Was im Mai geschah
Im Garten wuchsen vier Birken. (Der Vater hatte sie gepflanzt.) Eine für den Vater, eine für die Mutter und je eine für die beiden Söhne. Eigentlich waren es nur drei Birken. Die Birke der Eltern teilte sich kurz über der Wurzel.
Im Garten blühten auch zum ersten Mal die frisch gesetzten Blumen. Nachbarskinder (Olaf und Claudia) pflückten sie und schenkten sie der Mutter. Die Mutter stellte die Blumen in einer Vase ins Küchenregal. Sie war traurig.
Im Küchenregal stand auch ein Porzellanbecher. Der zeigte einen Maronenverkäufer und darin war kalter, schwarzer Kaffee. Die Mutter erklärte dem Jungen, dass Maronen Esskastanien sind (der Junge staunte, dass man Kastanien essen kann, sollte sie aber viel später doch einmal essen) und dass man von kaltem, schwarzem Kaffee schön wird.
Einmal kam der Junge in die Küche, und die Mutter sang: „Der Mai ist gekommen!“ Ihr Haar glänzte schwarz. Der Junge war sich sicher: Das kam bestimmt vom Kaffee.
Die Birken trugen erstes Grün und die Mutter starb. Sie fehlte. Vor allem bei der Aufführung, bei welcher der Junge ein Prinz war. Auch der Becher auf dem Kücheregal mit dem Maronenverkäufer und dem Kaffee (kalt und schwarz) fehlte.
Der Vater fällte die Birken. Die für die Mutter, die für den Vater und die für die Kinder. Dann heiratete er eine andere Frau.
Das alles geschah im Mai, in verschiedenen Jahren.
Einige Passagen geändert mit Hilfe von Magic und Annette (siehe deren Beiträge). Die Haare glänzen jetzt auch schwarz statt zu leuchten, dank Pandora. Einige Tippfehler habe ich noch dank Klara, Herby und Niko ausmerzen können. Herby ist auch dafür verantwortlich, dass sich in der letzten Zeile der Punkt in ein Komma verwandelt hat. Danke allen.
Was im Mai geschah
Ich habe jetzt den letzten satz geändert (das "wenn auch" gestrichen). was haltet Ihr davon - ist es besser oder schlechter geworden?
Besser: lakonischer, erzählender, weniger "theoretisch", deshalb kindgerechter, zum Stil passender, und dennoch abschließender/erwachsener - lauter Komparative, die nicht gehen, sorry, aber ich lasse sich dennoch - stehen ,-)
lg
k
lieber max,
weglassen von bewertungen kommt dem erzählen oft sehr zu gute...
(siehe z.b. die im autorensuchthread zitierte passage von innerhofer - da steht einfach: "die strümpfe waren rauh." - kein wort davon, wie der junge das empfand, was es 'mit ihm machte' - der leser darf selbst empfinden.)
- in diesem zusammenhang: wozu brauchst du das "auch" im drittletzten satz?
liebe grüße
aram
weglassen von bewertungen kommt dem erzählen oft sehr zu gute...
(siehe z.b. die im autorensuchthread zitierte passage von innerhofer - da steht einfach: "die strümpfe waren rauh." - kein wort davon, wie der junge das empfand, was es 'mit ihm machte' - der leser darf selbst empfinden.)
- in diesem zusammenhang: wozu brauchst du das "auch" im drittletzten satz?
liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
- Thomas Milser
- Beiträge: 6069
- Registriert: 14.05.2006
- Geschlecht:
Hi Max.
Der Text vermag eines auf jeden Fall: Zu entrücken. Das ist was Seltenes. Insbesondere die Wiederholungen finde ich angenehm gesetzt.
Was ich nicht mag sind die Hervorhebungen in Orange und Fett. Dieser Text braucht so etwas nicht. Du gewinnst damit nicht mehr, als schon längst gewonnen wäre. Will sagen: Du gibst dir zuviel Mühe.
Tom.
Der Text vermag eines auf jeden Fall: Zu entrücken. Das ist was Seltenes. Insbesondere die Wiederholungen finde ich angenehm gesetzt.
Was ich nicht mag sind die Hervorhebungen in Orange und Fett. Dieser Text braucht so etwas nicht. Du gewinnst damit nicht mehr, als schon längst gewonnen wäre. Will sagen: Du gibst dir zuviel Mühe.
Tom.
Menschheit, Du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu... (Charles Bukowski)
*lach* Tom, Hervorhebungen in Orange und fett? Hast du den Text zufällig über die Suche gefunden? Ich sehe keine Hervorhebungen? Oder du hast gestern ordentlich einen....
Dumdidumm...
Liebe Grüße,
Lisa
Dumdidumm...
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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