ich mich aus dem Nichts heraus eine Woche lang krank, studierte den Lichteinfall in der Wohnung zu den verschiedenen Tageszeiten,
super
hatte dies alle nicht getan,
alles
ob es zum Standard gehörte, in solchen Fällen eine Wasserprobe zu nehmen.
gehöre
ob du dich zu jemand anderem denkst,
finde ich holprig ... bremst den Lesefluss
anderen
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Liebe Lisa,
endlich, nach vielen Anläufen nun auch von mir ein Kommentar zu deinem umwerfenden Erzähldebüt hier im Salon.
Ich schreibe so herunter, was mich bewegt hat und noch in Bann hält. Ein paar Anmerkungen inklusive.
Ich bin betroffen gewesen, sehr betroffen, konnte die Lisa, de ich kenne, zunächst nicht vom Text trennen.
Deswegen brauchte ich Zeit um Abstand zu bekommen.
Die Ich-Form, in der du deine Erzählung geschrieben hast, ist natürlich dein Stilmittel um dem Leser „Auf die Pelle“ zu rücken.
Bei mir ist dir das hundertprozentig gelungen.
Mir ist beim ersten Lesen regelrecht übel geworden.
Die Idee zur Erzählung, sowie der komplette Text, liebe Lisa, finden meine ungeteilte Wertschätzung.
Ja, wenn diese Erzählung fertig ist, wenn sie deinem Anspruch genügt, ist sie mit Sicherheit außergewöhnlich und hervorragend.
Dein Protagonist erinnerte mich zeitweilig in seinem Verhalten an Jean-Baptiste Grenouille aus Patrick Süßkinds Parfum.
Absolute Nähe wollen, vereinnahmen, ganz und gar. Durch nichts und niemanden getrennt, aber keine Nähe (aus)halten können, weil das Wissen um das Halten fehlt.
Hat dein Protagonist Schmerz je empfunden? Das scheint mir fraglich. (Ist stimmig im Text, nicht negativ in frage gestellt).
Er kommt mir vor wie ein Neutrum, oder wie ein Roboter, der nicht im Stande ist zu erkennen, bzw., einmal programmiert nicht anders kann, als fortwährend immer wieder das gleiche Verhalten an den Tag zu legen, welches er längst als „unbrauchbar“ hätte einstufen, wenn nicht reflektieren müssen. Alle anderen Menschen, die er benutzt treibt er dazu, dass sie irgendwann einen Fehler machen, sein „Experiment“ zum Scheitern zu bringen.
(Hier ist eine Nähe zu Serientätern (Mördern) gegeben).
Nach seinem Dafürhalten machen die Frauen die Fehler, für ihn selbst gibt es wohl kein eigenes Versagen was Enttäuschung bereitet.
Eigentlich lässt er alles an sich vorbeilaufen, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ja, so wirkt dieser Mensch auf mich.
Ihn kann nichts mehr erschüttern, weder positiv noch negativ.
Er ist voller Distanz und dennoch distanzlos, auf subtile Art kaltschnäuzig in dem was das die Betrachtung der Ergebnisse seines Verhaltens angeht – ohne zu reflektieren.
Das merkwürdige ist, dass ich ihn weder hassen noch lieben kann, das ist zunächst die Krux.
Das Verhalten deines Protagonisten ist unheimlich, mir ist manchmal eiskalt geworden. Ich werde dieses noch an ein oder zwei Textpassagen konkretisieren.
Nun will ich versuchen ins Detail zugehen und muss gestehen, dass ich nicht nachgelesen habe, wer evtl. gleich lautende Anmerkungen hinterlegt hat.
Der Einstieg: Unmittelbar ist der Leser in der Geschichte. Ich schreibe hier bewusst nicht Handlung, denn der Stil ist so gefasst, als ob es nicht handelnde Personen sind, sondern er mutet eher wie stereotyper maschineller Ablauf an, was dem Text im Übrigen den charakteristischen Stempel des „Ungerührt seins“ aufdrückt.
Auch die hier fehlende wörtlich Rede, gut- im Weiteren ohnehin nur spärlich eingesetzt, gibt dem Text die nötige Starre.
Ein Satz im ersten Absatz: Als sie zur Kasse ging, stellte ich mich hinter sie ihr an, und rückte dicht an sie heran. (Geänd. da sonst 2 x hintereinander "an")
Aber solche Dinge sind im Grunde Kleinigkeiten, die erst ganz zum Schluss fein geschliffen gehören.
Du beschreibst Marthas Augen als wässrig blau = schön. Für mich ein subjektives Problem, da mir wässrig blaue Augen nie schön erscheinen sondern eher: leblos unterkühlt, nichts sagend…Die Frage: Sind die so, als schön bezeichneten Augen, glaubhaft schön?
3. Absatz: …beide waren mir zu Grunde gegangen, sehr treffende Formulierung für die Person des Protag., zeigt schon zu Beginn, die Distanz zu eignen Handlungen
4. Absatz:…goldene Hunde bellten Eichhörnchen von den Bäumen: Toll
Helenes Schwester: namenlos Alters los?
5. Abs.: Ich kaufte ihr einen Hund, sie hasste ihn. Mich konnte sie ja nicht hassen. Warum hätte Helene den Protag. nicht hassen können?
