Die kurze Geschichte von Vera und Max
Vera
Wenn es dunkel ist, fängt sie an zu beten. Weil sie Angst hat. Und, natürlich, weil sie alleine ist.
Komisch, denkt sie, dass man sich im Dunkeln so einsam fühlt. Wo man doch gar nicht sehen kann, wie alleine man ist. Wo doch all das unsichtbar geworden ist, das einem tagsüber ständig entgegenschreit: Bist allein, bleibst allein!
In die Dunkelheit hineinsprechen und wissen, da ist jemand, der zuhört. Die höchste Form von Zärtlichkeit wäre das. Aber keiner der Männer, mit denen sie in letzter Zeit die Nacht verbracht hatte, sprach noch mit ihr, wenn das Licht aus war. Die Dunkelheit schien ihnen die Kehle zuzuschnüren. Als wäre in die Dunkelheit hineinzusprechen so was wie ein Heiratsantrag. An den Hals geworfen hätte sie sich demjenigen, der im Dunkeln mit ihr gesprochen hätte. So aber schwiegen sie alle und gingen meist, ohne sich zu verabschieden.
Max
Das Leben ist wie eine Zigarette. So richtig gut schmeckt nur die erste Hälfte. Sagt er und ist jetzt zweiundvierzig. Weiß also, wovon er spricht. Älter wie achtzig werd’ ich eh nicht. Zeigt mit großer Geste auf`s Bierglas, danach auf`s Schnapsglas. Die Kippe zwischen Ring- und Stinkefinger. Nach vierzig kommt nichts mehr. Die ersten vierzig Jahre sind die Wichsvorlage für den Rest deines Lebens. Das darf ruhig jeder hören. Beim Schorsch. Manchmal auch im grünen Dingsda oder wie der Laden heißt. Tagsüber ist er Buchhalter und so unauffällig wie jeder andere Geschiedene mit zwei oder mehr Kindern im Geldbeutel. Wenn du über vierzig bist, das sagt er auch beim Schorsch und im grünen Wieauchimmer, dann sind fast alle deine Kolleginnen jünger als du. Und jünger heißt, mindestens um die Hälfte jünger. Also wirklich jung. Jugend wird jenseits der Vierzig zu einer Obsession. Das denkt er, sagt es aber nicht, weil weder beim Schorsch noch im grünen Weißnichwas jemand so ein Wort versteht.
Vera + Max
Sie treffen sich in einer Konditorei. Er vor ihr in der Schlange und nimmt das letzte Stück Bienenstich. Das hätt’ ich aber gern gehabt, sagt sie und er sagt, ich schenk’s dir, wenn du einen Kaffee mit mir trinkst. Dann sitzen sie draußen und er erklärt ihr die Problematik der zweiten Lebenshälfte während sie den Bienenstich isst. Und dabei friert, weil es schon langsam kühler wird und der Herbst längst angefangen hat, alle Bäume zu bekleckern.
Von ihrer Angst vor der Dunkelheit und ihrem Bedürfnis in diese Dunkelheit hinein zu sprechen oder zu beten sagt sie nichts. Natürlich. Am Samstag gehen sie erst ins Kino und dann ins Bett. Der Sex mit ihm ist, sie weiß auch nicht wie. Er weiß gleich, wo alles ist und bedient die Maschine. Aber er will nichts entdecken, das merkt sie gleich. Wenn ein Mann noch nicht mal deinen Körper entdecken will, denkt sie, dann ist ihm der Rest so ziemlich scheißegal. Dabei hat sie das Licht angelassen. Aber nein, der will beim Ficken lieber alleine bleiben. Wie Hühnersuppe riecht sie, denkt er und überlegt, wohin er in den Urlaub fahren soll. Während er ihren Orgasmus bewerkstelligt. Frauen wollen doch immer nur das eine. Und genau den Mann, den sie gerade nicht haben. Das schlimmste am Übervierzigsein, denkt er, ist, dass man alles schon kennt. Es gibt einfach nichts mehr zu entdecken. Er rollt von ihr und sie löscht das Licht. Sie wartet. Wenn ab vierzig, sagt sie, alles schlechter wird, dann war vorher ja alles besser. Er schweigt. Wenn du morgen sterben würdest, sagt sie, dann wäre die zweite Hälfte deines Lebens ja so schlecht auch nicht gewesen.
Er zieht sich im Dunkeln so geräuschvoll an, wie es ihm möglich ist.
Vera
Der Morgen ist eine einsame Semmel.
Max
Irgendeiner fass ich heut’ an den Arsch.
Zwei Kleinigkeiten (Merci Lisa!) verändert und ein paar Kommas plaziert
Die kurze Geschichte von Vera und Max
Hallo Sam,
deprimierend, was du da schreibst...
auch ans Deprimierende muss man ja glauben, und wenn man dann glaubt, es an den Verstärker anschließen (das schreiben), ein bisschen verzerren mit Dolby Surround, und dann wird es noch deprimierender. Weil es immer noch und noch mehr wirklich ist. Du schaffst es, das Deprimierende am Wirklichen glaubwürdig zu machen. Ich mag das nicht ,-)
(Nennt man das Defätismus? Die behauptete Unausweichlichkeit, die du zum Thema machst?)
