Fiebertraum

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Trixie

Beitragvon Trixie » 11.04.2006, 16:47

Zerfetzte Tapete
In meinem Kopf
Schmieriges Öl
Fließt Wände hinauf
Ich bin verwirrt
Ich bin verirrt
Im Labyrinth in mir

Das Öl sind Schlangen
Mich beschwörend
Würgen mich
Hirngespinste kommen hoch
Bis ich falle
Durch sie hindurch
Hab sie mir nur
Ausgedacht
Ausgelacht
Ich sie oder
Sie mich?

Es ist schon spät
Noch jung
Noch alt
Noch in der Wüste
Auf und Ab
Karawanen ziehen vorüber
Lassen mich alleine stehen
Lassen mich alleine sehen
Was ich nicht sehen mag:


Das Glas zerbricht
Ein letztes Mal
Die Sanduhr
Steht nun
still
Zuletzt geändert von Trixie am 20.04.2006, 14:21, insgesamt 2-mal geändert.

Maija

Beitragvon Maija » 11.04.2006, 18:31

Hallo Trixie,

Sehr schöne Bildersprache und Inhalt und Form gefallen mir ebenfalls gut. Es macht mich nachdenklich, weil am Ende die Sanduhr stehen bleibt. Werde es noch öfter lesen müssen. Ich bin etwas verwirrt durch deine Bildersprache. ;-) Es gibt halt Gedichte, die sollte man mehrmals lesen und dein Gedicht gehört dazu. Gerne gelesen, Danke! §blumen§ Zu beanstanden habe ich nichts, so auf den ersten Blick.

Gruß Maija

Franktireur

Beitragvon Franktireur » 11.04.2006, 20:25

Gefällt mir sehr gut.

Zwei Anmerkungen habe ich:

"durch sie durch" - klänge besser "durch sie hindurch" ? (Geschmacksfrage)

"Hab sie mir nur" könntest du ersatzlos streichen, der Kontext ist auch ohne diese Zeile klar - zudem könntest du dann das "doch" streichen bei
"ich sie oder - sie doch mich?"

...
Bis ich falle
Durch sie hindurch
Ausgedacht
Ausgelacht
Ich sie oder
Sie mich?
...


sähe es dann aus. Ich denke, durch die "kleine" Verdichtung würde es noch gewinnen. Nur ein Vorschlag.

Gruß
Frank

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.04.2006, 21:51

Servus ihr beiden!

Ich danke vielmals für eure Kommentare! Ja, Maija, das kann manchmal ein bisschen dauern, bis man wirklich "blickt" was der Autor da sagen will, kenne ich nur zu gut :mrgreen: . Auch dir Frank ein herzliches Dankeschön für deine Mühe. Ich finde das immernoch ganz toll und bin ehrlich fasziniert von dem Interesse und Engagement, das hier stattfindet!!! Hm, zu deinem Vorschlag...Findest du, dass der Lesefluss dann noch so da wäre, wenn da hindurch stünde? Ich finde es etwas schwieriger. Den einen Satz weglassen, ja, das wäre auf jeden Fall eine Überlegung wert. Ich muss es mir nur noch ein paar Mal vorsagen und mich darin einwiegen ok? Aber an sich könntest du auf jeden Fall recht haben...

§blumen§ Vielen Dank!

lg Trixie

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.04.2006, 21:53

....hab ich wohl was übersehen: Das eine "doch" war in der Originalversion tatsächlich nicht da. Ich wollte nur mal sehen, wie es hier aussieht. Aber da wir ja jetzt schon zwei sind, die finden, dass es auch ohne das "doch" geht, werde ich es wieder streichen :grin: !

moana

Beitragvon moana » 16.04.2006, 19:04

Holla! Dieses Gedicht steht irgendwie so einsam und unkommentiert herum...Also, dass bei solchem Gedicht nicht mehr Rückmeldung kam, wundert mich ein bisschen...Ich finde es nämlich total stark! Irgendwie ziemlich krasse Schilderung..Und die Doppelsinnigkeiten! Die Wüste als Sand in der Sanduhr und das würgen und daraufhin "hochkommen"-klasse. Schade, dass man hier nicht zentrieren kann, dann hätte ich die letzten Zeilen abgesetzt , das sähe nämlich aus wie eine Sanduhr dann glaube ich. Das war wahrscheinlich so vorgesehen oder? Also, ich finde es irgendwie unheimlich und berührend. Hat eine ähnlich Wirkung auf mich, wie Louisas Gedichte, wenn auch ganz anders. Find ich gut :-$ !

grüßerl von moana

Trixie

Beitragvon Trixie » 17.04.2006, 10:55

Servus moana!

Ich danke dir vielmals für das großzügige Lob und fühle mich geehrt, dass es dir gefällt! Ja, es ist wirklich sehr abstrakt, ist ja auch ein Fiebertraum :-$ und das mit der Sanduhr am Ende hat hier leider nicht so funktioniert, wie ich es gerne hätte, aber ich glaube, das tut keinen so großen Abbruch!

