Hallo Leute,
Dank für eure Kritik, dank für euer Lob! Stilistisch - das kündigte ich weiter oben schon an - will ich den Kurztext noch gründlich ausmisten. Er soll aber vorläufig ein Kurztext mit Notizcharakter bleiben. Dem Thema würde eine größere Form gut stehen, doch behalte ich mir eine größere Ausarbeitung für später vor.
Hier also meine Version II:
Nach allen Richtungen fletscht der Krebs die Scherenzähne. Langsam, unaufhaltsam beißt er sich voran. Schmerzen säumen seine Kriechspur. Totes Gewebe gibt ihr die Richtung vor.
Das Leben dieser Frau war Opfergang aus Sorge um die Kinder, kleine, große, ewige. Fremde Leben komfortabel einzurichten, hielt sie stets für ihre Pflicht; wir haben davon profitiert und rümpfen doch die Nasen, die emanzipierten. Wir finden, dass sie ernten sollte, was sie jahrzehntelang gesät. Wir finden, dass sie aufleben sollte nach soviel Selbstverleugnung und Entbehrung. Wir finden, dass es Zeit sei für ein heroisches: "Und jetzt komme ICH"; aber bitte keine Hartköpfigkeiten, keine Abweisung best gemeinter Hilfen, kein gegeneinander Ausspielen, kein Verschweigen eigenbrötlerischer Maßnahmen, keine undankbaren Mätzchen ...
Versteh doch, rufen wir befremdet, wir schätzen deinen Eigensinn, doch Sturheit, die Vernunft nicht kennt, wollen wir nicht hinnehmen!
Wo Eigensinn sich regt, sind WIR es, die ihn beatmen, sonst wucherte er noch wie ein gewisses Geschwür ...
Sie hängt am Leben, leugnet den Verfall. Will nichts hören von Fristen und nahem Ende, verstopf ihre Ohren vorm Stimmengewirr, das sie einspinnt in ein Netz von Dos und Don´ts, damit sie gut versorgt und glücklich in die Zielgerade schwenkt.
Es gehe ihr gut, es gehe ihr sogar besser, lässt sie uns immer wieder wissen. Lobt unser aller Bemühungen um ihren Komfort. Gern hören wir das, wir wollen stets nur ihr Bestes -, oh ja, sie kennt ihn gut, diesen vielzitierten Satz ... Und glaubten schon, dies Beste jetzt für sie erreicht zu haben. Doch wandelt sich die Freude darüber in zorniges Schweigen, als sie beiläufig sagt, sie würde spätestens kommende Woche den Pflegedienst abbestellen.
(ecrivain, 11/2006)
Aufbruch in der Dämmerung
Hallo,
für mich liest es sich wie ein Fragment, an dem ich als solches nichts zu meckern hätte, sondern das hoffen lässt - auf den größeren Text, der daraus entsteht: klar, erbarmungslos, direkt, ohne falsche Rück- oder Umsichten geschrieben.
Man darf gespannt sein.
LG
K
für mich liest es sich wie ein Fragment, an dem ich als solches nichts zu meckern hätte, sondern das hoffen lässt - auf den größeren Text, der daraus entsteht: klar, erbarmungslos, direkt, ohne falsche Rück- oder Umsichten geschrieben.
Man darf gespannt sein.
LG
K
Hallo,
Sorry, ich vernahm deinen Ruf erst jetzt, Nifl
Du meinst, ich soll meinen Oma-Text einstellen. Das mache ich gerne. Aber ich glaube, ecrivain begreift auch ganz gut ohne meine Oma
LG
Klara
KLARA ! Wir brauchen hier deinen Oma-Text … dann würde ecrivain besser verstehen.
Sorry, ich vernahm deinen Ruf erst jetzt, Nifl
Du meinst, ich soll meinen Oma-Text einstellen. Das mache ich gerne. Aber ich glaube, ecrivain begreift auch ganz gut ohne meine Oma
LG
Klara
Hallo Magic, hallo Klara,
recht habt ihr, es gibt nur Verwirrung wenn die Version I weg ist, fast alle Kommentare sich eben darauf beziehen und kein Vergleich mit Version II mehr da ist. Es ist - muss ich gestehen - halt passiert: Version I ist passé! Sorry. Es ist mir ohne Absicht passiert, als ich erstmals mit der Edit-Funktion gearbeitet habe. Dachte, was eingangs im Kasten stand, bleibt auch drin. Falsch gedacht. Wird nicht wieder passieren, versprochen!
Wie findet ihr VersionII?
Viele Grüße
ecrivain
recht habt ihr, es gibt nur Verwirrung wenn die Version I weg ist, fast alle Kommentare sich eben darauf beziehen und kein Vergleich mit Version II mehr da ist. Es ist - muss ich gestehen - halt passiert: Version I ist passé! Sorry. Es ist mir ohne Absicht passiert, als ich erstmals mit der Edit-Funktion gearbeitet habe. Dachte, was eingangs im Kasten stand, bleibt auch drin. Falsch gedacht. Wird nicht wieder passieren, versprochen!
Wie findet ihr VersionII?