Bei deinen Texten habe ich manchmal das Gefühl, alle Figuren, die vorkommen, wären am glücklichsten, wenn sie sich gleich umbrächten. Um den Rest der Einsamkeit zu umgehen, den einsamen Weg in die totale Einsamkeit radikal abzukürzen-
Es gibt so gut wie keine Beziehung zwischen Vera und Max, auch nicht zu anderen, es gibt nur die Diskrepanz zwischen Gesagtem/Gezeigtem - und Gedachtem/Gefühlten. Wirklichkeit und Wahrheit als Gegensätze - aber beide gleichermaßen deprimierend. Manchmal denkt man beim Lesen: Nu sag doch mal, was Sache ist! Öffne dich doch! Vera! Max! Lasst einander zu! Aber dann wäre ja der Text kaputt ,-)
Vielleicht wäre der Text noch stärker, wenn unter "Vera" und "Max" jeweils Ich-Erzähler wäre? Oder hast du das überlegt und verworfen?
Stilistisch finde ich, dass du die unvollständigen Sätze nicht überstrapazieren solltest. Ein bisschen feilen noch. Aber ich mach das jetzt nicht.
Herzlich
Klara
deprimierend, was du da schreibst...
auch ans Deprimierende muss man ja glauben, und wenn man dann glaubt, es an den Verstärker anschließen (das schreiben), ein bisschen verzerren mit Dolby Surround, und dann wird es noch deprimierender. Weil es immer noch und noch mehr wirklich ist. Du schaffst es, das Deprimierende am Wirklichen glaubwürdig zu machen. Ich mag das nicht ,-)
(Nennt man das Defätismus? Die behauptete Unausweichlichkeit, die du zum Thema machst?)
Bei deinen Texten habe ich manchmal das Gefühl, alle Figuren, die vorkommen, wären am glücklichsten, wenn sie sich gleich umbrächten. Um den Rest der Einsamkeit zu umgehen, den einsamen Weg in die totale Einsamkeit radikal abzukürzen-
Es gibt so gut wie keine Beziehung zwischen Vera und Max, auch nicht zu anderen, es gibt nur die Diskrepanz zwischen Gesagtem/Gezeigtem - und Gedachtem/Gefühlten. Wirklichkeit und Wahrheit als Gegensätze - aber beide gleichermaßen deprimierend. Manchmal denkt man beim Lesen: Nu sag doch mal, was Sache ist! Öffne dich doch! Vera! Max! Lasst einander zu! Aber dann wäre ja der Text kaputt ,-)
Vielleicht wäre der Text noch stärker, wenn unter "Vera" und "Max" jeweils Ich-Erzähler wäre? Oder hast du das überlegt und verworfen?
Stilistisch finde ich, dass du die unvollständigen Sätze nicht überstrapazieren solltest. Ein bisschen feilen noch. Aber ich mach das jetzt nicht.
Herzlich
Klara
Hi Sam,
die Trostlosigkeit, diese unglaubliche Trostlosigkeit bringst du derart eindringlich rüber, dass sie auf mich, den Leser, übergreift. Bei Vera ist es vor allem die Einsamkeit, bei Max der Glaube, es gibt nichts mehr zu entdecken im Leben. Durch die Szene, in denen beide zusammenkommen und schließlich Sex haben, kommt diese Trostlosigkeit richtig, ja ich möchte sagen, brutal rüber. Vor allem durch die Mechanisierung, mit der du den Sexakt beschreibst, das Objekt Frau, an dem nichts Neues mehr für Max zu erforschen ist, alles läuft wie eine Maschine ab. Grauselige Vorstellung, das Leben und die Gedanken der Zwei.
Klara hat es auf den Punkt gebracht: man denkt, die beiden sollten sich umbringen. Als Leser möchte man ihnen am Liebsten den Strick geben, damit sie endlich erlöst sind. Puh, deine Zeilen gehen ganz schön rein. Aber das spricht auch für die Ausdruckskraft deines Textes.
Jetzt muss ich ganz schnell irgendetwas Positives oder Lustiges lesen, um aus diesem Gefühl wieder rauszukommen,-)
Saludos
Mucki
die Trostlosigkeit, diese unglaubliche Trostlosigkeit bringst du derart eindringlich rüber, dass sie auf mich, den Leser, übergreift. Bei Vera ist es vor allem die Einsamkeit, bei Max der Glaube, es gibt nichts mehr zu entdecken im Leben. Durch die Szene, in denen beide zusammenkommen und schließlich Sex haben, kommt diese Trostlosigkeit richtig, ja ich möchte sagen, brutal rüber. Vor allem durch die Mechanisierung, mit der du den Sexakt beschreibst, das Objekt Frau, an dem nichts Neues mehr für Max zu erforschen ist, alles läuft wie eine Maschine ab. Grauselige Vorstellung, das Leben und die Gedanken der Zwei.
Klara hat es auf den Punkt gebracht: man denkt, die beiden sollten sich umbringen. Als Leser möchte man ihnen am Liebsten den Strick geben, damit sie endlich erlöst sind. Puh, deine Zeilen gehen ganz schön rein. Aber das spricht auch für die Ausdruckskraft deines Textes.
Jetzt muss ich ganz schnell irgendetwas Positives oder Lustiges lesen, um aus diesem Gefühl wieder rauszukommen,-)
Saludos
Mucki
Lieber Sam,
Ich finde den Text eindringlich. Beide Menschen ohne Freude, Zukunft, entsetzlich hoffnungslos.
Aus irgendeinem Grund - frag mich nicht, warum - lese ich den Text im Imperfekt, als wäre es schon gewesen, lieber.