Das war jetzt die erste DIN A4 Seite (Arial Schriftgröße 12) im Schnelldurchgang.
Spätestens bei der … etwas zu runden Brust… macht sich bei mir endgültig Unbehagen breit.
Auf der zweiten Seite, 2. Absatz, verstehe ich die Klammern nicht. „Kiss […] Kate, heute am […]Hafen […]
Ich dachte zunächst an Kiss me Kate.. komme damit aber nicht weiter, vielleicht Brett v. d. Kopf. Allerdings finde ich auch keine Anführungsstriche für das Ende der ?wörtlichen? Rede?
Klasse hier wieder Formulierungen wie: ich übertrieb es, ließ mich hinreißen…
Eine mir unverständliche Formulierung, deren Sinn ich zwar verstehe: … einzig noch keine Kinder hat. was du ausdrücken willst, ist ja wohl eher, dass sie noch Kinder bekommen kann, will etc.?
Diese Stelle wirkt auf mich Unheil verkündend, weil ich eine Schwangerschaft „drohen“ sehe.
„Malereisache“ finde ich unglücklich gewählt, weil der Leser zwar erahnen kann, dass es um künstlerisches Malen geht, aber vielleicht gibt es ein besseres Wort, welches auch die Geringschätzigkeit des Protag. ausdrückt, und dennoch eindeutig auf Kunst hinweist, Allerdings ist so etwas sicher nicht ganz so wichtig für die Geschichte.
Seite 3 . Abs.2 nicht … als ich der Gastgeberin die Hand auf die Schulter legte und ihr sagte wie umwerfend sie heute Abend aussehe
2 Zeilen weiter würde ich das: „trotz dessen“ durch ein „obwohl“ ersetzen.
Im Übrigen ist mir als Leserin, Kates Verhalten für sie doppelt peinlich, weil der Protag. völlig ungerührt bleibt, Mitgefühl von Frau zu Frau habe ich natürlich auch.
Weiter unten auf Seite 3, wieder unheimlich gut formuliert: …mit Kate und meiner Scham an ihrer Seite und doch ganz fern von beiden… und noch etwas später:… der Satz auf den ich nicht eingestiegen war, denn er galt nicht mir sondern sich und den anderen…
Das ist große Klasse, weil du nun immerhin schon 3 Seiten, an dem entworfenen Charakter deines Protag. eng dran bleibst.
Unlogisch m. E. warum Kate bei dem (angetrauten)Mann, bleiben muss wegen seiner Prostata.
Würde ich evtl. weg lassen, einfach: bis heute keine Kinder.
Seite 4 etwa in der Mitte: wenn Martha kam, sagte ich: „Setz dich ...…“ ist als wörtliche Rede unglaubhaft. Ich nehme an, du beziehst dich auf verschiedene „Sitzungen“
Weiter unten im 4. Abs. auf Seite 4: Das Ganze dauerte 2 Tage. Ich denke du meinst: Nach zwei Tagen war es fertig. (Das Bild)
Wieder eine großartige Idee, der Satz: … welche die Anschaffung eines Tagebuchs wert war, hatte dies alles …
Seite 5, 1. Abs. letzter Satz: Martha litt keinen Mangel mit mir. Dieser Satz erscheint mir nach der vorhergehenden Schilderung Marthas als unschlüssig. Ich weiß nicht, was er ausdrücken soll.
S. 5 letzter Abs. :.. erschlummerten Kindlichkeit, das sagt mir nichts, meinst du vielleicht: nicht „ausgewachsenen“ Kindlichkeit, soll heißen, sie ist immer noch kindlich? Vielleicht, in etwa so: Nicht wegen ihrer noch immer lebendigen Kindlichkeit usw. …
Im vorletzten Satz fehlt ein „ich“. … eine, die mich nichts anging und der ich fremd war.
Zu den Seiten 6 und 7 habe ich mir keine Randbemerkungen gemacht.
solltest du explizit Fragen habe, bitte stelle sie.
Ich glaube aber auch hier, hast du wohldosiert das Abscheuliche und doch “Menschliche“ geschildert. Letztlich ist dies ja auch das Erschreckende, dieses „Menschenmögliche“, in negativer Hinsicht.
Ich habe diese Geschichte nicht das letzte Mal gelesen.
Zum Titel habe ich noch nichts gesagt:
Er könnte kaum besser gewählt sein, denn dieses: Jedes Wir bricht sich am Tag, drückt präzise aus, was es bedeutet beziehungsunfähig zu sein.
Allerdings ist dein Protag. noch einiges mehr als „nur“ beziehungsunfähig…
Also, wie du schon weißt, hatte mir dieser Text zunächst die Sprache verschlagen, was aber absolut positiv zu werten ist.
Du hast die Distanz zu deinem Protag. die man haben muss, um solch eine kranke Type zu beschreiben.
Ich glaube, diese Geschichte konnte nur so (distanziert, fast abgebrüht) geschrieben werden. Könnte der Leser Sympathie oder Hass entwickeln, wäre es für mich nicht zum Aushalten gewesen.
Ich habe die Geschichte trotz des für mich bis zu Übelkeit führenden Fortgangs gern gelesen, weil sie stilistisch zeigt, was du drauf hast, liebe Lisa.
