Brückenkopf

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.12.2006, 11:27

REVISION 002 /Zustand 03

0:30 Uhr. Heidelberger Hauptbahnhof. Gleis 2. Ich steige aus der S-Bahn und muss mich konzentrieren gerade zu laufen. Mein Hirn scheint zu schwimmen, wie das Luftbläschen einer wackeligen Wasserwaage. Die Kopfhörer würgen Tom Waits "How's it gonna end?".

Ich frage mich das Gleiche auch mal wieder. Scheiß Alkohol. Wenn ich voll bin, neige ich zum Resümieren.
"Klassische Indologie? Wovon willst du danach leben?"
"Spießer!, Materialisten!" die eintönige Antwort. Dann ist sie gestorben. Der Tod machte mich wütend. Ich sprayte "Motherfucker Buddha" an's Unigebäude. Sie erwischten mich. Exmatrikulation. Zwei Jahre reichten die Ersparnisse meiner Mutter. Ich verließ nur zum Einkaufen meine Einzimmerwohnung. Nicht mal die Rollläden zog ich hoch.
Alles nur, weil ich mir nicht verzeihen wollte, dass ich ihr nie gesagt habe, dass, ach egal.

Mein Nachtwächterjob jetzt bei der Dresdner ist eigentlich ganz okay. Ab und an mal ein Fehlalarm, das ist's auch schon.

Natürlich will der Schlüssel nicht ins Fahrradschloss passen. Ich richte mich auf, hole tief Luft und starte einen zweiten Versuch. Na also.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, in diesem Zustand zu fahren. Irgendwann hätte ich gern ein Fahrrad mit funktionierendem Licht, dann wird man nicht dauernd angehupt von Autos mit Xenon-Greifvogelaugen, die nur unterwegs sind, um solche wie mich zu jagen.

Der warme Fahrtwind hebt meine Stimmung. Ich rieche den süßlichen Duft des Neckars. Noch zwei, drei Kilometer bis zu meinem Bett. Auf der Neckarwiese ist noch Party.

Die Platanen zischen vorbei, so kommt es mir jedenfalls vor. Manchmal taucht unvermittelt ein Schatten auf der Straße auf und ich erschrecke, als wäre ein Schatten ein Hindernis, als besäße Schatten Raum. Da wieder einer, direkt vor mir. Er wirkt besonders plastisch. Der Schatten reißt mich aus der Spur und ich falle auf den weichen Bodendecker der Straßenrandbepflanzung.
Scheiße, was war das denn?

Schnell bin ich wieder auf den Beinen und suche mein Fahrrad. Hinten blitzen zwei Lichter auf.
Und da!
Da liegt etwas zusammengekrümmt auf der Fahrbahn. Ich blicke zwischen meinem Fahrrad und dem Wäscheknäul hin und her, kann mich nicht entscheiden. Was tun?
Dann stelle ich mein Fahrrad auf, richte zittrig den verdrehten Lenker wieder aus und denke ans Abhauen. Die Scheinwerfer nähern sich. Ich will in die Pedale treten "Nur weg hier", rutsche aber ab und stoße mir mein Schienbein. Fuck! Ich steige wieder ab und werfe das Fahrrad an die Straßenseite. Die Lichter kommen schnell näher, das Motorengeräusch wird lauter. Auf einmal renne ich los. Geradewegs zu dem dunklen Etwas, greife blind danach und schleife es von der Straße. Die letzten Meter fallen wir rückwärts auf den Randstreifen. Verdammt, das war knapp!

Ich liege auf dem Rücken. Während sich langsam mein Herzschlag beruhigt, muss ich ans Studium und an Worte von Krishna denken. Ich brabbele sie vor mich hin wie ein Durchgedrehter:
"Spirituelle Arbeit ist nie nutzlos. Sei unbesorgt, meine Freundin. Wer diese gute Arbeit verrichtet, wird kein schlimmes Ende nehmen, weder in dieser Welt noch in irgend einer jenseitigen Welt. Du musst diese tiefgründige Wahrheit erfahren: Wer nach Verwirklichung strebt, gerät nie ins Unheil!"

