Das Gespräch
Fast war sie schon an ihm vorbei gegangen. Da blieb sie plötzlich stehen. Ich sah, wie sie kurz überlegte und dann zwei Schritte rückwärts ging. Ihre Tüten stellte sie auf den Boden und strich sich ein wenig verlegen durch ihr sprödes Haar „ Na? Was stehst du hier herum?“ Sie sah ihn durchdringend an, diesen Kerl. Er war kaum größer als sie, der Rücken gekrümmt. In der Hand hielt er eine Kugel. Er schwieg. „Bist wohl auch alleine, oder?“ Und ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort: „Geschieht uns recht! Wir hätten uns auf das Wichtige im Leben konzentrieren sollen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.“ Durchdringend sah sie ihm in die Augen und legte dabei ihre Hand auf seine Schulter. Der Mann reagierte nicht. „So…- Du hälst dich wohl für was Besseres, hm? Hast es nicht nötig, mit mir zu reden, oder was?!“ Ihre Stimme wurde lauter. Sie gestikulierte wild und ging sichtlich erregt vor ihm auf und ab: „Jetzt hör mir mal gut zu, du arroganter Fatzke! Ich weiß genau, dass du froh bist, dass dich mal jemand anspricht. Auch wenn du es nicht zeigen kannst. Sonst redet doch niemand mit dir! Alle gehen an dir achtlos vorbei. Grinsen dich vielleicht mal verlegen an. Ich kenne das Gefühl, mir brauchst du nichts vormachen!“ Der Mann schwieg.
Mittlerweile waren Passanten stehen geblieben und verfolgten – aus sicherer Distanz das Gespräch. „Haben sie sich nicht über deinen Buckel lustig gemacht?“ Sie sah ihm herausfordernd in die Augen, den Kopf nach vorne gereckt und tippte auf ihre Brust: „ Niemand macht sich die Mühe, hier rein zu sehen, mein Lieber! Glaubst du nicht auch, dass ich mehr bin, als nur die zerlumpte alte Krähe, die du hier siehst!? Was weißt denn du schon über mein Leben! Nichts! Niemand weiß das! Sie werfen mir Geld zu, damit sie nicht drüber nachdenken müssen.“ Sie stemmte ihre Hände geballt in die Seiten und fing an zu lachen. Auf eine bittere kalte Art, die mich erschauern ließ:“ Ha! Dir werfen sie ja noch nicht mal Geld vor die Füße!“
Sie überlegte kurz, lächelte ihn, der immer noch schwieg, mit einem Augenzwinkern an und griff nach einer der vielen Tüten, die sie mit sich schleppte. Daraus zog sie eine Wolldecke, die wohl auch schon bessere Zeiten gesehen hatte und legte sie dem Mann über die Schulter. „Im Moment ist es ja noch warm. Aber es kommt bestimmt Schnee in den nächsten Tagen.“ Sie ging einen Schritt zurück und musterte ihn. „Nein…du brauchst jetzt nichts sagen“ winkte sie ab, „ist schon ok so.“
Sie ging noch mal auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr: „Nächste Woche sehe ich noch mal nach dir. Jetzt muss ich erstmal zu Gauss und Weber.“ Sie zwinkerte ihm noch einmal kurz zu, nahm ihre Habseligkeiten und machte sich vergnügt auf den Weg.
Das Gespräch
Hallo Niko.
Würde den Erzähler unbedingt "allwissend" machen. Die Ich-Erzähler Perspektive finde ich sehr unpassend. Was bringt sie auch, außer dem einen "Erschaudern", welches ich dir so oder so empfehlen würde zu streichen... Überdies ist es zB. zweifelhaft, dass ein Ich-Erzähler das ins Ohr Geflüsterte verstehen kann. Wo befand er sich denn, der Erzähler?
In dem Text hat mir noch ein bisschen die äußere Figurenzeichnung gefehlt. Ich habe nur eine grobe Vorstellung von ihnen.
Der Titel ist für mich auch nicht recht stimmig. Es ist ja kein Gespräch, eher ein Monolog. Würde es eher "Treffen" oder so nennen.
zusammen
Ist sie wirklich rückwärts gegangen (glaub ich nicht), oder ist sie "zurück" gegangen?
verlegen oder nicht verlegen … wenig verlegen gibt es nicht
Welchen Kerl? (diesen bezieht sich ja …)
…hier dachte ich, sie hätten mal eine Beziehung gehabt… und fühlte mich dann später in die Irre geführt.
