So viele Häuser waren noch bedeckt mit weißer Schneeglasur
und manche Bäume trugen noch den Nebelmorgenmantel.
Im Walde spürte man ein huschen, sah die lange Pfotenspur,
von jungen Hainbewohnern mit dem braunen Rehkitzmantel.
Am Wege abseits stand ein starker Baum mit krummen Ästen
und einem Herz mit Amorpfeilen zierten seinen breiten Bauch.
Ein zartes Wiegen gab sein glückliches Gefühl zum besten,
doch manchmal spürte man den ängstlich schwachen Lebenshauch.
Man hörte oft wie dünnes Holz durch seine Krone stach,
so viele Menschen sägten an dem Ast auf dem sie standen.
Und klanglos auf den gräserweichen Blätterboden brach,
Was lang vor hunderttausend Jahren einst entstanden.
(c) Franziska Wega
Stammbaum
Hallo Franziska,
habe deinen Text gelesen und möchte gerne einige Anmerkungen machen.
Zur Sprache:
1. Du schreibst:
Am Wege abseits stand ein starker Baum mit krummen Ästen
und einem Herz mit Amorpfeilen zierten seinen breiten Bauch.
Im zweiten Vers vergehst du dich aber heftigst an Kasus und Syntax!!
2. Du schreibst dann weiter:
Ein zartes Wiegen gab sein glückliches Gefühl zum besten
Hier passt m. E. die Formulierung " etwas zum Besten geben" nicht ins Bild. Bist du hier dem Reim erlegen?
3. Zu Beginn der letzten Strophe schreibst du:
Man hörte oft wie dünnes Holz durch seine Krone stach,
so viele Menschen sägten an dem Ast auf dem sie standen.
Was meinst du hier mit "dünnes Holz"? Und wie passt das zum Verb "sägen" im folgenden Vers?? Mit diesem Wort bzw Bild verbinde ich kein dünnes Holz, sondern scharfes Metall!
Was den Aufbau angeht, tue ich mich mit der 1. Strophe besonders schwer. Was hat sie mit den beiden folgenden Strophen zu tun?? Auf mich wirkt sie doch sehr ... hm ... kitschig. Klingt so nach "Heimatfilm" der 50er Jahre. Für die Aussage deines Textes -- ein alter Baum wird gefällt -- ist die 1. Strophe nicht nur entbehrlich, sondern absolut überflüssig! Lass sie weg!
Vielleicht überarbeitest du deinen Text noch mal?!
LG Herby
habe deinen Text gelesen und möchte gerne einige Anmerkungen machen.
Zur Sprache:
1. Du schreibst:
Am Wege abseits stand ein starker Baum mit krummen Ästen
und einem Herz mit Amorpfeilen zierten seinen breiten Bauch.
Im zweiten Vers vergehst du dich aber heftigst an Kasus und Syntax!!
2. Du schreibst dann weiter:
Ein zartes Wiegen gab sein glückliches Gefühl zum besten
Hier passt m. E. die Formulierung " etwas zum Besten geben" nicht ins Bild. Bist du hier dem Reim erlegen?
3. Zu Beginn der letzten Strophe schreibst du:
Man hörte oft wie dünnes Holz durch seine Krone stach,
so viele Menschen sägten an dem Ast auf dem sie standen.
Was meinst du hier mit "dünnes Holz"? Und wie passt das zum Verb "sägen" im folgenden Vers?? Mit diesem Wort bzw Bild verbinde ich kein dünnes Holz, sondern scharfes Metall!
Was den Aufbau angeht, tue ich mich mit der 1. Strophe besonders schwer. Was hat sie mit den beiden folgenden Strophen zu tun?? Auf mich wirkt sie doch sehr ... hm ... kitschig. Klingt so nach "Heimatfilm" der 50er Jahre. Für die Aussage deines Textes -- ein alter Baum wird gefällt -- ist die 1. Strophe nicht nur entbehrlich, sondern absolut überflüssig! Lass sie weg!
Vielleicht überarbeitest du deinen Text noch mal?!
LG Herby
Tja, zunächst einmal stimme ich mit Herby überein.
Das Wortspiel "Stammbaum" hilft da auch nicht, um dem Gedicht mehr Tiefe zu entlocken.
Mir fallen zudem noch folgende Sachen auf:
"Im Walde spürte man ein huschen..." Davon ab, daß man ein Huschen keineswegs spüren kann, sondern allenfalls hören, oder etwas Huschendes sehen, sollte es heißen "ein Huschen" (Substantiv).
Ob es einem Reim gut zu Gesicht steht, wenn beide Male "...mantel" dafür herhalten muß, sei dahingestellt. Aber "Nebelmorgenmantel" und "Rehkitzmantel" klingen mir sehr gekünstelt.
Dann: "Am Wege abseits" - abseits vom Wege vielleicht?
und dann "doch manchmal spürte man (schon wieder?) den ängstlich schwachen Lebenshauch" - sorry, aber ich habe keine Ahnung, wie man den ängstlich schwachen Lebenshauch eines starken Baumes spüren kann... woran man das überhaupt festmacht?!?
"klanglos" "brach" auf "gräserweichen" "Blätterboden".