Schöne Ostern und lg Trixie

Max

Beitragvon Max » 18.04.2006, 14:11

Liebe Trixie,

die Bilder sind sehr intensiv und größtenteils sehr frisch. Wie Frank votiere ich aber auch für
"durch sie hindruch"§

Liebe Grüße
max

Trixie

Beitragvon Trixie » 20.04.2006, 14:20

Servus Max!

Ein spätes Dankeschön von mir für deine Votierung und dein Lob, das freut mich sehr! Nach langem Nachdenken werde ich wohl doch hindurch nehmen, wie ihr gesagt habt. Allein deswegen schon, weil ich oben auch schon hinauf genommen habe und das besser von der Wortwahl passt. Dankeschön!


lg Trixie

Jürer trans Brauklin

Beitragvon Jürer trans Brauklin » 22.04.2006, 16:49

Liebe Trixie,
ich denke in diesem Gedicht hast Du die Urangst des Menschen(Wahnsinn), recht plastisch dargestellt:

Öl nach oben fließend,
Verwandlung in Schlangen,
Hirngespinste im Kopf,
bis ich falle,
was ich nicht sehen mag,

aber alles kommt am Ende zur Stille,
das werte ich als positiv, denn in der Stille
kann man die Kraft bekommen, sich wiederzufinden.
Es heißt ja: "Wenn Du aus DIr herausgehen willst, gehe in DIch hinein!"
Gerne gelesen,
GJ

Iris

Beitragvon Iris » 22.04.2006, 17:45

Hallo,

ich mag das Gedicht sehr, doch mit der Sanduhr am Schluß gefällt mir nicht so, rein gefühlsmäßig, kann ich nicht begründen, denn es ist ja gut gewählt im Zusammenhang mit der Wüste. Und bringt das, was Gerda positiv bemerkte. Mir ist es irgendwie zuviel, vielleicht auch, daß das Glas bricht oder


könnte sein, daß "die Sanduhr steht still" ohne das Füllsel "nun" weniger erzählerisch klingen würde und das ganze dadurch an Poesie gewinnen würde.

Nur eine kleine Kritik also.

liebe Grüße Iris

Trixie

Beitragvon Trixie » 23.04.2006, 17:57

Servus ihr Jürer und Iris!

Entschuldigt meine späte Antwort, aber ich habe total übersehen, dass noch jemand etwas zu diesem Gedicht geschrieben hat :cool: !

Ich habe nun mehrmals alle Kommentare durchgesehen und ich finde partout nicht - was auch ein Fehler beim hochladen sein kann - einen Kommentar von Gerda. Die letzten beiden sind bei mir von Jürer trans Brauklin und von dir, Iris! :???: Bin ein wenig verwirrt...

Also, nun aber zur Kritik: Danke an Jürer für die sehr positive Rückmeldung. Ich weiß nicht, ob es ein "zur Ruhe kommen" am Ende wirklich beinhaltet, eigentlich bedeutet ja ein Stillstand einer Uhr im lyrischen Sinne meist den Tod. Da es "nur" ein Fiebertraum ist, mag es auch das Erwachen aus dem Traum sein? Oder der Kampf mit der Krankheit der verloren wurde?

Liebe Iris, dass du rein gefühlsmäßig etwas nicht magst, kann ich gut nachvollziehen, geht mir auch oftmals so, aber da es ja, wie sagst, Sinn macht, muss daran wohl nicht arbeiten :smile: ? Das mit dem nun....das ist schwierig, ich muss es mir durch den Kopf gehen lassen. Eigentlich ist es auch der Form wegen gesetzt, denn bei mir auf dem Bildschirm läuft die letzte Strophe zu einer Sanduhr zusammen und da brauche ich diese Zeile. "nun" ist schon ein allgemeines Wort, aber ich wüsste jetzt auch nicht spontan, wie ich es ersetzten sollte...und vielleicht ist dieser wiegende Erzählrhythmus ja auch ein wenig gewollt am Ende? Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine richtigen Gedanken gemacht :-s ... Also, wie gesagt, ich werde denken! Danke!!

lg Trixie

Iris

Beitragvon Iris » 23.04.2006, 18:27

Ja, Ich hatte einen Kommentar von Gerda gelesen und ich kann ihn auch nicht mehr finden, Im Zusammenhang mit der Sanduhr kann ich nur sagen, es stört mich, weil es ins klischeehafte zu kippen droht und deshalb finde ich in diesem Moment eine wiegende Erzählweise, welche auch schnell als schwatzhaft/kitschig empfunden werden könnte ungünstig. Meines Erachtens ist etwas an der Grenze dazu und das macht mein etwas ungutes Empfinden an dieser Stelle, hab ich jetzt herausgefunden.
Nun oder irgendein Füllsel kann für den gestalterischen Aspekt (Kaligraphie)
unumgänglich werden, doch für das Gedicht ist es an sich nicht gut aus genannten Gründen. Ich würde dann lieber die Buchstaben sperren oder irgend so etwas, wenn nur Platz gefüllt werden muß, ehe ich ein sprachliches dehnen oder undicht hereinlassen würde.

LG Iris


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