Er
Sie sitzt auf der Terrasse in der Nachmittagssonne und wartet. Das ist erst seit kurzem möglich, dass sie sich auf die Terrasse setzt. Früher ging es nicht, weil sie auf der Terrasse die Türklingel nicht hört und meistens auch das Telefon nicht, und wenn sie es dann doch einmal gehört hat, war sie oft zu langsam dort gewesen und der Anrufer hatte bereits wieder aufgelegt. Jetzt aber kann sie beruhigt die Sonne genießen. Sie hat sich vor kurzem eines von diesen neumodischen Telefonen installieren lassen, die man überall im Haus und auch im Garten mit sich herumtragen kann. Das steckt jetzt in ihrer Schürzentasche. Sollte er also anrufen, ist sie sofort für ihn erreichbar. Und wenn er klingelt und sie reagiert nicht, dann kann er sie anrufen. Er weiß ja sicher, dass sie immer zu Hause ist. Seit Rudi, ihr Mann, gestorben ist, hat sie das Haus kaum noch verlassen. Sie muss doch sicher sein, dass sie zu Hause ist, wenn er kommt. Man stelle sich vor: Er erreicht sie nicht, und sie muss noch länger warten, wer weiß wie lange, bis er es das nächste Mal versucht.
In ihrer Schürzentasche klingelt es. Aufgeregt nestelt sie den kleinen Apparat heraus, drückt die Taste mit dem grünen Hörer und meldet sich. Aber es ist nur Frau Martin von der anderen Straßenseite. Sie gehe jetzt einkaufen, ob sie ihr etwas mitbringen solle? Wieviel sie noch brauchen wird? Ob überhaupt ... .Ach ja, bringen Sie mir vielleicht ein wenig Wurst zum Abendessen, und etwas Milch, und das Brot geht auch zur Neige, also, noch einen Viertellaib von dem dunklen Roggenbrot, bitte. Wirklich praktisch, dieses Telefon. Sie kann immer noch hier in der Sonne sitzen und zugleich die Hilfsbereitschaft ihrer Nachbarin genießen, ohne dass diese extra zweimal zu ihr kommen müsste.
Sie könnte ja eigentlich auch selber einmal jemanden anrufen. Ihre Nichte zum Beispiel, die in Österreich lebt und die sie schon seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Deren Kinder sind bestimmt auch schon größer. Der Älteste müsste ja schon sein Studium beendet haben ... Aber sie traut sich nicht. Seit langem schon traut sie sich nicht mehr, von sich aus jemanden anzurufen. Wenn genau in der Zeit, in der sie mit irgendjemandem spricht, er es versuchte, und es wäre besetzt ... er dächte dann bestimmt, sie habe gar kein Interesse an ihm. Obwohl ... gerade ist es eigentlich so wunderschön hier draußen, und sie hat jetzt wirklich Lust bekommen, ihre Nichte anzurufen – ach was, sie tut das jetzt einfach.
Nadine ist tatsächlich zu Hause und sie freut sich sehr, endlich wieder einmal etwas von der Tante zu hören. Sie selber habe sich ja gar nicht mehr getraut, bei ihr anzurufen, sie sei bei den letzten Telefonaten, die sie geführt hätten, immer so furchtbar kurz angebunden gewesen, so, als hätte sie noch etwas Wichtigeres zu erledigen. Das tut der Tante leid. So war das natürlich nicht gemeint gewesen. Ist nicht so schlimm, meint Nadine, aber möchte sie nicht einmal wieder zu ihr nach Österreich kommen? Die Abwechslung würde ihr bestimmt guttun, sie sitzt zu Hause ja doch nur herum und hat nicht viel zu tun. – Das ist wahr. Aber ... ich überlege es mir noch. Vielen Dank jedenfalls. – Ich danke dir für deinen Anruf. Und ich würde mich sehr freuen, dich einmal wieder zu sehen. Auf hoffentlich bald.