Danke, dass du uns diese Keule zwischen die Beine geworfen hast. (Im Sinn von schwerer Kost)
LGG
endlich, nach vielen Anläufen nun auch von mir ein Kommentar zu deinem umwerfenden Erzähldebüt hier im Salon.
Ich schreibe so herunter, was mich bewegt hat und noch in Bann hält. Ein paar Anmerkungen inklusive.
Ich bin betroffen gewesen, sehr betroffen, konnte die Lisa, de ich kenne, zunächst nicht vom Text trennen.
Deswegen brauchte ich Zeit um Abstand zu bekommen.
Die Ich-Form, in der du deine Erzählung geschrieben hast, ist natürlich dein Stilmittel um dem Leser „Auf die Pelle“ zu rücken.
Bei mir ist dir das hundertprozentig gelungen.
Mir ist beim ersten Lesen regelrecht übel geworden.
Die Idee zur Erzählung, sowie der komplette Text, liebe Lisa, finden meine ungeteilte Wertschätzung.
Ja, wenn diese Erzählung fertig ist, wenn sie deinem Anspruch genügt, ist sie mit Sicherheit außergewöhnlich und hervorragend.
Dein Protagonist erinnerte mich zeitweilig in seinem Verhalten an Jean-Baptiste Grenouille aus Patrick Süßkinds Parfum.
Absolute Nähe wollen, vereinnahmen, ganz und gar. Durch nichts und niemanden getrennt, aber keine Nähe (aus)halten können, weil das Wissen um das Halten fehlt.
Hat dein Protagonist Schmerz je empfunden? Das scheint mir fraglich. (Ist stimmig im Text, nicht negativ in frage gestellt).
Er kommt mir vor wie ein Neutrum, oder wie ein Roboter, der nicht im Stande ist zu erkennen, bzw., einmal programmiert nicht anders kann, als fortwährend immer wieder das gleiche Verhalten an den Tag zu legen, welches er längst als „unbrauchbar“ hätte einstufen, wenn nicht reflektieren müssen. Alle anderen Menschen, die er benutzt treibt er dazu, dass sie irgendwann einen Fehler machen, sein „Experiment“ zum Scheitern zu bringen.
(Hier ist eine Nähe zu Serientätern (Mördern) gegeben).
Nach seinem Dafürhalten machen die Frauen die Fehler, für ihn selbst gibt es wohl kein eigenes Versagen was Enttäuschung bereitet.
Eigentlich lässt er alles an sich vorbeilaufen, wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ja, so wirkt dieser Mensch auf mich.
Ihn kann nichts mehr erschüttern, weder positiv noch negativ.
Er ist voller Distanz und dennoch distanzlos, auf subtile Art kaltschnäuzig in dem was das die Betrachtung der Ergebnisse seines Verhaltens angeht – ohne zu reflektieren.
Das merkwürdige ist, dass ich ihn weder hassen noch lieben kann, das ist zunächst die Krux.
Das Verhalten deines Protagonisten ist unheimlich, mir ist manchmal eiskalt geworden. Ich werde dieses noch an ein oder zwei Textpassagen konkretisieren.
Nun will ich versuchen ins Detail zugehen und muss gestehen, dass ich nicht nachgelesen habe, wer evtl. gleich lautende Anmerkungen hinterlegt hat.
Der Einstieg: Unmittelbar ist der Leser in der Geschichte. Ich schreibe hier bewusst nicht Handlung, denn der Stil ist so gefasst, als ob es nicht handelnde Personen sind, sondern er mutet eher wie stereotyper maschineller Ablauf an, was dem Text im Übrigen den charakteristischen Stempel des „Ungerührt seins“ aufdrückt.
Auch die hier fehlende wörtlich Rede, gut- im Weiteren ohnehin nur spärlich eingesetzt, gibt dem Text die nötige Starre.
Ein Satz im ersten Absatz: Als sie zur Kasse ging, stellte ich mich hinter sie ihr an, und rückte dicht an sie heran. (Geänd. da sonst 2 x hintereinander "an")
Aber solche Dinge sind im Grunde Kleinigkeiten, die erst ganz zum Schluss fein geschliffen gehören.
Du beschreibst Marthas Augen als wässrig blau = schön. Für mich ein subjektives Problem, da mir wässrig blaue Augen nie schön erscheinen sondern eher: leblos unterkühlt, nichts sagend…Die Frage: Sind die so, als schön bezeichneten Augen, glaubhaft schön?
3. Absatz: …beide waren mir zu Grunde gegangen, sehr treffende Formulierung für die Person des Protag., zeigt schon zu Beginn, die Distanz zu eignen Handlungen
4. Absatz:…goldene Hunde bellten Eichhörnchen von den Bäumen: Toll
Helenes Schwester: namenlos Alters los?
5. Abs.: Ich kaufte ihr einen Hund, sie hasste ihn. Mich konnte sie ja nicht hassen. Warum hätte Helene den Protag. nicht hassen können?
Das war jetzt die erste DIN A4 Seite (Arial Schriftgröße 12) im Schnelldurchgang.
Spätestens bei der … etwas zu runden Brust… macht sich bei mir endgültig Unbehagen breit.