Das Gerettete bewegt sich. Es ist eine Frau. Sie hat schwarze Haare und lächelt.
"Schicksal eben", flüstert sie.
Mir ist plötzlich, als läge ich auf dem Eis eines zugefrorenen Sees, es knackt unter mir und ein Riss halbiert meinen Körper in Yin und Yang.

"Tut dir was weh?"
Etwas verzögert murmelt sie: "Nein, nein, alles in Ordnung"
Ich beschließe sie ein Stück weiter die Straße hoch in eine Bushaltestelle zu hieven. Auf der Bank sackt sie zusammen wie eine Marionette, der man das Führungskreuz abgeschnitten hat.
"Ich bin müde", lallt sie und kippt seitlich auf meinen Schoß. Erst ist mir die plötzliche Nähe unangenehm, doch dann genieße ich die Berührung. Ich überlege, ob ich mit meiner Hand über ihr Haar streiche, mach's dann aber doch nicht. Ein Bus kommt. Ich klemme sie unter den Arm und steige mit ihr ein. Sie scheint tatsächlich nicht verletzt zu sein, nur maßlos betrunken. "How's it gonna end? " will ich von ihr wissen. Sie schnarcht und ich steige an der Alten Brücke aus.

REVISION 001 /Zustand weiß ich nicht mehr
0:30 Uhr. Heidelberger Hauptbahnhof. Gleis 2. Ich steige aus der S-Bahn und muss mich konzentrieren gerade zu laufen. Mein Hirn schwimmt haltlos im Schädel herum. Über meine Kopfhörer würgt mir Tom Waits "How's it gonna end?" in die Ohren und ich frage mich das Gleiche auch mal wieder. Allerdings nur kurz, weil ich Katastrophen vermeiden möchte und der Film um mich herum noch schneller läuft, wenn ich solchen Gedanken nachsteige. Da passiert es auch schon. Eine Frau um die vierzig mit streng zusammengebundenem Haar, einen Rollkoffer hinter sich herziehend, taucht wie aus dem Nichts auf und unsere Schultern prallen zusammen.
"Blöder Penner!"
"Tschuldigung", nuschel ich.

Ob sie mich auch Penner genannt hätte, wenn ich nüchtern wäre, wenn ich mein Soziologiestudium abgeschlossen hätte, wenn meine Haare nicht so lang wären, wenn ich einen Anzug tragen würde, wenn, wenn, wenn... Ich denke wieder zu viel und prompt will der Schlüssel nicht ins U-Schloss meines Fahrrads passen. Also richte ich mich noch einmal auf, hole tief Luft und starte einen zweiten Versuch. Wer sagt's denn.
Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich in so einem Zustand Fahrrad fahre, obwohl ich nie einen Führerschein besessen habe, den ich verlieren könnte. Irgendwann möchte ich mal ein Fahrrad besitzen, an dem das Licht funktioniert, dann wird man nicht dauernd angehupt von Autos mit Xenon-Greifvogelaugen, die so tun, als seien sie nur unterwegs, um Ratten wie mich zu jagen.

Der warme Fahrtwind dieser Sommernacht hebt meine Stimmung wieder. Ich rieche den süßlichen Duft des Neckars. Noch zwei, drei Kilometer bis zu meinem Bett. Auf der Neckarwiese ist noch Party wie in jeder milden Sommernacht.

Die Platanen zischen vorbei, so kommt es mir jedenfalls vor, die alten Wächter, die ich liebe. Manchmal taucht unvermittelt ein Schatten auf der Straße auf und ich erschrecke, als wäre ein Schatten ein Hindernis, als besäße Schatten Raum. Da wieder einer, direkt vor mir. Er wirkt besonders plastisch. Der Schatten reißt mich aus der Spur und ich falle auf den weichen Bodendecker der Straßenrandbepflanzung.
Scheiße, was war das denn?

