Alles Gute kommt von oben

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 26.03.2006, 16:47

Alles Gute kommt von oben


Es schabte eine Schabe
etwas lustlos vor sich hin
und fragte eine Made
wonach steht dir der Sinn

Ein Apfel wäre jetzt gut
sprach die mit listigem Blick
und turnte voller Mut
auf einen solchen mit Geschick

Schnell sie sich hinein bohrte
mit einem mächtigen Biss
worauf es in ihr rumorte
und herab fiel ein Madenschiss

Herby

Beitragvon Herby » 26.03.2006, 20:14

Hallo Perry,

wie schön ... ein Dialog zwischen Schabe und Made! O:)

Das einzige, was mein Lesevergnügen etwas trübte, war bzw. ist das unregelmäßige Versmaß. Ist das gewollt?

Und zum Schluss noch eine ... ähäm ... delikate Frage ;-):
Hatte die Made denn, als sie verdaute, den Apfel schon wieder verlassen, weil ihre Hinterlassenschaft "herab fiel"? Ich wähnte dieses Geschehen eher im Inneren des Apfels vor sich gehend ...

Gerne gelesen!
LG Herby

Perry

Beitragvon Perry » 27.03.2006, 10:32

Hallo Herby,
danke für dein Interesse an diesem kleinen Fun-Text.
Da ich kein besonderer Reimspezialist bin, wäre ich froh, wenn du mir einen Vorschlag zum Versmaß machen könntest. Ich suche in der Regel nach passenden Reimen und versuche dann den Text laut zu lesen.
Zum gedachten Bild: Die Made bohrt sich in den Apfel und lässt aus ihrem hinteren Ende, das noch herausguckt, etwas fallen.
LG
Manfred

Herby

Beitragvon Herby » 27.03.2006, 21:09

Hi Manfred,

danke für die Aufklärung! ;-)

Da du nichts dagegen hast, werd ich mal versuchen, deinen Text, was das Versmaß angeht, zu bearbeiten. Gib mir nur noch etwas Zeit.

Übrigens ... für einen Spezialisten in Sachen Reim und Versmaß halte ich mich selbst nun auch nicht. Auch in meinen Texten holpert's oft genug noch!

Liebe Grüße
Herby

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 27.03.2006, 21:28

Hallo Perry!

Ich war so frei, mich an deiner wunderbaren Idee zu versuchen und hoffe, ich hab mich da nicht zu weit rausgelehnt:

Es schabte einmal eine Schabe
etwas lustlos vor sich hin
und deshalb fragte eine Made:
"Wonach steht dir denn der Sinn?"

Die sprach:"Ein Apfel wär jetzt gut!"
und sagte dies mit list´gem Blick
und danach turnte sie voll Mut
auf einen solchen mit Geschick.

Gekonnt sie sich in ihn rein bohrte
das tat sie mit ´nem mächt´gen Biss
worauf es laut in ihr rumorte
und aus ihr fiel ein Madenschiss.

lg aus wien

cyberpoet

Herby

Beitragvon Herby » 27.03.2006, 21:42

Hi cyber,

darf ich dich in einem Vers korrigieren? Alle deine Verse sind vierhebig, nur einer fällt aus diesem Schema raus:

"Wonach steht dir denn der Sinn?"

Vorschlag:

WoNACH steht DIR denn WOHL der SINN

... dann würd's passen!

LG Herby

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 27.03.2006, 21:50

hallo herby!

liegt wohl daran, dass ich WOnach betonte, wie ich es gelesen habe und nicht woNACH.
Bei näherer Betrachtung hast du recht und deine Zeile passt daher besser. Mal sehen, wie es Perry mit unseren Vorschlägen geht!

schöne grüsse aus wien

cyberpoet

Herby

Beitragvon Herby » 27.03.2006, 22:06

hi cyber,

ich muss mich korrigieren. Wenn ich deiner ursprünglichen Betonung

WOnach ...

folge, sind es auch vier Hebungen, trochäische. Bei

WoNACH

hätten wir dann eine jambische Betonung. Im Nachhinein betrachtet geht sogar vermutlich beides, abhängig davon, wie man bei einer Rezitation des Textes von Manfred liest. Die jambische Version folgt allerdings eher der natürlichen Betonung des Wortes ... aber du hast Recht. Manfred soll sich entscheiden, welche Made er bevorzugt. O:)