Auf der zweiten Seite, 2. Absatz, verstehe ich die Klammern nicht. „Kiss […] Kate, heute am […]Hafen […]
Ich dachte zunächst an Kiss me Kate.. komme damit aber nicht weiter, vielleicht Brett v. d. Kopf. Allerdings finde ich auch keine Anführungsstriche für das Ende der ?wörtlichen? Rede?
Klasse hier wieder Formulierungen wie: ich übertrieb es, ließ mich hinreißen…
Eine mir unverständliche Formulierung, deren Sinn ich zwar verstehe: … einzig noch keine Kinder hat. was du ausdrücken willst, ist ja wohl eher, dass sie noch Kinder bekommen kann, will etc.?
Diese Stelle wirkt auf mich Unheil verkündend, weil ich eine Schwangerschaft „drohen“ sehe.
„Malereisache“ finde ich unglücklich gewählt, weil der Leser zwar erahnen kann, dass es um künstlerisches Malen geht, aber vielleicht gibt es ein besseres Wort, welches auch die Geringschätzigkeit des Protag. ausdrückt, und dennoch eindeutig auf Kunst hinweist, Allerdings ist so etwas sicher nicht ganz so wichtig für die Geschichte.
Seite 3 . Abs.2 nicht … als ich der Gastgeberin die Hand auf die Schulter legte und ihr sagte wie umwerfend sie heute Abend aussehe
2 Zeilen weiter würde ich das: „trotz dessen“ durch ein „obwohl“ ersetzen.
Im Übrigen ist mir als Leserin, Kates Verhalten für sie doppelt peinlich, weil der Protag. völlig ungerührt bleibt, Mitgefühl von Frau zu Frau habe ich natürlich auch.
Weiter unten auf Seite 3, wieder unheimlich gut formuliert: …mit Kate und meiner Scham an ihrer Seite und doch ganz fern von beiden… und noch etwas später:… der Satz auf den ich nicht eingestiegen war, denn er galt nicht mir sondern sich und den anderen…
Das ist große Klasse, weil du nun immerhin schon 3 Seiten, an dem entworfenen Charakter deines Protag. eng dran bleibst.
Unlogisch m. E. warum Kate bei dem (angetrauten)Mann, bleiben muss wegen seiner Prostata.
Würde ich evtl. weg lassen, einfach: bis heute keine Kinder.
Seite 4 etwa in der Mitte: wenn Martha kam, sagte ich: „Setz dich ...…“ ist als wörtliche Rede unglaubhaft. Ich nehme an, du beziehst dich auf verschiedene „Sitzungen“
Weiter unten im 4. Abs. auf Seite 4: Das Ganze dauerte 2 Tage. Ich denke du meinst: Nach zwei Tagen war es fertig. (Das Bild)
Wieder eine großartige Idee, der Satz: … welche die Anschaffung eines Tagebuchs wert war, hatte dies alles …
Seite 5, 1. Abs. letzter Satz: Martha litt keinen Mangel mit mir. Dieser Satz erscheint mir nach der vorhergehenden Schilderung Marthas als unschlüssig. Ich weiß nicht, was er ausdrücken soll.
S. 5 letzter Abs. :.. erschlummerten Kindlichkeit, das sagt mir nichts, meinst du vielleicht: nicht „ausgewachsenen“ Kindlichkeit, soll heißen, sie ist immer noch kindlich? Vielleicht, in etwa so: Nicht wegen ihrer noch immer lebendigen Kindlichkeit usw. …
Im vorletzten Satz fehlt ein „ich“. … eine, die mich nichts anging und der ich fremd war.
Zu den Seiten 6 und 7 habe ich mir keine Randbemerkungen gemacht.
solltest du explizit Fragen habe, bitte stelle sie.
Ich glaube aber auch hier, hast du wohldosiert das Abscheuliche und doch “Menschliche“ geschildert. Letztlich ist dies ja auch das Erschreckende, dieses „Menschenmögliche“, in negativer Hinsicht.
Ich habe diese Geschichte nicht das letzte Mal gelesen.
Zum Titel habe ich noch nichts gesagt:
Er könnte kaum besser gewählt sein, denn dieses: Jedes Wir bricht sich am Tag, drückt präzise aus, was es bedeutet beziehungsunfähig zu sein.
Allerdings ist dein Protag. noch einiges mehr als „nur“ beziehungsunfähig…
Also, wie du schon weißt, hatte mir dieser Text zunächst die Sprache verschlagen, was aber absolut positiv zu werten ist.
Du hast die Distanz zu deinem Protag. die man haben muss, um solch eine kranke Type zu beschreiben.
Ich glaube, diese Geschichte konnte nur so (distanziert, fast abgebrüht) geschrieben werden. Könnte der Leser Sympathie oder Hass entwickeln, wäre es für mich nicht zum Aushalten gewesen.
Ich habe die Geschichte trotz des für mich bis zu Übelkeit führenden Fortgangs gern gelesen, weil sie stilistisch zeigt, was du drauf hast, liebe Lisa.
Danke, dass du uns diese Keule zwischen die Beine geworfen hast. (Im Sinn von schwerer Kost)
LGG
Guten Abend liebe Lisa,
ich noch Mal.
Mir fiel heute auf, dass ich zu den Frauenfiguren fast nichts geschrieben habe.
ich hoffe sehr, dass du in den zahlreichen Kommentaren diesbezüglich fündig wirst.