Viele Grüße
ecrivain
ecrivain hat geschrieben:Nach allen Richtungen fletscht der Krebs die Scherenzähne. Langsam, unaufhaltsam beißt er sich voran. Schmerzen säumen seine Kriechspur. Totes Gewebe gibt ihr die Richtung vor.
Das Leben dieser Frau war Opfergang aus Sorge um die Kinder, kleine, große, ewige. Fremde Leben komfortabel einzurichten, hielt sie stets für ihre Pflicht; wir haben davon profitiert und rümpfen doch die Nasen, die emanzipierten. Wir finden, dass sie ernten sollte, was sie jahrzehntelang gesät. Wir finden, dass sie aufleben sollte nach soviel Selbstverleugnung und Entbehrung. Wir finden, dass es Zeit sei für ein heroisches: "Und jetzt komme ICH"; aber bitte keine Hartköpfigkeiten, keine Abweisung best gemeinter Hilfen, kein gegeneinander Ausspielen, kein Verschweigen eigenbrötlerischer Maßnahmen, keine undankbaren Mätzchen ...
Versteh doch, rufen wir befremdet, wir schätzen deinen Eigensinn, doch Sturheit, die Vernunft nicht kennt, wollen wir nicht hinnehmen!
Wo Eigensinn sich regt, sind WIR es, die ihn beatmen, sonst wucherte er noch wie ein gewissen Geschwür ...
Sie hängt am Leben, leugnet den Verfall. Will nichts hören von Fristen und nahem Ende, verstopf ihre Ohren vorm Stimmengewirr, das sie einspinnt in ein Netz von Dos und Don´ts, damit sie gut versorgt und glücklich in die Zielgerade schwenkt.
Es gehe ihr gut, es gehe ihr sogar besser, lässt sie uns immer wieder wissen. Lobt unser aller Bemühungen um ihren Komfort. Gern hören wir das, wir wollen stets nur ihr Bestes -, oh ja, sie kennt ihn gut, diesen vielzitierten Satz ... Und glaubten schon, dies Beste jetzt für sie erreicht zu haben. Doch wandelt sich die Freude darüber in zorniges Schweigen, als sie beiläufig sagt, sie würde spätestens kommende Woche den Pflegedienst abbestellen.
hallo ecrivain
diese version spricht mich kaum an - ich muss 'mit dem kopf' lesen, es 'zieht mich nichts rein' in den text, er fesselt mich nicht - das suchende, haltlose der ersten fassung ist verschwunden - stattdessen nun vergleichsweise 'abgeklärte' distanz - die 'erklärungen' interessieren mich aber gar nicht, ich will die dynamik des geschehens spüren...
die erste fassung war ein 'spontanes interview', die sprache ließ aufhorchen - die zweite ist ein 'vorbereiteter pressetext'.
- kannst du nachvollziehen, was ich meine?
liebe grüße,
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
Hallo ecrivain,
ich habe deine erste Version noch vage im Kopf.
Die zweite Version ist jetzt zwar etwas ausführlicher, aber der Tenor ist der gleiche geblieben. Ein Beispiel:
Wir finden, dass es Zeit sei für ein heroisches: "Und jetzt komme ICH"; aber bitte keine Hartköpfigkeiten, keine Abweisung best gemeinter Hilfen, kein gegeneinander Ausspielen, kein Verschweigen eigenbrötlerischer Maßnahmen, keine undankbaren Mätzchen ...
Die "Gefühle" von den Kindern kommen nicht echt rüber, wirken konstruiert und widersprüchlich (oben zitierter Passus zeigt das gut). Hast du Klaras Text "Bei Oma" mal gelesen? Wenn nein, solltest du das tun. Sie bringt in ihrer Geschichte genau dieses Gefühl der Ohnmacht und Achtung gleichzeitig sehr gut rüber. So etwas in der Art fehlt hier, deine Zeilen sind nicht lebendig genug, springen nicht auf den Leser über, lassen ihn nicht mitfühlen. Du kriegst das hin, bleib weiter am Ball. Und bei der nächsten Fassung bitte die alte stehen lassen!
Saludos
Magic
ich habe deine erste Version noch vage im Kopf.
Die zweite Version ist jetzt zwar etwas ausführlicher, aber der Tenor ist der gleiche geblieben. Ein Beispiel:
Wir finden, dass es Zeit sei für ein heroisches: "Und jetzt komme ICH"; aber bitte keine Hartköpfigkeiten, keine Abweisung best gemeinter Hilfen, kein gegeneinander Ausspielen, kein Verschweigen eigenbrötlerischer Maßnahmen, keine undankbaren Mätzchen ...
Die "Gefühle" von den Kindern kommen nicht echt rüber, wirken konstruiert und widersprüchlich (oben zitierter Passus zeigt das gut). Hast du Klaras Text "Bei Oma" mal gelesen? Wenn nein, solltest du das tun. Sie bringt in ihrer Geschichte genau dieses Gefühl der Ohnmacht und Achtung gleichzeitig sehr gut rüber. So etwas in der Art fehlt hier, deine Zeilen sind nicht lebendig genug, springen nicht auf den Leser über, lassen ihn nicht mitfühlen. Du kriegst das hin, bleib weiter am Ball. Und bei der nächsten Fassung bitte die alte stehen lassen!
Saludos
Magic
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