Beitragvon Mucki » 01.08.2007, 01:44
„Rück das Handy raus, du wandelnder Teppich mit Ohren!“, meckere ich.
„Nein, ich muss meiner Geliebten noch eine sms senden. Das ist von außerordentlicher Wichtigkeit! Ich habe es versprochen, ich bin von adliger Abstammung und halte mein Wort!“, meint er empört.
„Du und deine rasierte Pudeltussi. Ein Bild für die Götter, die geht doch unter dir spazieren, und du merkst es nicht mal!“, lache ich ihn aus. Er straft mich mit Nichtbeachtung.
„Aber überzieh das Limit nicht, du! Die letzte Telefonrechnung hat mir den dritten Herzinfarkt beschert. Noch einen Bypass kann ich mir nicht leisten!“ Der Zottel winkt nur ab und tippt fleißig weiter. Wieviele Zeichen kann man da noch mal eingeben? Ich wundere mich, wie er überhaupt die einzelnen Buchstaben trifft mit seinen riesigen Pfoten. Nachdem er, ich habe mitgezählt, mindestens 250 Zeichen eingegeben hat, protestiere ich aufs Neue.
„Her mit meinem Handy, du blöder Hund!“ Er schlackert vehement mit seinen langen Ohren, die plötzlich zu klingeln beginnen.
„Nun, geh schon ran, wenn du es eh hast!“, rufe ich.
„Das Handy klingelt nicht!“, entgegnet er ungerührt. Doch das Klingeln hört nicht auf, im Gegenteil, es wird vehementer.
„Das ist nicht das Handy, das ist die Haustür!“, du doofe Nuss!“, kläfft das Fellbündel und schnappt mir mit einem Zug die Bettdecke weg.
Die Haustür? Wieso die Haustür? Mit einem Ruck bin ich wach und blicke auf die Uhr. Au Mann, was hab ich da wieder für einen Stuss zusammengeträumt? Halb zwölf? Das ist ja noch mitten in der Nacht! Unverschämtheit! Ich schleiche aus meinem Bett und höre erneut ein heftiges Läuten an der Tür, dreimal hintereinander. Auch das noch! Variante vier steht da unten. Ich überlege, ob ich mir den Mundschutz aufsetzen und vorsorglich alle Fenster öffnen sollte. Nummer vier ist ein ganz besonders übles Exemplar. Seine Knoblauchfahne erreicht auf der von mir kreierten Skala von eins bis zehn die fünfzehn! Welch eine Folter am frühen Morgen, denke ich und drücke seufzend den Lautsprecher.
„Ja, bitte?“
„Paketpost!“
„Dachgeschoss!“, schreie ich gequält, kann meine Vorfreude kaum bremsen. Den Wohnungsschlüssel in der Hand, stelle ich mich in den Flur außerhalb der Wohnung. Schadensbegrenzung! So benötige ich lediglich drei Stunden, um den lieblichen Gestank aus meiner Wohnung zu entfernen. Verschwitzt und wie immer mit seinem überaus berauschenden Duft umhüllt, überreicht er mir schließlich ein Päckchen. Wie lange ich wohl die Luft anhalten kann? Zu allem Überdruss muss ich noch auf diesen Computerempfangsgeräten unterschreiben! Der Tag ist gelaufen. Mindestens eine halbe Stunde lang Hände waschen ist angesagt. Ich schätze mal, dass 100.000 Menschen vorher dieses Gerät in der Hand hatten. Allein die Vorstellung, was die vorher nicht alles in der Hand hielten, verursacht mir einen spontanen Hautausschlag. Schnell abgefertigt, Tür zugeknallt und ab ins Bad. Jetzt duschen? Nee, ich leg mich wieder ins Bett und schlafe gleich wieder ein.
„Sag mal, hast du Knoblauch gefuttert, ist ja widerlich! Wie soll ich da romantische Worte für meine sms finden?“, schimpft das adlige Schlappohr, rümpft die Nase und trollt sich ins Wohnzimmer, um dort an meinem Mahagoni-Sekretär seine Liebesbotschaft zu beenden, während mir bei einem langen Zungenkuss mit dem Knobimann die Knie weich werden.