Jedenfalls bisschen neidisch, dass mir das nicht eingefallen ist
Lieben Gruß
ELsa
Ich finde den Text eindringlich. Beide Menschen ohne Freude, Zukunft, entsetzlich hoffnungslos.
Aus irgendeinem Grund - frag mich nicht, warum - lese ich den Text im Imperfekt, als wäre es schon gewesen, lieber.
Jedenfalls bisschen neidisch, dass mir das nicht eingefallen ist

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe Elsie,
wahrscheinlich aus den gleichen Gründen bzw. Gedanken, die Klara und ich hatten: dann hätten sie es hinter sich,-)
Sam, du siehst, dein Text ist wirklich irre eindringlich. Und das kommt vor allem durch das Präsens.
Saludos
Mucki
Aus irgendeinem Grund - frag mich nicht, warum - lese ich den Text im Imperfekt, als wäre es schon gewesen, lieber.
wahrscheinlich aus den gleichen Gründen bzw. Gedanken, die Klara und ich hatten: dann hätten sie es hinter sich,-)
Sam, du siehst, dein Text ist wirklich irre eindringlich. Und das kommt vor allem durch das Präsens.
Saludos
Mucki
Lieber Sam,
... das aushalten können beim Lesen, was deine protagonisten "Leben" nennen ...
Ich finde, dass du hier exemplarisch geschrieben hast.
Natürlich gibt es nicht "die Vera" und "den Max", aber beides sind Prototypen unserer Gesellschaft, die es nicht schaffen Bedürfnisse zu artikulieren, geschweige denn sie zu leben.
Ich war vielleicht deshalb nicht erschüttert, weil ich ähnliche Geschichten, kenne. (Der Weg zynisch zu werden iost nicht weit). Auch hat mir, die Distanz, die du stilistisch, fast wie bei einem trockenen Bericht aufgebaut hast, den nötigen Abstand beim lesen verschafft.
Es ist ein Stück Realität, das du glaubhaft beschreibst. Man kann es für unmöglich halten, aber das Leben ist ja meist noch viel schlimmer als es sich in Geschichten ausgedacht wird.
Ich finde es stark (wie auch schon die 10 Menschen(typen))
Allerdings gebe ich Klara Recht, dass du ein wenig auf die verknappten Sätze aufpassen solltest.
Liebe Grüße
Gerda
... das aushalten können beim Lesen, was deine protagonisten "Leben" nennen ...
Ich finde, dass du hier exemplarisch geschrieben hast.
Natürlich gibt es nicht "die Vera" und "den Max", aber beides sind Prototypen unserer Gesellschaft, die es nicht schaffen Bedürfnisse zu artikulieren, geschweige denn sie zu leben.
Ich war vielleicht deshalb nicht erschüttert, weil ich ähnliche Geschichten, kenne. (Der Weg zynisch zu werden iost nicht weit). Auch hat mir, die Distanz, die du stilistisch, fast wie bei einem trockenen Bericht aufgebaut hast, den nötigen Abstand beim lesen verschafft.
Es ist ein Stück Realität, das du glaubhaft beschreibst. Man kann es für unmöglich halten, aber das Leben ist ja meist noch viel schlimmer als es sich in Geschichten ausgedacht wird.
Ich finde es stark (wie auch schon die 10 Menschen(typen))
Allerdings gebe ich Klara Recht, dass du ein wenig auf die verknappten Sätze aufpassen solltest.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure Kommentare und eure Meinung zu diesem Text. Ich geh jetzt mal ein bisschen auf die Einzelheiten ein:
@klara
Depremierend ist das schon. Und wie du es schön veranschaulicht hast - durch den Verstärker gejagt und dabei stark verzerrt.
Defätismus passt irgendwie schon. Im Krieg nannte man das glaube ich Wehrkraftzersetzung, wenn jemand z. B. negativ über die militärische Führung geredet hat. Heutzutage bezeichnet man damit ja eher eine allgemeine, pessimistische Haltung gesellschaftlichen Zuständen gegenünber (WIKI). Das kommt, den Text betreffend, ganz gut hin.
Vielleicht ist das so. Vielleicht wären sogar im wirklichen Leben viele Menschen glücklicher, brächten sie sich um. Nur das machen ja die wenigsten. Die meisten leben ihr Leben weiter und lassen damit all die kleinen Tragödchen zu, die ein unsensibler Autor wie ich, dann aufschreiben darf.
Die unvollständigen Sätze - ist grenzwertig, ich weiß. Aber sie unterstützen das Oberflächliche, das Gehetzte und Flüchtige in der Begegnung der beiden, gerade bei Max.
Ja, habe ich. Weil es im Vera+Max Teil es sehr schwierig geworden wäre, das Nebeneinander darzustellen. Ich wollte das in einem Block haben. Außerdem bekommt der Text, durch die Erzählung in der dritten Person so etwas voyeuristisches. Was wiederum sehr zum Inhalt passt, meiner Meinung nach.
@mucki
Trostlosigkeit - das trifft es wohl. Und dass du, wie Klara, erwähnst, man wünsche den beiden eigentlich, sie bliesen sich ihr scheinbar nur noch spärlich flackerndes Lebenslicht einfach aus, zeigt mir, dass die Figuren in euch als Leser lebendig werden. Ansonsten würde man ihnen ja nicht in gewisser weise den Tod wünschen (gönnen). Das zeigt mir, dass die Geschichte auf seine Weise funktioniert.