Schnell bin ich wieder auf den Beinen und suche mein Fahrrad. Hinten blitzen zwei Lichter auf.
Und da! Da liegt etwas zusammengekrümmt auf der Fahrbahn.
Ich blicke zwischen meinem Fahrrad und dem Wäscheknäul hin und her, kann mich nicht entscheiden. Was tun?
Ich stelle mein Fahrrad auf, richte zittrig den verdrehten Lenker wieder aus und denke ans Abhauen. Die Scheinwerfer nähern sich.
Gerade will ich in die Pedalen treten "Nur weg hier", da greift eine eiserne Hand nach meinem Denkapparat. Das Bild meiner Mutter erscheint. Sie sagt nichts, blickt nur maßlos enttäuscht. Die schlimmste Strafe für mich, obwohl sie lange tot ist. Also steige ich wieder ab und werfe das Fahrrad zur Seite. Die Lichter kommen schnell näher, das Motorengeräusch wird lauter.
Ich renne, greife blind nach dem dunklen Etwas und schleife es von der Straße, die letzten Meter fallen wir rückwärts auf den Randstreifen. Verdammt, das war knapp!

Ich liege auf dem Rücken und danke den Sternen. Mir ist, als läge ich auf dem Eis eines zugefrorenen Sees, plötzlich knackt es unter mir und ein Riss halbiert meinen Körper in Yin und Yang. Das gerettete Fundstück bewegt sich. Ein schwarzhaariger Frauenkopf lächelt mich an.

Sie sagt leise: "Schicksal eben."
"Aaaaach, so schlimm wird's schon nicht sein!", antworte ich wohl wenig überzeugend. Ich muss sie untersuchen, vielleicht ist sie gelähmt?
"Tut dir was weh?"
Etwas verzögert murmelt sie: "Nein, nein, alles in Ordnung"
Das würde ich gerne glauben.
Ich beschließe sie ein Stück weiter die Straße hoch in eine Bushaltestelle zu hieven. Auf der Bank sackt sie zusammen wie eine Marionette, der man das Führungskreuz abgeschnitten hat.
"Ich bin müde", lallt sie und kippt seitlich auf meinen Schoß. Erst ist mir die plötzliche Nähe unangenehm, doch dann genieße ich die Berührung. Dennoch kann ich nicht ewig hier sitzen. Aber ich will sie nicht alleine lassen. Nicht jetzt in der Nacht. Ein Bus kommt. Ich klemme sie unter den Arm und steige mit ihr ein. Sie scheint tatsächlich nicht verletzt zu sein, nur maßlos betrunken. "How's it gonna end? " will ich von ihr wissen. Sie schnarcht und ich steige am Brückenkopf aus.
Zuletzt geändert von Nifl am 12.12.2006, 20:21, insgesamt 8-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 19:44

Hallo Nifl,

flott geschrieben, guter Einstieg, gefällt mir. Aber jetzt kommt das unvermeintliche aber ...

Ab hier, also dem Schluss, dachte ich, jetzt geschieht etwas Unheimliches, Mysthisches, auch passend zum "How's it gonna end?" Du hättest hier, nach "zugefrorenen Sees" eine tolle und überraschende Wendung schreiben können, nämlich dass es der Protag selbst ist, der da auf der Straße liegt und dann schließlich erkennt, dass er tot ist! Das wäre Mystik von Feinsten gewesen und hätte einen Uaaaaaaaaaaaaaa-Effekt ausgelöst. (Zumal du schon die tote Mutter hast erscheinen lassen) Kennst du den Film "Ghost, Nachricht von Sam"? Wie die Toten dort ihren Körpern entsteigen und erst gar nicht begreifen, dass sie tot sind. Das kam mir sofort in den Sinn.

So aber, ist der Schluss langweilig, jedenfalls in meinen Augen, und lässt mich denken: Schade!
Saludos
Magic


"Ich liege auf dem Rücken und danke den Sternen. Mir ist, als läge ich auf dem Eis eines zugefrorenen Sees, plötzlich knackt es unter mir und ein Riss halbiert meinen Körper in Yin und Yang. Das gerettete Fundstück bewegt sich. Ein schwarzhaariger Frauenkopf lächelt mich an.