Nach Österreich? Ja, aber ... ob sie dort für ihn genausogut erreichbar wäre, wie hier zu Hause? Sie ist sich nicht so sicher. Da klingelt das Telefon schon wieder. Es ist wieder Frau Martin. Sie habe gerade geklingelt, aber es habe niemand geöffnet. Ob sie es jetzt noch einmal versuchen solle? – Nein, nein, danke, Sie müssen sich nicht noch einmal die Mühe machen. Ich komme zu Ihnen herüber. Schnell hat sie überlegt: das Telefon reicht angeblich hundert Meter weit, auch durch Hauswände hindurch. Wenn sie also das Telefon mit hinüber zu Frau Martin nimmt, und er ruft sie an, ist das bestimmt kein Problem. Sie kann dann ja immer noch schnell zurück nach Hause gehen. Und er wird sich bestimmt telefonisch anmelden, da ist sie sicher. Damals, vor fünf Jahren, hat er das ja auch gemacht.
Frau Martin freut sich sehr, dass die alte Dame sie nach so langer Zeit wieder einmal zu Hause besucht. Sehen Sie mal, sagt diese, das hier habe ich mir neu angeschafft. Eines von diesen ganz modernen Telefonen. Vor ein paar Wochen lag dieser Prospekt im Briefkasten, und als ich das gelesen habe, habe ich gedacht, endlich einmal etwas, was ich wirklich gebrauchen kann. Ich kann es im ganzen Haus mit mir herumtragen und sogar hierher zu Ihnen, und man kann mich immer noch anrufen. – Ja, ich kenne diese Apparate, wir haben schon seit längerem so einen. Zeigen Sie mal, welches Modell Sie haben. – Das Beste, was es gibt, hat der Mann gesagt, der es mir gebracht hat. – Ja, tatsächlich. Mit diesem können Sie sich sogar überall anrufen lassen. – Überall? Wirklich? Wie soll das gehen? – Naja, wenn Sie woanders hingehen, beispielsweise, jemanden besuchen, dann leiten Sie einfach Ihre Anrufe auf dessen Appparat um. Dann landet jeder ihrer Anrufe automatisch dort, wo Sie gerade sind.
Kopfschüttelnd vor Verwunderung verlässt sie später das Haus ihrer Nachbarin. Was dieses moderne Zeugs heute alles kann ... Sie denkt nach. Wenn sie all ihre Anrufe auf jeden beliebigen Apparat umleiten lassen kann, dann geht das bestimmt auch mit dem Telefon ihrer Nichte. Das heißt, sie könnte dort hinfahren und wäre trotzdem problemlos erreichbar, wenn er anriefe. Ein lange vermisstes Gefühl der Freiheit überkommt sie. Jahrelang war sie an ihr Haus gefesselt, jetzt plötzlich kann sie praktisch hinfahren, wo sie will. Da ist ja nicht nur ihre Nichte, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat, da sind auch noch alte Freundinnen und einige Gegenden, die sie schon immer mal hatte sehen wollen. Ja, sie wird einfach verreisen. Zuerst nach Österreich. Und dann ... na, sie wird noch sehen. Es gibt ja so viele Möglichkeiten. Und wenn er dann anruft, kann sie ihm sagen, dass sie gar nicht zu Hause ist, obwohl er sie doch unter ihrer Nummer erreicht hat. Ob er das versteht? Na, er wird schon. Und dann kann sie ihm sagen, wann sie wieder zurückkommt, und ihn bitten, noch so lange zu warten. Hoffentlich lässt er sich darauf ein. Eigentlich will sie sich ihre Reisen davon nicht verderben lassen.
Ihr geht noch einmal dieser Tag vor fünf Jahren durch den Kopf. Damals, als das Telefon läutete und ihr Mann dranging. Sie hat damals nicht gehört, was er geredet hat, sie ist gerade in der Küche gewesen und hat das Abendessen vorbereitet. Kurze Zeit später ist Rudi dann an der offenen Küchentür vorbei zur Haustür gegangen und hat sie geöffnet, obwohl sie es gar nicht klingeln gehört hat. Dann hat sie nur noch ein lautes, dumpfes Plumpsen gehört und einen heiseren Schrei ihres Mannes. Sie ist hingelaufen, aber es ist zu spät gewesen. Er sagte nur noch einmal ihren Namen, dann war er tot. Tja, Rudi konnte seitdem nicht mehr reisen, dabei hatte es auch für ihn einige Gegenden gegeben, die er noch hatte sehen wollen.