@elsa
Das ist ein sehr schönes Lob.
@gerda
Das versuche ich immer zu vermeiden. Wobei auch manchmal Zynismus ein gutes Ausdrucksmitetl sein kann.
Wie du richtig sagst, sind Vera und Max Prototypen, die ihren Bedürfnissen hilflos gegenüber stehen bzw. sie gar nicht mehr genau zu definieren wissen. aber dennoch sind sie, so hoffe ich, mehr als nur einfach Schablonen. Denn, wie du schreibst:
Die verknappten Sätze, ich erwähnte es bei Klara schon, sollen das Oberflächliche, Gehetzte unterstreichen. Der verknappte, beschnittene Satz als Ausdruck für ein verknapptes, beschnittenes Gefühlsleben.
Nochmals herzlichen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für eure Kommentare und eure Meinung zu diesem Text. Ich geh jetzt mal ein bisschen auf die Einzelheiten ein:
@klara
Depremierend ist das schon. Und wie du es schön veranschaulicht hast - durch den Verstärker gejagt und dabei stark verzerrt.
Defätismus passt irgendwie schon. Im Krieg nannte man das glaube ich Wehrkraftzersetzung, wenn jemand z. B. negativ über die militärische Führung geredet hat. Heutzutage bezeichnet man damit ja eher eine allgemeine, pessimistische Haltung gesellschaftlichen Zuständen gegenünber (WIKI). Das kommt, den Text betreffend, ganz gut hin.
Bei deinen Texten habe ich manchmal das Gefühl, alle Figuren, die vorkommen, wären am glücklichsten, wenn sie sich gleich umbrächten.
Vielleicht ist das so. Vielleicht wären sogar im wirklichen Leben viele Menschen glücklicher, brächten sie sich um. Nur das machen ja die wenigsten. Die meisten leben ihr Leben weiter und lassen damit all die kleinen Tragödchen zu, die ein unsensibler Autor wie ich, dann aufschreiben darf.

Die unvollständigen Sätze - ist grenzwertig, ich weiß. Aber sie unterstützen das Oberflächliche, das Gehetzte und Flüchtige in der Begegnung der beiden, gerade bei Max.
Vielleicht wäre der Text noch stärker, wenn unter "Vera" und "Max" jeweils Ich-Erzähler wäre? Oder hast du das überlegt und verworfen?
Ja, habe ich. Weil es im Vera+Max Teil es sehr schwierig geworden wäre, das Nebeneinander darzustellen. Ich wollte das in einem Block haben. Außerdem bekommt der Text, durch die Erzählung in der dritten Person so etwas voyeuristisches. Was wiederum sehr zum Inhalt passt, meiner Meinung nach.
@mucki
Trostlosigkeit - das trifft es wohl. Und dass du, wie Klara, erwähnst, man wünsche den beiden eigentlich, sie bliesen sich ihr scheinbar nur noch spärlich flackerndes Lebenslicht einfach aus, zeigt mir, dass die Figuren in euch als Leser lebendig werden. Ansonsten würde man ihnen ja nicht in gewisser weise den Tod wünschen (gönnen). Das zeigt mir, dass die Geschichte auf seine Weise funktioniert.
@elsa
Jedenfalls bisschen neidisch, dass mir das nicht eingefallen ist
Das ist ein sehr schönes Lob.
@gerda
Der Weg zynisch zu werden ist nicht weit
Das versuche ich immer zu vermeiden. Wobei auch manchmal Zynismus ein gutes Ausdrucksmitetl sein kann.
Wie du richtig sagst, sind Vera und Max Prototypen, die ihren Bedürfnissen hilflos gegenüber stehen bzw. sie gar nicht mehr genau zu definieren wissen. aber dennoch sind sie, so hoffe ich, mehr als nur einfach Schablonen. Denn, wie du schreibst:
Man kann es für unmöglich halten, aber das Leben ist ja meist noch viel schlimmer als es sich in Geschichten ausgedacht wird.
Die verknappten Sätze, ich erwähnte es bei Klara schon, sollen das Oberflächliche, Gehetzte unterstreichen. Der verknappte, beschnittene Satz als Ausdruck für ein verknapptes, beschnittenes Gefühlsleben.
Nochmals herzlichen Dank euch allen!
Liebe Grüße
Sam
Hallo Sam,
der erste Abschnitt über Vera hat mir sehr gut gefallen.
Der Abschnitt über Max hingegen ist für mich zu Klischeemäßig. (Von der Sorte gibt es zu viele, da ist nichts wirklich neues drin!) Außerdem stört mich die Wiederholung, dass der off-Sprecher nicht weiß, wie die "grüne" Kneipe heißt.
Bei der gemeinsamen Strophe frage ich mich, ob sie sich wirklich so abgespielt hätte zwischen Vera und Max, ich kann es nicht wirklich nachvollziehen. (Sie bekommt einen Orgasmus???)
?Was möchte Vera denn damit sagen?
Wenn sie sich umbringen, leben sie doch nicht mehr, wie können sie dann glücklicher sein? Oder meinst du im Leben nach dem Tod?
Meine Vorkommentatorinnen fanden den Text depremierend, hoffnungslos, trostlos...das löst der Text in mir nun gar nicht aus.
Sprachlich gefällt mir der Text gut. Ich mag die verknappten Sätze.
liebe Grüße smile
der erste Abschnitt über Vera hat mir sehr gut gefallen.