Nur eines:
Jede dieser Frauen hat natürlich auch irgendwo nen Klapps, um es mal salopp zu sagen.
Am "normalsten", was das auch immer heißt kommt mir Kate vor...
Die Gesellschaft ist krank - nur ich nicht meint sicher auch dein Protag.
Abendgerdankengrüße
ich noch Mal.
Mir fiel heute auf, dass ich zu den Frauenfiguren fast nichts geschrieben habe.
ich hoffe sehr, dass du in den zahlreichen Kommentaren diesbezüglich fündig wirst.
Nur eines:
Jede dieser Frauen hat natürlich auch irgendwo nen Klapps, um es mal salopp zu sagen.
Am "normalsten", was das auch immer heißt kommt mir Kate vor...
Die Gesellschaft ist krank - nur ich nicht meint sicher auch dein Protag.
Abendgerdankengrüße
Hallo Gerda,
nur kurz: ich finde es interessant, dass ich, als ich Lisas Text zum ersten Mal las, auch, aber wirklich sofort an Patrik Süßkinds "Parfum" denken musste.
@ Lisa: Ich gebe jetzt keine weiteren Kommentare ab. Es wurde alles schon gesagt. Es ist wirklich ein unheimliches, Gänsehautfeeling erzeugendes Psychogramm, was du das geschrieben hast!
Saludos
Magic
nur kurz: ich finde es interessant, dass ich, als ich Lisas Text zum ersten Mal las, auch, aber wirklich sofort an Patrik Süßkinds "Parfum" denken musste.
@ Lisa: Ich gebe jetzt keine weiteren Kommentare ab. Es wurde alles schon gesagt. Es ist wirklich ein unheimliches, Gänsehautfeeling erzeugendes Psychogramm, was du das geschrieben hast!
Saludos
Magic
Hallo,
danke ihr drei! @magic nilf und gerda.
Nifl und gerda, ich werde euch getrennt antworten, ich mach nen dicken HR dazwischen .
Nifl:
Viele deiner Anmerkungen habe ich übernommen, danke!! Ich sage jetzt nur mal zu den Stellen wa,s wo noch was übrig bleibt:
Erstens ist es ein Erzähler und zweitens ist das gerade der ga
g an dem Satz, dass er das einfahc für sich bestimmt, dass Marthas Wahl grundlos ist.
das es so aussieht als seien sie ein Paar.
Find ich OK so, ist ne Metodingsda (mir fällt der Name des Stilmittels gerade nicht ein...Metonomie oder so . "Berlin lies verlauten" "Er trank ein Glas Wasser".
ist absicht = soll heißen, muss so bleiben, ob shclecht oder gut, ein bisschen Hoffmannanlehnung schwingt mit (~serpentina), bestimtmer Typ Frau)
stimmt, da mir beides wichtig ist, muss ich mal gucken, wie ich das verbessern kann. habe noch keine lösung gefunden.
find im KOntext ok
hmmm - hat klara auch (und aus andern gründen noch) bemängelt...werde noch überlegen ob ich das wegnehme. uni, medizinerstochter, oleanderweiße haut ist für mich klischee??
Seine Lust ist für ihn perfier, er kann, böse gesgat, vögeln wann und wie er will, es ist bedeutungslos, wenn es ihn auch an Martha aufreibt (eigener Horizont fehlt ihm hier, woran es krankt, anthropolisch aber (in meinen Augen) nicht zu entscheiden. den angeblichen lustverlust wegen der schwester ist ja nur qual von helene (und sich da wie gesgat horizont fehlt).
ja, brauch ich, weil dadurch magischer Moment, dass er nur die Zeilen hört, mehr nicht und sich darüber eine Geschichte ausdenkt.
ja klar ist das komsich, es ist emotionslos, solche taten sind für ihn bedeutungslos etc., ob ers tut oder nicht egal. er schenkt ihr einen hund wegen der goldenen hunde im park (helene mag hunde also bekommt sie einen)
irrealis ist richtig oder? Er hat sie allein, es sind ja keine Kinder da...
ein dass ist raus, die anderen sind absicht
weil es wichtig für den prot ist (verschiedenes probiert er aus...wichtig an kate ist nur, dass er versucht, sich es durch Selbstbetrug möglich zu machen, Kate nicht zu verachten
ist für mich kein fülsel hier, es ist eine degradierung seiner liebe. weil ernichts auszusetzen hat, weil er sich an sie gewöhnt, liebt er sie (sagt er)
Danke Nifl, sowas tut dem text echt gut, falls du noch mehr findest nur her damit!! Kate und Helene sind für mich nötig, da es nicht in erster Linie um ne Mann/Frau -geschichte geht, sondern der text auf den Titel hinarbeitet, den Titel aussagen will und dafür brauche ich eine Staffelung. Eine Staffelung die da anfängt, wo der leser noch am Anfang vielleicht sagt: ja, kann ich noch verstehen, dass er die Frau verlässt/Mängel findet bis zu: ach es liegt doch gar nicht an den Mängeln, es ist grundsätzlich unmöglich (für ihn).
