Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 21.06.2007, 22:14

Sommersonnenwende Nr. 58

Regen, nichts als Regen kübelweise
übers Dach
und pochende Tropfen am Fenster

da brennt kein Feuer
das Licht wendet
ohne Flammen und Gesänge
heute Nacht

Max

Beitragvon Max » 22.06.2007, 21:37

Mit der Lichtnadel
webe ich aus deinem
Rhythmus
ein dichtes Tuch

Es wird den Regen
nicht einlassen
nicht dieses montone Surren
in der Luft
und auch nicht
den Herzschlag

So glauben wir
haben wir unser Leben
geborgen

Gast

Beitragvon Gast » 22.06.2007, 23:27

geborgen
glauben wir uns im Leben
das nur geborgt
ist
bis morgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.06.2007, 23:31

das Leben
manchmal im Traum gelebt
am Tag geborgt
manchmal am Tag gelebt
im Traum geborgt
lebe oder träume ich?

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.06.2007, 18:10

Die Sonnenwende
versteckte sich

Hände vorgehalten

Meinen Traum bespannt

Und das Leben, ja das Leben

Hinter den Fingerritzen
verspricht es sich

Wir werden uns wohl grüßen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Max

Beitragvon Max » 24.06.2007, 21:25

Als kind
hat er die hände gefaltet
und gebetet
heimlich
wann immer es drauf ankam
vor jeder klassenarbeit

Bis Martina es sah
und der in die klasse rief:
Der M. tut schon beten

Seitdem hat er gelernt
ohne äußere anzeichen
zu beten

Bis gestern

Klara
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Beitragvon Klara » 24.06.2007, 21:51

der andere

suchte etwas
das es nicht gibt
weil er nur in sich selbst suchte

war eine arme sau

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.06.2007, 23:38

etwas zu suchen
das es nicht gibt
niemals geben kann
und dennoch weiter zu suchen
ein leben lang
ist manchmal
der sinn der suche
der sinn des lebens
lebenslänglich

Gast

Beitragvon Gast » 24.06.2007, 23:48

Manch einer täte gut daran bei sich zu suchen.
Meist sucht man lieber bei anderen,
das lenkt so prima von eigenen Schwächen ab. *






*Das ist jetzt überhaupt nich lyrisch, aber es schafft mir gerade mal Luft.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 25.06.2007, 07:50

Bekam Prinz Klappstuhl was zu hören,
wo's sinnvoll schien, sich aufzuregen,
dann ging er, auszuräumen jeden
Verdacht, er wolle jemand stören,
dass heißt, primär der Nachbarn wegen,
hinaus, um mit der Nacht zu reden.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Max

Beitragvon Max » 25.06.2007, 22:21

Unten am Fluss
ein Klappstuhl
seit letztem Sommer
sind die Angler zurück

Der Bund der Naturfreunde
freut sich
ebenso die Touristikbehörde

Die Fische
hat keiner gefragt
Zuletzt geändert von Max am 26.06.2007, 21:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.06.2007, 22:53

Atheist übt sich in Poesie

Glaube, ein riesiges, blasiges BLUBB im Tümpel der Tage

(es guckt eben keiner zu)

(man ist so allein, dass man nicht mal allein ist)

Am Ufer hockt das Eichhorn. Und das Füchslein. Der Farn rollt sich auf. Irgendwas macht ein Geräusch.



Aber den Brief, den hab ich geschrieben (die Welt war mir ein Kloster ohne Gott)

------


Gott: Note: Unbefriedigend! Nächstes Mal würde es auch nicht besser, aber das gibts ja eh nicht (hehehe)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 28.06.2007, 20:53

Der Himmel leergefegt
wie bei Föhn im Spätherbst
Hinter dem alten Bauernhaus
hängt der Gekreuzigte

Eine Schlüsselblume blüht
wie eine Schlüsselblume

Daneben Moos

Ich bleibe
Atheist

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.06.2007, 17:35

Die Geschichte
das verwitterte Kreuz
der Nagel
Fixateure extern
alles war immer verbunden
auch im Nichtglauben

Bild
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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