Der Abschnitt über Max hingegen ist für mich zu Klischeemäßig. (Von der Sorte gibt es zu viele, da ist nichts wirklich neues drin!) Außerdem stört mich die Wiederholung, dass der off-Sprecher nicht weiß, wie die "grüne" Kneipe heißt.
Bei der gemeinsamen Strophe frage ich mich, ob sie sich wirklich so abgespielt hätte zwischen Vera und Max, ich kann es nicht wirklich nachvollziehen. (Sie bekommt einen Orgasmus???)
Wenn du morgen sterben würdest, sagt sie, dann wäre die zweite Hälfte deines Lebens ja so schlecht auch nicht gewesen.
?Was möchte Vera denn damit sagen?
Vielleicht wären sogar im wirklichen Leben viele Menschen glücklicher, brächten sie sich um.
Wenn sie sich umbringen, leben sie doch nicht mehr, wie können sie dann glücklicher sein? Oder meinst du im Leben nach dem Tod?
Meine Vorkommentatorinnen fanden den Text depremierend, hoffnungslos, trostlos...das löst der Text in mir nun gar nicht aus.
Sprachlich gefällt mir der Text gut. Ich mag die verknappten Sätze.
liebe Grüße smile
Hallo smile,
herzlichen Dank für deine Kritik!
Ich geh mal auf ein paar Sachen ein, die du erwähnt hast:
Du hast bestimmt Recht, wenn du sagt, dass man mit der Figur des Max das Klischee des geschiedenen Mannes Anfang vierzig bedient wird. Für mich als Autor sind daran allerdings zwei Dinge sehr reizvoll (und ich hoffe, dass der Leser diese Dinge als ebenso reizvoll empfindet): Einmal die Art der Darstellung und dann die Konfrontation des Klischees Max mit ( dem vielleicht auch Klischee) Vera. Wie zwei chemische Elemente, die man zusammenbringt, und die miteinander reagieren und daraus dann tatsächlich etwas "Neues" wird. Was ich hoffe, dass am Ende herauskommt, ist ein Stück abgebildete Wirklichkeit, auch wenn die Grundsubstanz nicht unbedingt wirklich, oder klischeehaft war.
Dies soll eigentlich die gleiche Wirkung haben, wie die Verknappung mancher Sätze. Oberflächlichkeit und, im Hinblick auf Max ein Hinweis auf seine Persönlichkeit, wenn er über seine Midlifecrisis mit Leuten in einer Kneipe spricht, deren Name er noch nicht einmal kennt.
Ich bin davon überzeugt, dass ein solche solche Situation nicht unmöglich ist. In welchem Maße sie selten ist, kann ich nicht beurteilen.
Es ist Veras Versuch ein Gespräch in der Dunkelheit zu beginnen. Ein Versuch, der natürlich scheitern muss, weil sie Max' Angst vor der zweiten Lebenshälfte ad absurdum führt, bzw. lächerlich macht.
Das war ein Einlass auf Klaras Bemerkung, dass man den beiden eigentlich wünsche, sie würden sich gleich umbringen, dann hätten sie es hinter sich (wären glücklicher). Hinter diese Bemerkung hätte ich ein
setzen sollen.
Nochmals Danke für deine Beschäftigung mit dem Text!
Liebe Grüße
Sam
herzlichen Dank für deine Kritik!
Ich geh mal auf ein paar Sachen ein, die du erwähnt hast:
Der Abschnitt über Max hingegen ist für mich zu Klischeemäßig. (Von der Sorte gibt es zu viele, da ist nichts wirklich neues drin!)
Du hast bestimmt Recht, wenn du sagt, dass man mit der Figur des Max das Klischee des geschiedenen Mannes Anfang vierzig bedient wird. Für mich als Autor sind daran allerdings zwei Dinge sehr reizvoll (und ich hoffe, dass der Leser diese Dinge als ebenso reizvoll empfindet): Einmal die Art der Darstellung und dann die Konfrontation des Klischees Max mit ( dem vielleicht auch Klischee) Vera. Wie zwei chemische Elemente, die man zusammenbringt, und die miteinander reagieren und daraus dann tatsächlich etwas "Neues" wird. Was ich hoffe, dass am Ende herauskommt, ist ein Stück abgebildete Wirklichkeit, auch wenn die Grundsubstanz nicht unbedingt wirklich, oder klischeehaft war.
Außerdem stört mich die Wiederholung, dass der off-Sprecher nicht weiß, wie die "grüne" Kneipe heißt.
Dies soll eigentlich die gleiche Wirkung haben, wie die Verknappung mancher Sätze. Oberflächlichkeit und, im Hinblick auf Max ein Hinweis auf seine Persönlichkeit, wenn er über seine Midlifecrisis mit Leuten in einer Kneipe spricht, deren Name er noch nicht einmal kennt.
Bei der gemeinsamen Strophe frage ich mich, ob sie sich wirklich so abgespielt hätte zwischen Vera und Max, ich kann es nicht wirklich nachvollziehen. (Sie bekommt einen Orgasmus???)
Ich bin davon überzeugt, dass ein solche solche Situation nicht unmöglich ist. In welchem Maße sie selten ist, kann ich nicht beurteilen.
Wenn du morgen sterben würdest, sagt sie, dann wäre die zweite Hälfte deines Lebens ja so schlecht auch nicht gewesen.
?Was möchte Vera denn damit sagen?
