münchhausens stellvertreter

Niko

Beitragvon Niko » 04.03.2007, 02:21

[b]llvertreter Syndrom"
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:52, insgesamt 5-mal geändert.

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annette
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Beitragvon annette » 04.03.2007, 12:28

Hallo Niko,

zuerst fragte ich mich, warum Du hier den schlimmstmöglichen Ausgang wählst. Es schien mir etwas sensationsgeil, zumal die Fälle, die nicht letal und somit öffentlich enden, ja sicherlich häufiger sind. Aber vermutlich braucht es so ein Ende, damit solch ein Verhalten ernst genommen wird - auch hier vom Leser.

Ich finde die Situation / das Krankheitsbild sensibel und eindringlich beschrieben.

In der dritten Zeile fehlt mE ein "der".
In der zweiten Strophe frage ich mich: Will sie wachsen oder er? Das Kind will sowieso wachsen, aber hier ist wohl gemeint, dass die Mutter auch wachsen will, was das Kind verhindert (nimmt ihr das Licht). Das hat mich zuerst verwirrt, erklärt sich aber im Text (wenn ich es denn richtig gelesen habe.)

Die Schatten des Liebesscheins sind ein gutes Bild. Aber was verdeckt den Mittelpunkt? Der Schein oder nicht eher die Schatten? Dann müsste es "verdecken" heißen.

"Sie macht ihn krank" ist mir etwas zu erklärend, passt aber natürlich sehr gut zu "dass sie daran gesunde". Trotzdem würde ich die Zeile anders formulieren, etwas wie "sie liebt ihn krank" oder "sie sorgt ihn krank" oder so ähnlich.

Ich kannte das Münchhausen-Stellvertreter Syndrom nicht und habe erstmal bei Wikipedia nachgelesen, aber ich glaube man kann den Text auch ohne die Informationen verstehen.
Hat mich sehr berührt.

Gruß, annette

Niko

Beitragvon Niko » 04.03.2007, 13:51

ja, annette......das ende ist drastisch. ich habe tatsächlich auch gezögert, es so enden zu lassen.aber es ist ja wie du schon geschrieben hast: erst solch ein ende lässt sensibel werden für diese krankheit. ein tötlicher ausgang ist bei MSS nicht auszuschließen, oft aber eben schwierig in der beweislage.


Ich finde die Situation / das Krankheitsbild sensibel und eindringlich beschrieben.
danke!
In der dritten Zeile fehlt mE ein "der".
meines erachtens fehlt es da auch ;-) - ich habs eingefügt.

Die Schatten des Liebesscheins sind ein gutes Bild. Aber was verdeckt den Mittelpunkt? Der Schein oder nicht eher die Schatten? Dann müsste es "verdecken" heißen.

ich dachte es im sinne von: der schatten des liebesscheins verdeckt... ist das zu verworren ausgedrückt?
"Sie macht ihn krank" ist mir etwas zu erklärend, passt aber natürlich sehr gut zu "dass sie daran gesunde". Trotzdem würde ich die Zeile anders formulieren, etwas wie "sie liebt ihn krank" oder "sie sorgt ihn krank" oder so ähnlich.
ja, annette, du hast recht: "sie macht ihn krank" war als gegenpart gedacht zu "das sie daran gesunde" ich glaub schon, das man krank davor auch nehmen kann. nur irgendwie anders verpackt. ich überleg mal was und stelle dann eine alternative dazu. ok?
Hat mich sehr berührt.

das ist immer das größte, was man an feedback bekommen kann, annette. dafür möcht ich dir ganz besonders danken.
einen sonnigen restsonntag wünscht: Niko

Sneaky

Beitragvon Sneaky » 04.03.2007, 14:37

Hallo Niko,

das ist stark beschrieben. Könnte man auch als allgemein für Missbrauch so stehen lassen, ohne die spezielle Symptomatik.

Die Setzungen und Brüche sind stark, vor allem das "es dämmert ihr"

die Stelle mit "bedeckt" bricht mir den Lesefluss

wirft viel zu lange
Schatten
auf einen Mittelpunkt
der ihr abhanden kam?

Das "sanft" am Anfang und am Schluss ist mir einen Tick zu viel. Hat mich an ein Lied von Subway to Sally erinnert. (...seine Liebe schlummert nie)

Der Text haut rein

reimerle

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 04.03.2007, 15:18

Hallo Niko

Ein wirklich krasser Text. Ich dachte erst an einengende, übertriebene Mutterliebe, Kind als schwacher Teil, der ein Leben lang beschützt werden muss, vor allem wegen der vierten Strophe. Und schaue erst jetzt nach was Münchhausens Stellvertreter-Syndrom ist.

Gern gelesen

Schönen Sonntag

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.03.2007, 19:54

Hallo Niko,

puh, deinen Zeilen gehen echt unter die Haut...
Nach dem Lesen musste ich richtig Luft holen.
Gänsehautgrüße
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 04.03.2007, 20:04

hallo reimerle, jürgen und mucki!
danke für eure kommentare. ja, vielleicht könnte man es allgemein als gedicht nehmen für den missbrauch schlechthin, wobei er für mich dahingehend nicht ganz aufgeht, reimerle. mit dem "sanft" hast du recht. zunächst wollte ich die umklammernden strophen im nahezu gleichen weortlaut mit veränderter aussage schreiben. das "sanft" war mir am ende wichtig, von wegen der assoziation -> ruhe sanft -> tod. also baute ich "sanft" auch oben ein. ich werde das in der ersten strophe durch "hell" ersetzen. - was meinst du?
tja, jürgen...- die übertriebene mutterliebe stimmt schon. nur ist sie bei MSS nicht uneigennützig, sondern hat das ziel, durch quälen des kindes und anschließendem aufsuchen von ärzten und kliniken selbst zuwendung zu erlangen. eine ganz schräge kiste ist das. und manchmal geht es halt so aus, wie beschrieben.
ja, mucki... da bleibt einem wirklich die luft weg. was muss in einem menschen vorgehen, das er zu soetwas befähigt ist? kann es irgendetwas geben, was soetwas erklären und entschuldigen kann? ich weiß es nicht und bin da sehr im zweifel.