Jambisch - trochäische Grüße ins schöne Wien!
Herby

cyberpoet

Beitragvon cyberpoet » 27.03.2006, 23:27

hallo herby!

je nach betonung ist wohl beides möglich. aber wie du richtig feststellst, das kann und soll nur manfred entscheiden.

deinen grussworten entnehme ich, dass du schon mal in wien gewesen bist!
oder täusche ich mich da??

liebe grüsse

cyberpoet

Perry

Beitragvon Perry » 28.03.2006, 08:27

Hallo cyberpoet, hallo Herby,
danke für euere Vorschläge und Ausführungen. Bis auf eine Verwechslung im ersten Vers - nicht die Made fragte die Schabe sondern umgekehrt- was sich aber leicht korrigieren lässt, gefällt mir der Vorschlag gut. Da ich mittlerweile auch eine neue Fassung geschrieben habe werde ich erst Mal in Ruhe daran arbeiten und dann das Ergebnis einstellen.
LG an euch
Manfred

Perry

Beitragvon Perry » 28.03.2006, 10:22

Hallo ihr Lieben,
es hat mir dann doch keine Ruhe gelassen und ich habe mich auf die "Hebungen" gestürzt. Ich hoffe, dass diese Version nun ein gleiches Versmaß aufweist ohne inhaltlich gelitten zu haben:

Alles Gute kommt von oben


Es trottete einmal eine Schabe
lustlos so vor sich hin
und fragte nebenbei eine Made
wonach steht dir der Sinn

Ein Apfel wär jetzt ganz gut
sprach die mit einem list'gen Blick
und turnte sogleich voller Mut
auf einen goldgelben mit Geschick

Schnell sie hinein sich bohrte
mit einem kraftvoll mächt'gen Biss
alsbald in ihr es rumorte
herab fiel ein Madenschiss

LG
Manfred

Herby

Beitragvon Herby » 30.03.2006, 03:23

Hi Manfred,

bitte nicht böse sein, aber in diesen Versen herrscht z.T. noch immer ein mittelschweres metrisches Erdbeben! Wenn du möchtest, schick ich dir heute per PN einen Vorschlag zu.

Entschuldige, war jetzt nicht böse gemeint! O:)

LG Herby

Gast

Beitragvon Gast » 30.03.2006, 08:11

Hallo Manfred,
Herby hat absolut Recht...
Eigentlich wollte ich zu dieser Diskussion nichts beitragen, aber wenn ich deine Verse lese habe ich den Eindruck, dass dir jedes Gefühl für Klang und Sprachmelodie abhanden gekommen ist ...
Vielleicht solltest du dir die Theorie zu Gemüte führen. z. B: Was sind Hebungen und Senkungen (männliche /weiblieche Verse).
Du wirst Reimtexte finden, wenn du aufmerksam liest, da stimmen die Silben eben nicht überein... dennoch klingt es perfekt, dieses liegt in der Tat nicht am Abzählen sondern am Gefühl für die weibl. u. männl. Verse. (Ein Sonett hat nicht ohne Grund 10, bzw. 11 Silben)
Geh doch mal auf die Hauptseite von Wikipedia und sieh unter Reimschema, Sonett, Jambus, Trochäus , oder einfach mal unter "Lyrik" nach.
Glaub mir, das liest sich zwar nicht wie ein Krimi, aber spannend wird es, wenn einem die Theorie in Fleisch und Blut übergeht, und man nicht mehr zählen braucht, weil man das Wissen um eben jene "lästige" Theorie verinnerlicht hat.
Also nur Mút, gute Ideen wollen auch gut handwerrklich bearbeitet sein.

Lieben Grüß
Gerda

Perry

Beitragvon Perry » 30.03.2006, 08:16

Hallo Herby, hallo Gerda,
vielen Dank für euer Bemühen und euere gute Absicht. Ich habe mich mittlerweile etwas eingelesen, muss aber zu meiner Schande gestehen, dass mir diese Silbenzählerei- und Kadenzzuordnung nicht wirklich was gibt.
Da ich nicht vorhabe ein Reimdichter zu werden und beim eigenen Vorlesen bisher keine Probleme, weder mit meiner Zunge noch mit den Ohren meiner Zuhörer hatte, werde ich es wohl dabei belassen (lächel).
LG
Manfred
PS: Hallo Herby, natürlich würde mich eine Musterlösung aus deiner Feder interessieren, vielleicht hilfts ja doch noch (lächel).


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 7 Gäste