Es ist Veras Versuch ein Gespräch in der Dunkelheit zu beginnen. Ein Versuch, der natürlich scheitern muss, weil sie Max' Angst vor der zweiten Lebenshälfte ad absurdum führt, bzw. lächerlich macht.
Zitat:Vielleicht wären sogar im wirklichen Leben viele Menschen glücklicher, brächten sie sich um.
Wenn sie sich umbringen, leben sie doch nicht mehr, wie können sie dann glücklicher sein? Oder meinst du im Leben nach dem Tod?
Das war ein Einlass auf Klaras Bemerkung, dass man den beiden eigentlich wünsche, sie würden sich gleich umbringen, dann hätten sie es hinter sich (wären glücklicher). Hinter diese Bemerkung hätte ich ein
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Nochmals Danke für deine Beschäftigung mit dem Text!
Liebe Grüße
Sam
Hallo Sam,
die Beobachtungen, der Ton, das Thema - find ich wieder zielsicher und berührend getroffen, alle deine Texte, die ich bisher gelesen habe, haben die richtige "Lupenstärke" - das ist für mich ein Genuss...und wenn das stimmt, dann stimmt damit das Wichtigste! Darum genieße ich es, deine Texte zu lesen.
Auf jeden Fall mein Kompliment für deine Art zu schreiben!
Das tollste am Text ist natürlich das Arrangement der Perspektiven, sehr polyphon, ...(im Grunde ähnlich wie bei 10 Menschen)..erinnert mich an Episodenfilme...und dein Inhalt passt so natürlich zu dieser Gestaltung, dass man merkt, dass diese stilistische Gestaltung einen Grund hat und nicht nur eine Probe von irgendwas ist.
Sprachlich finde ich, dass es stark in die richtige Richtung geht, es an einigen wenigen Stellen aber noch nicht ganz ausgefeilt ist....leider bin ich unfähig das ingesamt zu beschreiben...wodurch dieser Eindruck entsteht meine ich...wenn dein text eine chemische Lösung wäre, würde ich sagen, sie etwas zu wenig gesättigt an entsprechenden Stellen von dem ihr eigenen Ton...ber das klingt wohl zu blablamäßig. Vielleicht helfen die Einzelanmerkungen das etwas deutlicher zu machen...
Schluss einfach nur: ja.
Nimm dir, was du gebrauchen kannst.
Liebe Grüße,
Lisa
die Beobachtungen, der Ton, das Thema - find ich wieder zielsicher und berührend getroffen, alle deine Texte, die ich bisher gelesen habe, haben die richtige "Lupenstärke" - das ist für mich ein Genuss...und wenn das stimmt, dann stimmt damit das Wichtigste! Darum genieße ich es, deine Texte zu lesen.
Auf jeden Fall mein Kompliment für deine Art zu schreiben!
Das tollste am Text ist natürlich das Arrangement der Perspektiven, sehr polyphon, ...(im Grunde ähnlich wie bei 10 Menschen)..erinnert mich an Episodenfilme...und dein Inhalt passt so natürlich zu dieser Gestaltung, dass man merkt, dass diese stilistische Gestaltung einen Grund hat und nicht nur eine Probe von irgendwas ist.
Sprachlich finde ich, dass es stark in die richtige Richtung geht, es an einigen wenigen Stellen aber noch nicht ganz ausgefeilt ist....leider bin ich unfähig das ingesamt zu beschreiben...wodurch dieser Eindruck entsteht meine ich...wenn dein text eine chemische Lösung wäre, würde ich sagen, sie etwas zu wenig gesättigt an entsprechenden Stellen von dem ihr eigenen Ton...ber das klingt wohl zu blablamäßig. Vielleicht helfen die Einzelanmerkungen das etwas deutlicher zu machen...
Vera
Wenn es dunkel ist, fängt sie an zu beten. Weil sie Angst hat. Und, natürlich, weil sie alleine ist.
Komisch, denkt sie, dass man sich im Dunkeln so einsam fühlt. Wo man doch gar nicht sehen kann, wie alleine man ist. Wo doch all das unsichtbar geworden ist, das (was) einem tagsüber ständig entgegenschreit: Bist allein, bleibst allein!
In die Dunkelheit hineinsprechen und wissen, da ist jemand, der zuhört. Die höchste Form von Zärtlichkeit wäre das. Aber keiner der Männer, mit denen sie in letzter Zeit die Nacht verbracht hatte, sprach noch mit ihr, wenn das Licht aus war. Die Dunkelheit schien ihnen die Kehle zuzuschnüren.Als wäre in die Dunkelheit hinzusprechen (hinzusprechen? hieneinzusprechen? oder einfach nur in die Dunkelheit sprechen?) so was wie ein Heiratsantrag. An den Hals geworfen hätte sie sich demjenigen, der im Dunkeln mit ihr gesprochen hätte. So aber (wieso schließt dieser satz mit so aber an?) schwiegen sie alle und gingen meist, ohne sich zu verabschieden.