Hier wüsste ich zB. auch nicht, wie das ein Ich-Erzähler beurteilen kann.
Sollte ich das kennen?
Ich vermute daraus erschließt sich eine Pointe?
Der Monolog der Frau ist dir mE. gut gelungen, wirkt authentisch.
LG
Nifl
Würde den Erzähler unbedingt "allwissend" machen. Die Ich-Erzähler Perspektive finde ich sehr unpassend. Was bringt sie auch, außer dem einen "Erschaudern", welches ich dir so oder so empfehlen würde zu streichen... Überdies ist es zB. zweifelhaft, dass ein Ich-Erzähler das ins Ohr Geflüsterte verstehen kann. Wo befand er sich denn, der Erzähler?
In dem Text hat mir noch ein bisschen die äußere Figurenzeichnung gefehlt. Ich habe nur eine grobe Vorstellung von ihnen.
Der Titel ist für mich auch nicht recht stimmig. Es ist ja kein Gespräch, eher ein Monolog. Würde es eher "Treffen" oder so nennen.
vorbei gegangen.
zusammen
wie sie kurz überlegte und dann zwei Schritte rückwärts ging.
Ist sie wirklich rückwärts gegangen (glaub ich nicht), oder ist sie "zurück" gegangen?
sich ein wenig verlegen
verlegen oder nicht verlegen … wenig verlegen gibt es nicht
diesen Kerl.
Welchen Kerl? (diesen bezieht sich ja …)
„Geschieht uns recht! Wir hätten uns auf das Wichtige im Leben konzentrieren sollen. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.“
…hier dachte ich, sie hätten mal eine Beziehung gehabt… und fühlte mich dann später in die Irre geführt.
Durchdringend sah sie ihm in die Augen
Hier wüsste ich zB. auch nicht, wie das ein Ich-Erzähler beurteilen kann.
zu Gauss und Weber
Sollte ich das kennen?
Ich vermute daraus erschließt sich eine Pointe?
Der Monolog der Frau ist dir mE. gut gelungen, wirkt authentisch.
LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
Huhu Niko,
ich habe mal bei Google gestöbert und ein Denkmal von Gauss und Weber in Göttingen gefunden.
Einer der beiden hält (soweit ich das auf dem Winzbild erkennen kann) eine Kugel in der Hand. Ist das der Mann, den Deine Frau trifft? (Allerdings sieht er auf dem Bild nicht bucklig aus.)
Irgendwas wäre wohl wichtig für das Verständnis des Textes, was ich nicht weiß ...
Nifl hat übrigens sehr recht, dass die Ich-Perspektive zu der Geschichte nicht passt. Besser eine allwissende oder Kameraperspektive.
lG
Zefira
ich habe mal bei Google gestöbert und ein Denkmal von Gauss und Weber in Göttingen gefunden.
Einer der beiden hält (soweit ich das auf dem Winzbild erkennen kann) eine Kugel in der Hand. Ist das der Mann, den Deine Frau trifft? (Allerdings sieht er auf dem Bild nicht bucklig aus.)
Irgendwas wäre wohl wichtig für das Verständnis des Textes, was ich nicht weiß ...
Nifl hat übrigens sehr recht, dass die Ich-Perspektive zu der Geschichte nicht passt. Besser eine allwissende oder Kameraperspektive.
lG
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
zum besseren verständnis:
Georg Christoph Lichtenberg sind als einem der berühmtesten und vielseitigsten Bewohner Göttingens mehrere Denkmäler gesetzt, darunter das einzige, das dem eigentlichen Wahrzeichen der Stadt, dem Gänseliesel, auf dem Kornmarkt nahekommen darf.
Die geschönte Darstellung – Lichtenbergs Buckel war größer als hier angedeutet – verweist auf Lichtenbergs Rang in der Physik, indem sie die Benennung der beiden Arten elektrischer Ladung als plus und minus durch Lichtenberg zeigt.
Georg Christoph Lichtenberg sind als einem der berühmtesten und vielseitigsten Bewohner Göttingens mehrere Denkmäler gesetzt, darunter das einzige, das dem eigentlichen Wahrzeichen der Stadt, dem Gänseliesel, auf dem Kornmarkt nahekommen darf.
Die geschönte Darstellung – Lichtenbergs Buckel war größer als hier angedeutet – verweist auf Lichtenbergs Rang in der Physik, indem sie die Benennung der beiden Arten elektrischer Ladung als plus und minus durch Lichtenberg zeigt.
- Dateianhänge
-
- Lichtenberg.jpg (17.44 KiB) 2004 mal betrachtet
Hallo Niko!
das ist natürlich raffiniert. Da spricht die Frau mit einer Statue *g*.
Klasse!
Aber darauf kommt man leider nicht, wenn man es nicht weiß. Man grübelt und grübelt, mit wem die sich da wohl unterhält bzw. einen Monolog führt! Man denkt sich schon, dass sie irgendwie "einen an der Waffel" haben könnte, aber mehr auch nicht. Vielleicht solltest du das als Pointe am Schluss irgendwie mehr entschlüsseln. (Du könntest auch die Statue sprechen lassen und am Ende dann die Pointe, nur mal so als Anregung)
Saludos
Gabi
das ist natürlich raffiniert. Da spricht die Frau mit einer Statue *g*.
Klasse!
Aber darauf kommt man leider nicht, wenn man es nicht weiß. Man grübelt und grübelt, mit wem die sich da wohl unterhält bzw. einen Monolog führt! Man denkt sich schon, dass sie irgendwie "einen an der Waffel" haben könnte, aber mehr auch nicht. Vielleicht solltest du das als Pointe am Schluss irgendwie mehr entschlüsseln. (Du könntest auch die Statue sprechen lassen und am Ende dann die Pointe, nur mal so als Anregung)
Saludos
Gabi
Hm, ohne klugscheißen zu wollen (wieso eigentlich nicht?), also: klugscheiß: Als ich das las, dachte ich, sie spricht mit einer Statue. Die Kugel in der Hand brachte mich darauf, dann natürlich das Schweigen und die Decke für die "nächstenTage".
Dass es Lichtenberg ist, hätte ich nicht geahnt, auch den Gag mit Gauss und Weber habe ich nicht verstanden. Dafür muss man vielleicht Göttingen doch besser kennen. Ich finde den Titel sehr witzig. Und auch die Geschichte gut gemacht. Vielleicht könntest Du uns Lesern aber doch den ein oder anderen Hinweis zum besseren Verständnis gönnen.
Liebe Grüße
leonie
Dass es Lichtenberg ist, hätte ich nicht geahnt, auch den Gag mit Gauss und Weber habe ich nicht verstanden. Dafür muss man vielleicht Göttingen doch besser kennen. Ich finde den Titel sehr witzig. Und auch die Geschichte gut gemacht. Vielleicht könntest Du uns Lesern aber doch den ein oder anderen Hinweis zum besseren Verständnis gönnen.
Liebe Grüße
leonie
Hallo Niko,
da ich lange in Göttingen gelebt habe, war mir bei Buckel und Kugel schon klar, worum es geht. Wenn man das weiß, ist der Text sehr amüsant zu lesen. Ganz besonders, wenn man am Ende erfährt, dass die Frau nicht so verwirrt ist, wie man zunächst vermuten könnte, sondern sehr wohl weiß, dass sie mit einem Denkmal spricht, weil sie ja noch weitere auf der Liste hat.
Ich weiß nicht genau, wie es sich liest, wenn man nicht drauf kommt. Zumindest macht der Text dann neugierig. Vielleicht muss man es einfach drauf ankommen lassen, denn bessere Hinweise auf die Lösung fallen mir auch nicht ein.
Erzähltechnisch haben Nifl und Zefira recht: Ein durchgehend allwissender Erzähler passt besser.
Danke für die nette Göttingen-Erinnerung!
Gruß, annette
da ich lange in Göttingen gelebt habe, war mir bei Buckel und Kugel schon klar, worum es geht. Wenn man das weiß, ist der Text sehr amüsant zu lesen. Ganz besonders, wenn man am Ende erfährt, dass die Frau nicht so verwirrt ist, wie man zunächst vermuten könnte, sondern sehr wohl weiß, dass sie mit einem Denkmal spricht, weil sie ja noch weitere auf der Liste hat.
Ich weiß nicht genau, wie es sich liest, wenn man nicht drauf kommt. Zumindest macht der Text dann neugierig. Vielleicht muss man es einfach drauf ankommen lassen, denn bessere Hinweise auf die Lösung fallen mir auch nicht ein.
Erzähltechnisch haben Nifl und Zefira recht: Ein durchgehend allwissender Erzähler passt besser.
Danke für die nette Göttingen-Erinnerung!
Gruß, annette
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