Wenn sie es sich genau überlegt – eigentlich will sie gar nicht mehr ständig für ihn erreichbar sein. Wenn sie weg ist oder das Telefon ist besetzt, dann ist es eben so, dann hat er eben Pech gehabt. Sie wird ihr neues Telefon von nun an immer im Haus lassen, an einem Platz, und sie wird ihre Anrufe auch nicht weiterleiten lassen, wenn sie weg ist. Vermutlich wird er sie ohnehin zur rechten Zeit finden, ganz gleich wie. Aber darauf braucht sie ja nicht extra zu warten.
Er
Liebe Rala,
vor ein paar Tagen las ich deine Geschichte zum ersten Mal,
Heute nun wieder in der Hoffnung, sie würde sich mit endlich ganz und gar erschließen.
Immer noch grüble ich darüber, wer nun "Er" ist. Ist der große Unbekannte oder doch der verstorbenen "Rudi" um den sich das Leben der namenlosen alten Dame rankt?
Mir gefällt die hintergründige Art, der Beschreibung.
Ich hatte immer den Eindruck, dass etwas unheinmliches passieren würde.
Darüber , dass das "Unheimliche" schon in der Vergangenheit geschah, bin ich etwas enttäuscht.
Finde jedoch, dass du eine besondere Form der "Abhängigkeit" gut beschrieben hast und auch das Wunschdenken, das deiner Protagonistin beim Wünschen schon fast Erfüllung beschert, ihr erst gegen Ende überhaupt Zweifel an der Art, wie sie ihr Leben eingerichtet hat kommen, hast du gut geschildert.
Die Schilderung des immer wieder Verdrängens eigener Ideen und Pläne ist dir gut gelungen und auch das offene Ende, aus dem man nur eins herauslesen kann, nämlich, dass die Gedanken weiter um "Ihn" kreisen.
Meine Überlegung, dass "Er" tatsächlich wohl eine frühere Liebe sein könnte, gewinnt nun bei intensiver Betrachtung die Überhand.
Ich frage mich - und auch dich natürlich - ob es nicht besser wäre, dies aus dem Text sprechen zu lassen.
Das Rudi tot ist, spielt eigentlich keine Rolle, bei dieser Leseart...
Hm, ich kann nicht so ganz richtig fassen, was der vorletzte Abschnitt mir innerhalb der Geschichte vermitteln möchte.
Vielleicht habe ich etwas überlesen oder falsch interpretiert.
Ich brauchte eigentlch diesen Absatz nicht, wenn ich es recht überlege...
Aber wie gesagt, möglichweise ist mein Gedankengang falsch.
Ich bin gespannt, was du dazu schreibst und hoffentlich auch noch andere Leser, denn bis zum 07. 12. ist das Thema ja noch offen.
Liebe Grüße
Gerda
vor ein paar Tagen las ich deine Geschichte zum ersten Mal,
Heute nun wieder in der Hoffnung, sie würde sich mit endlich ganz und gar erschließen.
Immer noch grüble ich darüber, wer nun "Er" ist. Ist der große Unbekannte oder doch der verstorbenen "Rudi" um den sich das Leben der namenlosen alten Dame rankt?
Mir gefällt die hintergründige Art, der Beschreibung.
Ich hatte immer den Eindruck, dass etwas unheinmliches passieren würde.
Darüber , dass das "Unheimliche" schon in der Vergangenheit geschah, bin ich etwas enttäuscht.
Finde jedoch, dass du eine besondere Form der "Abhängigkeit" gut beschrieben hast und auch das Wunschdenken, das deiner Protagonistin beim Wünschen schon fast Erfüllung beschert, ihr erst gegen Ende überhaupt Zweifel an der Art, wie sie ihr Leben eingerichtet hat kommen, hast du gut geschildert.
Die Schilderung des immer wieder Verdrängens eigener Ideen und Pläne ist dir gut gelungen und auch das offene Ende, aus dem man nur eins herauslesen kann, nämlich, dass die Gedanken weiter um "Ihn" kreisen.
Meine Überlegung, dass "Er" tatsächlich wohl eine frühere Liebe sein könnte, gewinnt nun bei intensiver Betrachtung die Überhand.
Ich frage mich - und auch dich natürlich - ob es nicht besser wäre, dies aus dem Text sprechen zu lassen.
Das Rudi tot ist, spielt eigentlich keine Rolle, bei dieser Leseart...
