Der Teddybär kommt auf Besuch
An der Decke baumelte eine nackte Glühbirne, deren Lichtkegel das Kellerabteil nur schwach erhellte. Sie fröstelte und es war nicht nur die feuchtkalte Luft, die ihr ein Schaudern über den Rücken jagte. Die Wohnung war leer. Zwei Wochen waren seit dem Begräbnis vergangen. Nun musste sie noch den Keller räumen. Es regenete schon den ganzen Tag.
Sie war warm angezogen mit ihren zerschlissenen Jeans und dem dicken grauen Wollpullover mit dem ausgeleierten Rollkragen. Mutters Keller war immer kalt und feucht. Der alte rotbraune Klinkerboden hatte lockere Ziegel weshalb sie vorsichtig sein musste, als sie die Leiter aufstellte. Zuoberst auf dem alten dunkelbraunen Holzkasten stand eine Schachtel. Irgendwie zog diese Schachtel sie magisch an.
Hirsch Seife stand auf dem Aufkleber. Beim Herunterheben roch sie den schwachen Duft von Kernseife. Die Schachtel war mit drei Lagen braunem Klebenband verschlossen. Mit einem Messer trennte sie kurzerhand das Band an beiden Seiten auf, um dann mit einem scharfen Schnitt den Deckel zu öffnen.
Verwundert blickte sie auf den Inhalt. Vorsichtig schob sie mit einer Hand die handgenähten Puppenkleider zur Seite. Ihre alte Schildkrötenpuppe, und der buntkarierte Stoffkasperl mit seiner Glockenkappe lagen friedlich neben-einander. Und dann sah sie ihn! – bei seinem Anblick blieb ihr das Herz fast stehen. Sie fühlte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und ihre Handflächen feucht wurden. Gleichzeitig spürte sie, wie sich ihr Magen verkrampfte. Übelkeit stieg in ihr hoch.
Da war er, ihr alter brauner Teddybär. Ihr Freund aus Kindertagen! Er war eines Tages einfach weg. Als sie nach ihm fragte, fing ihre Mutter an zu weinen, nahm sie in den Arm und meinte, alles würde wieder gut. Mit einem Mal waren sie wieder da die Erinnerungen, die sie all die Jahre so mühsam verdrängte.
Wie betäubt ließ sich sich in der Ecke nieder. Sie war wieder das kleine Mädchen mit den blonden Kringellocken. Das zutrauliche, immer freundliche Kind, das so gerne lachte. Sie sah sich wieder in ihrer Spielecke in der kleinen Wohnküche sitzen, umgeben von bunten Stoffresten. Ihre Mutter nähte. Seit der Scheidung war das Geld knapp. Manchmal kam der freundlicher Onkel. Er brachte Mama Blumen. Einmal brachte er auch ein Parfum. Mama schien so glücklich. Bei dem Gedanken an das Parfum wurde ihr wieder übel. Der Onkel nahm sie oft auf den Schoß, wenn er mit Mama schäkerte. Ihren Teddy hielt sie dabei im Arm.
„Der Teddybär kommt auf Besuch“ scherzte der Onkel, nahm das Stofftier und wanderte damit über ihre Schenkel und stubbste sie dann mit der Bärennase am Bauch. Sie musste immer lachen, weil die Bärennase sie kitzelte. In der kleinen Küche roch es nach Kaffee und frischgebackenem Hefezopf. Sie fühlte sich rundum glücklich. So wie früher, als Papa noch da war.
Als Mama für einige Tage ins Krankenhaus musste, weinte sie.
Aber der freundliche Onkel bot sich an, solange für sie zu sorgen, bis Mama wieder nach Hause durfte.
Der Teddybär kam auf Besuch!
Teddybär
Hallo Ursula,
ist das die Einleitung zu etwas Autobiographischem? Der "freundliche Onkel" erweckt in mir beim Lesen ein ungutes Gefühl. Habe ich da zu viel Phantasie? Mir fällt auf, dass der Mann nicht mit Namen genannt wird. Auch reagiert die Mutter seltsam, als vom Verschwinden des Teddys die Rede ist.