Gerda:
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, dass die Geschichte so schlimm wirkt. Dass einigen unwohl wird (dir, Zefira) und das nahezu allen wichtig ist, den Protagonisten als Psychopathen zu bezeichnen, was eigentlich im Horinzont der Geschichte nicht gegeben ist (natürlich ist er krank, richtig krank <---Peter), aber das ist nicht der grund dafür, dass jedes Wir am tag bricht. Es ist nur ein Veranschaulichen an einer Grenzüberschreitung, dass sich jedes Wir am tag bricht.
Ich kann auch gut verstehen, dass bei solchen Geschichten erst mal, wenn man sich so gut kennt wie hier, es schwierig ist, zwischen mir und dem Text zu unterscheiden. Natürlich bin ich nicht der prot und ich habe auch noch nie so gehandelt wie der prot, etc. Trotzdem erzählt er natürlich von etwas, was auch ich "für wahr halte", wenn auch nur für wahr in dem Moment der Geschichte. Der Moment der geshcichte ist, dass sich jedes Wir am Tag bricht. Gibt es ein wir, dass sich nicht am tag bricht? Ich glaube nicht.
Was aber nicht heißt, dass jede Liebe (zum Beispiel meine ist es nicht) unglücklich ist. Trotzdem kann sie unter einem solchen Stern stehen. Niemand wird im Normalfall so krank davon wie der prot und es ist sogar "echtes Glück" möglich. Trotzdem: Jedes Wir bricht sich am Tag.
Zu den Details (ich merke wieder nur das offen bleibende an, danke für alles andere! )
PS: Ich habe nicht jeweils eine neue version eingestellt, weil es jeweils
nur einzelne worte/satzteile waren.)
PPS: ZUr Nähe des Parfüms habe ich nichts . Ist aber ein bisschen anders, wenn ich auch weiß, was ihr meint.
ja....danke, dass hast du toll gesgat und gefragt. die geschichte wird in einem moment erzählt, in der der prot alles an gefühl, ob es je da war odee nicht, hinter sich gebracht hat (er erzählt ja während er im Auto zu kate fährt), es gibt kein gefühl mehr, der Prot ist zum erzählzeitpunkt "tot".
Ja, danke! Das hlft vielleicht auch noch mal Nifl, der den Einstieg ja unpassend fand.
die augen (siehe nifl) sind absichtlich ambivalent. in seiner welt ist es schön, zugleich ist das schöne aber in "unserer welt" fraglich...wie die ganze figur martha ja fraglich ist, scheint sie doch kein eigenes ich zu haben...
ja, helenes schwester ist namen- und alterslos, genau da sist ja das doppelt schlimme...sie spielt keine Rolle für den prot und er machts trotzdem
helene kann den prot nicht hassen, weil sie labil ist und ihn liebt...sie ist schwach, jung, unerfahren...der prot würde sagen sie hat ein rührseliges/sentimentales gemüt...es ist herablassung, dass er das sagt.
schön, dass dir das mit der etas zu runden brust aufgefallen ist---danke!
bei dem "kiss me kate" fehlten die anführungstriche am ende!! danke...die idee ist dass der mann was sagt, wo es eine auführung des smusicals gibt kiss me kate heute an der halle am hafen 20 uhr etc. etc. und die frenquenz so wirr ist dass er versteht: Kiss Kate am hafen und sich daraus die Geshcichte spinnt.
Malereisache find ich ok, du hast ja gemerkt, dass es um "Kunst" gehen soll
die doppelte peinlichkeit bei kate ist genau richtig! so wollte ich das! danke!
wegen seiner prostata: er soll unfruchtbar sein..geht da snicht hervor? dann muss ich das ändern!
das setz dich find ich OK als wörtliche rede...
das Ganze dauerte zwei tage: damit ist nicht nur das Bild gemeint, sondern der ganze akt, er ist weggeblieben in der zeit...hat gebrütet etc...
martha litt keinen mangel mit ihm = doch...so meine ich das..martha geht es gut mit jan, aber er erträgt es nicht/kann es nicht nutzen
nein, martha ist der fremd, die Jan vermisst
Liebe gerda,
ich finde es so toll, wie viel Mühe du dir gemacht hast und das trotz diesem fiesen Gefühl. Für mich ist so eine Rückmeldung so wichtig, weil ich mir selbst ja nicht zeigen kann, wie was ankommt, ob es zuviel oder zuwenig ist...ob man versteht....
ich werde nach und nach versuchen alles noch besser/weicher schöner zu formulieren, damit es runder wird und wenn es was Neues gibt heir einstellen. wer noch was findet, bitte bitte melden
Liebe Grüße und ein dickes Danke!
Lisa
danke ihr drei! @magic nilf und gerda.
Nifl und gerda, ich werde euch getrennt antworten, ich mach nen dicken HR dazwischen .
Nifl:
Viele deiner Anmerkungen habe ich übernommen, danke!! Ich sage jetzt nur mal zu den Stellen wa,s wo noch was übrig bleibt:
Sie wählte unter einer Vielzahl zu harter Avocado eine beliebige
Wie will die Erzählerin beurteilen, dass es für Martha beliebige sind?
Erstens ist es ein Erzähler und zweitens ist das gerade der ga
g an dem Satz, dass er das einfahc für sich bestimmt, dass Marthas Wahl grundlos ist.
Ich ließ es mir gefallen.