Hm, ich kann nicht so ganz richtig fassen, was der vorletzte Abschnitt mir innerhalb der Geschichte vermitteln möchte.
Vielleicht habe ich etwas überlesen oder falsch interpretiert.
Ich brauchte eigentlch diesen Absatz nicht, wenn ich es recht überlege...
Aber wie gesagt, möglichweise ist mein Gedankengang falsch.
Ich bin gespannt, was du dazu schreibst und hoffentlich auch noch andere Leser, denn bis zum 07. 12. ist das Thema ja noch offen.
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
Erst mal danke fürs Lesen und für deine Kritik.
es ist immer wieder spannend zu sehen, wie völlig unterschiedlich ein Text gelesen werden kann, vor allem der eigene ... und es ist immer wieder heilsam, wenn man zwischendurch mitgelteilt bekommt, dass doch nicht alles so sonnenklar ist, wie man selber beim Schreiben gedacht hat. Jetzt bin ich natürlich auch sehr gespannt, ob es anderen genau so ging wie dir, deswegen möchte ich noch nicht viel zur Erklärung sagen. Nur vielleicht zwei kleine Hinweise für dich: 1. Rudis Tod - und damit auch der vorletzte Absatz - sind für den Text absolut wichtig, sonst würde er nicht den Sinn machen, den ich beabsichtigt hatte, und 2. sind meine Figuren, wie auch ich selbst, mit einer regen Fantasie bestückt, die sie auch den Alltag oft etwas anders sehen lässt ... nicht immer 100% realistisch ...
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr ins Grübeln gebracht.
Liebe Grüße,
Rala
Erst mal danke fürs Lesen und für deine Kritik.
es ist immer wieder spannend zu sehen, wie völlig unterschiedlich ein Text gelesen werden kann, vor allem der eigene ... und es ist immer wieder heilsam, wenn man zwischendurch mitgelteilt bekommt, dass doch nicht alles so sonnenklar ist, wie man selber beim Schreiben gedacht hat. Jetzt bin ich natürlich auch sehr gespannt, ob es anderen genau so ging wie dir, deswegen möchte ich noch nicht viel zur Erklärung sagen. Nur vielleicht zwei kleine Hinweise für dich: 1. Rudis Tod - und damit auch der vorletzte Absatz - sind für den Text absolut wichtig, sonst würde er nicht den Sinn machen, den ich beabsichtigt hatte, und 2. sind meine Figuren, wie auch ich selbst, mit einer regen Fantasie bestückt, die sie auch den Alltag oft etwas anders sehen lässt ... nicht immer 100% realistisch ...
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr ins Grübeln gebracht.
Liebe Grüße,
Rala
O, eine Ralageschichte ! *hüpf
(keine Kommentare gelesen)
… Die Idee gefällt mir.
Eine alte Frau lebt mit dem Zwang, dass ihr verstorbener Mann sie telefonisch erreichen möchte. Erst durch „die Technik“ schafft sie es die Minderung der Lebensqualität, die dieser Zwang mit sich bringt, zu überwinden. Die Neurose wird nicht überwunden.
So richtig funktioniert die Geschichte bei mir nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es zu dieser Neurose gekommen ist? Sie hat ihn doch sterben sehen? Später dachte ich, dass sie vielleicht auf den Anrufer gewartet hat, der ihren Mann vor dem Tod angerufen hat… aber ne, sie wartet tatsächlich auf ihren Mann…*hm … ich würde es zB. schlüssiger finden, wenn „er“ „irgendwo“ gestorben wäre und die Leiche nie gefunden wurde.
Insgesamt liest sich der Text „träge“ und einige Einschübe wirken auffällig konstruiert (zB. die „Entdeckung der Weiterschaltung“ bei der Nachbarin) … Diese „Trägheit“ ist mE. für den Plot nicht grundsätzlich verkehrt, aber sie sollte genutzt werden, um den Wandel (Entwicklung) der Protagonistin zu zeichnen. Die „Umbrüche“ wirken nämlich sehr spontan und der vollzogene, innere Konflikt kommt bei mir nicht so richtig an. ZB. Warum sie „plötzlich“ doch die Leitung besetzt und ihre Nichte anruft. Auch der Beschluss auf Reisen gehen zu wollen … was ist mit der Unerreichbarkeit während der Fahrt?