Sie sagt leise : "Schicksal eben."
"Aaaaach, so schlimm wird's schon nicht sein!", antworte ich wohl wenig überzeugend. Ich muss sie untersuchen, vielleicht ist sie gelähmt?
"Tut dir was weh ?"
Etwas verzögert murmelt sie: "Nein, nein, alles in Ordnung"
Das würde ich gerne glauben.
Ich beschließe sie ein Stück weiter die Straße hoch in eine Bushaltestelle zu hieven. Auf der Bank sackt sie zusammen wie eine Marionette, der man das Führungskreuz abgeschnitten hat.
"Ich bin müde", lallt sie und kippt seitlich auf meinen Schoß. Erst ist mir die plötzliche Nähe unangenehm, doch dann genieße ich die Berührung. Dennoch kann ich nicht ewig hier sitzen. Aber ich will sie nicht alleine lassen. Nicht jetzt in der Nacht. Ein Bus kommt. Ich klemme sie unter den Arm und steige mit ihr ein. Sie scheint tatsächlich nicht verletzt zu sein, nur maßlos betrunken. "How's it gonna end ? " will ich von ihr wissen. Sie schnarcht und ich steige am Brückenkopf aus."

Nifl
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Beitragvon Nifl » 03.12.2006, 19:57

Huhu Magic.

Freut mich, dass du die Geschichte gelesen hast!

nämlich dass es der Protag selbst ist, der da auf der Straße liegt und dann schließlich erkennt, dass er tot ist!

Ich bin's Nifl … nicht Rala! *lach … nein, ernsthaft, das ist eine ganz großartige Idee! Werde ich als Variante auf jeden Fall mal versuchen.

Vielen Dank!

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.12.2006, 20:03

Hi Nifl,

super, ich bin sehr gespannt!
magische Grüße ,-)
Magic

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 03.12.2006, 20:48

Hallo Nifl,

ich habe die Geschichte schon heute morgen gelesen und rätsele seitdem am Titel herum.

Hab sogar bei Wiki nachgeguckt: Ein Brückenkopf ist umgangssprachlich ein Stützpunkt im feindlichen Gelände; im engeren Sinn eine eigene Stellung an der feindlichen Küste, die das ungestörte Anlanden der eigenen Streitkräfte ermöglicht.

Hat das eine sinnbildliche Bedeutung für den Text oder bezieht sich der Ausdruck einfach auf einen bestimmten Ort in Heidelberg?* Ich kenne mich in der Stadt nicht aus.

lG
Zefira
ps. *oder beides? :12:
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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annette
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Beitragvon annette » 04.12.2006, 14:27

Hallo Nifl,

ich finde nicht, dass Du aus dem Text eine Geistergeschichte machen solltest.

Mir kam Dein Text eher wie der Anfang oder ein Teil einer Geschichte vor, so dass er mich neugierig gemacht hat, zu erfahren, wie es weiter geht oder wie alles zusammenhängt.

Der Schlüssel zu der Geschichte schien mir der einzige Satz zu sein, den die Frau sagt: "Schicksal eben." Hier frage ich mich, wessen Schicksal. Ist es das des Protagonisten, dann möchte ich wissen, was diese Begegnung in seinem Leben ändern wird. Ist das Schicksal der Frau gemeint, dann fehlen mir ein paar Anknüpfungspunkte zu diesem Leben, dass der Ich-Erzähler gerettet hat.

Interessant fände ich zum Beispiel, wenn es noch einen weiteren kurzen Text gäbe, der - diesmal aus der Sicht der Frau - zeigt, in welcher Situation sie sich gerade befindet - entweder zeitlich parallel zum ersten Text oder aber ein paar Stunden früher oder später.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass der zweite Text beschreibt, wie die beiden sich noch einmal treffen, ohne einander zu erkennen und dass an dieser zweiten Situation erst die schicksalshafte Tragweite der ersten Begegnung deutlich wird.

