Was ich schreibe ist stets unvollkommen.
Stets hat es bereits ein anderer gedacht.
Nichts ist neu.
Nichts ist wirklich das, was da geschrieben steht.
Was ich sage, ist nie das, was ich denke.
Und was ich schreibe, nie das, was ich sage.
Sprache ist eine Qual, die nicht umgangen werden kann.
Sobald ein Wort das Gefühl berührt, beschmutzt es dieses mit seiner Unvollkommenheit.
Es ist eine Strafe zu wissen, dass das gelesene und verstandene nie mit dem übereinstimmen wird, was gemeint war. Denn schon im Versuch des Erklärens liegt der Makel, der auch durch die kühnsten Wortschöpfungen nicht beseitigt werden kann. Und durch das Lesen eines anderen Menschen, dessen Gedankenstrukturen nichts mit den meinen gemein haben, dessen Leben anders gelebt wird, dessen Gefühle anders gespürt werden, wird mein Text ein zweites Mal verändert.
Selten kommt das an, was ich will.
Und oft will ich das gerade nicht, was der andere zu erkennen glaubt.
Machtlos bin ich.
Sobald es niedergeschrieben, bin ich meiner Authentizität beraubt. Keine Möglichkeit gibt es das Missverstehen zu verhindern. Denn jeder denkt, dass das, was er liest und versteht richtig ist, weil er es nur so begreifen kann. Nur selten wird es gelingen, dass durch die Umwandlung zurück in Gedanken und Gefühle wieder das erscheint, was sein Ursprung war in mir.
Und doch kann ich nicht davon lassen.
Nie werden meine Texte perfekt sein.
Nie vollendet, nur abgebrochen, da ich keiner Verbesserung mehr fähig bin.
Ich kann nie objektiv sein, denn ich lese nicht, was ich geschrieben habe, sondern erinnere mich an das, was ich dachte. Wenn der Grund der Gedanken, des Gefühles verblasst und nur noch die Aussage einem in ihrer Nacktheit entgegenschreit, wird sichtbar, wie selten wir doch wirklich etwas entscheidendes sagen. Leer werden die Sätze ohne ihren Hintergrund. Erst das gelebte erfüllt sie mit Kraft, erst das geliebte füllt sie mit Macht. Doch unbestechliche Wahrheit, die zeitlos besteht ist selten und kostbar.
Es treibt mich in den Wahnsinn schon im Voraus zu wissen, dass es mir niemals gelingt, meinem Anspruch zu genügen.
Jedes weitere Wort ist nur eine weitere Aussage über ein Nichts, das nur ich sehe.
Ich denke, also schreibe ich.
Ich fühle, also lebe ich.
Ich lebe, also denke ich.
Scheinbar ist alles, was ist, nur so, weil es für uns so ist.
Scheinbar ist alles, was ist, nur wenn wir es auf uns beziehen können von Relevanz.
Was wir nicht verstehen bleibt leer und bedeutungslos.
Ich weiß, dass auch ich bedeutungslos bin.
Denn für Viele sage ich nichts.
Warum schreibe ich?
Hallo Gerda,
Es ist ein älterer Text von mir, den ich anlässlich der Diskussion im Cafe wieder hervorgeholt habe. Wie ich dort schon geschrieben habe, war ich mir nicht sicher, wo ich ihn posten sollte und dies hier schien die noch am geeignetste Kategorie für mich.
Das finde ich eine fragwürdige Aussage.
Habe ich das behauptet?
Das verstehe ich nun überhaupt nicht.
Ich schrieb:
Und doch kann ich nicht davon lassen.
Ich denke, also schreibe ich.
Ich fühle, also lebe ich.
Ich lebe, also denke ich.
Also schreibe ich wohl auch, weil ich muss.
Aber ich schreibe nicht nur, damit ich geschrieben habe, sonst könnte ich es hinterher ja verbrennen. Es geht mir schon auch um das Ergebnis.
Liebe Grüße smile
ich sehe an diesem Text nichts Satirisches oder Humorvolles und kaum Kritisches.