Auch würde ich dir empfehlen mehr anzudeuten, um dadurch die Spannung zu steigern. Du lässt zu früh die Katze aus dem Sack. Oder aber gleich mit offenen Karten spielen und glaubhaft ihre Neurose ausmalen.
Noch ein paar Detailanmerkungen:
Erst seit kurzem ist das möglich.
Hier lässt du den Erzähler werten (neumodischen)
sehr gut!
brauchen würde oder bräuchte
muss
spräche
das „tatsächlich“ stört mich … wir wissen ja nicht, dass es eher unwahrscheinlich ist.
Hier wechselst du die Perspektive.
LG
Nifl
(keine Kommentare gelesen)
… Die Idee gefällt mir.
Eine alte Frau lebt mit dem Zwang, dass ihr verstorbener Mann sie telefonisch erreichen möchte. Erst durch „die Technik“ schafft sie es die Minderung der Lebensqualität, die dieser Zwang mit sich bringt, zu überwinden. Die Neurose wird nicht überwunden.
So richtig funktioniert die Geschichte bei mir nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es zu dieser Neurose gekommen ist? Sie hat ihn doch sterben sehen? Später dachte ich, dass sie vielleicht auf den Anrufer gewartet hat, der ihren Mann vor dem Tod angerufen hat… aber ne, sie wartet tatsächlich auf ihren Mann…*hm … ich würde es zB. schlüssiger finden, wenn „er“ „irgendwo“ gestorben wäre und die Leiche nie gefunden wurde.
Insgesamt liest sich der Text „träge“ und einige Einschübe wirken auffällig konstruiert (zB. die „Entdeckung der Weiterschaltung“ bei der Nachbarin) … Diese „Trägheit“ ist mE. für den Plot nicht grundsätzlich verkehrt, aber sie sollte genutzt werden, um den Wandel (Entwicklung) der Protagonistin zu zeichnen. Die „Umbrüche“ wirken nämlich sehr spontan und der vollzogene, innere Konflikt kommt bei mir nicht so richtig an. ZB. Warum sie „plötzlich“ doch die Leitung besetzt und ihre Nichte anruft. Auch der Beschluss auf Reisen gehen zu wollen … was ist mit der Unerreichbarkeit während der Fahrt?
Auch würde ich dir empfehlen mehr anzudeuten, um dadurch die Spannung zu steigern. Du lässt zu früh die Katze aus dem Sack. Oder aber gleich mit offenen Karten spielen und glaubhaft ihre Neurose ausmalen.
Noch ein paar Detailanmerkungen:
Das ist erst seit kurzem möglich, dass sie sich auf die Terrasse setzt.
Erst seit kurzem ist das möglich.
Sie hat sich vor kurzem eines von diesen neumodischen Telefonen installieren lassen, die man überall im Haus und auch im Garten mit sich herumtragen kann.
Hier lässt du den Erzähler werten (neumodischen)
Das steckt jetzt in ihrer Schürzentasche.
sehr gut!
Wieviel sie noch brauchen wird? Ob überhaupt ...
brauchen würde oder bräuchte
ohne dass diese extra zweimal zu ihr kommen müsste.
muss
Wenn genau in der Zeit, in der sie mit irgendjemandem spricht, er es versuchte, und es wäre besetzt .
spräche
Nadine ist tatsächlich zu Hause und sie freut sich sehr,
das „tatsächlich“ stört mich … wir wissen ja nicht, dass es eher unwahrscheinlich ist.
Nadine ist tatsächlich zu Hause und sie freut sich sehr, endlich wieder einmal etwas von der Tante zu hören.
Hier wechselst du die Perspektive.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Hallo Rala,
ich fand die Geschichte ungemein fesselnd.
Anfangs dachte ich, es geht um einen früheren Liebhaber, von dem "sie" immer noch hofft, dass er sich meldet.
Nach dem Absatz über Rudi glaube ich eher, dass es sich um den Tod handelt?
Sollte es so sein, gefällt mir übrigens der Schluss ganz besonders - wie sie ganz plötzlich auf den Gedanken kommt, sich einfach zu verweigern. Es wird zwar nichts nützen, aber die Gedanken der Alten sind ohnehin liebeswert verschraubt.
lieben Gruß
Zefira (die sich gern noch weiter mit dem Text beschäftigt)
ps. @ Nifl: ich glaube, ihr Mann kann nicht der erwartete Anrufer sein. Der wurde ja selbst angerufen, bevor er starb ...?