Was?
das es so aussieht als seien sie ein Paar.
ihr zwei Flaschen ab. Beides trüber Apfel.
Flaschen aus trübem Apfel? Ich weiß was du meinst, aber...
Find ich OK so, ist ne Metodingsda (mir fällt der Name des Stilmittels gerade nicht ein...Metonomie oder so . "Berlin lies verlauten" "Er trank ein Glas Wasser".
Ihre blassblauen, wässrigen, fast durchsichtig scheinenden Augen
ganz schön adjektivisch die Augen.
blass<->wässrig
durchsichtig<->wässrig
ist überbestimmt
Augen scheinen? (ich weiß, ich weiß...)
ist absicht = soll heißen, muss so bleiben, ob shclecht oder gut, ein bisschen Hoffmannanlehnung schwingt mit (~serpentina), bestimtmer Typ Frau)
als seien wir eines dieser vielen Paare, die sich nichts zu sagen haben.
...
am Ende steht man da und weiß nichts zu sagen.
Finde ich nicht so gelungen -> Wiederholung ...
stimmt, da mir beides wichtig ist, muss ich mal gucken, wie ich das verbessern kann. habe noch keine lösung gefunden.
Mir ging sie auf die Nerven.
unklarer Bezug
find im KOntext ok
Helene zog zurück zu ihren Eltern, dort wohnt sie heute noch, ihre Schwester nicht.
...
Ich lernte sie noch an der Uni kennen, ein einziges Klischee.
Nach der Lektüre kann ich kein Klischee finden ... im Gegenteil.
hmmm - hat klara auch (und aus andern gründen noch) bemängelt...werde noch überlegen ob ich das wegnehme. uni, medizinerstochter, oleanderweiße haut ist für mich klischee??
Komisch fand ich, wo plötzlich seine Lust herkam, wenn er doch nichtmal mit Helene konnte, sobald die Schwester zuvor auf dem Bett lag...
Seine Lust ist für ihn perfier, er kann, böse gesgat, vögeln wann und wie er will, es ist bedeutungslos, wenn es ihn auch an Martha aufreibt (eigener Horizont fehlt ihm hier, woran es krankt, anthropolisch aber (in meinen Augen) nicht zu entscheiden. den angeblichen lustverlust wegen der schwester ist ja nur qual von helene (und sich da wie gesgat horizont fehlt).
die Frequenz verlagerte sich wieder zurück.
abgesehen davon, dass ich noch nie von einer "Frequenzverlagerung" gehört habe... brauchst du das?
ja, brauch ich, weil dadurch magischer Moment, dass er nur die Zeilen hört, mehr nicht und sich darüber eine Geschichte ausdenkt.
Ich mag Tiere nicht besonders,
dass er dann Hunde verschenkt, finde ich komisch
ja klar ist das komsich, es ist emotionslos, solche taten sind für ihn bedeutungslos etc., ob ers tut oder nicht egal. er schenkt ihr einen hund wegen der goldenen hunde im park (helene mag hunde also bekommt sie einen)
Ich sagte ihr ganz klar, dass ich keine Kinder wolle, dass ich es nicht ertragen könnte,
könne
irrealis ist richtig oder? Er hat sie allein, es sind ja keine Kinder da...
Und dass dies nur ginge, wenn sie außer mir niemanden und nichts hätte. Dass ich ihre Malereisache aus gutem Willen ertrüge, aber mehr auch nicht und auch das nur unter Kampf. „Ich möchte so tief in dich hineinblicken, dass ich durch dich
dass dass das dass
ein dass ist raus, die anderen sind absicht
Hatte meine Geschichten mich auch zunächst sogar selbst an etwas glauben gemacht,
hatten
"an etwas glauben gemacht"?
höchstens ohne an ... aber mE. dann immer noch holprig ... warum nicht einfach lassen?
weil es wichtig für den prot ist (verschiedenes probiert er aus...wichtig an kate ist nur, dass er versucht, sich es durch Selbstbetrug möglich zu machen, Kate nicht zu verachten
Ich hatte nichts an ihr auszusetzen,
Füllsel ... sowas will ich erlesen.
ist für mich kein fülsel hier, es ist eine degradierung seiner liebe. weil ernichts auszusetzen hat, weil er sich an sie gewöhnt, liebt er sie (sagt er)
Danke Nifl, sowas tut dem text echt gut, falls du noch mehr findest nur her damit!! Kate und Helene sind für mich nötig, da es nicht in erster Linie um ne Mann/Frau -geschichte geht, sondern der text auf den Titel hinarbeitet, den Titel aussagen will und dafür brauche ich eine Staffelung. Eine Staffelung die da anfängt, wo der leser noch am Anfang vielleicht sagt: ja, kann ich noch verstehen, dass er die Frau verlässt/Mängel findet bis zu: ach es liegt doch gar nicht an den Mängeln, es ist grundsätzlich unmöglich (für ihn).
Gerda:
Insgesamt bin ich sehr zufrieden, dass die Geschichte so schlimm wirkt. Dass einigen unwohl wird (dir, Zefira) und das nahezu allen wichtig ist, den Protagonisten als Psychopathen zu bezeichnen, was eigentlich im Horinzont der Geschichte nicht gegeben ist (natürlich ist er krank, richtig krank <---Peter), aber das ist nicht der grund dafür, dass jedes Wir am tag bricht. Es ist nur ein Veranschaulichen an einer Grenzüberschreitung, dass sich jedes Wir am tag bricht.