lieben gruß in den restsonntag: Niko

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leonie
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Beitragvon leonie » 04.03.2007, 22:15

Lieber Niko,

ja, ein heftiger, berührender Text.
Ich hatte schon von diesem Syndrom gehört und habe kürzlich, ich gebe es zu "Die Therapie" gelesen, in dem es thematisiert wird. Aber ein Psychthriller ist etwas anderes als ein Gedicht. Ich finde, Du hast erstaunliche uns sehr gute Bilder dafür gefunden, die richtig unter die Haut gehen.

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 04.03.2007, 23:09

Lieber Niko,

zu deinem Gedicht komme ich später, der Text hat mich berührt, aber ich komme nicht an den Kern, mir fehlt etwas. Ich glaube, es ist deine Intention, nach der ich mich erst noch auf die Suche begeben muss.

Liebe Grüße
Gerda

Hier ein paar Links für alle, die sich über das Gedicht hinaus Gedanken über die Erkrankunng machen:
http://www.trennungskinder.de/MSBP.htm
http://www.ptz.de/fileadmin/media/pdf_1 ... yndrom.pdf
http://www.psychiater.at/online/1-2004/7-1-2004.php
http://www.biologie.de/biowiki/M%C3%BCn ... xy-Syndrom

aram
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Beitragvon aram » 05.03.2007, 00:53

lieber niko,

ich finde, hier ist dir wieder ein besonderer wurf gelungen.

an textfluss, rhythmus, bildern, wortwahl und setzung passt für mich alles.

inhaltlich finde ich die beschreibung des direkten mordes ebenfalls nicht ganz passend zu "münchhausens stellvertreter", ohne aber genug darüber zu wissen. - ich glaube aber, dieser text steht auf seine art 'über den dingen' - gegebenenfalls würde ich eher die überschrift modifizieren als den text.
einzig die perspektive der kleine stiehlt das licht kann ich nicht ganz glauben, aber vielleicht weiß ich auch da zu wenig.

liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 05.03.2007, 08:48

Lieber Niko,

Du treibst es schamlos (hier ein Kompliment!) bis zur letzten Konsequenz durchdacht!
Und das alles in sanftem und liebevollem Rhythmus, als würde man dem Kind eine Geschichte zum Einschlafen erzählen. Mir treibt es die Gänsehaut über den Rücken, ich sage dir!

In Zeiten, wo Mütter ihre Kinder jahrelang in der Dunkelheit halten, ist der Schluss mir durchaus plausibel.

Ich find's grandios.

Ich würde es so gern laut lesen, wenn ich darf.

Chapeau und lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 05.03.2007, 11:05

hallo leonie!
danke......in einem thriller kann man das thema natürlich ganz anders behandeln. ist eh klar. es freut mich dennoch oder gerade deswegen, dass dies gedicht, trotz knappheit der worte, erreicht.
hallo gerda!
bin gespannt, was du herausfindest und mir dann schreibst. danke fürs kommentieren.
hallo aram!
inhaltlich finde ich die beschreibung des direkten mordes ebenfalls nicht ganz passend
es ist (das habe ich allerdings nicht explizit geschrieben) ein indirekter mord. die mutter will das kind nicht töten. aber um mit ihm ins kkh zu fahren oder einen notarzt zu rufen oder wie auch immer, muss man halt solange zudrücken, bis das kind bewusstlos wird (ach.....es sträubt sich mir dast, soetwas zu schreiben...) und hier war es halt zu lange. also eigentlich (aus muttersicht) ein unfall. denn diese mütter sind - das ist das schizophrene, völlig fürsorgliche und aufopfernde mütter. wie jede andere mutter auch.
die perspektive der kleine stiehlt das licht kann ich nicht ganz glauben
aus dem subjektiven empfinden der mutter wird das wohl so sein, aram... dank dir für den "besonderen wurf" :-)
hallo elsa!
natürlich darfst du laut lesen. kein problem. mich freut hier besonders, dass dir der nahezu wiegende rhythmus (so hatte ich es jedenfalls gewollt) auffiel.
ich freue mich auf deine hörversion, elsa!

ich danke euch allen für eure kommentare!
lieben gruß in den montag: Niko

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.03.2007, 11:14

Lieber Niko,
ich finde den Stil des Gedichts auch sehr gelungen - du hast ein feingespür solche Themen behandeln zu können, die selten ist. besonders durch die leichten Sprachverschiebungen/Sprachspiele, die hier so leicht sind, dass man sie gar nicht direkt bemerkt beim Lesen, sondenr nur ihre Wirkung (und genau so muss es sein) sind dabei besonders gelungen, um etwas einzufangen, was man eigentlich nicht einfangen kann.

Das Ende finde ich aber unnötig und schwächend. Ohne Tötung des Kindes fände ich den Text eindrücklicher, weil weniger dramatisch. Falls es dir möglich ist, könntest du als Versuch nicht ein zweiten Text/Textvariante zu dieser hier entwerfen und dann gucken, was passiert? Wie es wirkt?

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 05.03.2007, 11:36

hallo lisa!
ohne dieses ende müsste ich das ganze neu abfassen, da auch der anfang dann keinen sinn mehr macht. ich werds aber versuchen...
lieben gruß: Niko


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