Spannend!
ich fand die Geschichte ungemein fesselnd.
Anfangs dachte ich, es geht um einen früheren Liebhaber, von dem "sie" immer noch hofft, dass er sich meldet.
Nach dem Absatz über Rudi glaube ich eher, dass es sich um den Tod handelt?
Sollte es so sein, gefällt mir übrigens der Schluss ganz besonders - wie sie ganz plötzlich auf den Gedanken kommt, sich einfach zu verweigern. Es wird zwar nichts nützen, aber die Gedanken der Alten sind ohnehin liebeswert verschraubt.
lieben Gruß
Zefira (die sich gern noch weiter mit dem Text beschäftigt)
ps. @ Nifl: ich glaube, ihr Mann kann nicht der erwartete Anrufer sein. Der wurde ja selbst angerufen, bevor er starb ...?
Spannend!
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo Zefi,
das ist ja ein faszinierender Gedanke! Er = der Tod! Ich habe daraufhin die Geschichte noch einmal gelesen, und ja, ich glaube, du liegst richtig. Rala hat viele kleine Hinweise im Text drin.
Ist ja irre. So etwas kann nur unserer geheimnisvollen Rala einfallen
Saludos
Magic
das ist ja ein faszinierender Gedanke! Er = der Tod! Ich habe daraufhin die Geschichte noch einmal gelesen, und ja, ich glaube, du liegst richtig. Rala hat viele kleine Hinweise im Text drin.
Ist ja irre. So etwas kann nur unserer geheimnisvollen Rala einfallen
Saludos
Magic
Ich weiß nicht, „Todeswillen“ lese ich nicht heraus, im Gegenteil. Wo soll das stehen?
Aber reizvoll ist die Idee dennoch… vielleicht müsste nur deutlicher werden, wie sehr sie ihren Mann vermisst und ihm deshalb folgen möchte … an den Liebhaber dachte ich erst auch, das ging soweit, dass ich vermutet hatte, Rudi sei umgefallen, weil er ihr auf die Schliche gekommen ist durch den Anruf.
Aber reizvoll ist die Idee dennoch… vielleicht müsste nur deutlicher werden, wie sehr sie ihren Mann vermisst und ihm deshalb folgen möchte … an den Liebhaber dachte ich erst auch, das ging soweit, dass ich vermutet hatte, Rudi sei umgefallen, weil er ihr auf die Schliche gekommen ist durch den Anruf.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Es sind aber etliche Hinweise darauf im Text, Nifl. Ihr Mann wurde angerufen, kurz darauf fällt er um und stirbt. Seitdem hat sie die fixe Idee, dass der Tod auch sie anrufen wird, bevor sie stirbt.
Dann gibt es immer wieder Stellen, an denen sie zögert, soll sie... lohnt es sich noch ... etc.
Ich glaube inzwischen, dass Rala tatsächlich den Tod meint.
Saludos
Magic
Dann gibt es immer wieder Stellen, an denen sie zögert, soll sie... lohnt es sich noch ... etc.
Ich glaube inzwischen, dass Rala tatsächlich den Tod meint.
Saludos
Magic
Ihr Mann wurde angerufen, kurz darauf fällt er um und stirbt. Seitdem hat sie die fixe Idee, dass der Tod auch sie anrufen wird, bevor sie stirbt.
Das kann ja sein, aber die Protagonistin wird hedonistisch eingeführt und das passt eben nicht zur Absicht sterben zu wollen. Dann würde sie sich doch eher dem Telefon entziehen?
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Man stelle sich vor: er erreicht sie nicht, und sie muss noch länger warten, wer weiß wie lange, bis er es das nächste Mal versucht.
Wenn genau in der Zeit, in der sie mit irgendjemandem spricht, er es versuchte, und es wäre besetzt ... er dächte dann bestimmt, sie habe gar kein Interesse an ihm.
Das sind Stellen, die klar auf einen Todeswunsch hinweisen; vorausgesetzt natürlich, ich lag mit meiner Deutung, dass es sich um den Tod handelt, richtig.