Es ist ein älterer Text von mir, den ich anlässlich der Diskussion im Cafe wieder hervorgeholt habe. Wie ich dort schon geschrieben habe, war ich mir nicht sicher, wo ich ihn posten sollte und dies hier schien die noch am geeignetste Kategorie für mich.
Das finde ich von Anbeginn problematisch, weil in dieser Icherzählform m. M. keine literarische Form aus dem Text erwächst.
Das finde ich eine fragwürdige Aussage.
Ist es Antrieb genug, dafür zu schreiben, nie das "suboptimale" gefunden zu haben?
Habe ich das behauptet?
Mir fällt auf, dass ich diesen Text nicht besprechen kann, weil er keine Kriterien für eine Kritik bietet.
Das verstehe ich nun überhaupt nicht.
Mir ist es eigentlich nicht wichtig, ob meine Texte so verstanden werden wie ich sie intendiere. Ich schreibe weil ich muss. Ich kann gar nicht anders und das Schreiben selbst ist für mich der Prozess
der mich antreibt. Ich schreibe um des Schreibens willen. Kann das einer verstehen?
Ich schrieb:
Und doch kann ich nicht davon lassen.
Ich denke, also schreibe ich.
Ich fühle, also lebe ich.
Ich lebe, also denke ich.
Also schreibe ich wohl auch, weil ich muss.
.gif)
Aber ich schreibe nicht nur, damit ich geschrieben habe, sonst könnte ich es hinterher ja verbrennen. Es geht mir schon auch um das Ergebnis.
Liebe Grüße smile
liebe smile,
gut dass du mich auf diesen Passus noch einmal aufmerksam machst. Stimmt, es geht dir u. a. auch um Schreiben als „Grundbedürfnis für sich selbst“. Du hast diesen Teil an das Descartes Zitat, "Ich denke, also bin ich", angelehnt.
Ich glaube da muss man aufpassen, wenn man solch ein bekanntes Zitat abgewandelt wiederverwendet. Die Ähnlichkeit ist sehr groß, dass es vielleicht ein wenig zu hochgestochen wirken kann, in einem Text - nicht in einer Diskussion, oder glatt als bekannt überlesen.
Auf diesen Satz habe ich mit dem "suboptimal" angespielt,..gif)
Ich wollte nicht behaupten, dass es bei dir so ist, sondern hinterfragen (auch abstrakt, nicht nur dich persönlich) ob es Antrieb genug zum Schreiben sein kann, diese Suche nach Perfektion.
So war es gemeint.
Du hast in deinem Text, sehr viele Ansätze und Begründungen, sich dem Schreiben hinzugeben. Da ich grundsätzlich hinterfrage, so auch hier. wie ernst ist das oder das gemeint, aber mangels Zeit, habe ich das, was mir persönlich am interessantesten schien herausgepickt. Dein Text erschöpft sich ja nicht darin sondern es ist ein Teilaspekt.
Das ist eine Frage, kein Angriff.
Ich schreibe auch, dass der Text mir, so wie er da steht, vorkommt, als ob er für dich seine Gültigkeit für habe. Damit meine ich, dass ich Zweifel haben kann, aber doch nicht an Inhalten die für dich gelten, die du für dich geschrieben hast, sondern an den Inhalten, wenn ICH mir die Frage stelle, "Warum schreibe ICH".(Deshalb meine ich auch, nicht kritisieren zu können, stilistisch und formal käme es mir irgendwie albern vor, ich habe den Text daraufhin nicht gelesen).
Ich kann nicht wissen, ob du die wahren Gründe beschrieben hast, aber ich gehe davon aus, dass es keine erfundene „Geschichte“ ist, sondern AutorenIch und ErzählIch übereinstimmen.
Das Hinterfragen geschah aus meiner Sicht, (aufs Schreiben) bisweilen abstrakt, nicht um deinen Standpunkt auf dein Schreiben zu erschüttern.
Also, das was du für dich herausgefunden hast, ist völlig in Ordnung.
Wie liest du deinen Text heute, du schreibst, dass er älter sei. Oder hast du dazu schon in einem Kommentar etwas geschrieben?