Ich kann auch gut verstehen, dass bei solchen Geschichten erst mal, wenn man sich so gut kennt wie hier, es schwierig ist, zwischen mir und dem Text zu unterscheiden. Natürlich bin ich nicht der prot und ich habe auch noch nie so gehandelt wie der prot, etc. Trotzdem erzählt er natürlich von etwas, was auch ich "für wahr halte", wenn auch nur für wahr in dem Moment der Geschichte. Der Moment der geshcichte ist, dass sich jedes Wir am Tag bricht. Gibt es ein wir, dass sich nicht am tag bricht? Ich glaube nicht.
Was aber nicht heißt, dass jede Liebe (zum Beispiel meine ist es nicht) unglücklich ist. Trotzdem kann sie unter einem solchen Stern stehen. Niemand wird im Normalfall so krank davon wie der prot und es ist sogar "echtes Glück" möglich. Trotzdem: Jedes Wir bricht sich am Tag.
Zu den Details (ich merke wieder nur das offen bleibende an, danke für alles andere! )
PS: Ich habe nicht jeweils eine neue version eingestellt, weil es jeweils
nur einzelne worte/satzteile waren.)
PPS: ZUr Nähe des Parfüms habe ich nichts . Ist aber ein bisschen anders, wenn ich auch weiß, was ihr meint.
Absolute Nähe wollen, vereinnahmen, ganz und gar. Durch nichts und niemanden getrennt, aber keine Nähe (aus)halten können, weil das Wissen um das Halten fehlt.
Hat dein Protagonist Schmerz je empfunden? Das scheint mir fraglich. (Ist stimmig im Text, nicht negativ in frage gestellt).
ja....danke, dass hast du toll gesgat und gefragt. die geschichte wird in einem moment erzählt, in der der prot alles an gefühl, ob es je da war odee nicht, hinter sich gebracht hat (er erzählt ja während er im Auto zu kate fährt), es gibt kein gefühl mehr, der Prot ist zum erzählzeitpunkt "tot".
Der Einstieg: Unmittelbar ist der Leser in der Geschichte. Ich schreibe hier bewusst nicht Handlung, denn der Stil ist so gefasst, als ob es nicht handelnde Personen sind, sondern er mutet eher wie stereotyper maschineller Ablauf an, was dem Text im Übrigen den charakteristischen Stempel des „Ungerührt seins“ aufdrückt.
Auch die hier fehlende wörtlich Rede, gut- im Weiteren ohnehin nur spärlich eingesetzt, gibt dem Text die nötige Starre.
Ja, danke! Das hlft vielleicht auch noch mal Nifl, der den Einstieg ja unpassend fand.
die augen (siehe nifl) sind absichtlich ambivalent. in seiner welt ist es schön, zugleich ist das schöne aber in "unserer welt" fraglich...wie die ganze figur martha ja fraglich ist, scheint sie doch kein eigenes ich zu haben...
ja, helenes schwester ist namen- und alterslos, genau da sist ja das doppelt schlimme...sie spielt keine Rolle für den prot und er machts trotzdem
helene kann den prot nicht hassen, weil sie labil ist und ihn liebt...sie ist schwach, jung, unerfahren...der prot würde sagen sie hat ein rührseliges/sentimentales gemüt...es ist herablassung, dass er das sagt.
schön, dass dir das mit der etas zu runden brust aufgefallen ist---danke!
bei dem "kiss me kate" fehlten die anführungstriche am ende!! danke...die idee ist dass der mann was sagt, wo es eine auführung des smusicals gibt kiss me kate heute an der halle am hafen 20 uhr etc. etc. und die frenquenz so wirr ist dass er versteht: Kiss Kate am hafen und sich daraus die Geshcichte spinnt.
Malereisache find ich ok, du hast ja gemerkt, dass es um "Kunst" gehen soll
die doppelte peinlichkeit bei kate ist genau richtig! so wollte ich das! danke!
wegen seiner prostata: er soll unfruchtbar sein..geht da snicht hervor? dann muss ich das ändern!
das setz dich find ich OK als wörtliche rede...
das Ganze dauerte zwei tage: damit ist nicht nur das Bild gemeint, sondern der ganze akt, er ist weggeblieben in der zeit...hat gebrütet etc...
martha litt keinen mangel mit ihm = doch...so meine ich das..martha geht es gut mit jan, aber er erträgt es nicht/kann es nicht nutzen
Im vorletzten Satz fehlt ein „ich“. … eine, die mich nichts anging und der ich fremd war.
nein, martha ist der fremd, die Jan vermisst
Liebe gerda,
ich finde es so toll, wie viel Mühe du dir gemacht hast und das trotz diesem fiesen Gefühl. Für mich ist so eine Rückmeldung so wichtig, weil ich mir selbst ja nicht zeigen kann, wie was ankommt, ob es zuviel oder zuwenig ist...ob man versteht....
ich werde nach und nach versuchen alles noch besser/weicher schöner zu formulieren, damit es runder wird und wenn es was Neues gibt heir einstellen. wer noch was findet, bitte bitte melden
Liebe Grüße und ein dickes Danke!
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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