Im zweiten Fall folgt gleich darauf:
Obwohl ... gerade ist es eigentlich so wunderschön hier draußen, und sie hat jetzt wirklich Lust bekommen, ihre Nichte anzurufen
Da dieses "eigentlich ist es gerade so wunderschön hier draußen" einem Anruf ja an sich nicht im Weg steht, wenn sie ein Funktelefon hat, habe ich es als erste Anwandlung des Protests verstanden - eigentlich will sie gar nicht so unbedingt erreichbar sein, wenn sie es recht bedenkt ...
Im weiteren Verlauf wird dieser Gedanke dann immer weiter ausgebaut - sie sieht zum Beispiel nicht mehr ein, dass sie sich vom Reisen abhalten lassen soll, weil er ja anrufen könnte.
ihn bitten, noch so lange zu warten. Hoffentlich lässt er sich darauf ein.
... das fand ich ungemein sympathisch!!!
Und zum Schluss findet sie endlich zu einer, sagen wir mal, lebensbejahenden Einstellung zurück: Sie mag sich gar nicht mehr für ihn bereit halten, soll er doch zusehen, wie er sie findet.
Ich finde das völlig widerspruchsfrei entwickelt.
Immer vorausgesetzt natürlich, ich deute es richtig, aber es scheint mir immer stimmiger.
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Juhuu! Danke, Zefira, danke Magic!!!
Ich hatte nach den ersten Kommentaren schon befürchtet, total versagt zu haben und überhaupt nicht rübergebracht zu haben, was ich eigentlich meinte! Aber ihr habt es völlig richtig verstanden: Sie erwartet, dass der Tod sie irgendwann anruft. Was natürlich etwas spinnert wirken mag, aber so stellt sie sich das eben vor, nachdem ihr Rudi ja auch, kurz bevor er starb, einen Anruf erhalten hat ...
Es ist im Übrigen bei ihr weniger Todeswunsch als vielmehr ein gewisses Pflichtgefühl oder die Haltung, es wird ja ohnehin eines Tages so weit sein, also wird sie brav darauf warten. Und im Laufe der Zeit merkt sie eben, dass sie dafür nicht sklavisch zu Hause rumhocken muss, sondern dass sie die ihr verbliebene Zeit noch nutzen und genießen kann.
Gerda, Nifl funktioniert es für euch jetzt auch?
Übrigens, danke Nifl für deine Freude, nur weil es ein Text von mir ist, fühle mich geehrt ... was deine Detailanmerkungen betrifft: es ist ein personaler Erzähler, und einige Dinge sind Gedanken der Frau, z. B. "Wieviel sie noch brauchen wird?" Für mich sind daher die von dir angemerkten Stellen eigentlich richtig ...
Liebe Grüße an euch alle von einer höchst erfreuten geheimnisvollen
Rala
Ich hatte nach den ersten Kommentaren schon befürchtet, total versagt zu haben und überhaupt nicht rübergebracht zu haben, was ich eigentlich meinte! Aber ihr habt es völlig richtig verstanden: Sie erwartet, dass der Tod sie irgendwann anruft. Was natürlich etwas spinnert wirken mag, aber so stellt sie sich das eben vor, nachdem ihr Rudi ja auch, kurz bevor er starb, einen Anruf erhalten hat ...
Es ist im Übrigen bei ihr weniger Todeswunsch als vielmehr ein gewisses Pflichtgefühl oder die Haltung, es wird ja ohnehin eines Tages so weit sein, also wird sie brav darauf warten. Und im Laufe der Zeit merkt sie eben, dass sie dafür nicht sklavisch zu Hause rumhocken muss, sondern dass sie die ihr verbliebene Zeit noch nutzen und genießen kann.
Gerda, Nifl funktioniert es für euch jetzt auch?
Übrigens, danke Nifl für deine Freude, nur weil es ein Text von mir ist, fühle mich geehrt ... was deine Detailanmerkungen betrifft: es ist ein personaler Erzähler, und einige Dinge sind Gedanken der Frau, z. B. "Wieviel sie noch brauchen wird?" Für mich sind daher die von dir angemerkten Stellen eigentlich richtig ...
Liebe Grüße an euch alle von einer höchst erfreuten geheimnisvollen
Rala
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