Sorry, viele wilde Ideen, die mir bei Deinem Text kamen - inspirierend, Dein Text!

Gruß, annette

Nifl
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Beitragvon Nifl » 04.12.2006, 18:25

Oh Zefi, du hast mich mal wieder voll erwischt. Ich dachte immer Brückenköpfe seien die Enden einer Brücke, das erste Landsegment. In Heidelberg heißen die auch so … und alles drumherum ebenfalls (Bushalte, Parkhaus Cafe usw.). Militärisch? huch?
Ich meinte das in dem Text als Initialpunkt. Bei meiner Definition von Brückenköpfen *g beginnt und endet es.

LG
Nifl

Hallo Annette! *hüpf
Freue mich sehr, dich in der Prosaabteilung zu sehen!

Geistergeschichte

Hm …ja, die Kitschgefahr ist sehr groß (gerade in diese Sam-Richtung gedacht), aber wenn man das weiß, ist es vermeidbar. Vielleicht nur ein temporärer Tod … mit Wiederbelebung?

Der Schlüssel zu der Geschichte schien mir der einzige Satz zu sein, den die Frau sagt: "Schicksal eben." Hier frage ich mich, wessen Schicksal. Ist es das des Protagonisten, dann möchte ich wissen, was diese Begegnung in seinem Leben ändern wird. Ist das Schicksal der Frau gemeint, dann fehlen mir ein paar Anknüpfungspunkte zu diesem Leben, dass der Ich-Erzähler gerettet hat.

Ja, das Schicksal ist zu vage(hilfe wa(a)ge? ...was will mir Freud sagen?), gebe ich dir vollkommen Recht (fastwie im wirklichen Leben *g)

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der zweite Text beschreibt, wie die beiden sich noch einmal treffen, ohne einander zu erkennen und dass an dieser zweiten Situation erst die schicksalshafte Tragweite der ersten Begegnung deutlich wird.


Die Idee gefällt mir auch seeeehr gut. Der Rauschbegegnung einer nüchternen gegenüberstellen … spannend… aber da muss ich noch sehr viel mehr in die Figurenzeichnung investieren …

Dein Kommentar hat mich sehr gefreut und eine interessante Variante eröffnet.
Danke.

LG
Nifl
Zuletzt geändert von Nifl am 04.12.2006, 19:17, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.12.2006, 19:16

Hi Nifl,

die Idee von Annette finde ich auch nicht übel. Du siehst, es steckt eine Menge Potential in deiner Story!
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.12.2006, 14:02

Hallo Nifl,
also ich bin, was den Handlungstrang der Geschichte angeht so mit ihr zufrieden, wie sie ist! Ich habe kein überraschendes Ende erwartet, sondern mir war gleich beim Einstieg klar, dass es um einen Lichtwurf, einen Ausschnitt geht, der ein Leben zeigt. Mehr nicht, aber mir reicht das nicht nur, ich finds sogar besser als Action.

Das Wort Brückenkopf ist etwas schwer zugänglich (dein Gebrauch gefällt mir aber), einfach weil es nicht (behaupte ich jetzt mal dreist, weil es bei mir so ist) nicht aus dem Wortschatz abrufbar ist....ob man das noch anders beschreiben kann und trotzdem den Gedanken retten kann?

How's it gonna end ?<---Leerzeichen weg

Auch sonst gibt's für mich nichts zu verlieren, außer meinem Leben vielleicht.<--zu pathetisch, das will doch der text sagen. Durch den Satz wird es zu gewollt.

Ratten<--viiiiiiiiiellll zu oft in diesen Zusammenhängen benutzt! Unbedingt Alternativbild!

Scheiße, was war das denn ? <_Leerzeichen weg...