Liebe Grüße
Gerda
gut dass du mich auf diesen Passus noch einmal aufmerksam machst. Stimmt, es geht dir u. a. auch um Schreiben als „Grundbedürfnis für sich selbst“. Du hast diesen Teil an das Descartes Zitat, "Ich denke, also bin ich", angelehnt.
Ich glaube da muss man aufpassen, wenn man solch ein bekanntes Zitat abgewandelt wiederverwendet. Die Ähnlichkeit ist sehr groß, dass es vielleicht ein wenig zu hochgestochen wirken kann, in einem Text - nicht in einer Diskussion, oder glatt als bekannt überlesen.
smile hat geschrieben: Nie werden meine Texte perfekt sein.
Auf diesen Satz habe ich mit dem "suboptimal" angespielt,.
.gif)
Ich wollte nicht behaupten, dass es bei dir so ist, sondern hinterfragen (auch abstrakt, nicht nur dich persönlich) ob es Antrieb genug zum Schreiben sein kann, diese Suche nach Perfektion.
So war es gemeint.

Du hast in deinem Text, sehr viele Ansätze und Begründungen, sich dem Schreiben hinzugeben. Da ich grundsätzlich hinterfrage, so auch hier. wie ernst ist das oder das gemeint, aber mangels Zeit, habe ich das, was mir persönlich am interessantesten schien herausgepickt. Dein Text erschöpft sich ja nicht darin sondern es ist ein Teilaspekt.
Das ist eine Frage, kein Angriff.
Ich schreibe auch, dass der Text mir, so wie er da steht, vorkommt, als ob er für dich seine Gültigkeit für habe. Damit meine ich, dass ich Zweifel haben kann, aber doch nicht an Inhalten die für dich gelten, die du für dich geschrieben hast, sondern an den Inhalten, wenn ICH mir die Frage stelle, "Warum schreibe ICH".(Deshalb meine ich auch, nicht kritisieren zu können, stilistisch und formal käme es mir irgendwie albern vor, ich habe den Text daraufhin nicht gelesen).
Ich kann nicht wissen, ob du die wahren Gründe beschrieben hast, aber ich gehe davon aus, dass es keine erfundene „Geschichte“ ist, sondern AutorenIch und ErzählIch übereinstimmen.
Das Hinterfragen geschah aus meiner Sicht, (aufs Schreiben) bisweilen abstrakt, nicht um deinen Standpunkt auf dein Schreiben zu erschüttern.
Also, das was du für dich herausgefunden hast, ist völlig in Ordnung.
Wie liest du deinen Text heute, du schreibst, dass er älter sei. Oder hast du dazu schon in einem Kommentar etwas geschrieben?
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
smile hat diesen Text hier eingestellt - im Kontext zum Thread von Max im Cafe "Warum schreiben", was sie dort ja auch ankündigte. Wo dieser Text hier von smile hingehört, weiß ich auch nicht so recht, vielleicht unter Essays, dann ist er aber hier genau richtig.
Du schreibst:
Ja, das kann ich schon verstehen. Nur eine Frage: was machst du, wenn du, aufgrund der eingehenden Kommentare, merkst, dass deine Intention falsch verstanden wird?
Saludos
Mucki
smile hat diesen Text hier eingestellt - im Kontext zum Thread von Max im Cafe "Warum schreiben", was sie dort ja auch ankündigte. Wo dieser Text hier von smile hingehört, weiß ich auch nicht so recht, vielleicht unter Essays, dann ist er aber hier genau richtig.
Du schreibst:
Mir ist es eigentlich nicht wichtig, ob meine Texte so verstanden werden wie ich sie intendiere. Ich schreibe weil ich muss. Ich kann gar nicht anders und das Schreiben selbst ist für mich der Prozess
der mich antreibt. Ich schreibe um des Schreibens willen. Kann das einer verstehen?
Ja, das kann ich schon verstehen. Nur eine Frage: was machst du, wenn du, aufgrund der eingehenden Kommentare, merkst, dass deine Intention falsch verstanden wird?
Saludos
Mucki
Liebe Mucki, - liebe smile,
gerade habe ich in einem anderen Faden an smile geschrieben, dass es doch einige Texte gibt, die ich, wie von mir intendiert, verstanden haben möchte. (Man soll nie, nie sagen)..gif)
Ansonten siehst du vielleicht auch daran , dass ich ich nicht mehr so arg viel an Texten (Lyrik - bei Prosa ist es anders) ändere und oft alle möglichen Intentionen gelten lasse.