Max
Das Leben ist wie eine Zigarette. So richtig gut schmeckt nur die erste Hälfte. Sagt er und ist jetzt zweiundvierzig. Weiß also, wovon er spricht. Älter wie achtzig werd’ ich eh nicht. Zeigt mit großer Geste auf`s Bierglas, danach auf`s Schnapsglas. Die Kippe zwischen Ring- und Stinkefinger. Nach vierzig kommt nichts mehr. Die ersten vierzig Jahre sind die Wichsvorlage für den Rest deines Lebens. (würde ich umstellen, weil so oft 40, ohne dass die Wiederholung wirkt: Die ersten vierzig Jahre sind die Wichsvorlage für den Rest deines Lebens. Danach kommt nichts mehr.) Das darf ruhig jeder hören. Beim Schorsch. Manchmal auch im grünen Dingsda oder wie der Laden heißt. Tagsüber ist er Buchhalter und so unauffällig wie jeder andere Geschiedene mit zwei oder mehr Kindern im Geldbeutel. Wenn du über vierzig bist, das sagt er auch beim Schorsch und im grünen Wieauchimmer, dann sind fast alle deine Kolleginnen jünger als du. Und jünger heißt, mindestens um die Hälfte jünger. Also wirklich jung. Jugend wird jenseits der Vierzig zu einer Obsession. Das denkt er, sagt es aber nicht, weil weder beim Schorsch noch im grünen Weißnichwas würde jemand ein solches Wort verstehen.(besser vielleicht: weil weder beim Schorch noch im grünen Weißnichtwas jemand so ein Wort versteht, passt besser zu deinem Stil)
Vera + Max
Sie treffen sich in einer Konditorei. Er vor ihr in der Schlange und nimmt das letzte Stück Bienenstich (hier würde ich trotz extra verknappung entweder ein steht einbauen oder das und streichen). Das hätt’ ich aber gern gehabt, sagt sie und er sagt, ich schenk’s dir, wenn du einen Kaffee mit mir trinkst. Dann sitzen sie draußen und er erklärt ihr die Problematik der zweiten Lebenshälfte (Komma) während sie den Bienenstich isst. Und dabei friert, weil es schon langsam kühler wird und der Herbst längst angefangen hat (Komma) alle Bäume zu bekleckern.
Von ihrer Angst vor der Dunkelheit und ihrem Bedürfnis in diese Dunkelheit hinein zu sprechen (hineinzusprechen) oder zu beten (Infintivkomma würde ich hier überlegen) sagt sie nichts. Natürlich. Am Samstag gehen sie erst ins Kino und dann ins Bett. Der Sex mit ihm ist, sie weiß auch nicht wie. Er weiß gleich (Komma) wo alles ist (Komma) und bedient die Maschine. Aber (waurm aber? verstehe ich nicht wegen "bedient die Maschine") er will nichts entdecken, das merkt sie gleich. (Tolles Bild...genial beschrieben...absolut treffend) Wenn ein Mann noch nicht mal deinen Körper entdecken will, denkt sie, dann ist ihm (auch?) der Rest so ziemlich scheißegal. (scheißegal oder so ziemlich egal, die Kombi passt nicht, finde ich) Dabei hat sie das Licht angelassen. Aber nein, der will beim Ficken lieber alleine bleiben. Wie Hühnersuppe riecht sie, denkt er und überlegt, wohin er in den Urlaub fahren soll. Während er ihren Orgasmus bewerkstelligt. Frauen wollen doch immer nur das eine. Und genau den Mann, den sie gerade nicht haben. Das schlimmste am Übervierzigsein, denkt er, ist, (das ist vielleicht eher nach Übervierzigsein setzen?) vielleicht nach dass man alles schon kennt. Es gibt einfach nichts mehr zu entdecken. Er rollt von ihr (runter? weg? etc.?) und sie löscht das Licht. Sie wartet. Wenn ab vierzig, sagt sie, alles schlechter wird, dann war vorher ja alles besser. Er schweigt. Wenn du morgen sterben würdest, sagt sie , dann wäre die zweite Hälfte deines Lebens ja so schlecht auch nicht gewesen.
Er zieht sich im Dunkeln so geräuschvoll an, wie es ihm möglich ist. (wieder toll das Bild)
Vera
Der Morgen ist eine einsame Semmel.
Max
Irgendeiner fass ich heut’ an den Arsch.
Schluss einfach nur: ja.
Nimm dir, was du gebrauchen kannst.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
vielen Dank für dein Kompliment! Freut mich sehr!
Danke auch für deine Anmerkungen. Ich werde sie überdenken und das ein oder ander sogar noch verändern.
Die Wiederholung der vierzig Jahre- werde ich so lassen, weil es irgendwie auch das Thema ist. In vielen Fällen stören mich solche Wiederholungen auch. Hier sehe ich es aber als Stilmittel.
Es sollte tatsächlich heißen: In die Dunkelheit hineinzusprechen. Muss ich ändern!
"ziemlich scheißegal" ist UGS. Ich finde aber, dass das "ziemlich" das Scheißegal noch ein wenig betont, weil es dadurch eigentlich etwas abgeschwächt wird.
Er bedient die Maschine, weiß wo alles ist - soweit so gut. ABER er will nichts entdecken. Das "entdecken wollen" würde Vera zu etwas besonderem machen. So aber "bedient" er sie, wie alle anderen davor auch.
Nochmals herzlichen Dank!
Liebe Grüße
Sam
vielen Dank für dein Kompliment! Freut mich sehr!
Danke auch für deine Anmerkungen. Ich werde sie überdenken und das ein oder ander sogar noch verändern.
Nach vierzig kommt nichts mehr. Die ersten vierzig Jahre sind die Wichsvorlage für den Rest deines Lebens. (würde ich umstellen, weil so oft 40, ohne dass die Wiederholung wirkt: Die ersten vierzig Jahre sind die Wichsvorlage für den Rest deines Lebens. Danach kommt nichts mehr.)