Wie kann etwas klanglos brechen? Klangvoll wohl auch nicht - also ist das klanglos in jedem Fall deplaziert in diesem Sinnzusammenhang.
Hartes Gras kennst du nicht? Gerade beim Nebelmorgenmantel und wenn der Schnee noch auf den Dächern liegt? Also, ich denke da an Bodenfrost. Und wenn ich an Bodenfrost denke, denke ich keinesfalls an "weiches Gras". Und welcher Blätterboden, am Ende des Winters? Ich denke mal, die Bäume werden da noch recht kahl sein, vielleicht knospen sie. Wo sollen also die Blätter herkommen?
"Was lang vor hunderttausend Jahren einst entstanden"
bezieht sich auf den Titel "Stammbaum", ist klar, aber es paßt nicht auf den Baum, den du die ganze Zeit über servierst.
Und dann, entschuldige, dieser Umgang mit der deutschen Sprache, drei mal eine Zeitangabe in einer Zeile: "lang" "vor hunderttausend Jahren" "einst" - etwas mehr als doppeltgemoppelt...
Dieses Gedicht ist voller gedanklicher und beschreibender Fehler.
Dieses Bild stimmt einfach nicht! Also, das ist wahrlich eine Leistung.
So etwas kommt dabei heraus, wenn man zuvor nicht gut genug überlegt, was man eigentlich beschreiben und aussagen will.
Herby gab den Rat: Noch mal überarbeiten.
Ich kann diesen Rat nicht geben, da hier so viel überarbeitet werden müßte, daß ohne Zweifel ein neues Gedicht daraus würde...
So, wie es ist, ist es unausgegoren und schlecht - und das hat jetzt gar nichts mit dem Geschmack zu tun. Es ist verkitschte Pseudoromantik.
Gruß
Frank
PS: Ich habe bei jemand anderem vor einiger Zeit geschrieben, daß sein Gedicht "das schlechteste sei, was ich seit Wochen gelesen hatte". Dieses Gedicht hier ist verdammt nah dran, ihm diesen Titel zu entreißen.
Das Wortspiel "Stammbaum" hilft da auch nicht, um dem Gedicht mehr Tiefe zu entlocken.
Mir fallen zudem noch folgende Sachen auf:
"Im Walde spürte man ein huschen..." Davon ab, daß man ein Huschen keineswegs spüren kann, sondern allenfalls hören, oder etwas Huschendes sehen, sollte es heißen "ein Huschen" (Substantiv).
Ob es einem Reim gut zu Gesicht steht, wenn beide Male "...mantel" dafür herhalten muß, sei dahingestellt. Aber "Nebelmorgenmantel" und "Rehkitzmantel" klingen mir sehr gekünstelt.
Dann: "Am Wege abseits" - abseits vom Wege vielleicht?
und dann "doch manchmal spürte man (schon wieder?) den ängstlich schwachen Lebenshauch" - sorry, aber ich habe keine Ahnung, wie man den ängstlich schwachen Lebenshauch eines starken Baumes spüren kann... woran man das überhaupt festmacht?!?
"klanglos" "brach" auf "gräserweichen" "Blätterboden".
Wie kann etwas klanglos brechen? Klangvoll wohl auch nicht - also ist das klanglos in jedem Fall deplaziert in diesem Sinnzusammenhang.
Hartes Gras kennst du nicht? Gerade beim Nebelmorgenmantel und wenn der Schnee noch auf den Dächern liegt? Also, ich denke da an Bodenfrost. Und wenn ich an Bodenfrost denke, denke ich keinesfalls an "weiches Gras". Und welcher Blätterboden, am Ende des Winters? Ich denke mal, die Bäume werden da noch recht kahl sein, vielleicht knospen sie. Wo sollen also die Blätter herkommen?
"Was lang vor hunderttausend Jahren einst entstanden"
bezieht sich auf den Titel "Stammbaum", ist klar, aber es paßt nicht auf den Baum, den du die ganze Zeit über servierst.
Und dann, entschuldige, dieser Umgang mit der deutschen Sprache, drei mal eine Zeitangabe in einer Zeile: "lang" "vor hunderttausend Jahren" "einst" - etwas mehr als doppeltgemoppelt...
Dieses Gedicht ist voller gedanklicher und beschreibender Fehler.
Dieses Bild stimmt einfach nicht! Also, das ist wahrlich eine Leistung.
So etwas kommt dabei heraus, wenn man zuvor nicht gut genug überlegt, was man eigentlich beschreiben und aussagen will.
Herby gab den Rat: Noch mal überarbeiten.
Ich kann diesen Rat nicht geben, da hier so viel überarbeitet werden müßte, daß ohne Zweifel ein neues Gedicht daraus würde...
So, wie es ist, ist es unausgegoren und schlecht - und das hat jetzt gar nichts mit dem Geschmack zu tun. Es ist verkitschte Pseudoromantik.
Gruß
Frank
PS: Ich habe bei jemand anderem vor einiger Zeit geschrieben, daß sein Gedicht "das schlechteste sei, was ich seit Wochen gelesen hatte". Dieses Gedicht hier ist verdammt nah dran, ihm diesen Titel zu entreißen.
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