Ja, dieses Bild ist wundervoll. Obwohl es so verkitscht wurde. Obwohl es Abermillionen Poster - Abdrücke (und Servietten!) davon gibt. :-s
Mit Klimt geht es mir wie mit Fontane. Fontanes Effi Briest war mein erstes „richtiges“ Buch, ich habe viel durch es gelernt, vor allem die Liebe zur Literatur, aber nachdem ich noch viele andere Bücher von Fontane las, merkte ich, dass Fontane von sich selbst dachte, dass er sich selbst nicht überwunden habe.
So erging es mir mit Klimt auch, seit ich seine aber und immer verzierten Goldwerke sah, die Art der Darstellung von Frau und Mann, glaube ich, dass dieser ungeheuerliche Aufwand viel erzählt...
Männer sind selten in seinen Werken zu finden, wenn dann oft als Rückenfiguren. Klimt malt eine klare Bewunderung für die Schönheit der Frau, wenn er Mann und Frau zusammenzeigt - dennoch auch Entfremdung zwischen den beiden.
Das kann man hier beim Kuss auch erkennen...Das männliche Gesicht ist nicht zu erkennen. Seine Hände umfassen mit großer Zärtlichkeit ihr Gesicht und dennoch dreht sie es von der Umarmung weg. Ihm wird nur die Wange zum Kuss geboten.
Für mich, das ist vage und nicht wissenschaftlich, aber ein fester Glaube, verhinderte der Blick des Künstlers auf die Frau, den Blick des Mannes Klimt auf die Frau. So wäre es auch von Bedeutung, dass die Frau im Kuss das Gesicht dem Betrachter zuwendet und nicht dem Mann. Wenn Schönheit vom maler beobachtet werden muss, ist die völlige Nähe des Mannes unmöglich, da der Künstler immer dazwischen steht...Deshalb meiner Meinung nach auch die starke Spannung zwischen Figuren und Ornamentik...die Figuren erscheinen mir oft (hier auch) in eine zusätzlich (2-dimensionale) Ebene gebracht, die der Ästhetik. Denn wenn man das Bild genau betrachtet, müssten die beiden auch liegen, denn die Haltung ist nicht statisch.
Normalerweise interpretiere ich nicht so direkt, das ist gar nicht meine Art, weil Bilder synthetisch sind und davon leben...aber bei Klimt konnte ich noch nie anders...
Zitat von Klimt:
„
Wer mich besser kennen möchte – das heißt als Künstler, und nur das lohnt sich – sollte meine Malerei studieren und versuchen daraus herauszufinden, wer ich bin und was ich will.“
Klimt bewunderte Rodin und Whistler (ohne wie die Kunstwissenschaft behauptet) sie nachzuahmen.
Klimt hoffte die Wiener Malerei aus ihrer Isoliertheit, in der sie dahinsiechte, zu befreien. Er gilt zusammen mit Olbrich und Hoffmann als begründer der Wiener Sezession.
Das ist jetzt stichwortartig das, was ich mir mal in meinem Bildbuch zusammen notiert habe (ich bin immerhin 3 ganze Maler weit gekommen

). Natürlich nicht fundiert etc...und höchst subjektiv, aber ich glaube dran