Liebe Grüße
Marlene
ist das die Einleitung zu etwas Autobiographischem? Der "freundliche Onkel" erweckt in mir beim Lesen ein ungutes Gefühl. Habe ich da zu viel Phantasie? Mir fällt auf, dass der Mann nicht mit Namen genannt wird. Auch reagiert die Mutter seltsam, als vom Verschwinden des Teddys die Rede ist.
Liebe Grüße
Marlene
Hallo Ursula Stoehr,
ich kann Marlenes Frage sehr gut verstehen, liebe Ursula.
Ich habe das grundsätzliche Problem, dass ich iesen Text als von einer betroffenen Autorin geschrieben lese.
(Das betroffen heißt nicht, dass du selbst Missbrauchsopfer gewesen sein musst, sondern, dass du dich von deiner Figur in der Geschichte zu sehr zum Betroffensein hast verleiten lassen.
Es fehlt Abstand zur Protagonistin.
Besser wäre es, sie erzählen zu lassen, was sie über das Verschwinden des Bärs heute denkt, nachdem sie weiß, dass ihre Mutter diesen offenbar hat verschwinden lassen...und vor allen Dingen, was sie über ihre Mutter...
denkt...
Die Refexion auf die Gedanken der Protagonisten solltest du einfließen lassen und nicht den Leser mit schlechten Gefühl allein lassen...
Noch etwas ganz anderes.
Mir fällt auf, dass du immer wieder darauf hinweist aus welchen Gründen du wenig Zeit hast.
Ich finde, dass wir hier, ohne Ansehen der Person und persönlicher Probleme , sei es Zeitmangel, Krankheit, Überarbeitung, Arbeitslosigkeit etc... unsere Texte posten, an Texten arbeiten und Kritik erfahren können.
Also, sind wir hier ziemlich gleich, oder haben die gleichen Chancen.
Ich meine, dass du dich nicht ständig rechtfertigen brauchst.
Stell dir vor wir würden jetzt anfangen unsere persönlchen Probleme auch noch im Forum abzuhandeln, dann wäre alksbald die liebe Lisa nicht mehr Moderatorin sondern Kummetante.
Das ist nicht bös gemeint, aber ich glaube ein Überdenken wert.
L. G. Gerda
ich kann Marlenes Frage sehr gut verstehen, liebe Ursula.
Ich habe das grundsätzliche Problem, dass ich iesen Text als von einer betroffenen Autorin geschrieben lese.
(Das betroffen heißt nicht, dass du selbst Missbrauchsopfer gewesen sein musst, sondern, dass du dich von deiner Figur in der Geschichte zu sehr zum Betroffensein hast verleiten lassen.
Es fehlt Abstand zur Protagonistin.
Besser wäre es, sie erzählen zu lassen, was sie über das Verschwinden des Bärs heute denkt, nachdem sie weiß, dass ihre Mutter diesen offenbar hat verschwinden lassen...und vor allen Dingen, was sie über ihre Mutter...
denkt...
Die Refexion auf die Gedanken der Protagonisten solltest du einfließen lassen und nicht den Leser mit schlechten Gefühl allein lassen...
Noch etwas ganz anderes.
Mir fällt auf, dass du immer wieder darauf hinweist aus welchen Gründen du wenig Zeit hast.
Ich finde, dass wir hier, ohne Ansehen der Person und persönlicher Probleme , sei es Zeitmangel, Krankheit, Überarbeitung, Arbeitslosigkeit etc... unsere Texte posten, an Texten arbeiten und Kritik erfahren können.
Also, sind wir hier ziemlich gleich, oder haben die gleichen Chancen.
Ich meine, dass du dich nicht ständig rechtfertigen brauchst.
Stell dir vor wir würden jetzt anfangen unsere persönlchen Probleme auch noch im Forum abzuhandeln, dann wäre alksbald die liebe Lisa nicht mehr Moderatorin sondern Kummetante.
Das ist nicht bös gemeint, aber ich glaube ein Überdenken wert.
L. G. Gerda
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