Die Wiederholung der vierzig Jahre- werde ich so lassen, weil es irgendwie auch das Thema ist. In vielen Fällen stören mich solche Wiederholungen auch. Hier sehe ich es aber als Stilmittel.
Als wäre in die Dunkelheit hinzusprechen (hinzusprechen? hieneinzusprechen? oder einfach nur in die Dunkelheit sprechen?)
Es sollte tatsächlich heißen: In die Dunkelheit hineinzusprechen. Muss ich ändern!
der Rest so ziemlich scheißegal. (scheißegal oder so ziemlich egal, die Kombi passt nicht, finde ich)
"ziemlich scheißegal" ist UGS. Ich finde aber, dass das "ziemlich" das Scheißegal noch ein wenig betont, weil es dadurch eigentlich etwas abgeschwächt wird.
Er weiß gleich (Komma) wo alles ist (Komma) und bedient die Maschine. Aber (waurm aber? verstehe ich nicht wegen "bedient die Maschine") er will nichts entdecken, das merkt sie gleich.
Er bedient die Maschine, weiß wo alles ist - soweit so gut. ABER er will nichts entdecken. Das "entdecken wollen" würde Vera zu etwas besonderem machen. So aber "bedient" er sie, wie alle anderen davor auch.
Nochmals herzlichen Dank!
Liebe Grüße
Sam
Lieber Sam,
ja klar, mir war shcon klar, dass das Stilmittel ist, an der Stelle fand ich die Umsetzung aber nicht voll geglückt. Aber ich habs jetzt nochmal gelesen: Für mich passt es jetzt, ich weiß nicht, was es verändert hat.
ne find ich ebe nicht! Die Abschwächung des "egal" durch "ziemlich" steht für mich der Steigerung von "scheiß" entgegen und bekommt so tautologischen Charakter, durchaus ein Indikator für Umgangssprache
, aber leider ist es ja nicht so, dass Dinge, die in der Wirklichkeit wirklich sind auch in Texten immer so authentisch wirken. Bei mir wirkt das im text nicht nicht.(Ich meine: Es gibt einen Unterschied, ob jemand "ziemlich scheißgeal" sagt oder ob in irgedneinem text geschrieben steht, jemand sagt "ziemlich scheißegal".
Ja eben, du sagst ihm letzten Satz durch das "so" sogar selbst, dass die erotische Beschreibung "Maschine bedienen" und "nichts entdecken wollen" kein Widerspruch ist. Jemand, der jemanden entdecken wollte, würde auch nicht davon sprechen, dass er eine Maschine bedient...beide Formulierungen stehen für Desinteresse. Darum ist das "aber" für mich erzähltechnisch falsch.
Ansonsten immer noch sehr fein.
Liebe Grüße,
Lisa
Die Wiederholung der vierzig Jahre- werde ich so lassen, weil es irgendwie auch das Thema ist. In vielen Fällen stören mich solche Wiederholungen auch. Hier sehe ich es aber als Stilmittel.
ja klar, mir war shcon klar, dass das Stilmittel ist, an der Stelle fand ich die Umsetzung aber nicht voll geglückt. Aber ich habs jetzt nochmal gelesen: Für mich passt es jetzt, ich weiß nicht, was es verändert hat.
"ziemlich scheißegal" ist UGS. Ich finde aber, dass das "ziemlich" das Scheißegal noch ein wenig betont, weil es dadurch eigentlich etwas abgeschwächt wird.
ne find ich ebe nicht! Die Abschwächung des "egal" durch "ziemlich" steht für mich der Steigerung von "scheiß" entgegen und bekommt so tautologischen Charakter, durchaus ein Indikator für Umgangssprache
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Er bedient die Maschine, weiß wo alles ist - soweit so gut. ABER er will nichts entdecken. Das "entdecken wollen" würde Vera zu etwas besonderem machen. So aber "bedient" er sie, wie alle anderen davor auch.
Ja eben, du sagst ihm letzten Satz durch das "so" sogar selbst, dass die erotische Beschreibung "Maschine bedienen" und "nichts entdecken wollen" kein Widerspruch ist. Jemand, der jemanden entdecken wollte, würde auch nicht davon sprechen, dass er eine Maschine bedient...beide Formulierungen stehen für Desinteresse. Darum ist das "aber" für mich erzähltechnisch falsch.
Ansonsten immer noch sehr fein.
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
über das "Aber" habe ich noch ein wenig nachgedacht. Vielleicht bin ich eitel und dickköpfig, aber (!) ich meine trotzdem, dass es passt. Er bedient die Maschine, aber will nichts entdecken. Als würde man einen Sportwagen probefahren, aber es reicht einem eine Runde um den Häuserblock ohne auch nur mal schneller als fünfzig kmh gefahren zu sein.
Aber man kann ja nicht in allem einer Meinung sein.
Danke für das trotzdem erteilte "fein" deinerseits.
Herzliche Grüße
Sam
über das "Aber" habe ich noch ein wenig nachgedacht. Vielleicht bin ich eitel und dickköpfig, aber (!) ich meine trotzdem, dass es passt. Er bedient die Maschine, aber will nichts entdecken. Als würde man einen Sportwagen probefahren, aber es reicht einem eine Runde um den Häuserblock ohne auch nur mal schneller als fünfzig kmh gefahren zu sein.
Aber man kann ja nicht in allem einer Meinung sein.
Danke für das trotzdem erteilte "fein" deinerseits.
Herzliche Grüße
Sam
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