Erst ist mir die plötzliche Nähe unangenehm, doch dann genieße ich die Berührung.<--zu kalt erzählt, die Geschichte wird hier zu stark zu Texterzähltem, berührender bitte! tiere0053:

How's it gonna end ? : na du weißt schon, Leerzeichen :-)

Der Protagonist ist dann etwas seltsam gezeichnet, einerseits hat der Erzähler die Tendenz ihn als "Penner" zu kennzeichnen, aber er scheint noch einigermaßen im Leben zu stehen (Wohnung, Fahrradschloss, typische (soll heißen gesellschaftskonforme) Gedanken). Entweder wünsch ich mir noch ein wenig klarer gezeichnetes Bild (mehr über zu erfahren) oder etwas weniger Pennerklischee.

Ansonsten eine in meinen Augen tolle und sehr in sich stimmige Geschichte!

Liebe Grüße,
Lisa

PS: das Gegenstück, das Annette vorschlägt, wäre sicher auch spannend! Und weitergehen könnte der Text natürlich auch - alles aber in meinen Augen kein Muss.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Peter

Beitragvon Peter » 05.12.2006, 15:42

Hallo Nifl,

wenn ich deinen Text begreife, mal angenommen, dass das so ist, gefällt er mir sehr, weil er eine Theorie des Schreibens in sich verbirgt. Auf meine Weise gelesen, ist das lyr. Ich des Textes das Wort selbst, das Wort, dem allerlei Dinge begegnen, dem aber die allerlei Dinge nur als Vorwand dienen, um zu sein. Da stößt das Wort mit "Gegenständen" zusammen, also mit Gegen-Ständen, die das Wort in seinem Verlauf behindern/ irritieren/ beenden wollen. Und trotzdem läuft das Wort weiter, will für sich nichts, als weiterlaufen. Deswegen denke ich geht es in deinem Text um nichts; alles ist vertauschbar; außer die Linie des Wortes, die am schönsten, wie ich finde, hervorkommt in der Fahrradfahrt. Ja das Fahrrad erscheint mir in deinem Text das "natürliche Instrument des Wortes". Es zeigt eine Verbundenheit auf, mit der Natur... der Nacht... und schafft Geheimnisse, wie zum Beispiel die Bäume als Wächter. - Kann man also sagen, deine Geschichte ist eine Parabel?

"How's it gonna end?" steht in deinem Text. Deine Geschichte endet nicht - zum Glück. Ich fände es traurig für das Wort, wenn es, das Wort selbst, enden würden hier in einer Geistergeschichte.

Liebe Grüße,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.12.2006, 17:04

Hallo Peter,

du sprichst in Rätseln. Welches Wort soll hier das LI darstellen? :12:
:schaf: Magic

Peter

Beitragvon Peter » 05.12.2006, 18:29

Hallo magic,

das Wort ist das Wort ist das Wort ...

Ist dir das nicht geläufig, dass man vom Wort an sich spricht?
Also das Wort-an-sich.
?

Liebe Grüße,
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.12.2006, 18:54

Hallo Peter,

so, das Wort steigt aus der S-Bahn aus, fährt Fahrrad, hört Musik etc.
Peter, ich glaube, du hast zuviel Erbsensuppe gefuttert ...
Saludos
Magic

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 05.12.2006, 19:37

Vielleicht meint Peter, dass die Geschichte, ganz einfach ausgedrückt, nicht wegen inhaltlichen Gewichts, sondern aus Erzählfreude erzählt wird.

Ich kenne mehrere Romane, die so geschrieben sind, dass man den Autoren vor sich hat wie einen Fremden, der einen auf der Straße am Mantelknopf festhält, um etwas loszuwerden.

Ich vermisse eigentlich auch nichts an Nifls Text, keine Weiterführung, keine mysteriöse Wendung ... nur vom Erzähler selbst kann ich mir kein klares Bild machen. Die Szene mit der plötzlich vor seinem inneren Auge auftauchenden Mutter kann ich nur als Selbstironie deuten, so etwas passiert doch in Wirklichkeit nie (wenn dieses Topos auch seit jeher gern in der Literatur bemüht wird :a045:

lieben Gruß
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)


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