Manchmal schreibe ich auch, dass ich das nicht intendiert habe, aber durchaus annehmen kann...
So war das gemeint.
Mit Kommentaren setze ich mich immer gern auseinander, weil sie meinen Horizont erweitern können, und mir einen anderen Blick auf meinen Text ermöglichen.
Liebe Grüße
Gerda
Ein Beispiel für, verstanden werden wollen, habe ich gerade frisch unter Lyrik und Kultur - mich sozusagen erwischt.
gerade habe ich in einem anderen Faden an smile geschrieben, dass es doch einige Texte gibt, die ich, wie von mir intendiert, verstanden haben möchte. (Man soll nie, nie sagen).
.gif)
Ansonten siehst du vielleicht auch daran , dass ich ich nicht mehr so arg viel an Texten (Lyrik - bei Prosa ist es anders) ändere und oft alle möglichen Intentionen gelten lasse.
Manchmal schreibe ich auch, dass ich das nicht intendiert habe, aber durchaus annehmen kann...
So war das gemeint.
Mit Kommentaren setze ich mich immer gern auseinander, weil sie meinen Horizont erweitern können, und mir einen anderen Blick auf meinen Text ermöglichen.
Liebe Grüße
Gerda
Ein Beispiel für, verstanden werden wollen, habe ich gerade frisch unter Lyrik und Kultur - mich sozusagen erwischt.
Hallo Gerda,
du hast gefragt, wie ich heute diesen Text lese. Ich lese ihn heute als Teil meiner Entwicklung als Schreibender.
Es ist doch eher so, dass das Wissen niemals Perfektion erlangen zu können, mich trotzdem nicht vom schreiben abhält. Ich schreibe nicht, um Perfektion zu erlangen, sondern in dem Bewußtsein, dass mir dies nicht möglich ist.
Der Auslöser für diesen Text war die Beschäftigung mit Fernando Pessoas "Das Buch der Unruhe", in dem ich vieles mir vertraute und zugleich vieles mir absolut fremde wiedergefunden habe. Das "Stets hat es bereits ein anderer gedacht." hat mich beim Lesen des Buches immer wieder eingeholt.
Sprachlich ja, aber es hat auch mit dem o.g. Buch zu tun.
Ich weiß nicht, ob du das Buch schon gelesen hast. Wenn nicht, kann ich es dir wärmstens empfehlen.
Liebe Grüße smile
du hast gefragt, wie ich heute diesen Text lese. Ich lese ihn heute als Teil meiner Entwicklung als Schreibender.
ob es Antrieb genug zum Schreiben sein kann, diese Suche nach Perfektion
Es ist doch eher so, dass das Wissen niemals Perfektion erlangen zu können, mich trotzdem nicht vom schreiben abhält. Ich schreibe nicht, um Perfektion zu erlangen, sondern in dem Bewußtsein, dass mir dies nicht möglich ist.
Der Auslöser für diesen Text war die Beschäftigung mit Fernando Pessoas "Das Buch der Unruhe", in dem ich vieles mir vertraute und zugleich vieles mir absolut fremde wiedergefunden habe. Das "Stets hat es bereits ein anderer gedacht." hat mich beim Lesen des Buches immer wieder eingeholt.
Du hast diesen Teil an das Descartes Zitat, "Ich denke, also bin ich", angelehnt.
Sprachlich ja, aber es hat auch mit dem o.g. Buch zu tun.
Fernando Pessoa schreibt:
Für den Normalmenschen heißt fühlen leben und denken heißt zu leben verstehen. Für mich heißt denken leben und das Fühlen liefert mir nicht mehr als Nahrung für mein Denken.
und an anderer Stelle:
Was ich im Innersten fühle, ist absolut unübertragbar; je tiefer ich es fühle, desto weniger mitteilbar ist es.
Ich weiß nicht, ob du das Buch schon gelesen hast. Wenn nicht, kann ich es dir wärmstens empfehlen.
Liebe Grüße smile
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste