Die Weide schreit
Die Weide schreit.
Ich höre sie.
Wie viele Hochzeiten
mag es heute
schon gegeben haben?
Mein Brautkranz
ist ein Kranz aus Erde.
Die Weide schreit
Ich höre sie.
Nur mich,
mich hört man nie.
Die Weide schreit
Hallo Lisa, dein Gedicht hat mich beim ersten Lesen schon so sehr angeregt, dass ich sofort etwas schreiben muss.
Das Bild von der Schreienden Weide gefällt mir.
Die Vögel die darin Hochzeit halten im Frühling, sind für das LyrIch "Schreihälse" weil sie aufmerksam machen auf etwas, das ihm fehlt.
So habe ich es verstanden...
Nur der Brautkranz aus Erde, der will mir nicht in mein Bild passen, könnte Erde ersetzt werden, etwa durch einen Brautkranz aus Gedanken o. ä.???
Enden lassen würde ich das Gedicht hinter dem "Die Weide schreit" in der letzten Strophe... denn da liegt doch aller Schmerz, den ich meine zu spüren drin...
L. G. G.
Das Bild von der Schreienden Weide gefällt mir.
Die Vögel die darin Hochzeit halten im Frühling, sind für das LyrIch "Schreihälse" weil sie aufmerksam machen auf etwas, das ihm fehlt.
So habe ich es verstanden...
Nur der Brautkranz aus Erde, der will mir nicht in mein Bild passen, könnte Erde ersetzt werden, etwa durch einen Brautkranz aus Gedanken o. ä.???
Enden lassen würde ich das Gedicht hinter dem "Die Weide schreit" in der letzten Strophe... denn da liegt doch aller Schmerz, den ich meine zu spüren drin...
L. G. G.
Liebe Gerda,
der Kranz ist aus Erde, weil er schon im getragenen Zustand ein vergangener Kranz (Blumen verroten zu Erde) ist...
Das Ende- die vier Zeilen mit dem Reim sind so platt?
Du hast Recht, der Schmerz liegt in der schreienden Weide, vollkommen Recht. Aber wirkt es so nicht zu "dünn":
Die Weide schreit
Die Weide schreit.
Ich höre sie.
Wie viele Hochzeiten
mag es heute
schon gegeben haben?
Mein Brautkranz
ist ein Kranz aus Erde.
Die Weide schreit.
der Kranz ist aus Erde, weil er schon im getragenen Zustand ein vergangener Kranz (Blumen verroten zu Erde) ist...
Das Ende- die vier Zeilen mit dem Reim sind so platt?
Du hast Recht, der Schmerz liegt in der schreienden Weide, vollkommen Recht. Aber wirkt es so nicht zu "dünn":
Die Weide schreit
Die Weide schreit.
Ich höre sie.
Wie viele Hochzeiten
mag es heute
schon gegeben haben?
Mein Brautkranz
ist ein Kranz aus Erde.
Die Weide schreit.
Liebe Gerda,
ich warte mal ab - vielleicht können noch andere ihre Meinung zu "zu dünn" oder nicht zu dünn abgeben. Dann entscheide ich über die Veränderung. Wahrscheinlich hast du Recht.
Der Kranz war schon immer und nur aus Erde (er ist aus Erde gemacht), daher geht kein schon. Vielleicht sollte ich das ist streichen...?
ich warte mal ab - vielleicht können noch andere ihre Meinung zu "zu dünn" oder nicht zu dünn abgeben. Dann entscheide ich über die Veränderung. Wahrscheinlich hast du Recht.
Der Kranz war schon immer und nur aus Erde (er ist aus Erde gemacht), daher geht kein schon. Vielleicht sollte ich das ist streichen...?
Hallo Lisa, Hallo Gerda,
mich haben gerade die letzten drei Verse sehr angesprochen! Bei allem Wissen um und Verständnis für deine Liebe zu sprachlicher Reduktion, Gerda, hier wäre es nach meinem Dafürhalten zu reduziert, fielen die letzten drei Zeilen fort. Es klänge dann, wie Lisa schreibt, tatsächlich zu dünn. Denn gerade der Gegensatz zwischen hören - nicht hören im Zusammenhang mit der verstärkenden Wiederholung des Pronomens "mich" verleihen der letzten Strophe eine Eindringlichkeit, die nachhallt.
LG Herby
mich haben gerade die letzten drei Verse sehr angesprochen! Bei allem Wissen um und Verständnis für deine Liebe zu sprachlicher Reduktion, Gerda, hier wäre es nach meinem Dafürhalten zu reduziert, fielen die letzten drei Zeilen fort. Es klänge dann, wie Lisa schreibt, tatsächlich zu dünn. Denn gerade der Gegensatz zwischen hören - nicht hören im Zusammenhang mit der verstärkenden Wiederholung des Pronomens "mich" verleihen der letzten Strophe eine Eindringlichkeit, die nachhallt.
LG Herby
Hallo Lisa, hallo Herby, könnt ihr mir das mit dem Kranz bitte erklären, ich verstehe es immer noch nicht :-s :-s :-s
Wenn Blumen verrotten werden sie wieder zu Erde, ja, aber das dauert...
Wenn sie immer Erde waren... woran erkannt man dann, dass es Blumen gewesen sind?
Oder bin ich jetzt irgendwie auf den Kopf gefallen???
Gerda ratlos
Achso, noch etwas Herby, es geht mir diesmals nicht unbedingt um die Verknappung, sondern darum, dass leider gerade in den letzten 3 Versen Betroffenheit durchsickert und den echten Schmerz nach meinem Dafürhalten kaputt macht...
Wenn Blumen verrotten werden sie wieder zu Erde, ja, aber das dauert...
Wenn sie immer Erde waren... woran erkannt man dann, dass es Blumen gewesen sind?
Oder bin ich jetzt irgendwie auf den Kopf gefallen???
Gerda ratlos
Achso, noch etwas Herby, es geht mir diesmals nicht unbedingt um die Verknappung, sondern darum, dass leider gerade in den letzten 3 Versen Betroffenheit durchsickert und den echten Schmerz nach meinem Dafürhalten kaputt macht...
Ich habe langsam das Gefühl zu wirr zu denken
:shock:
Aaalso: Normalerweise ist ein Kranz aus Blumen. Er zeigt für mich die Frische etc. der Braut.
Der Kranz in diesem Gedicht nun ist nicht aus Blumen sondern aus Erde verwelkter Blumen und bildet so in sich selbst (oder einfacher: in Bezug auf die "normalen" Brautkränze) einen Gegensatz zum frischen, jungen...etc...
Zudem ist er und wird immer sein aus Erde sein und bestand nie aus frisch gepflückten Blumen.
so in etwa wie ein greises Neugeborenes...
falls das nicht noch mehr verwirrt..........

Aaalso: Normalerweise ist ein Kranz aus Blumen. Er zeigt für mich die Frische etc. der Braut.
Der Kranz in diesem Gedicht nun ist nicht aus Blumen sondern aus Erde verwelkter Blumen und bildet so in sich selbst (oder einfacher: in Bezug auf die "normalen" Brautkränze) einen Gegensatz zum frischen, jungen...etc...
Zudem ist er und wird immer sein aus Erde sein und bestand nie aus frisch gepflückten Blumen.
so in etwa wie ein greises Neugeborenes...
falls das nicht noch mehr verwirrt..........

Liebe Gerda,
ich habe diese beiden Zeilen
Mein Brautkranz
ist ein Kranz aus Erde
so verstanden, dass der Brautkranz aus Erde eine vergangene Beziehung verbildlicht, der das lyr. Ich nachtrauert und an die es durch die (Trauer-?) Weide erinnert wird. Erde als Symbol der Vergänglichkeit und Fruchtbarkeit gleichermaßen ...
LG Herby
ich habe diese beiden Zeilen
Mein Brautkranz
ist ein Kranz aus Erde
so verstanden, dass der Brautkranz aus Erde eine vergangene Beziehung verbildlicht, der das lyr. Ich nachtrauert und an die es durch die (Trauer-?) Weide erinnert wird. Erde als Symbol der Vergänglichkeit und Fruchtbarkeit gleichermaßen ...
LG Herby
Lisa, während ich noch tippte, hast du deine Antwort eingesetzt, die ich gerade las.
"ein greises Neugeborenes" ??? :???:
Ich fürchte, das wirft mich in meinem bisherigen Textverständnis wieder völlig zurück! Ich werde ihn später nochmal lesen. Vielleicht hilft ja auch hier zeitlicher Abstand.
LG Herby
"ein greises Neugeborenes" ??? :???:
Ich fürchte, das wirft mich in meinem bisherigen Textverständnis wieder völlig zurück! Ich werde ihn später nochmal lesen. Vielleicht hilft ja auch hier zeitlicher Abstand.
LG Herby
Na aber hallo! :shock:
Hier ist ja was los.
Nun komme ich mit meiner Interpretation, um dann das Chaos komplett zu machen
.
Ich habe den Kranz aus Erde so verstanden, als würde das Lyrische Ich direkt in der Nähe der Weide begraben sein. Darum kann das Ich auch die Schreie der Weide hören.
Ein totes Mädchen, viellicht kurz vor der Hochzeit verstorben oder sogar noch, bevor es das entsprechende Alter erreichte, und schon so lange begraben ist, daß es sich fragt, wie lange schon keine Hochzeit mehr stattfand (vielleicht fanden die Hochzeiten in Verbindung mit irgendeiner Zeremonie bei der Weide statt?; vielleicht alter Brauch - und die offizielle kirchliche/standesamtliche dann später?).
Für mich also ein romantisches Gedicht, ein etwas düsteres dazu, mystisch angehaucht (da fallen mir Brentano, Shelley, Byron ein). Weltschmerz ist da ein Stichwort für mich.
Ich mag dieses Gedicht, so wie es ist und verstehe es auch so, wie oben beschrieben - ob das die Intention der Autorin ist, ist mir in diesem besonderen Fall "völlich wurscht"
.
Gruß
Frank
Hier ist ja was los.
Nun komme ich mit meiner Interpretation, um dann das Chaos komplett zu machen

Ich habe den Kranz aus Erde so verstanden, als würde das Lyrische Ich direkt in der Nähe der Weide begraben sein. Darum kann das Ich auch die Schreie der Weide hören.
Ein totes Mädchen, viellicht kurz vor der Hochzeit verstorben oder sogar noch, bevor es das entsprechende Alter erreichte, und schon so lange begraben ist, daß es sich fragt, wie lange schon keine Hochzeit mehr stattfand (vielleicht fanden die Hochzeiten in Verbindung mit irgendeiner Zeremonie bei der Weide statt?; vielleicht alter Brauch - und die offizielle kirchliche/standesamtliche dann später?).
Für mich also ein romantisches Gedicht, ein etwas düsteres dazu, mystisch angehaucht (da fallen mir Brentano, Shelley, Byron ein). Weltschmerz ist da ein Stichwort für mich.
Ich mag dieses Gedicht, so wie es ist und verstehe es auch so, wie oben beschrieben - ob das die Intention der Autorin ist, ist mir in diesem besonderen Fall "völlich wurscht"

Gruß
Frank
Hi Frank,
du schreibst
"Ich mag dieses Gedicht, so wie es ist und verstehe es auch so, wie oben beschrieben - ob das die Intention der Autorin ist, ist mir in diesem besonderen Fall "völlich wurscht"
Dem muss ich nun aber doch widersprechen! Selbst wenn mein eigenes Textverständnis dieses Gedichts feststünde, was es nach wie vor nicht tut, so würde mich doch und gerade wegen der divergierenden Ansichten die Intention der Autorin sehr interessieren.
Im Gegensatz zu den in Buchform veröffentlichten Gedichten haben wir hier in einem solchen Forum viel einfacher die Möglichkeit, die Aussageabsicht des jeweiligen Autors zu er- und hinterfragen, auch auf die Gefahr hin, dass diese Aufklärung unser eigenes Textverständnis über den Haufen wirft.
Ich frage mich, ob du es dir mit dieser Haltung nicht sehr einfach machst. Zu sagen, so und so versteh ich den Text nun mal und wie der Autor / die Autorin das tatsächlich gemeint haben könnte, ist mir wurscht, kann es doch wohl auch nicht sein! Spricht daraus nicht stark eine Geringschätzung ihrer Arbeit?
Und zum Schluss noch eine Frage: Ohne Lisas Gedicht schmälern zu wollen, aber was macht ihren Text für dich zu einem "besonderen Fall" ?
Die Unterschiedlichkeit der Interpretationen und Vielzahl der Fragen, die ihr Text aufwirft? Oder die Klarheit bzw. Sicherheit deiner Interpretation? Beides halte ich bei der Verarbeitung eines Gedichts für nicht außergewöhnlich!
Es liegt mir fern, dich mit diesen Gedanken und Fragen zu verletzen, aber sie gingen gingen mir durch den Kopf, als ich deine Antwort las, und mussten jetzt einfach noch raus.
Spätnächtliche Grüße
Herby
du schreibst
"Ich mag dieses Gedicht, so wie es ist und verstehe es auch so, wie oben beschrieben - ob das die Intention der Autorin ist, ist mir in diesem besonderen Fall "völlich wurscht"
Dem muss ich nun aber doch widersprechen! Selbst wenn mein eigenes Textverständnis dieses Gedichts feststünde, was es nach wie vor nicht tut, so würde mich doch und gerade wegen der divergierenden Ansichten die Intention der Autorin sehr interessieren.
Im Gegensatz zu den in Buchform veröffentlichten Gedichten haben wir hier in einem solchen Forum viel einfacher die Möglichkeit, die Aussageabsicht des jeweiligen Autors zu er- und hinterfragen, auch auf die Gefahr hin, dass diese Aufklärung unser eigenes Textverständnis über den Haufen wirft.
Ich frage mich, ob du es dir mit dieser Haltung nicht sehr einfach machst. Zu sagen, so und so versteh ich den Text nun mal und wie der Autor / die Autorin das tatsächlich gemeint haben könnte, ist mir wurscht, kann es doch wohl auch nicht sein! Spricht daraus nicht stark eine Geringschätzung ihrer Arbeit?
Und zum Schluss noch eine Frage: Ohne Lisas Gedicht schmälern zu wollen, aber was macht ihren Text für dich zu einem "besonderen Fall" ?
Die Unterschiedlichkeit der Interpretationen und Vielzahl der Fragen, die ihr Text aufwirft? Oder die Klarheit bzw. Sicherheit deiner Interpretation? Beides halte ich bei der Verarbeitung eines Gedichts für nicht außergewöhnlich!
Es liegt mir fern, dich mit diesen Gedanken und Fragen zu verletzen, aber sie gingen gingen mir durch den Kopf, als ich deine Antwort las, und mussten jetzt einfach noch raus.
Spätnächtliche Grüße
Herby
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